Die Liebesangst - Anna B.Radge

  • Kurzbeschreibung Amazon:
    Über Liebe, Sex und alles, was dazugehört


    Ingunn, 39, attraktiv und erfolgreich, ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Sie kann jeden Mann haben, den sie will, und sie nimmt sich auch jeden, der ihr gefällt. Hauptsache, es sind keine Gefühle im Spiel! Denn Ingunns größte Angst ist es, verlassen zu werden; sie will diejenige sein, die verlässt. Doch dann lernt sie durch Zufall Tom kennen und verliebt sich auf der Stelle in ihn – für Ingunn ein Dilemma, beherrschte doch bisher der Kopf und nicht der Bauch ihre Gefühle und ihr Handeln. Auch wenn sie sich noch so sehr dagegen sträubt, Toms ernst gemeinten Avancen nachzugeben, kann sie die Veränderung in ihrem Leben nicht aufhalten. Als sie auch noch erfährt, dass sie schwanger ist, bekommt ihre sonst so professionelle Hülle endgültig Risse …


    Meine Meinung:


    Ich habe dieses Buch mit einem Stapel anderer diese Woche von Herrn Schnuppe geschenkt bekommen und mich bewusst dafür entschieden, es im Bereich Belletristik vorzustellen.
    Es handelt sich meiner Meinung nach nämlich nicht um typische,vielleicht auch noch fröhliche Frauenliteratur oder eine Liebesgeschichte, obwohl es um eine Frau und um Liebe geht.
    Vor dem Lesen schnupperte ich ein wenig bei Amazon und war verwirrt, von seicht,enttäuschend bis unterhaltsam,spannend war alles dabei.


    Mein erster Leseeindruck war auch ein wenig gespalten. Es ist so ganz anders geschrieben als die Bücher,die ich in letzter Zeit gelesen habe, der Schreibstil mag an der norwegischen herkunft der Autorin liegen.


    Inguun,eine norwegische Journalistin flattert von Mann zu Mann, bleibt gerade so lange, bis sie denkt,es reicht, denn ihre größte Angst ist es wohl, verlassen zu werden,also verlässt sie selbst. In Folge werden zahlreiche Episoden mit Männern beschrieben, die sie beruflich oder aus dem Internet kennt,was sich anfangs ein wenig in die Länge zieht.
    Inguun und ihre jeweiligen Kerle bleiben bis zur Hälfte des Buches für mich eher nicht fassbar. Die Sexszenen fand ich zwar recht gut dosiert, nicht besonders aufregend,aber irgendwie fehlte mir etwas in der ganzen Geschichte...bis allmählich heraus kam, dass sich Inguun bevorzugt um deutlich jüngere Männer kümmerte, weil sie sich von denen wohl leichter lossagen konnte. Da kam es für mich zur inneren Wende und komischerweise bekam Inguun da sowas wie Profil bei mir. Es wird in der Geschichte nicht alles breitgetreten, vieles muss man sich selbst überlegen.
    Ich kanns am besten so vergleichen: würde ich Inggun kennen lernen, wäre ich lange nicht auf einen Kaffee mit ihr gegangen, doch irgendwann bekommt man Lust dazu, weil man die Zwischentöne heraus hört..so ging es mir mit der Geschichte.
    So hinterließ das Buch am Ende - mit einem doch guten Ausgang :-)- doch einiges bei mir. Es ist keine Geschichte,die ich gleich ins Regal stelle und Ende,war nett und aus, sondern wirkt noch ein wenig in mir nach.
    Abzug gibt es für den Schutzumschlag,wo eine Dogge abgebildet ist. Im Buch gehts u.a. aber um einen Dobermann. Ein weiterer Abzug aus reiner Geschmacksache für den mir etwas fremden Stil und die zeitweisen Längen, dennoch gute 8 von 10 Punkten.
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  • Ich bin gerade dabei das TB zu lesen und bin total begeistert. Da bin ich froh, dass das Jahr gut anfängt.
    Es ist nicht gerade etwas für jeden Tag und leider auch nicht für jede Nacht, denn sicherlich kommt da das ein oder andere Lustgefühl auf mal etwas umzusetzen. :-)
    Ich bin auf jeden Fall begeistert von dem Buch und habe schon fast die Hälfte durch. Man kann es einfach nicht weglegen, weil die Beschreibungen einfach unglaublich sind und die Fantasie so grenzenlos benutzt wird.

  • Das war auf meiner Wunschliste ein wenig nach hinten gerutscht und in Vergessenheit geraten, aber inzwischen habe ich es dann doch mal gelesen.
    Mh ... zu behaupten, ich wäre von dem Buch enttäuscht, stellt eine absolute Untertreibung dar – es gefällt mir überhaupt nicht. Ich habe ein wenig darüber nachgedacht, woran das liegt. Offenbar haben die Inhaltsangabe und die positive Rezi hier Erwartungen in mir geweckt, die in eine völlig falsche Richtung gingen.
    Ich hatte nämlich mit einem Roman gerechnet, der von den Bindungsängsten bzw. der Bindungsunfähigkeit der Protagonistin handelt, aber das ist nicht der Fall. Der psychologische, unterbewußte Aspekt der Thematik wird in einigen belanglosen Nebensätzen gestreift, ansonsten geht es ... platt und direkt gesagt ... um's Ficken, Ficken und schließlich auch noch um's Ficken. Wo, mit wem, in welchen Stellungen, wer wie oft gekommen ist – das ist nahezu alles. Als nach 200 (!) Seiten endlich so etwas wie eine zielgerichtete Handlung in Gang gerät, weil die Hauptperson sich entgegen ihrem eigenen Willen ernsthaft verliebt, landet sie, welche Überraschung, mit ihrem Auserwälten sofort in der ersten Nacht in Bett und in der zweiten ebenso. Tatsächlich hatte ich nichts anderes erwartet und wäre direkt enttäuscht gewesen, hätte die Autorin sich etwas neues überlegt gehabt.
    Irgendwie langweilte und ermüdete mich das alles im Laufe des Lesens immer mehr und zeigte mir mal wieder, daß es keinen Sinn macht, sich mit einem Buch das einem nicht gefällt, in der Hoffnung auf Besserung weiterzuquälen. Spätestens nach der Hälfte sollte man abbrechen, basta!
    Nicht gelangweilt, sondern schlicht geärgert hat mich allerdings die Haltung der im Buch vertretenen Damen zum Thema Schwangerschaft. Da wird ohne einen Funken Verantwortungsgefühl durch die Gegend gevögelt und sollte frau durch eine Panne in der Empfängnisverhütung wider Erwarten doch schwanger werden, geht's eben zum Arzt, der den Fötus wie eine lästige Warze entfernt. Erledigt! Und weiter wie zuvor ... bis zum nächsten Abbruch. Nein, ich bin nicht religiös und ich bin auch keine Abtreibungsgegnerin, aber wenn ich sowas lese, könnte ich kotzen.
    Als "Liebesroman" eine Frechheit, als "erotischer Roman" für mich ebenso ein Flop, die Schilderungen der Geschlechtsakte kommen mir eher wie die Beschreibungen monotoner mechanischer Abläufe vor. Angemacht hat mich das null, aber möglicherweise war ja wenigstens das von der Autorin beabsichtigt. ;)
    An Sprache und Schreibstil gibt es wenig auszusetzen, aber das hilft in diesem Fall auch nicht mehr. Sorry, mehr als 3 Punkte sind nicht drin.

  • Mir hat dieser Roman gefallen. An alle Einzelheiten kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern, jedoch daran, dass ich die ganez Ziet recht interessiert und zugleich skeptisch war: Dieses Bild der modernen selbstbewussten Frau, die sich alle Freiheit der Welt nehmen kann, unverbindlichen Sex mit ständig anderen Männern zu haben, fand ich reizvoll, weil es eine Zeit gab, in der "freie LIebe" ohne Besitzansprüche vielen jungen Menschen als die Freiheit schlechthin erschien, und mir ging es damit so, dass ich mich immer schämte, wenn ich dann doch nicht damit klarkam und Eifersucht spürte und Verlorenheit. Das konnte frau jedoch nicht einfach zugeben, ohne von anderen als rückständig betrachtet zu werden, also gaben sich viele als modern, frei und emanzipiert und litten heimlich, besonders, wenn sie sich in der links-grün-alternativen Szene oder der Künstler-Szene bewegten.
    Dass die Herzlosigkeit dieses Selbstbildes, das die Protagonistin von sich hat, solange aufrechterhalten wird und dann doch umkippen darf, das fand ich passend. Auch dass viele Mädchen und Frauen abtreiben und die Herren der Schöpfung sich, wenn es um Verhütunmg geht, von sich aus oft um nichts kümmern, ist völlig realistisch und wird in doesem Roman einfach nur gezeigt, ohne moralischen Zeigefinger, aber bis zum Überdruss. Die Leserin erlebt diese sogenannte Freiheit mit und merkt immer mehr und mehr, wie hohl und selbstschädigend das auf Dauer ist. Ich war gerade an dem Punkt, dass ich das Buch beenden wollten, weil ich dachte, oh Mannomann, merkt sie denn gar nicht, dass sie so nicht weitermachen kann? Schon wieder Sex, schon wieder Flucht! Und was bleibt? Rockmusik, um sich bei Laune zu halten? - da trat die Wende ein. Soweit ich mich richtig erinnere, war der Prozess des Zögerns und Zweifelns, sich auf dieses Gefühl des Vertrautseins einzulassen gut nachspürbar.
    Und genau darum geht es meiner Meinung nach in diesem Roman - diesen Prozess miterlebbar zu machen, ohne Moralisierei, so dass jede Frau, die sich in ähnlichen Bahnen bewegt, selber zu der Einsicht kommen kann, dass Freisein etwas anderes ist als nur Unabhängigkeit allein.
    Dass diese Art "Emanzipation" in Schweden und Norwegen weitaus größere Ausmaße angenommen haben soll, weiß ich aus verschiedenen Zietungsnotizen.
    Vielleicht ist das für viele Frauen in Deutschland gar nicht so nachvollziehbar, dass es auch ein unglaublicher innerer Druck werden kann, sich nicht zu binden, weil Bindung mit Rückständigkeit, Unterdrückung und Spießigkeit gleichgesetzt wird.
    Irgendwann vor einigen Jahren las ich eine kleine Notiz in der taz oder der Süddeutschen, in der berichtet wurde, dass es in Norwegen immer mehr Männer gibt, die sich wegen Impotenzproblemen in Behandlung begeben. Der Grund dafür seien die Frauen, die ihre Geschlechtspartner selbstbewusst und freimütig wechseln und damit die Männer verunsichern.
    Nun ja, ich musste ja grinsen. Nach zweitausend Jahren Frauenunterdrückung, in der es völlig egal war, ob Frauen Spaß am Sex haben oder nicht, kann es nicht schaden, wenn die gesellschaftlichen Normen mal ein kleines bisschen ins Wanken geraten.


    Mein Fazit: Ich fand den Roman gelungen. Sprachlich gesehen mochte ich den etwas kargen, ruppigen Stil durchaus, fand ihn aber auch nicht hervorragend. Die inneren Prozesse, die die Protagonistin erlebt, hätten etwas mehr ausgearbeitet sein dürfen, insgesamt aber gelungen: Ich vergebe 8 von 10 Eulen-Punkten.