Kurzbeschreibung
Rot wie Blut schimmert die Gesteinsschicht im Steinbruch von Stenvik. Jeder auf Öland kennt die Legenden von den Bluttaten, die diesen Stein gefärbt haben sollen. Auch Per Mörner kennt sie, und dennoch beschließt er, mit seinen Kindern im Frühjahr nach Stenvik zu ziehen. Nach einem gescheiterten Brandanschlag auf seinen Vater Jerry sieht Per sich gezwungen, auch ihn zu sich auf die Insel zu holen. Doch Per kann nicht verhindern, dass Jerry schon kurz darauf vor seinen Augen getötet wird. Der Vater schien seinen Mörder gekannt zu haben - wer aber könnte ihn so gehasst haben, dass er das Risiko einging, ihn in aller Öffentlichkeit zu töten? Per Mörner lässt die Frage keine Ruhe. Und was er herausfindet, erschüttert ihn zutiefst ...
Über den Autor
Johan Theorin, geboren 1963 in Göteborg, gelang schon mit seinem ersten Kriminalroman »Öland«, ausgezeichnet als bestes Krimidebüt des Jahres, ein großer internationaler Erfolg. Als Herbst-Teil seines geplanten Jahreszeiten-Quartetts wurde es in vierzehn Sprachen übersetzt. »Nebelsturm«, dessen Filmoption bereits verkauft ist, spielt im rauen öländischen Winter. Das Buch erhielt in Schweden den Preis für den Besten Kriminalroman des Jahres und wurde mit dem Dagger Award für den besten internationalen Kriminalroman prämiert.
(Quelle: Piper Verlag)
Meine Meinung
Es ist Frühling auf Öland, als Per Mörner das geerbte Häuschen seines Onkels am Rande des Steinbruchs von Stenvik übernimmt. Per Mörner hat keinen leichten Stand, denn seine Tochter Nilla ist schwer krank, sodass er zunächst nur mit seinem Sohn Jesper das neue Haus in Besitz nimmt. Der kleine Ort hat sich verändert, ist noch weiter ins Interesse der Sommergäste gerückt und so gibt es gleich zu Beginn des Buches auch eine folgenschwere Begegnung mit den neuen reichen Nachbarn, auf der Theorin so eine Art zweiter Handlungsstrang aufbaut. Aber auch altbekannte Figuren kommen wieder zum Zug, denn der bereits aus den ersten beiden Teilen liebgewonnene Gerlof hat hier wieder eine stärkere Rolle.
Der Autor bevölkert auch sein drittes Buch wieder mit Figuren, bei denen man eigentlich nie genau weiß, woran man ist. Jeder scheint ein Geheimnis zu haben, mit kleinen oder großen Sünden der Vergangenheit zu kämpfen, die nun nach und nach ans Tageslicht kommen. Gleiches gilt auch für Per Mörners Vater, der nach einem Schlaganfall nicht mehr in der Lage ist, sich richtig ausdrücken zu können. Das macht die Vergangenheitsbewältigung schwierig, denn Per Mörner weiß nach dem missglückten Brandanschlag auf seinen Vater zwar, dass dieser in Gefahr ist, kann aber aufgrund der mangelnden Kommunikationsmöglichkeiten der Ursache erst viel zu spät auf den Grund kommen. Er fängt an, die Vergangenheit seines Vaters systematisch zu durchleuchten und merkt nicht, dass er damit nun auch sein eigenes Leben in höchste Gefahr bringt.
Der Handlungsstrang um Per und seinen Vater wechselt sich mit dem Handlungsstrang um die neue Nachbarin Vendela ab, die in Stenvik geboren wurde und dort eine schwierige Kindheit verlebt hat. Sie kehrt als Gattin eines reichen und erfolgreichen Buchautors zurück und merkt schnell, dass sie die Vergangenheit nicht vergessen kann. Um sie rankt sich das Geheimnis des titelgebenden Blutsteins, mit ihr taucht man in die Sagen- und Märchenwelt der Elfen und Trolle ab, die in den skandinavischen Ländern etwas völlig normales sind. Mir hat dieser Handlungsstrang besonders gut gefallen, da er teilweise etwas unwirkliches, mystisches hat und man eigentlich die ganze Zeit gespannt ist, ob wirklich irgendwann Elfen und Trolle auftauchen.
Theorin ist mit diesem dritten Buch endgültig auf Öland angekommen, lässt den Leser in jeder Minute Teil sein dieser Insel, Teil sein an den Geschichten um seine Protagonisten, die auch hier wieder mit unglaublicher Tiefe gezeichnet sind. Stereotypen sucht man vergebens. Selten sind mir Protagonisten begegnet, die so menschlich und echt sind. Keine Superhelden, keine extrem kaputten Typen sondern Protagonisten, bei denen sich Schwächen und Stärken perfekt die Waage halten. Während bei den ersten beiden Romanen eigentlich der Schwerpunkt mehr auf den Protagonisten lagt, sind hier erstmals Krimiplot und Psychogramm völlig ausgewogen. Dennoch muss man sich auch hier darauf einstellen, dass auf Öland und bei Theroin die Zeit anders läuft. Langsamer, bedächtiger, und so nimmt das Buch nach einem fulminanten Prolog erst langsam aber stetig Tempo auf. Trotzdem zieht es einen von der ersten Seite an in seinen Bann, entwickelt einen ganz eigenen Sog und eine unterschwellige, permanente Spannung, die mich immer weiter und weiter hat lesen und das Buch bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen lassen. Für mich war das der bislang stärkste Band aus der Öland-Serie.
Fulminant ist auch das Ende. Hier ist Theorin ja immer für eine Überraschung gut und so habe ich mir das Spekulieren, wer hinter den Brandanschlägen auf Pers Vater stecken könnte, auch erspart. Statt dessen habe ich die Lektüre dieses Buches von der ersten bis zur letzten Seite genossen und warte nun gespannt auf das vierte Buch, den abschließenden Teil des Öland-Quartetts.