Titel im Original: The Frozen Rabbi
Zum Inhalt:
Bernie Kamp entdeckt in der elterlichen Tiefkühltruhe einen gefrorenen Rabbi, der seinem Vater zufolge seit Generationen in der Familie traditionell weitergegeben wird. Bei einem Stromausfall erwacht der Rabbi Elieser aus seiner hundertjährigen mystischen Entrückung, akklimatisiert sich erstaunlich schnell im kapitalistischen Amerika und gründet ein Zentrum der Erleuchtung für Sinnsuchende, während er mit all dem eingenommenen Geld indes irdischen Vergnügungen frönt. Bernie indes entdeckt seine spirituelle Ader und überwindet sein Einzelgängerdasein mithilfe der forschen Lou, die so etwas wie seine Freundin wird…
Meine Meinung:
Was für eine Enttäuschung! Fand ich die Leseprobe noch vielversprechend, hat mich das Buch über weite Strecken enttäuscht zurückgelassen. Abwechselnd wird in den Kapiteln in der Gegenwart von Bernie und dem wiedererweckten Rabbi erzählt und in der Vergangenheit die Vorgeschichte aufgerollt, wie es überhaupt zum „Dornröschenschlaf“ des einstmals heiligen Mannes kam, wie Bernies Vorfahren sich über die Jahrzehnte hinweg als Hüter desselben gebärdeten und wie der tiefgefrorene Körper über verschlungene Wege aus Europa bis nach Amerika reiste, um schließlich nach Memphis ins Elternhaus von Bernie zu gelangen.
Die Grundidee ist gut, die Umsetzung lässt leider sehr zu wünschen übrig. Erwartet hatte ich etwas Humorvoll-Geistreiches mit einem Schuß jüdischer Geschichte, doch von Humor ist keine Spur zu finden, dafür erhält man allerlei groteske, überzeichnete Episoden, die größtenteils langweilig und ermüdend wirken. Einziger Lichtblick war die Zeit gleich nach der Ankunft von Schmerl Karp und Max alias Jochebed in Amerika, deren Lebensweg verfolgte ich recht interessiert. Der gesamte Rest jedoch hinterlässt mich unbefriedigt und enttäuscht.
Zusätzlich störend im Leseexemplar ist das fehlende Glossar für die vor allem anfangs große Anzahl an eingestreuten Begriffen aus dem Jiddischen, so hat man ständig das Gefühl, etwas zu verpassen. In der fertigen Ausgabe hingegen wird ein Glossar enthalten sein.
Fazit: „Der gefrorene Rabbi“ konnte meine Erwartungen in keiner Weise erfüllen, einige Passagen sind ganz gut gelungen, der überwältigende Teil jedoch ist glanzlos, grotesk und enttäuschend. Schade um die gute Idee.