Fast eine Königin - Maria von Kameke

  • Fast eine Königin - Maria von Kameke


    ASIN: B0000BRURP


    Die mir vorliegende Ausgabe ist ein Heyne-Taschenbuch, dessen etwas sehr nackenbeißiges Coverbild, ganz zu schweigen vom nachfolgend zitierten Bildbegleitungs- und Rückseitentext mich vermutlich nicht zum Kauf hätten bewegen können:
    Bildbegleitungstext:
    Sie wurde beneidet, bewundert, gefeiert - aber die Liebe kannte sie noch nicht. Erst in den Schrecken der Revolution fand sie den Mann, der ihr Schicksal wurde.
    Rückseitentext:
    Mit glänzenden Augen geniesst die junge Marquise Leonore die prunkvollen Feste am Hofe Ludwigs XVI. Die bewundernden Blicke Lambertys bemerkt sie kaum - zu tief steht der Bürgerliche in der gesellschaftlichen Rangordnung unter ihr. Der blutige Aufstand des Volkes bereitet den höfischen Festen ein Ende. Schrecklich sind die Greuel, mit denen "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" erkauft werden. Auch Leonore soll Opfer der Guillotine werden, aber lamberty rettet sie unter Einsatz seines Lebens. In seinen Armen findet Leonore das Glück der Liebe - mitten im entfesselten Wüten der Revolution.


    Beurteilung:
    Anders als der Buchtitel vermuten lässt, handelt es sich hier nicht um einen Roman um eine Mätresse oder gar die fast-Ehefrau-gewordene Gefährtin eines Königs. Die im oben zitierten kitschigen Text genannte Marquise Leonore zeichnet sich vielmehr durch eine frappierende Ähnlichkeit mit der letzten französischen Vorrevolutionskönigin, der Maria-Theresien-Tochter Marie Antoinette aus. Der zeitgeschichtliche Bezug war es auch, der mich das Buch trotz des schmalzigen Bildes (ein Rhett-Butler-Verschnitt, goldbetresst und grüngeschärpt, umarmt eine inmitten roten Plüschs mit entblößtem Oberschenkel auf eine Chaiselongue gehauchte Jean Harlow-Blondine) zur Lektüre ermutigte. Und ich wurde überrascht. Das Buch enthält geschichtlich interessante Passagen (so kam ich auch zur Einstellung der Rezension in diesen Forenbereich), die in einem philosophisch anspruchsvollen Gespräch gipfeln zwischen einem todgeweihten Aristokraten und Lamberty, seines Zeichens Gefängnisverwalter, Jakobiner und ambivalenter Freund Robespierres.
    Sehr interessant und - in meinem Falle - neue Perspektiven vermittelnd.
    Naja... und ab und zu ein wenig "Schmalz" kann man auch verkraften, oder? :grin

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)