# Gebundene Ausgabe: 736 Seiten
# Verlag: Droemer (21. September 2010)
# Sprache: Deutsch
# Originaltitel: Même le silence a une fin
Kurzbeschreibung
»Ich war um den Hals an einen Baum gekettet, man hatte mir alles genommen und ständig wurde ich gedemütigt – es hat Jahre gedauert, aber schließlich verstand ich, dass ich noch immer das Kostbarste besaß, etwas, das mir niemand nehmen konnte: die Freiheit, zu entscheiden, wer ich selbst war. Ich hatte die Wahl, zu hassen oder nicht zu hassen. Ich war kein Opfer mehr, ich war eine Überlebende.«
Über den Autor
Ingrid Betancourt, geb. 1961 in Bogotá, studierte Politik in Paris. 1989 kehrte sie mit ihren Kindern nach Kolumbien zurück, wo sie von 1994 bis 1998 Abgeordnete im Repräsentantenhaus war. Sie erhielt Morddrohungen und brachte 1996 ihre Kinder ins Ausland, eine Erfahrung, die sie in ihrem ersten Buch »Die Wut in meinem Herzen« beschrieb. Als Präsidentschaftskandidatin auf Wahlkampftour, wurde sie am 23. Februar 2002 entführt und erst am 2. Juli 2008 aus der Hand der FARC-Guerilla befreit. Heute lebt sie in den USA und Frankreich.
Meine Meinung
"Ich hatte meine Freiheit verloren und mit ihr alles, was für mich von Bedeutung war, meine Kinder, meine Mutter, mein Leben, meine Träume; ich war an einen Baum gekettet, konnte mich nicht frei bewegen, nicht sprechen, nicht essen oder trinken, wie ich wollte; ich konnte nicht einmal den elementarsten Bedürfnissen meines Körpers nachkommen; ich wurde ständig gedemütigt, und doch blieb mir die kostbarste Freiheit von allen. Diese Freiheit konnte mir niemand nehmen. Es war die Freiheit, zu entscheiden, wer ich sein wollte."
Die kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt berichtet in "Kein Schweigen, das nicht endet" (eine Verszeile aus einem Gedicht von Pablo Neruda) über ihre sechs Jahre andauernde Geiselhaft. Auf dem Weg zu einer Wahlkampfveranstaltung wurde Betancourt zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Clara Rojas von Rebellen der FARC in den Dschungel verschleppt und dort sechs Jahre gefangen gehalten. 2008 wurde sie schließlich vom kolumbianischen Militär - zusammen mit ihren Mitgefangenen - befreit.
Eindrücklich und detailbesessen berichtet Betancourt über ihre Leidenszeit im Dschungel. Über die Demütigungen der Guerilla, aber auch über die Schwierigkeiten mit ihren Mitgefangen - vor allem mit Clara, die während ihrer Geiselhaft schwanger wird.
Der Großteil des Buches ist in einer dichten und beinahe schon peotischen Sprache verfasst. Sehr intensiv schildert Betancourt wie die Extremsituation Geiselhaft sowohl bei Gefangenen, als auch den Gefängniswärtern zu Gewalt und niederem Verhalten führt. Ein Verhalten, dass sie auch immer wieder an sich selbst beobachten muss.
Ich habe beim Lesen Ingrid Betancourt als eine sehr selbstzentrierte und von sich und ihren Entscheidungen überzeugt Frau wahrgenommen und ich kann mir vorstellen, dass ihr Verhalten zu Kontroversen unter ihren Mitgefangenen geführt haben kann. Betonen möchte ich aber, dass Betancourt in ihrem Buch keine schmutzige Wäsche wäscht und beinahe über jeden ihrer Mitgefangenen doch noch etwas Positives zu berichten weiß.
Sprachlich konnte mich das Buch immer wieder überzeugen, hin und wieder hätte ich mir jedoch etwas mehr Fakten gewünscht. Wenn man "Kein Schweigen, das nicht endet" liest, liest man beinahe einen Roman - aber sicherlich kein Sachbuch. Auch hätte ich mir gewünscht etwas mehr über ihr Leben im Anschluss an die Geiselhaft zu erfahren.
Dennoch: 8 Punkte.