Ein Mordsgeschäft – Colin Bateman

  • Ein Mordsgeschäft – Colin Bateman



    Inhalt:
    Machen wir uns nichts vor: Die Buchbranche ist ein höllisches Geschäft. Vor allem für hypochondrische Krimibuchhändler, die ihre Läden neben Detektivbüros haben und auch gerne mal einen Fall für den verschwundenen Besitzer übernehmen. Damit kann man zwar bei der hübschen Frau vom Laden gegenüber Eindruck schinden, gerät aber auch schnell an ein paar handfeste Mordfälle. Colin Bateman, in Großbritannien schon lange eine Institution in Sachen humorvolle Spannung, legt hier eine pechschwarze, beißend ironische Komödie vor. Und spätestens beim Gastauftritt von John Grisham bleibt kein Auge trocken.


    Autor
    Colin Bateman, geboren 1962, arbeitete als Journalist und Kolumnist und Drehbuchautor. Inzwischen hat er eine Reihe Romane für Erwachsene, aber auch einige Kinderbücher geschrieben und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Bangor, Nordirland. Sein Roman »Divorcing Jack« wurde 1998 verfilmt.




    Meine Meinung:


    Das Buch ist einmal ein ganz anderer Thriller, als ich ihn sonst lese.
    Es ist geschrieben mit einem trockenen Humor, respektlos dabei aber sehr witzig.
    In lakonischer Sprache, die schmunzeln läßt, auch laut lachen. Auch wenn es manchmal ein bitteres lachen ist – das allerdings liegt bei mir persönlich begründet, da ich da einfach zu vorbelastet bin, was die Auslöser vieler der urkomischen Situationen angeht.
    Aber – ich habe es trotzdem genossen – und würde doch sehr gerne einmal den Autoren persönlich kennenlernen, wieviel von ihm selber in dem Buchhändler steckt und dann mit ihm stundenlang schnacken. :grin



    Sätze wie diese:
    „Während ich den Code eingab, den Riegel beiseite schob und anschließend die fünf Schlösser in einer ganz bestimmten Reihenfolge öffnete…“


    „Sie faßte gerne Menschen an. Während mir allein schon bei dem Gedanken einen Menschen zu berühren – der ja ohne weiteres ein Überträger der Beulenpest sein konnte – der Schweiß ausbrach.“


    Sind einfach nur geeignet, plötzlich loszulachen. Ein wunderbar schwarzer, schräger Humor.


    Genau derartige Beschreibungen passen einfach zum Stil des Buches, indem sich der kriminalistisch veranlagte Buchhändler selbst ständig äußert, welche psychischen Störungen er alle doch innehat und daß er ständig zum Psychiater rennt. Allerdings scheinbar ziemlich erfolglos.


    Man ist ständig in seinen Gedanken gefangen. Im Prinzip besteht der Hauptteil des Buches aus den Gedanken des Buchhändlers. Der diagnostisch gesehen hochgradig an Zwangsgedanken, diversen Zwangshandlungen, Hypochondrischen Ideen und diversen Phobien leidet. Irgendeine Diagose habe ich garantiert vergessen :grin
    Das allerdings so hervorragend in Worte ausgedrückt, mit einem derart schwarzem Humor, daß es urkomisch ist (Sofern man es läßt, sich über den Hintergrund der diversen Krankheiten, Gedanken zu machen.)



    Und wider meines Erwartens erscheint dann doch tatsächlich noch eine Krimihandlung, die auch tatsächlich eine ist.
    Und da unser Freund, der Buchhändler ja einen Faible für Agatha Christie hat, versucht er die Lösung des Falles dann auch in ihrem Stile zu präsentieren.


    Ach ja, einen Hang zu Hitchcock scheint der gute Colin Bateman auch zu haben………*g*
    Böse, böse :chen


    Mehr verrate ich dann aber nicht, da es dann doch zuviel vorweg nehmen würde.


    Fazit:
    Ein durchweg skurriler Krimi, äußerst humorvoll, schwarz humorig.
    Mir einem Hauptprotagonisten, den ich am liebsten therapieren würde, der aber trotz allem doch irgendetwas liebenswertes hat, auch wenn er sich selbst darüber nicht bewußt zu sein scheint.

  • Juhu, ein neuer Bateman :freude


    Und wie du das so beschreibst, scheint Bateman nicht nur draufzustehen, sondern auch drin zu sein. Ich musste gar nichts tun, das Buch ist ganz von alleine auf meine Wunschliste gesprungen.


    btw, meine Freundin kennt den Autor, vielleicht lässt sich da ja was drehen :grin


    So, jetzt endlich habe ich den am Wickel, und muss ihn mit Zähnen und Klauen verteidigen, damit Pause ihn nicht an sich reißt. Vorhin kam eine SMS:
    "Muddi, ich sitz gerade im Hugendubel, les den Bateman weiter und lach mich scheckig!"

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von DraperDoyle ()

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Juhu, ein neuer Bateman :freude


    Und wie du das so beschreibst, scheint Bateman nicht nur draufzustehen, sondern auch drin zu sein. Ich musste gar nichts tun, das Buch ist ganz von alleine auf meine Wunschliste gesprungen.


    btw, meine Freundin kennt den Autor, vielleicht lässt sich da ja was drehen :grin


    Coool - wenn er genauso durchgeknallt ist, wie sein Protagonist dann stell ihn mir vor - ich werd dann stundenlang mit ihm fachsimpeln können :rofl

  • Zitat

    Original von Johanna


    Coool - wenn er genauso durchgeknallt ist, wie sein Protagonist [...]


    Nunja, da sein Held Starkey (aus dem Nonnenbuch) nur minimal weniger durchgeknallt (ok, eigentlich ist der noch durchgeknallter als unser Buchhändler), liegt diese Vermutung nahe :grin

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Unser Held ist wahrlich kein einfacher Mensch, neben den von Johanna genannten Diagnosen müssen unbedingt noch ein ausgeprägter Verfolgungswahn und eine bipolare Persönlichkeit mit autistischen Zügen erwähnt werden. Und für einen Menschen, der es hasst, mit Fremden zu reden und der eine nahezu panische Angst vor übertragbaren Krankheiten hat, ist es ungünstig, ausgerechnet eine Buchhandlung zu betreiben.


    Und in diese Buchhandlung tauchen plötzlich Menschen auf, die eigentlich zum benachbarten Privatdetektiv wollten und da dieser verschollen ist, den Krimibuchhändler für einen adäquaten Ersatz halten, zumal das Motto des Ladens „Mord ist unser Geschäft“ lautet. Die Fälle allerdings, die unser Held zunächst übernimmt, sind eher profaner Natur: Der Fall von Mrs Gearys Lederhose etwa oder Der Fall des verschwundenen Fußballpokals, bewegen sich eher auf Fünf-Freunde-Niveau, was jedoch ausreicht, unserem labilen Helden die eine oder andere Panikattacke ob der vielen lauernden Gefahren einzubringen.


    Richtig spannend wird es aber, als die erste Leiche auftaucht, und da ist es für das Seelenheil unseres Buchhändlers ein Glücksfall, dass sich eine zarte Freundschaft zur toughen Alison von gegenüber entwickelt, hat sie nicht nur genug Tatendrang, diesen gefährlichen Fall weiter zu untersuchen, sondern ist im Notfall auch als Schutzschild zu gebrauchen, sollte der Held endlich in den lange erwarteten Kugelhagel geraten.


    Das passiert zwar nicht, aber dennoch entwickelt sich eine haarsträubende Bond-Geschichte mit jeder Menge Leichen, Nazis und sogar einer richtigen Verfolgungsjagd.


    Colin Bateman ist in diesem Buch etwas ruhiger geworden, im Vergleich zu der Starkey-Reihe ist dieser Roman nicht ganz so überfrachtet mit absurden Einfällen, schrägen Gestalten und unvorstellbaren Pannen. Dafür schleicht sich doch etwas mehr Nachdenklichkeit ein, denn ist unser Held vordergründig einfach ein komplexbeladenes, feiges Arschloch, so erfahren wir doch in dem einen oder anderen Nebensatz so einiges über die Gründe, die zu einer derart gestörten Persönlichkeit geführt haben, und spätestens da ist die Geschichte eigentlich überhaupt nicht mehr lustig. Oder vielleicht doch, wenn man ihnen mit einem so großartigen schwarzen Humor begegnet.


    Es passiert mir selten, aber diesen Buchhändler habe ich ins Herz geschlossen. Seine unsentimentalen Betrachtungen der Abgründe des Lebens im Allgemeinen und des Literaturmarkts im Besonderen, verbunden mit einer ungebrochenen Liebe zu Büchern und vielleicht sogar Menschen, man muss ihn einfach gern haben!

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Wunderbar, ein Nachfolger ist schon in Sicht :freude


    Kurzbeschreibung


    Der Mann ohne Namen ist zurück. Diesmal ermittelt der hypochondrische Besitzer des Krimibuchladens »Kein Alibi« für den Betreiber einer Billigfluglinie, dessen Konterfei auf Plakaten mit Graffiti von männlichen Geschlechtsorganen verunstaltet wird. Doch dieser Auftrag ist ein Kinderspiel, verglichen mit der Suche nach einem ausgestopften Jack-Russell-Terrier, hinter dem auch der Geheimdienst und andere finstere Gestalten her sind. Und da wäre noch Alison, die gelegentliche Geliebte des Buchhändlers, die eine wahrhaft erschütternde Neuigkeit in petto hat ...

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)