An die Buchhändler unter euch: Wissen und Empfehlungen

  • Hallo liebe Büchereulen.


    Ich habe die Suche betätigt, aber nicht das gefunden, was ich suche.


    Ich bin seit September Azubi im Buchhandel und bin auch total glücklich. Es macht viel Spaß und bietet jede Menge Abwechslung.


    Nun merke ich natürlich tagtäglich, dass es gerade als Azubi schwer ist einem Kunden ein Buch zu empfehlen. Vor allem, weil ich oft das Gefühl habe: "Eigentlich dachtest du doch immer du hast viel gelesen und jetzt fühlst du dich, als hättest du NICHTS gelesen."
    :help
    Selbstverständlich ist: Regel Nr 1. Lesen, lesen, lesen!


    Doch wie verschafft ihr euch noch einen Überblick über euer Sortiment und den Büchern, die ihr einem Kunden empfehlen könnt?
    Wie geht ihr vor, wenn eine junge Frau vor euch steht und ein Buch für einen jungen Mann sucht, der nicht so gern liest?
    Wie geht ihr vor, wenn ein Ehemann ein Buch für seine Frau sucht und er nicht weiß, was sie schon alles gelesen hat?
    Wie eignet ihr euch "Buchwissen" an?
    Oder empfehlt ihr wirklich nur Bücher die ihr selbst gelesen habt?


    Ich würde mich über einen Austausch freuen.
    Anregungen für den Azubi von heute. Wie geht ihr mit den Kunden um, mit Empfehlungen und der Weitergabe von Buchinhalten?
    Was macht ihr mit schweren Kunden? Mit Kindern und Jugendlichen?


    Ich hoffe es melden sich ein paar eingefleischte Buchhändler, vielleicht sind ja sogar auch andere Azubis hier unterwegs.


    Ansonsten darf sich natürlich auch jeder andere melden, der Tipps hat. Oder überhaupt eine Meinung dazu.


    Freue mich sehr auf einen netten Austausch. :)

  • also ich selbst bin nicht im Buchhandel tätig, aber ich denke, Du kannst gar nicht alle Bücher selbst lesen. viel wichtiger ist wahrscheinlich, dass Du den Überblick behältst, Programme der wichtigen und weniger wichtigen Verlage kennst und vor allem mit Deinen Kollegen und Deinen Kunden im Gespräch bleibst. Meine Lieblingsbuchhändlerin weiß zB was ich bei ihr gekauft habe und fragt später gern mal nach, wie mir das Buch gefallen hat. und sie gibt eben auch Empfehlungen von Kunden weiter.


    mir als Kunde wäre dann auch wichtig, dass Du ehrlich bist. wenn Dir ein Buch aus bestimmten Gründen nicht so gut gefallen hast, kannst Du die Gründe ja nennen und vielleicht statt dessen auf ein anderes Buch verweisen. Damit baust Du Dir Stammkundschaft auf: Leute, die Dir vertrauen, gern wieder zu Dir kommen und mit Dir über die Bücher reden.


    achja, und die Büchereule hilft Dir bestimmt auch ungemein. Hier gibt es soooo viele ehrliche Rezis, wenn Du da auf dem Laufenden bleibst, hast Du auch schon einen ganz guten Überblick.


    so, und nun überlasse ich wieder das Feld den Buchhändlern

  • Hallo Phantasia,


    ich habe in der Oberstufe in einer Buchhandlung ausgeholfen. War zwar mehr für die ganzen Schulbücher zuständig, habe aber auch Kunden ab und an unten im Geschäft geholfen. Wenn man im Kollegium wusste, welchen Bereich jemand besonders gerne liest (von den Kollegen) wurde er manchmal noch um Rat gefragt und ansonsten hat mir damals wirklich die Büchereule weitergeholfen. Dadurch habe ich von Neuerscheinungen gehört und mal in Rezis und Meinungen zu Büchern hineingeschnuppert und habe anhand dieser dann zu- oder abgeraten. Ebenso Freunde, die mir ihre Leseereignisse mitteilen und von denen ich den Geschmack kenne.


    Zudem hat mir das eigene Stöbern geholfen und die vielen Klappentexte, die ich ab und an auch beim Abstauben überflogen habe und mri eine Meinung dazu gebildet habe. Ihr bekommt zudem ja auch Leseexemplare von Büchern, die die Buchhändler dann lesen können. Eine Grundlage um vor allem Neulinge im Autorenbereich auch empfehlen zu können und Werbung zu machen...


    Viel Spaß noch bei deiner Ausbildung.


    Liebe Grüße,
    Immi :wave

  • Hallo ihr zwei.


    Danke für eure Antworten.


    Klar die Büchereule ist auf jeden Fall schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung. Hier gibt es viel neues zu lesen, viel altes und die Rezensionen sind immer super um sich über ein Buch zu informieren.
    Man kann verschiedene Meinungen einholen und kann seinen eigenen Horizont erweitern, indem man hier Bücher findet, von denen man vorher noch nie gehört hat.
    Also die Büchereule ist da wirklich super.


    Sicher ich frage auch Kollegen um Rat, einfach weil die sich noch besser auskennen und besser auf die Wünsche eines Kunden eingehen können.
    Aber wenn drei Kunden um einen rumstehen, kann ich nicht für jeden einen Kollegen rufen. Daher muss ich mich ein bisschen selbst einarbeiten, damit ich bald genauso gut empfehlen kann, wie meine Kollegen.
    Das da auch viel an Erfahrung drin steckt ist mir klar. Wäre ja auch schlimm, wenn nicht. :)


    Ehrlichkeit ist auf jeden Fall wichtig.
    Wenn mir ein Buch nicht gefallen hat, dann kann ich es nicht als das Beste Buch verkaufen, was ich je gelesen hab.


    Klappentexte les ich auch ganz viel und ich mache mir Listen von einer Auswahl an Büchern, die bei uns im Laden stehen. Sodass ich einen kleinen Überblick hab.


    Naja.
    Vielleicht hat ja noch jemand ein paar Ideen. Erfahrungen. Austausch. :)

  • Zitat

    Original von Phantasia09
    Ehrlichkeit ist auf jeden Fall wichtig.
    Wenn mir ein Buch nicht gefallen hat, dann kann ich es nicht als das Beste Buch verkaufen, was ich je gelesen hab.


    Ehrlichkeit ist gar nicht sooo wichtig, die wenigsten wollen ein Buch haben, dass dir persönlich gut gefallen hat, sondern eines, das ihnen selbst gefällt!
    Hilfreich finde ich, wenn die Leute erzählen, was ihnen schon gut gefallen hat; anhand der Autoren oder Buchtitel kann man gut was Passendes raussuchen.


    Edit: Wobei ich das Ganze jetzt aus der Warte des Kunden sehe, denn ich bin nicht im Buchhandel.

  • Arbeite zwar nicht im Buchhandel, aber ich verkaufe und meistens stellen die Leute Fragen, weil sie unschlüssig und unsicher sind. Da sie aber ja letzten Endes was haben wollen, was ihnen gefällt und sie mit einem Guten Gefühl aus dem Geschäft gehen wollen, ist es meiner Meinung nach wichtig, dass die Kunden am Ende das Gefühl haben, die Entscheidung selbst getroffen zu haben. Da ich nun mal nicht in die Köpfe gucken kann, muss man die richtigen Fragen stellen.
    Du kannst nur wissen, was der Kunde will, wenn du gezielt nach Wünschen fragst, gewöhnlich sind das offene Fragen, wo der Gast schön viel erzählen soll und du ziehst nachher den Schluss daraus. Fragt man einfach nur 'Was hat ihre Frau den gelesen?' wird man wohl nicht so weit kommen. Fragt man aber zuerst mal ob sie gerne Krimis, Fantasy oder sonstwas liest, ist man schon mal weiter. danach ein paar einschlägige Titel. Da wird bestimmt ne Antwort kommen und wenn man dann die Richtung weiß, kann man ein zwei Vorschläge machen und Alternativen vorschlagen.


    Ich denke so kann man das machen, egal worum es sich dreht. Denn Leuten fällt dann jede Menge ein und man kann selbst dann gut abschätzen und eingrenzen, was man empfiehlt. Wenn man den guten dann mit ein paar Titeln versehen hat, lässt man ihm ein wenig Zeit, sich es selbst anzusehen und ich bin sicher, er kommt nochmal auf einen zu und bedankt sich.


    Davon abgesehen, bin ich immer auf dem Standpunkt, man kann nicht alles wissen, man muss nur wissen wo es steht. Ich meine, einen kleinen Teil weiß man und dann muss man auch schon mal sagen können, 'Hier kann ich ihnen grad nicht so helfen, fragen sie doch mal die Kollegin' Oder man schaltet gezielt einen Kollegen ein, von dem man weiß, er kennt sich da besser aus. Kein Kunde wird einem da mutzig sein, den bei der Fülle an Geschriebenen kann man nicht alles wissen.

  • Hallo Phantasia :)


    Ich bin im Buchhandel seit nunmehr... einem Jahr und... 2 Monaten. *rechne*
    Ich bin als Quereinsteiger in die Buchbranche gewechselt, und obwohl es unglaublich viel Spaß macht, ging es mir am Anfang ähnlich wie dir!
    Auch ich hab immer gedacht, ich lese viel... aber wenn ich so Kollegen angucke... ohje :)


    Ich habe den Vorteil, dass ich nun für eine bestimmte Abteilung zuständig bin. Im Bereich Kinder- und Jugendbuch kenne ich mich gut aus (wage ich zu behaupten ;)) und werde auch oft von Kollegen zu rate gezogen.
    Genauso mache ich das umgekehrt - in Sachen Krimi oder gar Belletristik brauche ich gern mal unterstützung.
    Wenn es gar nicht anders geht, muss ich mir mit dem helfen, was ich weiß... Anhand dessen kann ich vielleicht schon eine kurze Inhaltsangabe von einem Buch zusammenkratzen, evtll. Vorgänger Bände erwähnen.


    Allgemein zur Recherche... ich schaue mir online Rezensionen an - dadurch erfährt man einiges über ein Buch und wie es beim Leser angekommen ist. So kann ich einem Kunden ruhig ehrlich sagen, ich hab es nicht gelesen, aber "die Meinungen sind insgesamt eher positiv"... oder was die Rezis eben hergeben.
    Außerdem lese ich natürlich viele Bücher aus meiner Abteilung - für das Gesamtsortiment ist das allerdings super schwierig - und schreibe eigene Rezis.


    Bei Serien habe ich mir zB Listen mit den Titeln der einzelnen Bände erstellt. Oft fragen Kunden nach einem bestimmten Band aus einer Reihe. Da ich mich nicht 100% immer auf die Technik (Internet, freier PC) verlasse, habe ich so einen Ordner, auf den ich zurückgreifen kann.
    Auch Themenlisten sind sehr hilfreich! Jemand sucht ein Buch, in dem zB ein Rollstuhlfahrer im Mittelpunkt steht, oder eine Scheidungs-Geschichte oder ein Ritter und eine Prinzessin (was auch immer...).
    Spontan gefragt kann das nach hinten los gehen, also mach dir einige Notizen. Die Themenlisten auf Büchereule können dir weiterhelfen :) Such dir ein paar Highlights/Thema raus, auf die du bei spontanen Fragen zurückgreifen kannst ;)


    Tja, und sonst... Verlagsvorschauen aufmerksam durchstöbern, LeseExemplare nutzen, up to date bleiben :)
    Wenn du es nächsten Herbst zur Buchmesse in FFM schaffst, dort gibt es einen eigenen Azubi & Studiums bereich, wo es interessante Workshops und Tipps gibt. Da kannst du dich auch mit Gleichgesinnten austauschen.


    Wie schon erwähnt, ich bin auch relativ neu (zumindest in meiner Abteilung) aber ich konnte in den letzten Monaten bereits den ein oder anderen Stammkunden für mich gewinnen, dem ich nun immer wieder gern weiterhelfe. Daher kann meine Taktik nicht allzu falsch sein ;) hoffe ich...


    Ich wünsch dir viel Erfolg, und ich hoffe, es holft dir ein bisschen weiter.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix


    Ehrlichkeit ist gar nicht sooo wichtig, die wenigsten wollen ein Buch haben, dass dir persönlich gut gefallen hat, sondern eines, das ihnen selbst gefällt!


    Jaja, das ist schon richtig. Aber der Kunde kommt ja zu mir, weil er nicht so Recht weiß was er kaufen soll (ob nun als Geschenk für jemanden oder auch um etwas neues für sich selbst zu kaufen - meistens.)
    So und da kann ich mich ja nur auf meine persönliche Erfahrung stützen und ihm ein Buch empfehlen, dass ich gelesen habe oder von dem ich gehört habe. Und da finde ich, geht es auch um Ehrlichkeit ;)
    Also wenn ich mich in den Kunden hineinversetze, dann wäre mir es durchaus wichtig, dass der Buchhändler mir ehrlich sagt was er von dem Buch hält.
    Und wie gesagt: Ich empfehle kein Buch, was mir nicht gefallen hat!



    Zitat

    Da sie aber ja letzten Endes was haben wollen, was ihnen gefällt und sie mit einem Guten Gefühl aus dem Geschäft gehen wollen, ist es meiner Meinung nach wichtig, dass die Kunden am Ende das Gefühl haben, die Entscheidung selbst getroffen zu haben. Da ich nun mal nicht in die Köpfe gucken kann, muss man die richtigen Fragen stellen. (Cathrine)


    Ja das stimmt. Das seh ich auch so. Man kann dem Kunden nichts aufdrängen, nur empfehlen und ihm dann selbst die Entscheidung überlassen.
    Mit den richtigen Fragen kommt man da auch meistens sehr weit. Das geb ich dir Recht.



    Zitat

    Davon abgesehen, bin ich immer auf dem Standpunkt, man kann nicht alles wissen, man muss nur wissen wo es steht. Ich meine, einen kleinen Teil weiß man und dann muss man auch schon mal sagen können, 'Hier kann ich ihnen grad nicht so helfen, fragen sie doch mal die Kollegin' Oder man schaltet gezielt einen Kollegen ein, von dem man weiß, er kennt sich da besser aus. Kein Kunde wird einem da mutzig sein, den bei der Fülle an Geschriebenen kann man nicht alles wissen. (Cathrine)


    Du glaubst ja gar nicht, wie viele Kunden mutzig werden, weil man nicht alles kennt, was sie kennen.... Das ist schon manchmal wirklich heftig.
    Aber du hast schon Recht. Man kann nicht alles wissen und wenn ich wirklich nicht weiter weiß oder genau sicher bin "Da kennt sich ein Kollege besser aus", dann gebe ich das auch zu und verweise den Kunden dann an den passenden Kollegen.



    Zitat

    Ich habe den Vorteil, dass ich nun für eine bestimmte Abteilung zuständig bin. Im Bereich Kinder- und Jugendbuch kenne ich mich gut aus (Takanari)


    Ich bin im Moment auch noch in der Kinder und Jugendbuchabteilung eingeteilt. Aber ich werd natürlich durch die Abteilungen wandern und muss da dann irgendwann einen Gesamtüberblick haben. Zumindest einen groben.
    Im Jugendbuch hab ich jetzt schon viel gelesen und mich gut eingearbeitet. Aber bei den Krimis (da geht es noch, da ich privat sehr gerne Krimis lese) und bei der Belle (wo ich null Ahnung habe), da wird es dann schon echt schwierig.


    Zitat

    Bei Serien habe ich mir zB Listen mit den Titeln der einzelnen Bände erstellt. Oft fragen Kunden nach einem bestimmten Band aus einer Reihe. Da ich mich nicht 100% immer auf die Technik (Internet, freier PC) verlasse, habe ich so einen Ordner, auf den ich zurückgreifen kann. Auch Themenlisten sind sehr hilfreich! Jemand sucht ein Buch, in dem zB ein Rollstuhlfahrer im Mittelpunkt steht, oder eine Scheidungs-Geschichte oder ein Ritter und eine Prinzessin (was auch immer...). Spontan gefragt kann das nach hinten los gehen, also mach dir einige Notizen. Die Themenlisten auf Büchereule können dir weiterhelfen :) Such dir ein paar Highlights/Thema raus, auf die du bei spontanen Fragen zurückgreifen kannst ;) (Takanari)


    Solche Listen hab ich auch. Mit den Serien und so. Da komm ich auch oft durcheinander.
    Aber die Idee mit den Themenlisten ist echt super. Das werde ich mir mal merken. Das ist wirklich eine gute Idee. Vielen Dank :) :)


    Freue mich über weiteren Austausch und nochmal ein Danke an alle die sich bisher gemeldet haben :)

  • Zitat

    Original von Phantasia09
    Jaja, das ist schon richtig. Aber der Kunde kommt ja zu mir, weil er nicht so Recht weiß was er kaufen soll (ob nun als Geschenk für jemanden oder auch um etwas neues für sich selbst zu kaufen - meistens.)
    So und da kann ich mich ja nur auf meine persönliche Erfahrung stützen und ihm ein Buch empfehlen, dass ich gelesen habe oder von dem ich gehört habe. Und da finde ich, geht es auch um Ehrlichkeit ;)
    Also wenn ich mich in den Kunden hineinversetze, dann wäre mir es durchaus wichtig, dass der Buchhändler mir ehrlich sagt was er von dem Buch hält.
    Und wie gesagt: Ich empfehle kein Buch, was mir nicht gefallen hat!



    Sehr idealistisch ;-) Ich denke, auf lange Sicht wirst du das nicht durchhalten können. Ich empfehle regelmäßig Bücher, die ich persönlich niemals würde lesen wollen - weil ich weiß, dass es genau das ist, was die Leserin möchte. Romantische Liebesschnulzen sind definitiv nicht mein Genre, aber über Rezensionen, Inhaltsangaben und Rückmeldungen anderer Leser traue ich mir (mittlerweile) durchaus zu, auch hier Empfehlungen auszusprechen. Da sind dann auch Bücher bei, die ich persönlich eher ... nichtssagend finde (ich gebe zu, dann und wann lese ich die Dinger zumindest mal an).


    Edith möchte noch hinzufügen, dass ich allerdings nie behaupte, ein Buch gelesen zu haben, wenn es nicht so ist. Die Empfehlung läuft dann in Richtung: "Dieses hier wird sehr gerne genommen!" oder "Hier haben wir bisher nur positive Rückmeldungen bekommen".

  • Ahh okay. :)


    Ja das ist natürlich klar. Dann habe ich dich jetzt ein bisschen falsch verstanden, Tilia Salix.
    Natürlich empfehle ich nicht nur Bücher die ich gelesen hab.


    Nur im Moment finde ich es einfach noch unheimlich schwierig eine Empfehlung über ein Buch auszusprechen, dass ich selbst nicht kenne.


    Oder mal ein Beispiel um mein Anliegen zu erläutern:
    Ein Kundin kommt in den Laden. Ich bin zur Zeit ganz allein auf der Etage und sie möchte eine Empfehlung. Eine Empfehlung für ein schönes Buch, was lustig ist aber nicht zu plump. Frauenliteratur.
    So: Problem Nr. 1
    Ich selbst lese keine Frauenliteratur. Ist nicht so mein Genre. Klar ich arbeite mich gerade durch die Abteilungen und werde auch bald da mal ein paar Bücher lesen. Aber im Moment habe ich da noch überhaupt keinen Überblick.
    Problem Nr. 2
    Wie empfehle ich der Kundin nun ein Buch, wenn ich mich in der Abteilung überhaupt nicht auskenne und gerade komplett allein auf der Etage bin?


    Deswegen suche ich gerade nach verschiedenen Möglichkeiten mir einen Überblick zu verschaffen, der mir hilft einem Kunden auch ein Buch zu empfehlen, obwohl ich mich in dem Gebiet nicht 100% gut auskenne.


    Ich hoffe man kann mir folgen.


    Daher mache ich mir im Moment Listen mit Büchern aus unserem Bestand, schreibe mir eine kurze Inhaltsangabe auf und schaue mir ein paar Rezensionen dazu an.
    So versuche ich ansatzweise einen Überblick über die verschiedenen Abteilungen zu bekommen, während ich gleichzeitig dazu natürlich Bücher aus den Abteilungen lese. Wie im Moment im Jugendbuch.


    Ich fühle mich halt im Moment noch sehr hilflos, wenn Kunden kommen und sagen: "Können Sie mir was empfehlen?"
    Da schrillen bei mir die Alarmglocken. Ich werde nervös und werde richtig zittrig. Eben weil ich erst seit 4 Monaten dabei bin und mir ja nicht auf die Stirn tätowiert steht: "Vorsicht AZUBI, ich kann noch nicht viel". :rolleyes


    Deswegen erhoffe ich mir hier ein paar Tipps und bin für alles dankbar. Auch aus Kundensicht natürlich. :)

  • Zitat

    Original von Phantasia09


    Ich fühle mich halt im Moment noch sehr hilflos, wenn Kunden kommen und sagen: "Können Sie mir was empfehlen?"
    Da schrillen bei mir die Alarmglocken. Ich werde nervös und werde richtig zittrig. Eben weil ich erst seit 4 Monaten dabei bin und mir ja nicht auf die Stirn tätowiert steht: "Vorsicht AZUBI, ich kann noch nicht viel". :rolleyes



    Dieses Gefühl der Hilflosigkeit vergeht. Vor allem, wenn du dich weiterhin so intensiv bemühst deinen Horizont zu erweitern, wie du es momentan machst.


    Du kannst einfach noch nicht so viel wissen, wie deine Kolleginnen, die diesen Job schon seit Jahren machen und du kannst noch nicht so routiniert im Umgang mit den Kunden sein.


    Ich kenne dieses "ins-kalte-Wasser-geworfen-werden" aus meiner Ausbildungszeit. Ich habe zwar in einem anderen Bereich gelernt, aber die Kunden wussten bei uns auch nicht, dass ein Azubi vor ihnen steht. Bei manchen kann man das höchstens erahnen man das, wenn man das Alter schätzen kann.


    Als ich dann - Jahre später - ein Praktikum in einer Buchhandlung gemacht habe - hatte ich zumindest schon Erfahrung im Umgang mit Kunden und durch mein Alter und die jahrelange Beschäftigung mit dem Buchmarkt auch schon einen guten Überblick über das Sortiment. Aber auch da musste ich manchmal die Kunden an die "Expertin" für diesen und jenen Bereich verweisen, bzw. eben die Kollegin holen. Das nehmen einem die Kunden auch nicht unbedingt krumm. Man kann ihnen auf diese Weise auch das Gefühl geben, dass man sich darum bemüht, dass er die bestmögliche Beratung bekommt. Eben durch die Fachperson.


    Man sollte sich schon in allen Bereichen etwas auskennen, aber jeder hat so seine Spezialgebiete, in denen er sich besonders wohl fühlt.



    Und was das "ich bin ja nur der Azubi"-Problem angeht: Ich finde es manchmal wirklich angenehm, wenn die Angestellten Namensschilder tragen und bei den Azubis eben drauf steht, dass sie nur ein Azubi sind. Zumindest ich habe mit denen dann viel mehr Geduld und sehe ihnen eine Menge nach. Es hat doch jeder mal klein angefangen ...


    Wenn du dich fleißig hier durchs Forum liest, wirst du wirklich eine Menge lernen können. Vielleicht kannst du das Forum ja sogar während deiner Arbeitszeit als Nachschlagewerk nutzen.


    Mir hat das damals viel gebracht, als meine Kollegin nicht wusste, dass ein bestimmtes Buch im HC anders als, als im TB und ich dem Kunden die richtige Antwort geben konnte, weil er sich nicht sicher war, ob er das Buch nun schon gelesen hatte, oder nicht. Der Klappentext kam ihm irgendwie bekannt vor.
    Weil ich mir nicht 100%ig sicher war und mich nicht in ein Kundengespräch einmischen und dann auch noch was falsches sagen wollte, habe ich der Kollegin die entsprechende Liste hier im Forum gezeigt und sie und der Kunde waren froh, dass es so nicht zu einem versehentlichen Doppelkauf kam.

  • Kein Grund, nervös zu werden! Niemand erwartet Perfektion.


    Erst mal ist ganz wichtig - nimm's nicht persönlich, wenn du mit einer Empfehlung mal daneben liegst. Letztlich ist es oft reine Geschmackssache, was ein gutes Buch ausmacht - da liegen auch Profis mal daneben.


    Zum anderen bist du ja schon auf der richtigen Spur - lesen, Titel anschauen, Verlagsprogramme durchforsten und dabei herausfinden, welches Gebiet einem am besten liegt. Da dann Experte werden, für alles andere sind die Kollegen zuständig ;-)


    Und eine Empfehlung muss ja nicht immer so aussehen:
    "Großartiges Buch - das ist genau das, was Sie gesucht haben!"


    sondern vielen ist auch schon mit
    "Wenn Ihnen Susanne Fröhlich gefallen hat, dann könnte vielleicht dieses Buch von Gaby Hauptmann auch etwas für Sie sein."
    geholfen.


    Oft vergleichen Verlage Ihre Autoren miteinander - so nervig solche Sachen auch sein mögen, als allererster Hinweis, in welche Richtung das Buch überhaupt geht, find ich das durchaus brauchbar.


  • Dank dir.
    Wahrscheinlich setze ich mich auch viel selbst unter Druck.


    Ja, ich fände es auch viel besser, wenn auf unseren Namensschildern "Azubi" drauf stehen würde. Aber das tut es leider nicht.
    Wir haben jeder unser Namensschild, aber bei mir steht leider nicht zusätzlich noch Azubi drauf. Ich würde mich damit auch besser fühlen. Aber was soll man machen.


    Das Forum hier ist wirklich super. Hier schreiben und rezensieren viele Leute die sich wirklich auskennen und es entstehen immer wieder tolle Diskussionen, also was das angeht werde ich das Forum auf jeden Fall als eine gute Quelle in der Fortbildung benutzen.
    Ob ich da auch während der Arbeitszeit reinschauen darf - als Nachschlagewerk... mhm. Müsste ich mal anfragen, wird aber denke ich schwierig.


    Aber ich danke dir. :)




    @ Tilia Salix
    Vielleicht erwartet von mir niemand Perfektion, aber ich von mir selbst :rolleyes Ich weiß, total bescheuert nach gerade mal 4 Monaten in dem Beruf... aber das liegt wohl in der Persönlichkeit. :pille


    Ja, du hast schon Recht. Ich werd einfach mal versuchen mich weiter mit den Abteilungen, seinen Autoren und Inhalten und allem was dazu gehört auseinanderzusetzen. :)



    Für weiteren Austausch bin ich wie immer dankbar. :)