Rhododendron/ Rhododendren

  • Mir ist in letzter Zeit (mal wieder) vermehrt der/die Rhododendron/ Rhododendren in Büchern aufgefallen.
    Da mich die Frage schon länger beschäftigt habe ich bei Wikipedia nachgeschaut, festgestellt, dass der Strauch immergrün ist, in fast allen Gebieten angesiedelt ist…
    Benutzt Du den Rhododendron aus diesen Gründen, oder weil es ein „schwierig zu lesendes Wort“ ist?


    Ich bin mal auf die Antworten von Euch gespannt.


    Lieben Gruß


    Kamikazebaer


    P.S. Ich hatte über die Suchfunktion noch kein Thema mit diesem Inhalt gefunden, falls doch bitte zusammenpinnen. Danke

  • Zitat

    Original von kamikazebaer
    Da mich die Frage schon länger beschäftigt habe ich bei Wikipedia nachgeschaut, festgestellt, dass der Strauch immergrün ist, in fast allen Gebieten angesiedelt ist…
    Benutzt Du den Rhododendron aus diesen Gründen, oder weil es ein „schwierig zu lesendes Wort“ ist?


    Als Autor ein Wort zu benutzen, weil es "schwierig zu lesen" ist, wäre glaube ich eine ziemlich bescheuerte Idee. :lache Das müsste dann schon eine ganz spezielle Art von Text sein.
    Ich glaube, bei mir steht auch mal in einem Buch ein Rhododendron rum. Ich bin da wohl beim Recherchieren drüber gestolpert, dass die Dinger in der Gegend häufig wachsen.
    Für mich hat der Name nichts Exotischeres an sich als "Rhabarber" oder "Reineclaude". Ebenso wie Rhododendron sind das Begriffe, mit denen ich aufgewachsen bin und die schon meine Oma benutzt hat.

  • Wenn in einem Garten etc., den ich mir vorstelle, ein bestimmtes Gewächs steht, dann muss ich meist erstmal jemanden fragen, was das ist. Botanisch bin ich leider nicht sonderlich gut informiert.
    Im Falle des Rhododendrons musste ich nur nachschauen, wie man es genau schreibt.


    Als schwer zu lesen empfinde ich es nicht; es ist eine ziemlich bekannte Pflanze, die sogar ich kenne.
    Ein Wort zu wählen, weil es "schwierig" ist käme mir nicht in den Sinn - ich will meine Leser doch über die Wortwahl nicht gängeln oder nerven. :nono

  • Erstmal danke für eure Antworten.


    Zitat

    Original von Katerina


    Als Autor ein Wort zu benutzen, weil es "schwierig zu lesen" ist, wäre glaube ich eine ziemlich bescheuerte Idee. :lache


    Mir ist es in letzter Zeit vermehrt in Kinder/Jugendbüchern aufgefallen, und in dem Bereich empfinde ich das Wort schon als kleinen Stolperstein. (War mal wieder mit meinen Gedanken weiter, als beim schreiben.) :-]

  • Da freue ich mich doch immer wieder, auf was für lustige Fragen die Eulen so kommen :chen


    Also, ich persönlich habe Rhododendron zwei Assoziationen:


    Zum einen einen überaus fachgerechten, spießigen Vorgarten, mit ein paar Koniferen, ansonsten viel Rindenmulch, damit sich ja nichts Wildes ansiedelt, und ein, zwei Rhododendren für die Farbtupfer. Wäre ich Autorin, und mein Protagonist käme an einem Garten mit Rhododendron vorbei, wollte ich damit ausdrücken, dass dort wohl ein ziemlicher Spießer wohnt.


    Das zweite sind die riesigen Rhododendronwälder z.B. in Irland. Die sind während der Blüte zwar hübsch anzusehen, aber eigentlich eingeschleppt und verdrängen dort ziemlich aggresiv die einheimische Vegetation. In diesem Fall könnte Rhododendron als Symbol für etwas stehen, das zwar sehr schön ist, sich dann aber als nicht beherrschbares Problem herausstellt.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • @Draper Doyle


    genau so. :lache
    Man kann hinzufügen, daß die Pflanzen hier oft billig zu haben sind und Leute, die nicht wissen, was sie in ihre Gärten hauen wollen und zugleich wenig Geld ausgeben, gern zu Rhododendron greifen.




    kamikazebaer


    wenn Du die Frage auf Kinderbücher bezogen stellst, wird es natürlich richtig interessant.
    'Stolpersteine' finde ich wichtig in Kinderbüchern. Sie lassen Kinder innehalten, erweitern ihren Wortschatz, führen sie auf neue Wege.
    Ich würde auch behaupten, daß die meisten Kinder solche Wörter lieben. Es klingt fremd, aufregend. Ich erinnere mich an ein Kinderbuch, in dem ein Junge vorkam, der gern 'geschwollen' redete. Er sagte solche Sätze , wie: Ich werde jetzt das Terrain sondieren, wenn er sich umschauen wollte.
    Ich war hingerissen. Ich habe das sofort übernommen.


    Kinder mögen auch schwierige Bezeichnungen von Tieren, ein Teil der Saurier-Schwärmerei z.B. hängt in meinen Augen direkt mit den wunderbaren Namen für die Viecher zusammen. Das gilt auch im Bereich Fantasy. Die 'Zaubersprüche' in den Harry-Potter-Bänden, mit ihrer tollen Mischung aus lateinisch, griechisch, französisch und rowlingisch begeistert Kinder.


    Es sollte nicht zuviel sein. Aber ich habe durchaus den Eindruck, daß gerade AutorInnen im Kinder - und Jugendbuchbereich 'schwierige' Wörte gezielt einsetzen.



    :wave


    magali



    edit: notwendige Annäherung an die deutsche Schriftsprache vorgenommen

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali


    Ich erinnere mich an ein Kinderbuch, in dem ein Junge vorkam, der gern 'geschwollen' redete. Er sagte solche Sätze , wie: Ich werde jetzt das Terrain sondieren, wenn er sich umschauen wollte.
    Ich war hingerissen. Ich habe das sofort übernommen.


    magali


    Stimmt, meine Kinder liebten Justus Jonas aus den drei Fragezeichen gerade wegen seines geschwollenen Geschwätzes.


    Ansonsten habe ich tatsächlich auch festgestellt, dass meine Töchter gerne an Worten hängenbleiben, die sie nicht kennen und die sich dann gerne ausführliche erklären lassen. Als Berit mit dem Wort "Qualität" Bekanntschaft gemacht hatte, wurde es beim Abendessen, das ihr nicht schmeckte, gleich eingesetzt: "Also Blumenkohl ist keine Qualität für mich"

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    "Also Blumenkohl ist keine Qualität für mich"


    :lache
    Sowas hatten wir hier auch mal. Mein Sohn mit 7: "Du hast den Rosenkohl gut zubereitet, das Problem ist grundsätzlicher Natur."


    Stimmt, Kinder mögen oft fremdartig klingende Bezeichnungen und neue Redewendungen. Den Rhododendron würde ich aber nicht dazu zählen, der ist doch eher langweilig. (Bei mir steht der im Garten einer englischen Lady, die ihr Verarmen nicht begreifen will, gleich neben dem Brunnen mit pummeligem Marmorengelchen auf dem Rand.)

  • Der etwa sechsjährige Sohn eines Schulfreundes meines Vaters, das muss inzwischen 20 Jahre her sein, todernst am Abendbrottisch bei einer Geburtstagsfeier: "Jetzt werde ich mir noch ein Gürkchen genehmigen, und das war's dann."


    (Solche Klopper vergisst man einfach nie ... dazu braucht es nicht mal gehobenes Vokabular, dazu reicht schon eine ernste Miene und ein völlig unerwarteter Gebrauch von Bekanntem ...)

  • In meinen Buechern wuerden, wenn es nach mir ginge, alle fuenf Seiten Rhododendra stehen. In meinem Garten auch. Es ist mein Lieblingsstrauch seit meiner Kindheit.
    Dass er das ist, weil ich als Kind das Wort so toll fand, schliesse ich keineswegs aus. Es saehe mir aehnlich.


    Herzlich,
    Charlie

  • Und ich dachte, es ginge um die Schreibweise, weshalb ich vermutete, dass alles geklärt sei - und nun dieser Fred. Wundervoll. Ich habe nämlich auch noch einen: Mein Ex-Freund verriet mir mal, dass er immer dachte, dass man Rhododendron folgendermaßen ausspricht:
    Rodoohdndrohn.
    Mit dem Akzent auf der zweiten Silbe. Er kannte das Wort nur in geschriebener Form.


    Und in meinem letzten Buch gibt's auch Rhododendren: Im Himalaya gibt's davon nämlich ganze Wälder, und die sehen gar nicht zahm aus.


    Ach ja, und die Saurier: Welches Kind hat sich nicht mit Begeisterung die Zunge verrenkt beim Lernen von Tricheratops und - so spreche ich es bis heute aus - dem Peter-Anton (Pteranodon, oder so ähnlich) :grin

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • @DirkRadtke


    9 - bis 13jährige, würde ich behaupten.
    Dissectum atropurpurea, meine ich.
    :lache


    Der Minimops würde ein Renner werden.
    Ich als leidenschaftliche Kritikerin im Ki-Ju-Bereich würde es wahrscheinlich extra in der Kritik vermerken. Lobend.




    Aber hier tauchte eine anderes Problem auf, 'Stolperstein'.
    Kann man definieren, was das ist?
    Wann sehr junge LeserInnen meutern? Sicher nicht bei einem einzigen 'schwierigen' Wort?


    Noch mal zu Rhodooo- dndron (danke SteffiB)- ich liebe das Wort, Aussprache egal. Es rattert so schön.
    Die Pflanze finde ich auch hübsch. Auch wenn ich ihre Gefahren kenne. Oder deswegen? :gruebel



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali
    DraperDoyle



    immer, wenn Dich jemand ärgert?
    So ein 'Sie Archäopterix, Sie!' kommt doch gut?


    Ne, das haut nicht hin, Archaeopteryx ist eines der seltenen Missing Links, da zahlen Evolutionsbiologen Millionen dafür. Da ist "Sie Goldesel, Sie" ja noch eine schlimmere Beschimpfung :grin


    Mittlerweile habe ich dieses "Nicht-anwenden-können"-Trauma frisch erlernter Worte verarbeitet, auch wenn ich immer gerne Neugelerntes anwende.


    Die Stolpersteingeschichte ist aber wirklich ein spannendes Thema, aber jetzt muss ich erstmal kurz den Tatort zuende gucken :wave

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von Dirk RadtkeIn meinen Büchern verwende ich gerne gängige Namen. Kirschlorbeer kennt ja jeder. Ich meine, wer will schon was über einen Acer palmatum 'dissectum atropurpurea' lesen! Lachen


    Das hört sich arg nach Verlegenheitsbepflanzung aus dem Baumarkt an :lache.
    Was schreibst Du noch für Bücher?