Come bury me - Andrej Krementschouk

  • Mir geht diese Geschichte "bis unter die Haut"... Sicher ist eines; solche oder ähnliche Geschichten gibt es in vielen Städten dieser Welt, nur hört man nichts. Hier eine Zusammenfassung von der Amazon.de Seite:

    Nach seinem preisgekrönten Buch No Direction Home (Siegertitel des Deutschen Fotobuchpreises 2010) erzählt der Fotograf Andrej Krementschouk wieder eine bewegende Geschichte von Heimat und Heimatlosigkeit, Ursprung und Identität. Schauplatz ist eine baufällige Hütte im Zentrum einer russischen Kleinstadt. Hier hatte sich eine Gruppe von Obdachlosen, aufgewachsen in Waisenhäusern, ein Zuhause am Rande der Gesellschaft geschaffen. Als Krementschouk 2007 zufällig auf die Gruppe stieß, wurde er eingeladen und es gelangen ihm anrührende Beobachtungen: Von Verzweiflung und Sucht auf der einen Seite, von Wärme und Zärtlichkeit auf der anderen.
    Komm mich begraben / Come bury me mit diesen Worten hatte sich eine der Frauen im Haus von Krementschouk verabschiedet, als dieser versprach, im nächsten Jahr wiederzukommen. Bei seiner Rückkehr im Winter 2008 fand der Fotograf nur noch eine Brandruine vor und erfuhr von der einzigen Überlebenden der Gruppe, dass das Haus und seine Bewohner einer Brandstiftung zum Opfer gefallen waren. Auf dem Grundstück wird heute gebaut. Dem Andenken an die einzigartigen Bewohner des früheren Hauses ist das vorliegende Buch gewidmet.
    Krementschouk (geb. 1973 in Gorki) war Gewinner von gute aussichten - junge deutsche fotografie 2007/08 und hat u. a. in den Deichtorhallen Hamburg, im Martin-Gropius-Bau, Berlin, in der Drostei, Pinneberg, in der Galerie Clara M. Sels, Düsseldorf, und im Kunstverein Recklinghausen ausgestellt.


    Weitere Links:
    http://www.zeit.de/kultur/literatur/2010-09/fs-krementschouk
    http://www.krementschouk.com/cbm/source/cbm_17.htm
    http://www.tagesspiegel.de/wel…/ohne-heimat/3358704.html

    "Der Vogel kämpft sich aus dem Ei. Das Ei ist die Welt. Wer geboren werden will, muß eine Welt zerstören." Hermann Hesse

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  • Das ist mal wieder ein klarer Fall für die Wunschliste. Vielen Dank auch für die links!


    Ach ja, dieses Buch erinnert mich mit seiner hoffnungslosen Lebensfreude an untenstehendes Buch


    nochmal ach ja: hier die Rezi

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

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  • Andrej Krementschouk erinnert mich an Andreas Altmann.
    Jeder ist auf der Suche.
    Beide verarbeiten Sie - der eine in Bild - der andere in Schrift.
    Und heraus kommt eine Geschichte, die man niemals alleine gefunden hätte.


    edit-
    aus einem y wurde ein j


    der zweite edit-
    die Zeitung Die Zeit übersetzt come bury me mit den Worten: Komm begrab' mich.
    Beide Übersetzungen haben verschiedene Aussagen. Beide treffen zu.

    Man muß noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können - frei nach Nietzsche
    Werd verrückt sooft du willst aber werd nicht ohnmächtig - frei nach Jane Austen - Mansfield Park

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  • Manchmal frage ich mich, warum man sich eigentlich ein solches Buch zumutet: diese völlig fremde Welt, das Elend, die Hoffnungslosigkeit...


    Der Band selbst beantwortet diese Frage: mit seinen Bildern reduziert Krementschouk die portraitierten Menschen gerade nicht auf Elend und Hoffnungslosigkeit, sondern fängt das Menschliche ein, das auch unter den schlimmsten Bedingungen immer noch vorhanden ist. Und obwohl er ein völlig Fremder ist, der nicht leugnet, dass er manchmal regelrecht abgestoßen ist von dieser Art zu leben, lassen die Bewohner ihn ganz nahe ran.
    Während in den Bildern seines ersten Besuchs in der Hütte, 2006, ausgelassene, irgendwie frivole Wodkastimmung herrscht, liegt ein Jahr später, 2007, eine fast schon rührend besinnliche Stimmung in den Fotos. Und dann das tragische Ende, 2008, kein Mensch ist geblieben, nur eine verkohlte Blockhütte...


    Am Ende des Buches erzählt Krementschouk ein wenig über die Entstehungsgeschichte der Fotos und über die Menschen, die darauf abgebildet sind. Distanziert, aber empathisch schildert er seine Begegnung mit ihnen und warum diese Fotos entstanden, was einem zwar eine vage Vorstellung davon gibt, wie es ist (oder wie es dazu kam), so zu leben, aber dennoch keinerlei Wertung der Abgebildeten vorgibt und somit viel Raum für den Betrachter lässt, sich seine eigenen Gedanken zu machen.


    Die Verarbeitung des Buches ist bemerkenswert, der dicke Pappeinband mit dem Titelfoto im Passepartout und Prägeschrift sehr ansprechend, die ganzseitigen Fotos sehr angenehm zu betrachten. Schon alleine wegen dieser Aufmachung würde es sich also lohnen, sich dieses Buch ins Regal zu stellen :anbet

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)