Die trügerische Erinnerung an gelesene Bücher

  • Hallöchen,


    ich bin momentan dabei, meine gelesenen Bücher in ein kleines Notizbuch zu übertragen, um dort das Datum einzutragen. Aktuell merke ich ziemlich genau den Sinn der Sache - denn ich wollte z.B. alle Bücher von Sebastian Fitzek übertragen, habe schon alle Cover (bis auf das aktuellste) ausgedruckt und stelle fest: Der Augensammler? Das hab ich ja garnicht?! Oder doch?! Mal schnell die Inhaltsangabe lesen.. kommt mir bekannt vor, aber war es vielleicht aus einem anderen Buch? Ich weiß es noch immer nicht. Ein Blick in mein Bücherregal zeigt mir, dass ich es nicht habe. Und noch immer bin ich nicht zu 100% sicher, ob ich es gelesen habe.


    Ehrlich gesagt finde ich, ist dies ein verdammt schlechtes Urteil für ein Buch, falls man es letztendlich doch gelesen hat. Ich habe Bücher in meiner Liste, die ich 2007/2008 gelesen habe, von denen ich sogar zu 100% sagen kann, an welchem Ort und zu welcher Zeit ich es gelesen habe, zum Teil weiß ich sogar, was an diesem Tag alles passiert ist. Auch wenn es nur banale Dinge waren. Bei Tintenherz weiß ich z.B. noch, dass ich an dem Tag mit meiner Mutter in der Stadt shoppen war, es ein super verregneter grauer Tag war und ich mir dann spontan das Buch gekauft und direkt gelesen habe.


    Ich habe noch ein weiteres Buch bei dem ich nicht weiß, ob ich es gelesen habe. Bookcook sagt mir, ich habe es gelesen. Meine Erinnerung sagt: Ich kenne den Inhalt nicht und ich habe 0 Erinnerungen an dieses Buch.


    Nun würde mich interessieren - habe nur ich ein so grottenschlechtes Gedächtnis? Was meint ihr, wovon kommt es, dass man bei einigen Büchern noch jedes einzelne Detail der Lesesituationen kennt und bei wieder anderen Büchern, die man vielleicht sogar garnicht schlecht fand, rein garnichts mehr weiß.


    Den Büchern zuliebe finde ich diese Tatsache sehr schade, aber vermutlich hat man noch nichtmals Einfluss darauf. Ob ich den Augensammler gelesen habe, werde ich sicher irgendwann herausfinden, denn irgendwie habe ich indirekte Erinnerungen daran, dass ich es bei mir zu Hause in der hat hielt. Naja, mal sehen, wann sich das Rätsel auflöst.


    Ging es jemandem von euch schonmal genauso?

  • Doch kenne ich auch, dieses Gefühl. Aber ich denke nicht, dass dies nicht mit einem schlechten Gedächtnis zutun hat, sondern einfach mit der Fülle der Bücher und geschichten die man liest und verarbeiten muss. Und es gibt ja auch Stories, die sich ähneln.


    Manchmal überlege ich schon, ob ich was gelesen habe oder nicht, aber meistens reicht dann, ein kurzer Blick auf die erste Seite und mir fällt alles wieder ein. Manchmal reicht es auch, das Buch nur in die Hand zu nehmen.

  • Ja das kenne ich auch. Ich lese gerade wieder den Hobbit und merke, dass ich einige Handlungen durcheinander geworfen habe in der Reihenfolge.


    Das ist schon blöd.
    Aber ich denke solange man den Inhalt nicht vergisst, ist es doch manchmal auch ganz schön, sich von einem Buch wieder überraschen zu lassen. ;-)

  • Es passiert mir sehr selten, aber es passiert.
    Letztens habe ich in einer Buchhandlung, in der ich mit einer Freundin war, auch ein Buch zur Hand nehmen müssen um zu überprüfen, ob ich es gelesen habe. Daraufhin meinte meine Freundin, ob ich ein Buch immer erst öffnen müsse, um zu sehen ob ich es kenne.
    Normalerweise nicht, aber bei manchen Büchern bin ich mir wirklich unsicher, selbst nachdem ich es durchgeblättert habe. Aber ich bin nicht der Meinung, das es am Buch selbst liegt, sondern vielmehr daran in welcher Situation ich es gelesen habe.
    So weiß ich beispielsweise, dass ich die Filding Romane als 15jährige verschlungen habe. Nun bin ich 26 und ich könnte dir nicht mehr sagen, welche ich gelesen habe und könnte dir auch die Inhalte nicht mehr erzählen, höchstens Bruchstücke aus zwei Bänden oder so. "Lauf Jane, lauf" habe ich gelesen, aber worum geht es da? Ich kann es dir aus dem Stehgreif nicht sagen. Dennoch hatten sie mir gefallen und ich sie definitiv auch aufmerksam gelesen. Nur war das damals eine anstrengende Zeit mit Schulwechsel und dergleichen, das es durchaus daran liegen kann.
    Ich weiß beispielsweise, das ich Tintenherz damals aus der Bücherei ausgeliehen habe, weil mein Freund ab und zu in dieselbige geht, ich aber nicht. An diesem Tag habe ich ihn begleitet, Tintenherz gesehen, von dem mir eine Freundin vorgeschwärmt- und Funke als "Rowling Deutschlands" bezeichnet hat, weswegen ich einmal hineinlesen wollte und sofort gefesselt war. Weil das so ungewöhnlich war, ist es mir im Gedächtnis geblieben. Ich weiß aber auch bei einigen schlechten Büchern noch, wie ich zu ihnen gekommen bin, beziehungsweise wann ich sie gelesen habe und worum es in ihnen geht.

    Bücher sind eine höchst ergötzliche Gesellschaft. Wenn man einen Raum mit vielen Büchern betritt - man braucht sie gar nicht zur Hand zu nehmen - ist es, als würden sie zu einem sprechen, einen willkommen heißen.
    -William E. Gladstone-

  • Mir passiert das, wenn ich zu schnell hintereinander zu viele ähnliche Bücher lese. Als in 2008 auf Kur war, hatten die dort fast nur Bücher von Iny Lorentz und ein paar andere, die in ähnliche Richtung gingen, die ich dann alle nacheinander weggelesen habe. Ich kann heute nicht mehr sagen, welcher Handlungsstrang zu welchem Cover gehört und wer die Hauptfiguren waren. Tatsächlich könnte ich kaum mehr sagen, welches Iny-Lorentz-Buch ich nicht gelesen habe.


    Normalerweise lese ich "quer Beet", immer mal etwas vollkommen anderes, stilistisch und thematisch bunt gemischt. Und dann passiert mir sowas definitiv nicht.


    Was die Buchqualität der Bücher betrifft, an die man sich nicht mehr erinnert: IdR speichert das Gehirn eher die Dinge, die emotional am meisten angesprochen haben. Im positiven wie im negativen Sinn. Ein Buch zu vergessen bedeutet demnach, dass du dich offenbar nicht darüber geärgert hast.
    Mir bleiben leider die schrecklichsten all ever am längsten im Gedächtnis :cry

  • Ich denke das geht allen so, die relativ viel lesen. Auch, das es nicht unbedingt am Buch liegt sondern auch an die Leseumstände, so wie hier schon geschrieben.


    Beispielsweise "Stimmen" von Greg Bear. Ich habe mir das mal irgendwann gekauft, weiß auch noch relativ genau wann ich es gelesen habe. War zwischen meinem ersten und zweitem Semester in den Ferien, da ich da hin und wieder mit dem Zug in meine Studienstadt gefahren bin da ich ne neue Wohnung haben wollte. Habe es dann im dritten oder viertem Semester auf nem Grabbeltisch bei Thalia gesehen und hatte keine Ahnung mehr das ich es schon kenne. Als Mängelexemplar natürlich mitgenommen und dann irgendwann als ich wieder ganz zu hause war gemerkt das ich es schon im Regal stehen hatte. Hatte es aber auch noch nicht gelesen. Aber schon erschreckend, das mir das nach so kurzer Zeit beim Kauf nicht aufgefallen ist.

  • Damit ein Buch wirklich hängenbleibt, muss es mich schon sehr begeistert oder berührt haben. Von den meisten weiß ich nur noch grob, um was es da ging.
    Manche Bücher vermischen sich auch, weil es doch oft ähnliche Geschichten gibt.
    Und die Namen der Personen kann ich mir überhaupt nicht merken, ich habe eher noch ihr Bild vor meinem inneren Auge.


    Lustigerweise weiß ich dagegen oft noch, wann und wo ich ein bestimmtes Buch gelesen habe.

  • Bei mir ist es immer stark davon abhängig, was sonst noch aktuell in meinen Leben los ist. Gibt es vieles, was mir durch den Kopf geht, kann ich mich meistens nicht mehr gut an einzelne Bücher erinnern und kann auch schlecht Rezis dazu schreiben.
    An extrem gute oder extrem schlechte Bücher kann ich mich eh immer besser erinnern als an mittelmäßige oder an solche, deren Kerngeschichte ich schon x-mal gelesen habe.

  • Meistens erinnere ich mich schon, ob ich bestimmte Bücher gelesen habe.
    Ist das mal nicht der Fall, blätter ich einfach mal ein bisschen durch das Buch, welches ich vielleicht gerade kaufen möchte, und siehe da, auf einmal ist die Erinnerung wieder da.
    Dass das funktioniert erkenne ich auch daran, dass ich in vielen Lebens- und Lesejahren noch kein Buch doppelt gekauft habe. :-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Bücherfreund ()

  • Ich lese erst wieder seit Ende 2008 bewusst, gerne und viel (für meine Verhältnisse viel), so dass es mir noch nicht besonders aufgefallen ist. Ich weiß, welche Bücher ich in den letzten beiden Jahren gelesen habe, kann auch den Inhalt erzählen - nicht immer genau und in der richtigen Reihenfolge, aber die wichtigsten Details und Namen kenne ich noch.


    Mir hilft auf jeden Fall auch der Song, den ich vor dem Lesen regelmäßig zu einem Buch gehört habe. Jedes Buch hat einen eigenen Song, jeder Song ist untrennbar mit einem Buch, mit den Bildern, die ich während des Lesens gesehen habe, verbunden. Höre ich den Song, erinnere ich mich an das Buch.

  • Das kam bei mir bis jetzt bei genau einem Buch vor. Ich las es und ein paar Jahre später, konnte ich mich daran erinnern es gelesen zu haben wusste aber nicht mehr was geschehen ist. Also flugs nochmal gelesen und einige Zeit später wiederholte sich das. Ich sah das Buch an, konnte den Inhalt immer noch nicht widergeben wusste aber das ich es gelesen habe. Also nochmal gelesen.
    Und bis jetzt kann ich die Handlung wiedergeben. Mit einigen kleinen Lücken :lache

  • In den meisten Fällen erinnere ich mich an die Bücher die ich im Laufe der Jahre gelesen habe, auch was im groben den Inhalt angeht oder auch im Bezug auf die Charaktere. Nur ab und zu gibt es Bücher die ich schlichtweg vergesse. Es kam schon vor das ich in der Buchhandlung stand und kurz davor war, ein bereits gelesenes Buch, wieder zu kaufen. :wow

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Seit etwas über einem Jahr führe ich eine Liste über gelesene Bücher. An die Bücher, die dort drauf stehen, kann ich mich im Großen und Ganzen noch gut erinnern. Ich bin auch seit dieser Zeit bei den Eulen angemeldet und lese vielleicht ein bisschen bewusster und denke vielleicht mehr über die Bücher nach.


    Aber bei meinem Umzug vor etwa 3 Jahren hab ich ein Buch in meinem Regal gefunden, dass mitten unter gelesenen Büchern stand. Also muss ich es vermutlich gelesen haben... :gruebel Aber ich kann mich weder daran erinnern, was darin passiert ist, noch wann und wo ich dieses Buch gelesen haben könnte (auch nicht, als ich es in die Hand genommen habe und darin geblättert habe). Es ist von Barbara Erskine und ich habe mir vorgenommen, es noch einmal zu lesen.


    Lücken habe ich also wirklich selten, aber es kommt vor. ;-)

  • Mittlerweile habe ich eine Liste der gelesenen Bücher. Ich kann mich jedoch an den Großteil (zumindest an das Grundgerüst der Geschichte ) erinnern, und Klappentexte rufen diese Erinnerung immer hoch. Lange bleiben mir die Bücher präsent, welche mich sehr beeindruckt haben.

  • Ob ich ein Buch gelesen habe oder nicht weiß ich, aber bis auf die grobe Rahmenhandlung vergesse ich sehr oft den Plot... Ich führe jetzt seit 4 Jahren eine Liste, sodass ich auch weiß, in welchem Monat und Jahr ich etwas gelesen habe.

  • Mir geht es wie vielen hier, die genaue Handlung bleibt nicht hängen.


    Was ich aber beobachtet habe, ist vor allem ein Phänomen, das bei Urlaubsbüchern hängenbleibt: Wenn ich mit meinem Mann in den Urlaub fahre, können wir beide stundenlang in Cafes oder irgendwo sonst sitzen und lesen. Und dann bleiben mir bei den Büchern die Stimmungen des Urlaubs erhalten, wenn ich es erneut lese.


    So bin ich bei Tintenherz immer wieder auf Malta oder mit Lilith in Madrid...

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Zitat

    Original von Caia


    So bin ich bei Tintenherz immer wieder auf Malta oder mit Lilith in Madrid...


    Was sich fast schon wieder wie eigene Buchtitel anhört :-]
    "Mit Lilith in Madrid"

    Bücher sind eine höchst ergötzliche Gesellschaft. Wenn man einen Raum mit vielen Büchern betritt - man braucht sie gar nicht zur Hand zu nehmen - ist es, als würden sie zu einem sprechen, einen willkommen heißen.
    -William E. Gladstone-

  • Zitat

    Original von Lesehunger


    Was sich fast schon wieder wie eigene Buchtitel anhört :-]
    "Mit Lilith in Madrid"


    Die man sich als Autor ja nicht selbst aussuchen kann... ich werd es JulyRose mal vorschlagen ;)

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein