Das Affenhaus - Sara Gruen

  • Dieser Titel ist (noch?) nicht auf deutsch erschienen, hier also die Rezension fuer die englische Ausgabe.


    Inhalt
    Dies ist die Geschiche der Wissenschaftlerin Isabel Duncan, dem Journlisten John Thigpen und einer Grupe sehr kommunikationsfreudiger Bonobo Affen namens Sam, Bonzi, Lola, Mbongo, Jelani und Makena. Isabel arbeitet mit den Bonobos, redet mit ihnen per Zeichensprache und eigens entwickelter Computer Software. Fuer sie sind die Bonobos schon Familie.


    Bis eines Tages das Labor der Affen explodiert. Isabel wird dabei schwer verletzt, die Affen werden entfuehrt, und John Thigpen macht sich auf die Suche nach einer guten Story fuer seine Zeitung. Die Affen tauchen wieder auf - als Star einer Fernsehshow! Und Isabel und John wollen sie retten.


    Autorin
    Die gebürtige Kanadierin Sara Gruen lebt heute mit ihrem Mann und ihren drei Kindern, fünf Katzen, zwei Ziegen, einem Hund und einem Pferd in einer Naturschutzgemeinde in der Nähe von Chicago. "Alles Glück dieser Erde" war ihr erster Roman. Den grossen Durchbruch schaffte sie mit Wasser für die Elefanten


    Meine Meinung


    Mit "Wasser für die Elefanten" hatte sich Sara Gruen fuer mich als eine grosse Geschichtenerzaehlerin etabliert und so hatte ich mit Spannung auf ihren neuesten Roman gewartet. Und wurde schwer enttaeuscht.


    Ok, meine Erwartungen waren sicherlich nicht gerade niedrig. Aber all das, was "Wasser für die Elefanten" so grossartig mache, fehlte mir hier:


    - Statt guter Charakterentwicklung bleiben hier die Personenbeschreibungen oberflaechlich und klischeehaft. Natuerlich ist der Journlist ein ganz idealistischer, die Wissenschaftlerin kommt besser mit Tieren als mit Menschen klar, in Hollywood ist jeder nur an teuren Schuhen und Botox interessiert ...


    - Statt eine echte Geschichte zu erzaehlen, wird der Leser hier von Sara Gruen mit 08/15 Plot abserviert, der voll vorhersehbar ist.


    - Selbst die Tiere kommen nicht so zum Zug wie ich es ob der Ausgangssituation eigentlich erwartet haette.


    Letztlich sind es dann sogar die Affen, die fuer die lesbarsten Kapitel sorgen. Und das sag ich, wo ich gar nicht sooo besonders an Tiere interessiert bin und anfangs hoffte, dass sie nicht zu oft auftauchen. Und am Ende haette ich mir mehr gewuensct.


    Fazit Wer etwas schnelle Unterhaltung fuer zwischendurch sucht, mag hier gut bedient sein. Wer einen ebenbuertigen Nachfolger fuer "Wasser für die Elefanten" erwartet mit echtem Storytelling Charakter wird schwer enttaeuscht sein.


    Edit: Und damit die deutsche Ausgabe auch über das Verzeichnis zu finden ist, habe ich die ISBNs ausgetauscht. LG JaneDoe

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Beatrix ()

  • Oh danke, Palomar. Ich hatte es bei meiner ersten Suche auf amazon nicht finden koennen. Hab jetzt auch entsprechend den Titel korrigiert.


    Edit: Ich war so frei, die ISBNs auszutauschen. Beatrix hat die englischsprachige Ausgabe gelesen. LG JaneDoe

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Wasser für Elefanten fand ich ganz toll, deshalb subbt das neue Buch schon bei mir. Nach Beatrix' Rezi ist meine Vorfreude nun doch sehr gedämpft worden. Naja, lesen werd ich es bestimmt...aber ich schieb es dann erstmal weiter nach hinten auf den SUB. ;-(

  • Meine Meinung:
    Als ich über die „New York Times“-Bestsellerliste auf Sara Gruens Roman „Das Affenhaus“ aufmerksam wurde, war mein Interesse aufgrund der Erwartung, dass Menschenaffen eine große Rolle in diesem Roman einnehmen, sofort geweckt. In der Geschichte, die uns Sara Gruen erzählt, geht es zwar um Bonobos, aber sie sind lediglich ein Vehikel für die gesellschaftskritischen Aspekte, die Sara Gruen thematisiert, und haben keinen wesentlichen Anteil an der Geschichte.


    Isabel Duncan ist Wissenschaftlerin an einem Institut für Menschenaffen und arbeitet in einem Projekt für Spracherwerb und Sprachforschung . Aufgrund schwieriger familiärer Verhältnisse in Kinder- und Jugendzeit ist Isabel eher introvertiert und hat nur wenige Freunde. In ihrer Arbeit mit den Bonobos geht Isabel voll auf und sie fühlt sich im Institut, das sehr auf artgerechte Haltung der Tiere achtet, wohl. Bei einem Bombenanschlag im Institut, der später schnell Umweltaktivisten in die Schuhe geschoben werden soll, wird Isabel schwer verletzt, die Affen flüchten in Panik. Sobald Isabel im Krankenhaus wieder Bewusstsein erlangt, gilt ihre Sorge den geflüchteten Affen und der Suche nach ihnen. Bald muss Isabel feststellen, dass vermeintliche Freunde nicht das sind, was sie scheinen, aber andere Menschen, vor denen sie zuvor gewarnt wurde, sich als echte Unterstützung zeigen... Der Aufenthaltsort der Affen wird mit dem Motiv für den Anschlag sehr schnell klar, doch wie können die Affen gerettet werden?


    Sara Gruens Roman „Das Affenhaus“ ist spannend, teilweise humorvoll, und unterhaltend geschrieben, enthält einige interessante Informationen über Menschenaffen und neben Tierrechten einige weitere gesellschaftskritische Aspekte, auf die ich hier nicht näher eingehen will, um nicht zu viel von der Handlung zu verraten. Schade ist, dass die Autorin bei der Ausgestaltung der Charaktere so tief in die Klischeekiste gegriffen hat, dass das Lesevergnügen dadurch getrübt wird. Über einen langen Zeitraum wird die Geschichte von Isabel Duncan und ihrem Partner und die des Journalisten John Thigpen und dessen Frau parallel erzählt, ohne dass eine nennenswerte Verbindung zwischen beiden Paaren besteht. Zwar ist dem Leser klar, dass John Thigpen zur späteren Auflösung der Geschichte beitragen wird, allerdings wirkt die Erzählung seiner Geschichte aufgesetzt, unnötig und der Charakter selbst lediglich als Mittel zum Zweck. Der Verlauf der Geschichte und insbesondere das Ende sind früh vorhersehbar, einige Wendungen in der Handlung erscheinen unplausibel. Das größte Manko ist aus meiner Sicht aber, dass die wesentlichen gesellschaftskritischen Aspekte nicht ausreichend vertieft werden, statt dessen scheinbar möglichst viele in die Geschichte gepackt werden, und den Menschenaffen nicht der nötige Raum im Roman gegeben wird. Sara Gruen ist in ihrer Aussage nicht klar genug und nicht ausreichend fokussiert, was besonders schade ist, da Behandlung von Tieren in der Wissenschaft, Einsatz von Tieren in der Unterhaltungsindustrie und Tierhandel Themen sind, die eine öffentliche Diskussion verdient hätten.


    Dennoch hat mich „Das Affenhaus“ gut unterhalten – ein literarisches Highlight ist Sara Gruens neuer Roman aber sicher nicht.


    6 von 10 Punkten



    Links:
    www.greatapetrust.orgwww.friendsofbonobos.org

  • Meine Meinung:
    In dem Roman Das Affenhaus von Sara Gruen ist die Hauptperson Isabel Duncan. Sie ist Wissenschaftlerin und arbeitet mit den Bonobos, ihrem Kollegen Peter Benton und ihrer Praktikantin Celia zusammen in einem Sprachlabor. Die Bonobos sind eine Schimpansenart, die sich mit Hilfe der Gebärdensprache verständigen können.


    Nach einer Bombenexplosion in dem Institut, fliehen die Affen und Isabel wird schwer verletzt. Später macht sie sich auf die Suche nach ihnen. Die Affen sind ihr sehr wichtig, wie eine zweite Familie für sie. Hilfe erhält sie dabei von dem Journalisten John Thigpen der sie vor dem Anschlag im Institut besucht hatte.


    Der Roman ist in verschiedene Erzählstränge unterteilt. Zum einen Isabel, die ihre Arbeit und die Bonobos liebt. Verlobt mit Peter, der Chef des Labors ist und ihr bei der Genesung hilft und sie unterstützt. Auf der anderen Seite wird das trostlose Leben von John, dem Journalisten beschrieben. Der erst seine ,,Affenstory'' an eine Kollegin verliert, bevor er eine neue Chance bei einem ,, Schmierblatt'' bekommt. Seine Frau ist dabei sich in Hollywood als Schriftstellerin zu verwirklichen. Auf die anderen gehe ich nicht weiter ein, da sie nicht wirklich nötig waren.


    Zufällig sehen die beiden eine Werbung die die Affen zeigt. Man kann diese über eine Live-Internetseite gegen Bezahlung in einem Haus, dem Affenhaus beobachten. Natürlich versuchen die beiden die Bonobos so schnell wie möglich da raus zu holen und zu befreien.


    Sara Gruen hat diesen Roman sehr gut recherchiert. Ich habe vorher von den Bonobos noch nichts gehört und wußte gar nicht, das es sie gibt. Sie hat in Zusammenhang mit den Menschenaffen einen spannenden Thriller geschrieben. Man empfindet schnell Sympathie für die Protagonisten und fühlt mit ihnen mit. Das Buch hat mich von Anfang an in Bann gezogen. Es lässt sich gut runterlesen und man wundert sich, wie schnell es zu Ende gelesen ist. Trotzdem, war das Ende nicht so gelungen. Die Auflösung kam dann viel zu schnell, als ob die Autorin es eilig gehabt hatte das Buch fertig zu schreiben. Da hatte ich mir dann mehr versprochen.


    Fazit: Ein spannendes und unterhaltsames Buch. Kann ich nur empfehlen und regt zum Nachdenken an.

  • Zum Inahlt:
    Isabel Duncan ist eine Wissenschaftlerin, die in einem Sprachlabor das Verhalten der Bonobos studiert. Eines Tages explodiert das Sprachlabor und Isabel wird schwer verletzt. Die Bonobos aber können flüchten.
    John Thigpen arbeitet als Jornalist bei einer Zeitung. Für einen Artikel über die Bonobos war zuvor in dem Sprachlabor. Allerdings konnte er das Sprachlabor rechtzeitig verlassen, bevor das Attentat geschah.


    Meine Meinung:


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Was vielleicht auch daran lag, dass das mal ein ganz anderes Buch war, als welche, die ich sonst lese. Im Vordergrund steht die enge Verbindung, die Isabel zu den Affen hat. Im Buch wird immer wieder deutlich, dass ihr die Affen mehr am Herzen liegen als andere Menschen. Auch identifiziert sie sich mehr mit ihnen als mit den Menschen. Sie setzt alles daran, um die Bonobos wieder zu bekommen.
    Im Buch tauchen auch immer wieder die Eheprobleme von John und Amanda auf. Dies könnte symbolisieren, dass Tiere sich blind verstehen und Menschen, selbst wenn sie mit einander reden, manchmal nicht dieselbe Sprache sprechen. Es ist eine ganz nette Nebengeschichte in dem Buch, allerdings ging mir Amanda auf die Nerven und ich war froh, als ich ein Kapitel mit ihr beendet hatte.
    John tat mir manchmal ein bisschen leid. Amanda machte auf mich einen sehr egoistischen Eindruck und er war mir immer zu gutmütig. Meiner Meinung nach passen Amanda und John auch gar nicht zusammen.
    Celia, Isabels Freundin, mocht ich am Anfang gar nicht. Weswegen kann ich gar nicht genau begründen. Später jedoch, wurde sie zu einer meiner Lieblingscharakteren und ich habe mich immer gefreut, wenn ich etwas über sie lesen durfte. Schade, dass sie nicht sooft in der Geschichte auftaucht.


    Der Schreibstil von Sara Gruen ist flüssig und gleichzeitig auch magisch. Sie versteht es, mich immer und immer wieder damit zu bezaubern. Als ich damals das Buch "Wasser für die Elefanten" von ihr gelesen habe, hatte ich danach direkt Lust, wieder in den Zirkus zu gehen und mir eine Show anzuschauen. Das gleiche ist mir auch bei dem Buch passiert. Nachdem ich den Roman "Das Affenhaus" von ihr gelesen hatte, wollte ich sofort in den Zoo gehen und mir Affen bzw. Bonobos anschauen. Sie hat eine unglaublichen Schreibstil.


    Zum Ende hin wusste ich nicht, ob die Bonobos noch gerettet werden oder nicht. Die Spannung war von Anfang an da und hat sich bis zum Schluss auch nicht gelegt. In den einzelnen Schritten der Leserunde sollte man schreiben, wie es eventuell weitergehen könnte. Ich lag immer daneben ^^


    Ich werde das Buch bestimmt noch öfters zur Hand nehmen, da es mir einfach unglaublich gut gefallen hat. Zum Teil fand ich "Das Affenhaus" sogar besser als "Wasser für die Elefanten." Schön finde ich auch, dass Sara Gruen selbst in so einem Sprachlobor gewesen ist. Man merkt sofort wovon sie schreibt. Auch scheint Sara Gruen ein großer Tierfreund zu sein, da dass schon ihr zweiter Roman in Folge ist, wo Tiere eine besondere Rolle spielen. Ich werde mir sicherlich noch weitere Bücher von der Autorin holen, da mir bisher alle Bücher, die ich von ihr gelesen habe, sehr gut gefallen haben.


    Meine Bewertung: 5 Sterne

  • Wasser für die Elefanten fand ich großartig, eins der besten Bücher, die ich im letzten Jahr gelesen habe. Daher konnte ich bei "Affenhaus" auch nicht wiederstehen. Und ich muss sagen, die Story-Idee ist toll: die Intelligenz der Bonobos in den Mittelpunkt der Geschichte zu stellen, hatte unglaublich viel Potenzial. Leider ist das der Autorin aber nicht so recht gelungen. Es ging viel zu viel um die Charactere drumherum, deren Geschichten aufgesetzt und unecht wirkten. Die "Guten" und die "Bösen" waren von der ersten Seite an vorhersehbar, und damit barg der Lauf der Geschichte auch keine Überraschungen. Statt dessen hat die Autorin mit Klischees nur so um sich gehauen. Da ist natürlich der total unterschätzte Journalist, Gegenpart der ehrgeizigen Journalistin, die für eine gute Stories quasi über Leichen geht; dann der böse Wissenschaftler, und als würde das nicht reichen auch noch Botoxstories in Hollywood. So sind die Menschen in diesem Buch leider nur so oberflächlich geblieben, lediglich die Affen sind mir ans Herz gewachsen.


    Schade, die Bonobos hätten ein besseres Buch verdient gehabt!

  • Die Geschichte beginnt mit Johns Besuch bei den Bonobos und dem nachfolgenden Anschlag auf das Labor. Bis dahin hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich war neugierig, wie es mit den Affen weitergeht.


    Doch um das zu erfahren musste ich mich gedulden. Stattdessen erzählt die Autorin ausführlich über Johns Leben, seine Ehe und seine Probleme am Arbeitsplatz. Parallel dazu wird Isabels Privatleben geschildert. Dadurch geraten die Bonobos etwas in den Hintergrund. Darauf war ich nicht eingestellt, denn nach dem Klappentext und der Leseprobe hatte ich andere Erwartungen.


    Es folgt ein bunter Mix aus Liebesgeschichte, Thriller, Medienkritik, Anprangerung von nicht artgerechter Tierhaltung und Tierversuchen. Von allem etwas, doch außer Johns Geschichte wirkt kaum etwas so richtig tiefgreifend ausgearbeitet.


    Am liebsten mochte ich das Buch im letzten Drittel. Da spielen die Bonobos wieder eine größere Rolle und die Handlung teilt sich relativ gleichmäßig auf die verschiedenen Handlungsebenen auf. Bis zum Ende spitzt sich die Spannung immer mehr zu und ich habe das Buch kaum noch aus der Hand gelegt.


    Die Bonobos waren für mich das Highlight, wenn sie z.B. ganz deutlich machen, dass sie sich nicht wie Menschen beeinflussen lassen, sondern ihre ganz eigenen Entscheidungen treffen. Die Schilderung ihres Verhaltens und die besondere Art der Kommunikation, die sie erlernt haben, hat meine Neugier auf diese Tiere geweckt.
    Für meinen Geschmack hätten sie viel mehr Anteil an der Handlung haben können. Gestört hat mich allerdings die dauernde Erwähnung des Sexualverhaltens der Affen. Die Autorin hat hier das gleiche Verhalten an den Tag gelegt, dass sie eigentlich bei den Medien kritisiert.


    Fazit: Nach einem guten Anfang, folgt ein bunter Genremix, der unterhält, ohne allzu sehr in die Tiefe zu gehen.

  • Ich hatte vor kurzem "Wasser für die Elefanten" gelesen, den Erstlingsroman der Autorin. Der Roman hatte mir gut gefallen und ich war gespannt auf "Das Affenhaus". Die Thematik ist eine völlig andere und nicht neu, Romane, die sich mit Menschenaffen beschäftigen, gibt es mehrere. Sara Gruen erzählt die Geschichte jedoch spannend mit sympathischen Protagonisten, und damit meine ich sowohl die Menschen als auch die Affen. Dieser Roman läßt sich ohne Zögern als Thriller einordnen, die Action kommt nicht zu kurz und die Handlung ist in sich schlüssig, mit der richtigen Mischung aus Medienkritik und Apell für den Tierschutz, auch der Humor kommt nicht zu kurz.
    "Das Affenhaus" läßt sich mit "Wasser für die Elefanten" aber nicht vergleichen, es ist eine völlig andere Thematik, eine andere Herangehensweise und ein anderer Stil. Sollte ich dennoch die Wahl haben, so würde ich die Elefanten jedoch jederzeit vorziehen. "Das Affenhaus" ist ein Thriller von der Stange, dieser Roman ist zwar gut, aber nicht außergewöhnlich. Das ist schade, denn die Autorin hat ja schon bewiesen, daß sie auch ganz anders schreiben kann. Ich bin mir sicher, daß sich der Roman gut verkaufen wird, denn er ist leicht zugänglich - aber das besondere Flair fehlt...

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Der entscheidende Knackpunkt bei diesem Buch scheint mir zu sein, mit welchen Erwartungen man an die Lektüre herangegangen ist. Die Leseprobe ließ eine spannende Tiergeschichte erwarten, gespickt mit ein paar romantischen Verwirrungen. Doch schon relativ bald wurde klar, dass die Tiergeschichte nicht viel mehr als ein Aufhänger für dieses Buch ist, und keineswegs im Zentrum steht.


    Dafür spricht schon allein die Tatsache, dass es gleich in den ersten beiden Kapiteln zum entscheidenden dramatischen Auslöser kommt, was beinahe einem Krimi gleichkam. In einem Sprachlabor für Bonobos, einer Menschenaffen-Art, geleitet von Isabel Duncan, kommt es zu einer Explosion. Isabel wird schwer verletzt, die Affen entweichen und sind kurz darauf verschwunden. Nach mehreren eher dahinplätschernden Kapiteln wird klar, dass sie an einen Fernseh-Sender verkauft wurden, um dort in einer Art "Truman-Show" rund um die Uhr gefilmt zu werden. Und ab genau diesem Punkt wird das Buch durch und durch amerikanisch, zumindest für mein Empfinden. Wir verfolgen hautnah mit, welcher Medienzirkus sich rund um ein solches Projekt entzünden kann, welche Interessen darin verquickt sind, und wie sich alle möglichen Gruppierungen rund um den Dreh-Container aufspielen, um auf sich aufmerksam zu machen. Und das sind eben nicht nur Tierschützer, sondern beispielsweise auch militante Veganer, Schwulenhasser, Endzeit-Propheten, und so weiter und so fort.


    Was die meisten Leser wohl enttäuscht haben dürfte, ist die Tatsache, dass es die Autorin auch nicht bei dieser Konstellation rund um die umstrittene Fernseh-Sendung belässt. Es werden mehrere Handlungsstränge rund um die Affen im Container fortgeführt, mit mehr oder weniger Erfolg. Da wären zum einen der Journalist John Thigpen und seine Frau Amanda. John durfte Isabel noch kurz vor dem Unglück interviewen. Er hat also teils ein persönliches Interesse daran, die Geschehnisse aufzuklären, zumal er und Isabel sich sympathisch waren. Doch dieser Strang wirkt schon allein dadurch ein wenig über-ambitioniert, weil zusätzlich in aller Breite die Beziehungsprobleme von John und Amanda eingeflochten werden. Zu allem Überfluss verliert John durch innerbetriebliche Intrigen auch noch seinen Job bei der alten Zeitung, und muss sich nun bei einem Revolver-Blatt verdingen. Er hofft verzweifelt, anhand der Affen-Story seinen Ruf wieder zu retten.


    Eine zweite Handlungsebene widmet sich Isabel, und ihrem Leben nach dem schrecklichen Unfall. Sie muss mehrfach operiert werden, sieht sich journalistischer Verfolgung ausgesetzt, zweifelt an den Ursachen für die Explosion, verliert das Vertrauen zu ihrem Verlobten (der am selben Institut forschte) - und sucht natürlich nach "ihren" Affen. Dabei wird sie tatkräftig unterstützt von der recht unkonventionellen Praktikantin Celia, tätowiert und mit wechselnden Haarfarben. Dieser Aspekt des Buches hat bei mir für gute Unterhaltung gesorgt - besonders Celias Rachefeldzüge gegen Peter, Isabels (Ex-) Verlobten. Allerdings ist die Schilderung der Suche nach den Affen, und der Maßnahmen zu ihrer Befreiung, eher beiläufig in das Buch eingeflochten. Was anfänglich wie ein Krimi aussah, verplätschert sich im Laufe des Buches zu einem weiteren, recht nett wirkenden Teil-Aspekt.


    Die dritte Ebene, die meiner Ansicht nach am überzeugendsten gelungen ist, ist eben die der Medien, der Fernseh-Redaktion, der Zeitungen, des Mobs um den Container herum. Hier geht es um allerlei Entscheidungen und Strömungen des Medienzeitalters, perfekt auf amerikanische Verhältnisse abgestimmt. wie bekommen wir möglichst hohe Quoten? wie schreiben wir den reißerischsten Artikel? Wie können wir die Stimmung vor dem Container für uns nutzen? Und so weiter und so fort. Ein wenig geärgert hat mich hier nur, dass die "Lösung" schließlich ein wenig zufällig wirkte, und wenig glaubwürdig. Eine der Affen-Damen bekommt vor laufender Kamera ein Baby, und ein anderer Affe identifiziert (ebenfalls vor der Kamera) durch Gebärden-Sprache einen der Männer, die an der Explosion beteiligt waren. Gleichzeitig gelingt es John und Isabel im "Außen", sich in diverse E-Mail-Konten einzuhacken, und so die perfide Planung für das Affenhaus aufzudecken. Es wird dem Leser nicht ganz klar, mir zumindest nicht, WELCHER dieser drei Punkte nun dafür entscheidend war, dass die Affen freikommen. Überhaupt wirkt die Handlung am Ende seltsam gerafft; auf einmal heißt es nur noch "6 Monate später", und da haben wir schon das handelsübliche Friede-Freude-Eierkuchen, samt laufendem Gerichtsverfahren und neuem Affengehege. Prost Mahlzeit.


    Dennoch verleihe ich diesem bunten Etwas, das sich nicht ganz entscheiden kann, ob es lieber Roman, Abenteuer, Liebesgeschichte, Krimi oder Mediensatire sein will, vier Sterne, was mich selbst am meisten verwundert. Letztlich liegt das wohl, so denke ich mir, am erfrischenden Schreibstil der Autorin, und an der Fähigkeit, immer wieder liebenswerte Episoden einzuflechten. Schreiben kann sie, da besteht überhaupt kein Zweifel. Und obwohl die Perspektive immer wieder wechselt, je nachdem, welchen Strang wir gerade verfolgen, wirkt die Stimmung jedesmal absolut echt. Und sie versteht es, die Handlung zu würzen. Sei es durch nervenaufreibende Schwiegermütter, durch militante Veganer, die im Restaurant mit Schinken um sich werfen, oder durch herrenlos gewordene Pitbulls, die plötzlich in Hotelbetten liegen. Ja, das Ganze hatte schon was! Und die letztlich viel zu raren Episoden mit und um die Affen waren natürlich absolut unübertrefflich. Man stelle sich vor, ein Affe, der aus einigen wenigen erlernten Zeichen selbst ein neues Schimpfwort erfindet - "schmutzig böse Klo"...! Doch, es gab etliche köstliche Stellen. Und die ließen mich letzten Endes über das ein wenig unausgegorene Gesamtkonzept hinwegsehen. Bleibt abzuwarten, ob die Autorin in künftigen Büchern eindeutiger für ein Konzept entscheidet.

  • Isabel Duncan leitet ein Forschungslabor mit Bonobos. Sie untersucht die Kommunikationsfähigkeit dieser intelligenten Tiere. Die Affen verstehen Englisch und können sich in einer Gebärdensprache differenziert mitteilen. Sie sind für Isabel wie eine Familie, und auch Isabel wird von den Affen als Familienmitglied anerkannt. Das ist für Isabel auch sehr wichtig, da sie sich nach einer schlimmen Kindheit von ihrer menschlichen Familie losgesagt hat.


    Eines Tages wird ein Anschlag auf das Labor verübt, bei dem Isabel schwer verletzt wird. Die Bonobos können sich zwar erst einmal ins Freie retten, werden jedoch eingefangen und an einem unbekannten Ort untergebracht. Nach ihrer Genesung unternimmt Isabel alles, um „ihre“ Bonobos wieder zu finden und betreuen zu können. Dabei helfen ihr vor allem die Praktikantin Celia, die bis zum Schluss ein bisschen undurchsichtig scheint, und der Reporter John. John ist hin- und hergerissen zwischen seiner Arbeit als Reporter und der Beziehung zu seiner Frau, die sich beruflich verändern und außerdem unbedingt ein Baby möchte. Und natürlich finden sie auch heraus, wer hinter dem Anschlag steckt, wozu auch die Bonobos ihren Teil beitragen.


    Da die Handlung auf mehreren Ebenen abläuft, ist sie recht abwechslungsreich und interessant. Die einzelnen Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive von Isabel und von John erzählt. So kommt es am Kapitelende immer wieder zu Cliffhangern, und für Spannung ist gesorgt.
    Mir gefällt es sehr gut, wie Sara Gruen die Tiere und ihr Verhalten beschreibt. Man hat wirklich das Gefühl, dass ihr etwas an ihnen liegt. Das Buch hat mich richtig neugierig gemacht und mich veranlasst, mich etwas mit Bonobos zu beschäftigen, von denen ich bisher noch nicht viel gehört habe. Anscheinend sind manche dieser Tiere wirklich in der Lage, die menschliche Sprache zu verstehen und sich verschiedene Kommunikationssysteme anzueignen.


    Wie schon das letzte Buch von Sara Gruen, „Wasser für die Elefanten“, hat mich auch „Das Affenhaus“ beeindruckt und begeistert. Das Buch bietet eine wunderbare Unterhaltung und regt auch gleichzeitig zum Nachdenken an.


    Meine Empfehlung: unbedingt lesen!

  • Sara Gruen entführt uns in ihrem Roman „Das Affenhaus“ in die Welt der Bonobos. Diese Menschenaffen sind sehr begabt im Spracherwerb.


    Die Geschichte beginnt an einem Institut. Dort arbeitet Isabel Duncan, eine junge Wissenschaftlerin, die die Begabung einer Gruppe Bonobos für Sprache erforscht. Die Bonobos sind ihr ans Herz gewachsen und für Isabel sind sie zu ihrer Familie geworden. Eines Tages besucht der Reporter John Thigpen das Sprachlabor um einen Artikel über die arbeit mit den Menschenaffen zu schreiben. Zwischen Isabel und John und auch zwischen den Bonobos und John ist da von Anfang an ein Gefühl von Sympathie füreinander, das im weiteren Verlauf des Romans noch eine Rolle spielen wird. Dennoch trennen sich die Wege wieder und kurz darauf wird auf das Sprachlabor ein Anschlag verübt. Bei einer Explosion wird Isabel schwer verletzt und muss viele Operationen über sich ergehen lassen, bevor sie, zumindest äußerlich, wieder die Alte ist. Die Bonobos können fliehen, verschwinden dann aber, nachdem man sie wieder einfangen kann, auf sonderbare Weise und tauchen plötzlich als Hauptdarsteller einer Live Fernsehshow wieder auf.


    John Thigpen erfährt von dem Anschlag auf das Sprachlabor, hat aber zunächst genügend eigene Probleme zu bewältigen. Seine geliebte Ehefrau Amanda leidet darunter, dass sie für ihre Bücher keinen Verlag findet und will nun als Drehbuchautorin ihr Glück in Hollywood versuchen. Dabei jedoch wird sie mehr und mehr von der Welt des Glitzer und Glamour beeinflusst und scheint gar nicht mehr sie selbst zu sein. John selbst wird durch seine Kollegin ausgebootet und muss sich schon bald nach einem neuen Job umsehen.


    „Das Affenhaus“ ist eine gelungene Genremischung mit der die Autorin Sara Gruen nicht nur ihr Augenmerk auf die besonderen Fähigkeiten der Bonobos wirft, sondern auch Probleme gesellschaftspolitischer Natur aufgreift und mit gut recherchiertem Hintergrundwissen aufwartet. Die geschilderten Versuche an Menschenaffen und deren erschreckende Lebensumstände, die Machenschaften der Fernsehsender und die Gier der Menschen nach Unterhaltung, koste es was es wolle, werden hier thematisiert. Wenngleich dabei einige Zufälle etwas konstruiert erscheinen, so schafft es die Autorin den Leser durch ihren Schreibstil und das außergewöhnliche Thema zu fesseln.


    Kopfkino vom Feinsten, die Welt der Bonobos und ihr Können, hier wird eine ganz besondere Welt beschrieben, an der der Leser teilhaben kann in „Das Affenhaus“.

  • "Wasser für die Elefanten" hat mir ja richtig, richtig gut gefallen. Von daher war ich natürlich auf das neue Buch von Sara Gruen sehr gespannt.
    Die Meinungen zum Affenhaus gehen ja sehr auseinander.
    Umso mehr freue ich mich, dass ich zu denjenigen Lesern gehöre, denen das Buch richtig gut gefallen hat. :-)
    Und zwar von Angang bis Ende.
    Der Wechsel zwischen dem Schicksal der Affen und den Ehegeschichten von John und Amanda war meiner Meinung nach sehr gelungen umgesetzt. Mir haben z.B. die John/Amanda-Abschnitte sehr gut gefallen, genau wie die teilweise wirklich skurillen und witzigen Szenen ( ich sag nur Pupser :grin ). Da sah ich quasi die Verfilmung schon vor meinem inneren Auge.
    Die Bonobos und ihre Lebensweise bzw. ihre Fähigkeiten, waren für mich zum grössten Teil Neuland. Umso gerner habe ich von ihnen und über sie gelesen.
    Für mich war "Das Affenhaus" gelungene und kurzweilige Unterhaltung und ich gebe dem Buch 8 von 10 Punkten.