Atlantic Books
304 Seiten
Januar 2010
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Kurzbeschreibung
Ungewöhnliche Dinge geschehen auf der abgelegenen Insel St. Hauda. Seltsam geflügelte Kreaturen huschen über vereiste Sümpfe, schneeweiße Tiere verstecken sich in mit Schnee bedeckten Wäldern, in der Tiefe des Ozeans leuchten Quallen auf und ein junge Frau wird langsam zu Glas.
Zum Autor
Ali Shaw wurde 1982 in einer Kleinstadt in der englischen Grafschaft Dorset geboren. Er studierte Englische Literatur an der Universität von Lancaster und arbeitet seitdem als Buchhändler und in der Bodleian Bibliothek der Universität Oxford. Derzeit schreibt er an seinem zweiten Roman.
Meine Meinung
"The Girl With Glass Feet" ist eines der Bücher, das mir dank des ansprechenden Titelbildes auffiel und aufgrund der interessanten Inhaltsangabe gekauft wurde. Hinter dem zauberhaften Titelbild verbirgt sich eine mindestens ebenso zauberhafte Erzählung über Liebe und Veränderung, über Hass und Stillstand, sowie über den Glauben an das Besondere.
Im Mittelpunkt stehen die beiden Hauptfiguren Ida MacLaird, die früher gerne getaucht ist und deren Füße sich von den Zehen nach oben in Glas verwandeln sowie dem sehr zurückgezogen lebende Midas Crook, der Menschen lieber fotografiert als Kontakt zu ihnen zu haben. Die beiden treffen sich zufällig auf der Insel St. Hauda, die vor der Westküste Schottlands liegt. Die früher sehr aktive Ida befürchtet, dass ihr ganzer Körper zu zerbrechlichem Glas werden könnte, will mit niemandem über diese seltsame Veränderung sprechen und versucht, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Midas beschreibt die Landschaft von St. Hauda als monochrom und ist fasziniert von den Möglichkeiten, die sich ihm als leidenschaftlichen Fotograf bieten. Vor allem in Winter wirkt die Insel besonders trostlos mit ihren als farblos beschriebenen Moorlandschaften und dem grauen Meer, von ihren früheren Bewohnern fast völlig verlassen seitdem der Walfang verboten wurde.
Oberflächlich gesehen könnte man "The Girl with Glass Feet" als modernes Märchen beschreiben, aber meiner Meinung nach bietet es deutlich mehr, wie zum Beispiel vielschichtige Figuren und plastische Landschaftsbeschreibungen, die Bilder vor meinem inneren Auge entstehen ließen. Die leicht skurril wirkenden Hauptfiguren und Fabelwesen (Kühe mit Mottenflügeln, in der Größe von Fliegen ) verstärken die märchenhafte Atmosphäre, ohne dass das Buch wie eine gewöhnliche Fantasyerzählung wirkt. Gleichzeitig sind Ida und Midas glaubwürdige Hauptfiguren, deren Verhalten und Gedanken sie sehr menschlich wirken lassen. In der winterlich-grauen Landschaft und Grundstimmung leuchten die Gefühle der beiden füreinander umso deutlicher und wärmer. (Klingt kitschig - was das Buch jedoch meiner Meinung nach auf keinen Fall ist!) Auch die Nebenfiguren sind gut gezeichnet, wenn auch teilweise leider ein wenig zu blass, über einige hätte ich gerne ein wenig mehr erfahren.
Die Sprache ist der verzauberten Atmosphäre und trostlosen Landschaft perfekt angepasst, die Liebe des Autors für die englische Sprache ist deutlich zu spüren.
Fazit
Eine wundervolle Geschichte, im doppelten Sinne, mit sehr besonderen Hauptfiguren inmitten einer winterlich-trostlosen Umgebung, sprachlich anspruchsvoll und mit einem ebenso überraschenden wie überzeugendem Ende.
Edit: Endlich endlich gibt es eine deutsche Übersetzung, erscheint am 16. Januar bei script 5 mit einem der beiden schönen Cover. *freu*