Ich bin ganz erstaunt darüber, dass noch niemand eine Rezension über "Grimm" verfasst hat, also, mach ich mal den Anfang. (Es ist meine erste Rezi, also seit gnädig mit mir, ih bin aber für konstruktive Kritik offen :grin)
Klappentext:
Der Tag fängt nicht gut an für die siebzehnjährige Vesper Gold. Sie ist neu in Hamburg, in der Schule gibt es wieder Ärger, und ihre Mutter, eine weltberühmte Pianistin, hat einmal mehr keine Zeit für die temperamentvolle Tochter. Doch all das ist mit einem mal unwichtig, als Vesper erfährt, dass ihr Vater unter mysteriösen Umständen gestorben ist. Plötzlich ist ihr ein geheimnisvoller Unbekannter auf den Fersen und in der Post findet sie einen Brief ihres Vaters, der einen Ring, einen Schlüssel und eine Warnung enthält:"Hüte dich vor den Wölfen und dem, was ihnen folgt."
Was sich hinter diesem Satz verbirgt, erfährt Vesper schneller, als ihr lieb ist: Immer unheimlichere Dinge geschehen in der Stadt, Wölfe tauchen auf und alle Kinder fallen in einen rätselhaften Tiefschlaf. Auf der Suche nach Antworten trifft Vesper auf den Studenten Leander Nachtsheim, der wie sie einen uralten Schlüssel bei sich trägt. Verfolgt von düsteren Wesen betreten die beiden eine Welt, in der Geschichten lebendig zu werden scheinen. Eine Welt, die sie verstehen müssen, bevor sich die Gegenwart auf ewig verändert: Denn das, was die Brüder Grimm einst mit Worten zu bannen suchten, ist aufs Neue erwacht...
Über den Autor (von der Autorenseite):
Christoph Marzi (geboren 1970 in Mayen und aufgewachsen in Obermendig) lebt heute mit seiner Familie im Saarland und denkt sich dort und woanders Geschichten aus, während der Garten, der das Haus umgibt, immer wilder und seltsamer wird.
Seine Romane erscheinen bei Heyne und Arena, die vielen Kurzgeschichten fühlen sich in diversen Anthologien wohl.
Der Roman LYCIDAS wurde 2005 mit dem Deutschen Phantastik Preis in der Kategorie „Bestes Roman-Debüt Deutschsprachig“ ausgezeichnet, die Kurzgeschichten-sammlung NIMMERMEHR erhielt den Deutschen Phantastik Preis 2009 in der Kategorie „Beste Kurzgeschichtensammlung“.
Einige seiner Bücher wurden ins Englische, Holländische, Spanische, Italienische, Rumänische, Tschechische, Serbische, Norwegische und Japanische übersetzt.
Eigene Meinung:
Dieses war mein erster Marzi, aber es wird nicht mein letzter sein. Ich empfand seinen Schreibstil als sehr angenehm, er hat es geschafft, dass ich mich während des Lesens wirklich in eine märchenhafte Welt verzaubert fühlte, seine Wortwahl und seine Beschreibungen sind wirklich zum größten Teil sehr zauberhaft, ja geradezu entzückent. (Zum Beispiel Sätze wie dieser hier: "Wie ein argloses Flüstern, schneeweiß und weich, hatte sich heimlich während der vergangenen Stunde gar lautlos der wirkliche Winter über die eisige Welt gelegt, und die bedrohlichen Geräusche, die wie dunkle Lieder in der Nacht waren, wurden sorgsam von den dicken Schneeflocken, die, getragen von kleinen Wirbelwinden, ihre Tänze aufführten, gedämpft.") Es gab aber auch Beschreibungen, die recht häufig verwendet wurden, so dass es mir schon auffiel (Leander kratzt sich z.B. sehr häufig am Kinn und die Protagonisten zwinkern sich häufig zu), es war aber ein Maß, welches ich noch vertragen konnte.
Marzi erzählt die Geschichte mit einer Ruhe, die der Geschichte gut tut, es wird Leser geben, die von Längen oder Langeweile sprechen werden, für mich war das Tempo der Geschichte aber immer passend. Für mich war das Buch nicht vorhersehbar, es gab immer Wendungen, die ich so nicht erwartete hatte. Ich hatte einige Ideen, die sich dann doch nicht bewahrheiteten, das Ende hätte ich dann so wirklich nicht erwartet! (Vielleicht denk ich aber auch nur einfach nicht so mit wie andere :grin)
Ich konnte mich sehr gut in Vesper hineinversetzten, Marzis Zeichnung seiner Protagonisten fand ich größtenteils gelungen. Ich mochte Vesper und Leander, ich fieberte auf eine ganz besondere Art mit ihnen, aber trotz der Länge der Geschichte sind sie mir doch noch ein wenig verschlossen geblieben.
Ich fand die Stimmung der Geschichte durch die Umgebung und die Jahreszeit gut eingefangen und umgesetzt.
Ich kann nicht sagen das mich "Grimm" mit einem schlechtem Gefühl hinterlassen hat, aber es war doch anders, als ich es erwartet hatte. Es ist wahrhaft eine märchenhafte Geschichte, die aber nicht wirklich mit den normalen Märchen zu vergleichen ist. Marzi wirft mit "Grimm" ein anderes Licht auf Märchen. Ich fühlte mich einige Male an Filme erinnert, die ich vor Jahren mal gesehen habe. ( Eine bestimmte Verfilmung von Schneewittchen "Snow White" hieß er und auch ein wenig an "Brothers Grimm"). Die Story ist auf jeden Fall nicht im positiven Sinne märchenhaft, hat mich aber überzeugt.
Ich denke 8 von 10 Punkten kann ich schon guten Gewissens vergeben.