7 CDs
495 Minuten
ungekürzte Lesung
Sprecherin Hillary Huber
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Zum Inhalt
Kurz nach ihrem 40. Geburtstag gerät die Welt von Rhoda Janzen aus den Fugen. Nach 15 Ehejahren verlässt ihr Mann sie für einen anderen namens Bob, den er auf gay.com kennengelernt hat und Rhoda hat einen schweren Autounfall, denn sie nur knapp überlebt und an dessen Folgen sie noch lange leidet.
Plötzlich alleinstehend in einem viel zu großen und abgelegenen Haus, dessen Hypothek sie alleine nicht zahlen kann, wendet sie sich ihrer Familie zu und zieht wieder zu ihren Eltern in ihre mennonitische Heimatgemeinde.
Meine Meinung
"It is rare that I literally laugh out loud while I'm reading, but Janzen's voice—singular, deadpan, sharp-witted and honest—slayed me." —Elizabeth Gilbert, author of Eat, Pray, Love
Die Empfehlung von Elizabeth Gilbert klang gut und auf der Suche nach möglichst realistischen Familiengeschichte über die Amisch, stolperte ich über "Mennonite in a Little Black Dress". Die Kritiken klangen recht gut und so landete das Hörbuch hier.
Dem Urteil von Elizabeth Gilbert kann ich mich leider nicht anschließen. Es gibt zwar einige amüsante Stellen, aber oft blieb mir beim nächsten Satz das Lachen wieder im Halse stecken.
Rhoda Janzen wuchs in einer mennonitischen Familie auf und ihre autobiographischen Aufzeichnungen lassen auf eine sehr unglückliche Kindheit schließen. Insbesondere das erste Drittel des Romans strotzt vor Bitterkeit und trotzigem Aufbegehren gegen die Werte ihrer Eltern und die böse Welt da draußen. Dabei verhält sie sich wie ein kleines Kind, das möglichst oft möglichst viele böse Worte benutzen möchte, die im strengen Elternhaus nicht erlaubt waren. Dass bei einer Operation nach ihrem Unfall ihre Blase beschädigt wurde, ist sicherlich tragisch. Die zigfache Erwähnung ihrer „pee bag“ war jedoch eher nervig, als dass sie damit Mitgefühl geweckt hätte. Ähnlich verhält es sich mit den zahllosen bösen Kommentaren über ihren bipolaren Exmann und gay.com, sowie über ihre Eltern und die anderen Gemeindemitglieder. Müssen andere Leute mehrfach lesen bzw. hören, wie laut und übelriechend die Körperausdünstungen ihrer Mutter sind? Wie glaubwürdig ist ihre Erschütterung darüber, wegen eines Mannes verlassen zu werden, wenn sie schon vor der Hochzeit wusste, dass ihr Mann bisexuell ist?
Statt andere Menschen in schlechtem Licht erscheinen zu lassen, rückte sich die Autorin meiner Meinung nach selbst in diese Position, denn sie wirkt bockig und uneinsichtig. Einerseits hat sie das Elternhaus und die Kirchengemeinde früh verlassen und lehnt deren Werte ab, andererseits kehrt sie bei Problemen dorthin zurück um sich aufbauen zu lassen – verurteilt aber auch während dieses Aufenthalts die Menschen und deren Glauben.
Der einzige wirkliche Lichtblick ist die Sprache, in der Rhoda Janzen schreibt, denn man spürt ihre Leidenschaft für ausgefallene, fast vergessene und perfekt passende Worte immer wieder.
Immer und immer wieder reitet sie darauf herum, wie schwer sie es als Kind hatte, lässt weder an ihren Eltern noch an anderen Menschen ein gutes Haar. Erst gegen Ende wird sie ein wenig milder und gesteht auch eigene Fehler ein, gönnt den anderen auch ein paar gute Eigenschaften. Seltsamerweise wirken die Eltern der Autorin sehr zufrieden mit ihrem Leben und weitaus toleranter als die eigene Tochter.
Das "kleine Schwarze" aus dem Titel muss ich verpasst haben, oder es ist eine Metapher, die ich nicht verstanden habe.
Warum ich es überhaupt zu Ende gehört habe? Weil ich bis zum Ende die Hoffnung hatte, dass es besser würde und in die letzten beiden CDs haben mir auch deutlich besser gefallen als die ersten beiden. Gegen Ende merkt man, dass die Autorin in dieser Phase ihres Lebens mehr mit sich im Reinen ist als zu Beginn, direkt nach der Trennung von ihrem langjährigen Ehemann.
Fazit
Ein durch und durch amerikanisches Buch eine Autorin, die in einem strikt konservativen mennonitischen Elternhaus aufwuchs und jetzt mit ihrer Familie und einigen Anderen abrechnet. Obwohl ich auf ein ehrliches Buch gehofft hatte und keine rosagefärbte Heile-Welt-Erzählung wollte, war ich doch entsetzt über die Bitterkeit der Autorin und die Art, wie sie mit einigen ihr nahestehenden Menschen in aller Öffentlichkeit abrechnet. Besonders seltsam fand ich ihren Sinneswandel, nach dem Ende ihrer Ehe in die so verhasste Gemeinschaft zurückzukehren. Die meisten Informationen über Mennoniten gibt es in dem kurzen Nachwort, das nach Aussage der Autorin die besten und ehrlichsten Infos über die religiöse Gruppierung überhaupt enthält.