Fussball-Fankultur in Bremen
Herausgegeben von J.Bonz, D.Krebs, F.Müller, C.Öz, R.Otto, F.Trempnau, P. Weiskirch
Verlag: Edition Temmen
Broschiert: 160 Seiten
Dezember 2010
Kurzbeschreibung:
Von Fans, über Fans, für Fans - und für alle, die sich für Fans und deren Kultur interessieren. So beschreiben die Herausgeber das Thema ihres Buches. An der Universität Bremen haben sich Studierende zwei Semester lang mit der Fußballfankultur beschäftigt. Sie sind als Feldforscher, als teilnehmende Beobachter und mithilfe qualitativer Interviews in die verschiedensten Milieus von Fußballfans eingetaucht. Herausgekommen ist eine bunte Sammlung von Beiträgen, die den Starkult um Diego untersuchen, die Atmosphäre auf einer Auswärtsfahrt beschreiben, das aktuelle Phänomen der "Ultras" beleuchten, die Perspektive schwuler Fans darstellen, weibliche Fans befragen oder etwa die Kommunikation in einem Fan-Forum im Internet vorstellen. Diese Vielfalt an Blickwinkeln erlaubt einen ebenso aktuellen wie unterhaltsamen Einblick in das Massenphänomen Fankultur.
Über den Autor:
Jochen Bonz, geboren 1969, Kulturwissenschaftler und Autor von zahlreichen Büchern zur Popkultur, u.a. »Sound signatures«. Er lebt mit seiner Familie in Bremen.
Meine Meinung:
Ein ganz interessantes neues Buch über Fussballfans, speziell von Werder Bremen.
Die Fussball-Fan-Kultur in Bremen wird in ganz verschiedenen Ansätzen betrachtet, dadurch entsteht ein rundes Bild.
Es beginnt noch harmlos, aber amüsant mit der „Telenovela“, die Werders Superstar Diego in seinen 3 Jahren beim SV Werder bot. Dazu gehörte neben fußballerischen Glanzlichtern auch eine Affäre mit Sarah Connor und viel Vertragspoker. Diegos Beliebtheit grenzt an die von Ailton!
Dann wird es schon anspruchsvoller. Verschiedene Fansgruppierungen werden betrachtet. Dazu gehören die Ultras (z.B. die Wanderers), Fan-Projekte, oder die Fans, die die Spiele in Kneipen im Fernsehen verfolgen.
Das Verhältnis des Vereins zu seinen Fans wird betrachtet. Spannend fand ich auch die Fragestellung, inwieweit Journalisten auch Fussballfans sein dürfen. Bremer Fussballberichterstatter gelten als besonders neutral, manchmal wird ihnen ihre Distanziertheit sogar negativ ausgelegt. Mir persönlich gefällt es gut, dass ehrlich und manchmal auch schonungslos über die Leistung der eigenen Mannschaft berichtet wird.
Weitere Beiträge beschäftigen sich mit der Rivalität mit dem HSV oder Akzeptanz weiblicher Fans, die früher keineswegs selbstverständlich war. Und mit Homophobie in den Stadien. Während Homosexualität in der Gesellschaft akzeptiert ist, gilt das keineswegs immer in allen Fußballstadien.
Es gibt noch mehr Themen, nicht alle habe ich gelesen. Ein Vorteil des Buches ist, dass durch die verschiedenen Autoren ein breites Spektrum an Themen entsteht, aus denen sich der Interessierte etwas raussuchen kann.
Ein letztes Kapitel beschäftigt sich mit Fans im Internet.
Das Buch ist facettenreich. Es ist anscheinend gut recherchiert, wirkt jedenfalls kenntnisreich und sehr glaubwürdig. Durch viele Interviews mit ganz verschiedenen Fans kommen verschiedene Ansätze zustande. Daher kann ich das Buch empfehlen!