Kate Mosse - Wintergeister

  • 344 Minuten
    ungekürzte Lesung
    Sprecher: Reinhard Kuhnert
    Hörprobe beim Verlag (audible.de) *klick*


    Zum Inhalt:
    Der Ich-Erzähler Freddie Watson ist ein zurückgezogen lebender Mensch, der nie über den Tod seines Bruders George hinwegkam, der im ersten Weltkrieg starb. Als 1915 das Telegramm mit der Vermissten-Nachricht kommt, ist er gerade 15 Jahre alt und wird von seinen Eltern mit seiner Trauer völlig allein gelassen.
    Im Dezember 1928 ist Freddie mit dem Auto in den Pyrenäen unterwegs, wird er auf einer abgelegenen Straße von einem Schneesturm überrascht und fährt gegen Gesteinsbrocken. In der verlassenen Landschaft hört er eine Stimme flüstern „Die anderen sind in die Dunkelheit entschwunden“, kann aber niemand sehen. Freddie ist gezwungen, in dem abgelegen Dorf Nulle zu übernachten. Gestrandet an einem Ort, der im Winter völlig von der Außenwelt abschnitten ist, auch vom Strom- und Telefonnetz. An jenem Abend findet in Nulle traditionell die Feier von St. Etienne statt und die gesamte Dorfgemeinschaft versammelt sich in altertümlichen Kostümen und Freddie wird von der Gastwirtin zu der Feier eingeladen.


    Zur Autorin (vom Verlag)
    Kate Mosse arbeitet für Rundfunk und Fernsehen und ist Mitbegründerin des Orange Prize, eines renommierten englischen Literaturpreises. Für die BBC moderiert sie eine wöchentliche Büchersendung. Sie ist Mitglied der Royal Society of Arts und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im englischen Sussex und im südfranzösischen Carcassonne. Bei Argon erschienen bisher Das verlorene Labyrinth und Die achte Karte.


    Zum Sprecher (von audible)
    Der Autor und Schauspieler Reinhard Kuhnert, geboren in Berlin, ist neben seiner Arbeit als Dramatiker, Regisseur und Liederichter bekannt als Synchronsprecher. Er spricht u.a. Peter Coyote, Martin Sheen, André Dussolier und David Strathairn. 1999 gewann Reinhard Kuhnert als Autor den Brüder Grimm-Preis des Landes Berlin.



    Meine Meinung
    Passend zur weißen Landschaft draußen freute ich mich auf die ungekürzte Lesung von "Wintergeister". Das Buch hatte ich letztes Jahr schon auf Englisch gelesen, war sehr gespannt auf die deutsche Fassung und wurde nicht enttäuscht. Die Erzählung um den in seiner Trauer gefangenen Freddie Watson wirkt auch als deutsches Hörbuch genauso intensiv, insbesondere wenn hier gerade auch alles im Schnee versinkt.


    Freddie ist in dem Dorf Nulle in den Pyrenäen gestrandet, das sowohl abgelegen als auch rückständig auf ihn wirkt. In einer Zeit, in der die meisten Menschen die (jüngste) Vergangenheit vergessen möchten, werden hier zu Freddies Erstaunen alte Traditionen gepflegt und zwischen den Zeilen ist die Liebe und Leidenschaft spürbar, die der Erzähler für diesen Ort und die Erinnerungen daran empfindet.


    Kate Mosse lässt in diesem relativ kurzen Buch die Atmosphäre jener Zeit zwischen den ersten und zweiten Weltkrieg lebendig werden, das Leid der Hinterbliebenen wird einfühlsam geschildert und die geheimnisvolle Stimmung in dem eingeschneiten Pyrenäendorf Nulle und den ganz anderen Lebensrhythmus jener Zeit eindrücklich beschrieben. Man wünscht Freddie sehnlich, dass er die Geister der Vergangenheit ruhen lassen kann und so auch selbst zur Ruhe kommt.


    Der mir bisher unbekannte Reinhard Kuhnert liest die Rolle des einsamen jungen Engländers Freddie passend einfühlsam.


    Die deutsche Übersetzung von Ulrike Wasel, und Klaus Timmermann gefällt mir ausgesprochen gut, der leicht altertümlich wirkende Stil wurde einfühlsam übertragen und es entsteht die gleiche Atmosphäre bei der englischen Fassung, wenn Freddie von der Ödnis in seiner Seele spricht, die ihn seit dem Tod seines Bruder lähmt und von seinen Erlebnissen in Nulle berichtet.


    Das Titelbild, sowie das vorangestellte okzitanische Lied und der Titel „Wintergeister“ passen perfekt zur Handlung.


    Fazit:
    „Wintergeister“ ist genau wie der Schauplatz düster, geheimnisvoll und wirkt ein wenig altertümlich, nicht nur durch die leicht poetisch wirkende Sprache. Die Erzählung besitzt einen ganz eigenen, verzaubernden Charme, durch den sympathischen Freddie und das altertümliche Dorf Nulle inmitten der tobenden Naturgewalten mit seinen leicht skurril wirkenden Bewohnern. Kate Mosse erzählt zwei sehr persönliche Geschichten über Erinnerungen und Verlust, von Liebe, die den Tod überdauert, sowie von den Gefühlen und Gedanken der Überlebenden.


    P.S.
    Bei der Hörfassung fehlen natürlich die Illustrationen aus der englischen Buchfassung. Hier und hier sind zwei davon auf der Homepage des Künstlers Brian Gallagher zu sehen.


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    Die unten verlinkte CD-Version ist gekürzt:
    4 CDs
    238 Minuten
    ungekürzte Lesung
    Hörprobe beim Verlag *klick*


    Ich habe die ungekürzte Version von audible gehört:


    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

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  • Ich habe die gekürzte Fassung des Argon Verlages gehört, 4 CDs, 238 Min.


    Frederick Watson ist nie über den Tod seines im 1. Weltkrieg gefallenen älteren Bruders hinweggekommen. Im Jahr 1928 befindet er sich auf einer Reise durch Frankreich, als ein Autounfall ihn zwingt, Zuflucht in einem verschneiten Dorf in den Pyrenäen zu suchen. Während des dort stattfindenden Dorffestes macht er Bekanntschaft mit Fabrissa. Die junge Frau und Freddie erzählen sich gegenseitig ihre traurigen Lebensgeschichten. Am nächsten Tag ist Fabrissa unauffindbar und niemand kann sich an sie erinnern. Fünf Jahre später reist Frederick erneut nach Frankreich, weil ihm das Geheimnis um Fabrissa keine Ruhe lässt.


    Kate Mosse’ Sprache empfand ich als altmodisch und überladen. Für mich kommt die Geschichte schwer und tragisch daher, zusammen mit dem mystischen Anteil versinkt sie im Nebel und winterlichen Schnee.


    Frederick ist mir unsympathisch und das ändert sich auch nicht im Verlauf der Geschichte. Alle anderen Personen bleiben eher blass und konturenlos. Ich hatte dann auch keine Lust mehr, mir weitere Gedanken über das Buch zu machen oder irgendetwas in die Geschichte hineinzuinterpretieren. Sie hat mich einfach nicht angesprochen. Ich habe das Hörbuch zu Ende gehört, weil ich auf der Autofahrt kein anderes zur Hand hatte.


    Vielleicht war es für mich auch einfach nur das falsche Hörbuch zur falschen Zeit.


    Reinhard Kuhnert liest toll und sehr ausdrucksstark, wirklich schade, dass das Buch für mich so langweilig war. Seine tiefe, kraftvolle Stimme hat mir gut gefallen. Die Aussprache der vielen französischen Begriffe meistert er hervorragend. Als Sprecher war er für mich eine Neuentdeckung. Von ihm würde ich gerne weitere Hörbücher hören.