Ullstein Verlag 2011, 295 S.
Über den Inhalt:
Eine regennasse Fahrbahn. Einzelne Autos, die vorbeirauschen. Ein grauer Morgen. Als Kommissarin Franza Oberwieser an den Tatort kommt, trifft sie der Anblick der Toten wie ein Schlag. Ein schönes junges Mädchen in einem glitzernden Ballkleid liegt verrenkt am Straßenrand. Franza beginnt Fragen zu stellen und begegnet nur Menschen, die etwas zu verbergen haben. Dunkle Seiten, Abgründe, Lügen. Die Tote kannte sie alle. Musste sie deshalb sterben?
Über die Autorin:
Gabi Kreslehner wurde 1965 in Linz geboren. Sie lebt mit ihrer Familie in Oberösterreich und arbeitet als Lehrerin. Für ihr Jugendbuch Charlottes Traum erhielt sie u.a. den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur 2010. Das Regenmädchen ist ihr erster Roman für Erwachsene.
Meine Meinung:
Ein junges Mädchen kommt bei einem Autounfall ums Leben. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen stellt sich sehr schnell heraus, dass sie ermordet wurde und dass es in ihrem Umfeld eine Reihe von Personen gibt, die alle mehr oder weniger verdächtig erscheinen.
Eine zwar traurige, aber klare Ausgangssituation, aus der die Autorin eine wunderschöne, gefühlvolle Geschichte gewoben hat. Dabei bedient sie sich einer auffallend schönen, poetischen Sprache. In kurzen Kapiteln mit wechselnder Perspektive wird der zeitliche Abschnitt vom Unfall aus bis zur Aufklärung des Mordes erzählt. Zusätzlich gibt es in kursiver Schrift Rückblenden in das Leben einer Marie, bei der man nicht genau weiß, ob es sich um das tote Mädchen handelt. Als Leser ist man auf dem gleichen Kenntnisstand wie Kommissarin Franza Oberwieser. Franza und ihr Kollege Felix Herz sind seit Jahren ein eingespieltes Ermittlerteam, das sich gut ergänzt.
Auf alle Figuren hat die Autorin große Sorgfalt verwendet, ich hatte keine Mühe, sie mir bildlich vorzustellen. Dabei wird einem Franza ganz besonders ans Herz gelegt. Wird das Privatleben ihres Kollegen Felix Herz nur gestreift, so begleiten wir Franza auch in ihrem Alltag, der sich zwischen Ehemann, Liebhaber und den Sorgen um ihren Sohn Ben aufregend gestaltet. Erst recht, als der Verdacht auftaucht, dass auch Ben die junge Marie gekannt haben könnte und er seit Tagen nicht erreichbar ist.
Am Anfang ist der Schreibstil sicher etwas ungewohnt. Man muss sich einlesen, dann ist es ein wirklich tolles Buch. Ich empfehle unbedingt dranzubleiben, es lohnt sich auf jeden Fall.
Es gibt keine überflüssigen Worte, im Gegenteil: es gelingt der Autorin, was immer seltener wird, nämlich in einem Satz auszudrücken, wofür andere Autoren mindestens drei brauchen. Die Phantasie wird wunderbar angeregt, viele Wendungen sorgen für Spannung und geben der Geschichte immer wieder einen neuen Charakter. Am Ende klärt sich alles auf.
Die poetische Sprache und die wunderbar eingefangene geheimnisvolle, manchmal melancholische Stimmung machen dieses Buch zu einem besonderen Leseerlebnis.
Ach ja: Titel und Cover erscheinen zunächst unpassend gewählt für einen Kriminalroman. Als ich das Buch zuklappte, empfand ich beides als passend.