Unionsverlag., 2007, 153 Seiten
Aus dem moçambiquanischen Portugiesisch von Karin von Schweder-Schreiner
Mit einem Vorwort von Henning Mankell
Kurzbeschreibung:
In Moçambique stoßen verschiedene Welten aufeinander: die politische Vergangenheit des ehemaligen Koloniallandes und postkommunistischen Staates, die Konflikte der Gegenwart und zeitlose, mythische und magische Geschichten. In einem Altersheim in der Provinz, wo ein Todesfall aufgeklärt werden soll, versucht Inspektor Izidine Naíta Klarheit in dem Gespinst der geheimnisvollen Aussagen der Bewohner zu gewinnen. Im Schatten des Frangipanibaums auf der Terrasse über dem Meer lauscht er allabendlich ihren merkwürdigen Geschichten. Dabei taucht er immer tiefer in ihre fantastische Welt ein und sieht sich zugleich auch mit der politischen Vergangenheit des Landes konfrontiert.
Mia Coutos sprachgewaltiger und poetischer Roman über Afrika, seine Mythen und deren Bedrohung in einer modernen Welt nimmt den Leser in faszinierende Bilderwelten mit, in flirrende Hitze und ans Meer.
Über den Autor:
Mia Couto, 1955 als Sohn portugiesischer Einwanderer in Beira/Moçambique geboren, gehört zu den herausragenden Schriftstellern des portugiesisch-sprachigen Afrika. Mehrere Jahre war er als Journalist und Chefredakteur der Zeitungen »Tiempo« und »Notícias de Maputo« tätig, heute arbeitet er als Umweltbiologe. Seit 1983 veröffentlicht er Romane, Erzählungen und Gedichte. Für sein Werk wurde Couto mehrfach ausgezeichnet, darunter 1991 in Moçambique mit dem Nationalpreis für Literatur. Mia Couto lebt in Maputo.
Meine Meinung:
Dieser Roman aus Mosambik benutzt für deutsche Leser eine ungewöhnlich empfundene Sprache und Stilmittel. So werden Träume und Geister wie selbstverständlich eingesetzt. Die Grenzen zwischen Existenz der Lebenden und der Toten verwischen sich. Anfangs hatte ich damit Probleme, aber man spürt, dass dieser kurze, ambitionierte Roman die kleine Anstrengung lohnt. Für den Roman spricht auch ein literarischer Ansatz, kein esoterischer.
An dieser Ausgabe störte mich das belehrende Vorwort des omnipräsenten, selbsternannten Afrikaexperten Henning Mankell. Das hätte man wirklich weglassen können, den der Roman spricht doch für sich und nachdem man sich etwas in den ungewöhnlichen Stil eingelesen hat, ist man schnell drin in Mia Coutos Welt. Er erzeugt faszinierende Bilder, zum Beispiel auch das von dem Frangipanibaum, der einem der handelnden Figuren so viel bedeutet.
Der Roman ist kein Krimi, aber es gibt einen metaphorisch verwendeten Kriminalplot, bei dem ein Inspektor die Einwohner eines Altersheims befragt. Der Direktor des Altersheims war nicht gerade beliebt, hat die Einwohner schikaniert und ist jetzt verschwunden, wahrscheinlich ermordet. Bei jedem Verhör gesteht einer der Einwohner dem Inspektor sofort wie selbstverständlich und begeistert, dass er der Mörder war. Das setzt sich so fort. Eine Rolle spielt anscheinend auch die schöne Marta, die sich um die Männer und Frauen des Altersheim kümmert und die Anlass zu Eifersucht wurde.
Zwischen diesen Geständniskapiteln kommentiert der Geist, der den Inspektor bewohnt, ausführlich.
Das erzeugt ein Gesamtbild, daher sollte man das Geschehen nicht wörtlich nehmen und keine normale Auflösung erwarten.
Allerdings fehlt auch mir noch ein Element, das der Thematik des Romans mehr Relevanz verliehen hätte. So bleibt ein guter Eindruck, allerdings ist der Roman kein wichtiges Meisterwerk.
Nach nur 150 Seiten ist es trotzdem fast schade, dass dieser atmosphärisch dichte und kompakte Roman schon wieder zu Ende ist.
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ASIN/ISBN: 329320404X |