ausführliche Beschreibungen oder rasanter Handlungsverlauf?

  • Zu welchen Büchern tendiert ihr mehr?
    Bücher, in denen gern jede Umgebung, jeder Person genau beschrieben wird und ausführliche Gedankengänge niedergeschrieben sind?
    Oder lest ihr lieber Bücher, in denen möglichst die Charaktere kaum zum Lufholen kommen und von einem Abenteuer ins nächste stürzen?


    Ich habe schon mit einigen Leuten Diskussionen darüber geführt, und dabei wurde ich auch oftmals schief angeschaut, weil ich in Büchern auch die "langatmigen" Stellen mag. Das heißt nicht, dass ich mich mit Begeisterung auf 10-seitige Landschaftsbeschreibungen stürze. Aber zum Beispiel bin ich ein großer Stephen - King - Fan, und in Büchern wie "The Stand" gibt es teilweise sehr lange Passagen, in denen nicht viel passiert, sondern Organisation, Überlegungen, Besprechungen etc. im Vordergrund stehen. gerade so etwas lese ich egrn, um auch die Hintergründe hinter der eigentlichen Handlung völlig zu verstehen, wo viel nur genervt aufstöhnen.


    Deswegen bin ich gespannt, was ihr dazu sagt.

  • Darauf gibt es für mich nur die eine, höchst eindeutige Antwort:
    Kommt darauf an.


    Wenn ich mal die letzten beiden Bücher vergleiche, die ich gelesen habe, so haben mich in dem einen die vielen Beschreibungen und Gedankengänge der Figuren eher gelangweilt.
    In meiner aktuellen Lektüre sind ebenfalls viele, sehr detaillierte Beschreibungen, aber da sie nicht "runtererzählt" sind, sondern sich immer stimmig in die Handlung einfügen und sich Action und ruhige Passagen wunderbar abwechseln sowie zweite mit reichlich Humor und knackigen Dialogen gewürzt sind - finde ich das ganz wunderbar.


    Generell mag ich ausführliche Beschreibungen nur, wenn der Autor sie stimmig rüberbringt, und wenn ich das Gefühl habe, etwas zu verpassen, falls ich einen Satz überlese. Ist ja vielleicht ein Lösungshinweis.
    Da das nur wenige Autoren schaffen, tendiere ich zu eher weniger reiner Beschreibung.


    Wobei das auch wieder davon abhängt, wo wir uns befinden. Einen exotischen Ort mag ich lieber etwas ausführlich beschrieben haben; bei einem mitteleuropäischen Durchschnittswald dagegen reicht die Aussage "Wald", um mein Kopfkino anzufüttern.


    Kommt darauf an. Ja.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Darauf gibt es für mich nur die eine, höchst eindeutige Antwort:
    Kommt darauf an.


    :write


    Ist für mich sehr abhängig vom Buch. Wenn die Beschreibung gut gemacht ist, lese ich sie sehr gerne. Einzige Voraussetzung bei der Beschreibung: Gerade Personenbeschreibungen sollten für mich besonders bald erfolgen. Wenn die Person schon drei Monologe gehalten hat, hat sie bei mir schon ein Gesicht und dann ermüden mich Erzählungen, wie der Autor sich die Person vorstellt eher oder sie stoßen mich ab, wie es den meisten Leuten bei den Verfilmungen geht: Der/Die sieht ja gar nicht aus wie in meiner Phantasie... Die Gedankengänge der Figuren sind je nach Thema für mich manchmal spannender als viel Handlung. Siehe oben - es kommt immer darauf an.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Ich mag Beschreibungen, auch Ruhephasen, die Stimmung erzeugen, vorausgesetzt, es ist gut gemacht.
    Keinesfalls mag ich simples und oberflächliches Geschreibe, wie er trug eine dunkle Hose o.ä.
    Die Beschreibung muss in die Handlung miteingewoben sein, z.B. die Person geht einer Tätigkeit nach und dabei ärgert sie das lange Haar, welches ständig in das Gesicht fällt oder eine Person beobachtet eine andere bei einer Handlung und der Autor gibt dessen Perspektive und Einschätzung wieder.
    Beschreiben ist ja wie ein Bild malen für die Augen des Lesers.
    Ständige Action und langatmige, nicht weiterbringende Dialoge nerven mich hingegen.


    mlG
    Sayyida

  • Bei mir heißt es sowohl als auch. Kommt immer auf die Stimmung an in der ich gerade bin. Ich lese gerne mal etwas längere Beschreibungen aber wenn ich gerade schlechte Laune habe gefallen mir mehr die Bücher wo eher wenig beschrieben wird und umso mehr passiert.

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Ich tendiere auch zu "Kommt drauf an". Bei Romanen mag ich es gerne etwas ausführlicher, gerade wenn sie in fernen Ländern "spielen" und andere Kulturen beleuchten. Da freue ich mich über jede Information die mir Land und Leute näher bringt. Außerdem geniesse ich es in andere Kulturen und Länder einzutauchen und ich in dem Buch fallen zu lassen. Das geht mit knackig kurzen Beschreibungen nicht.
    Bei Krimis und Thrillern setze ich eher auf den Spannungswert, was nicht heisst, das ein Protagonist in zwei Sätzen abgehandelt werden kann. Ich möchte für die Figuren, welche in meinen Büchern vorkommen ein gewisses Gefühl entwickeln können, und hier stelle ich es mir für einen Autor sehr schwierig vor dem gerecht zu werden, ohne das es zu weitschweifig oder gar langatmig wird.

  • Um ganz in die Geschichte abzutauchen sind ausführliche Beschreibungen häufig hilfreicher, ABER die Geschichte muss trotzdem noch fesseln und spannend bleiben.
    Gegen eine rasante Handlung habe ich allerdings auch nichts. :grin Am wichtigsten ist, das es zu der Geschichte passen muss. Wenn ich eine Familiensaga lese möchte ich da nicht durchgehetzt werden. Wenn ich allerdings ein Horrorbuch im Stil von Zombiegemetztel lese dann möchte ich mich auch nicht mit der schönen Landschaftsbeschreibung aufhalten.

  • Auch bei mir geht die Tendenz zu : Kommt darauf an.
    Wenn die ausführlichen Beschreibungen von Charakteren, Landschaften, Kulturen usw. sich gut und stimmig in die Handlung einfügen, so dass die Spannung dadurch nicht abflacht, sondern noch eher angekurbelt wird, lese ich es sehr gerne.
    Sobald aber ellenlange Beschreibungen auftauchen, die mit der eigentlichen Kerngeschichte nicht mehr viel zu tun haben, sondern nur noch Seitenfüller sind, schaltet sich mein Kopfkino aus.

  • Mulles Aussage "kommt drauf an" kann ich mich nur anschließen. Wenn es gut gemacht ist, sich flüssig lesen lässt, spannend ist und vor allem passt(!), dann les ich das auch gerne.
    Aber oft hat man eben doch das Gefühl, dass mit ausufernden Beschreibungen nur Seiten geschunden werden sollen und dann nervt es mich und langweilt mich unheimlich schnell. Und wenn dann noch Dialoge Mangelware sind, dann muss das Buch schon wahnsinnig super sein, damit ich es nicht weglege am Ende!

  • Hallole!


    Kommt drauf an :grin


    Zu lange Beschreibungen mag ich in keinem Fall.
    Zum Beispiel liebe ich die Verfilmungen von LotR, aber die Bücher finde ich fürchterlich...
    Seitenweise Landschaftsbeschreibungen, seitenweise Geschichte, seitenweise Lieder...
    *upf*


    Da lobe ich mir von Markus Heitz: Die Zwerge.
    Genug Beschreibung, daß ich mir die Personen und die Landschaft vorstellen kann, dann wieder Handlung.


    Fazit:
    Nicht zuviel Beschreibungen, genug für mein Kopfkino, nicht zuviel.
    Genug Handlung, aber nicht nur Action.

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)


  • :write


    Das ist meiner Meinung nach wirklich abhängig vom Buch. Bei einem Roman stört es mich im Allgemeinen weniger, wenn einzelne Passagen ausführlich beschrieben werden. Es muss zur Handlung und zur Stimmung passen. Bei einem Krimi/Thriller stört es mich mehr. Wahrscheinlich weil ich so neugierig bin und möglichst schnell wissen will, wie es weitergeht :grin

  • Prinzipiell mag ich es gerne "langatmig", ich bin auch großer Stephen King Fan! :chen


    Selbst bei Krimis und Thrillern stört es mich nicht, wenn einzelne Passagen mal ausführlicher beschrieben werden und ein bisschen Tempo aus der Story rausgenommen wird.


    Natürlich muss das alles auch immer zum Gesamttext passen und es darf nicht so wirken, als hätte der Autor noch mit aller Gewalt ein paar Seiten füllen müssen.

  • Ich schließe mich an ... Kommt darauf an.


    Erstens muss es zur Geschichte passen. Ich kann hier aber gar nicht sagen, ein Thriller muss actionreich sein, eine ruhige Geschichte muss viele Beschreibungen haben - es muss halt passen und sich gut lesen lassen.


    Zweitens will ich mich beim Lesen weder langweilen noch völlig gestresst hinter den Figuren herhetzen. Es darf durchaus mal spannend sein, so spannend, dass ich atemlos im Bett liege, aber wenn ein ganzes Buch in diesem Tempo geschrieben ist, dann kann ich irgendwann einfach nicht weiter lesen. Ebenso wenig will ich beim Lesen einschlafen - zwanzig Seiten Beschreibung hintereinander ohne jegliche Handlung ist auch nichts.


    Drittens bin ich durchaus einverstanden, wenn es von beiden Zutaten etwas gibt. Es darf gerne spannend sein, aber es darf auch ausführlich beschrieben werden. Sofern es eben passt.

  • Meine Meinung: Die Mischung macht´s.


    Ich lese gerne ausführliche Beschreibungen, egal ob von Charakteren oder Landschaften; aber es dürfen dann auch mal ausführlichere, intelligente Dialoge folgen.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • So genau kann ich die Frage nicht beantworten.


    Meiner Meinung nach kommt es ganz auf die Szene an.


    Es gibt Szenen, die unnötig in die Länge gezogen werden. Und es gibt Szenen, die fast übersprungen werden, wo man sich mehr Handlung wünscht.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Kommt darauf an.


    :write


    Es gibt Bücher, wie Herr der Ringe, da ist die ganze 'Beschreiberei' genau richtig. Bei anderen Büchern, da kann es dann wieder sein das sie auch ohne viel Beschreibungen gut auskommen. Es kommt einfach auf den Typ von Geschichte an und manchmal auch darauf was beschrieben wird und wie sehr im Detail.

  • Also ich würde auch sagen, dass es von Buch zu Buch unterschiedlich ist. Vorallem würde ich aber auch Unterschiede machen bei den verschiedenen Genres. Bei Fantasy-Romanen geht es meist gar nicht ohne detaillierte Beschreibungen, weil wir in diesen in fremde Welten entführt werden. Allerdings können auch in diesem Bereich die Beschreibungen zu ausführlich werden... und dann langweilt es mich. Ein konkretes Beispiel fällt mir da gar nicht so spontan ein. Im Thriller-Bereich verzichte ich gerne auf blumige Ausführungen... blutige hingegen sind durchaus erwünscht.
    Also, wie gesagt, das ist ganz unterschiedlich!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Eigentlich würde ich nun auch "kommt darauf an" sagen ...


    ... aber mein Kaufverhalten spricht eindeutig dagegen. Ich such mir meistens die dicksten Bücher aus. Wenn ich einen "Überraschungseinkauf" mache, dann gehe ich zu allererst nach Seitenzahl, danach erst nach Thematik und Beschreibung auf dem Buchrücken.
    Ich brauche beides - in jedem Buch. Ein Buch, das nur langatmig wäre, würde mich so ermüden, dass ich es abbrechen würde. Beispiel: Vom Winde verweht. Das war auch ein "Überraschungseinkauf" und ich war mir sicher, dass es was für mich ist... denkste. Ich hab knapp die Hälfte geschafft, dann frustriert aufgegeben.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon jemals ein Buch gelesen habe, dass größtenteils daraus bestand, dass ein Ereignis das andere gejagt hat. Aber solchen Büchern weiche ich ja eh schon aus.
    Bei einem guten Buch hab ich immer wieder Stellen, an denen ich durch die Handlung hetze und dann wieder Szenen, in denen es ruhig wird und ich praktisch das, was passiert ist, verarbeiten kann und wieder aufhole.

  • Kommt drauf an. *zum Papagei werd* Es muss aber zum jeweiligen Buch passen. Patrick O'Brian im Schleudergang oder die Dresden Files im halben Tempo bei ansonsten gleich bleibendem Erzählstil würden nicht funktionieren.


    Obwohl eigentlich tendiere ich eher zu Büchern die gern mal als langatmig bezeichnet werden. Wenn es gut geschrieben ist, darf auch gerne mal 100 Seiten lang objektiv betrachtet nichts Großes passieren.


    Als ich das erste Mal die Herr der Ringe-Verfilmung sah, überkam mich übrigens ein ziemlich unangenehmes Gefühl der Beschleunigung. Das Buch ist ja vor allem im ersten Teil recht gemächlich und im Film passierte auf einmal alles Schlag auf Schlag, so dass ich plötzlich aus meinem gewohnten Herr der Ringe-Tempo gerissen wurde.