'Der Duft des Mangobaums' - Seiten 263 - 340

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  • Zitat

    Original von milou
    Mir hat noch gefallen, dass Lady Swindon wieder auftaucht. Da sonst so viel läuft, hab ich gar nicht mehr an sie gedacht. Schön, sie wieder anzutreffen.


    Ich fand sie viel zu großartig, um sie einfach in der Versenkung verschwinden zu lassen; außerdem wollte ich ihr gern den Herzenswunsch von der Rückkehr nach Penang erfüllen. :-) Dabei konnte sie dann auch gleich noch ihren Beitrag zur Romanze zwischen Samad und Alma leisten, indem sie die beiden auf ihrem Fest unbewusst wieder zueinander führt. :grin


    Zitat

    Raymond wird für mich immer mehr der harte Kerl (so geworden durch all die Dinge, die er in seinem Leben schon erleben musste) mit dem weichen Kern, den er aber praktisch niemandem offenbart. Dass er sich gegenüber Alma so öffnet, heisst ja wirklich einiges. und dass er sie nun bei Kriegsausbruch in Sicherheit bringen will, ehrt ihn. Ganz unerwartet tritt da plötzlich Samad wieder auf....


    Ich empfinde es auch so, dass Raymonds Erzählung von Beth und ihrem Tod einen Meilenstein in seiner Beziehung zu Alma darstellt. Es spricht Bände, dass nicht einmal Ah Tong davon weiß. In den Tagen am Meer gesteht er sich (endlich?) seine Liebe zu Alma ein und trennt sich daraufhin von Florence.


    Zitat

    Ich habe die vorgangehenden Posts nur quergelesen und vielleicht steht schon eine Antwort irgendwo... aber ist es effektiv denkbar, dass sich die Einwohner eines solchen Dorfes wie Cinta Manis so offen und hilfsbereit gegenüber völlig Fremden verhalten? ok, Samad hat sie hergebracht und den kennen sie, aber trotzdem...


    Stimmt, wir haben diesen Punkt weiter oben schon diskutiert, aber ich wiederhole gern meine Einschätzung. :-) Nach meinen eigenen Erfahrungen mit Malaien und in Anbetracht ihrer sprichwörtlichen Gastfreundschaft halte ich es für absolut realistisch, dass die Dorfgemeinschaft sie unter diesen Umständen aufnehmen würde. Ich will nicht sagen, dass dies zwangsläufig in jedem Dorf der Fall wäre, aber es ist keine abenteuerliche Wendung der Geschichte.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Ich fand sie viel zu großartig, um sie einfach in der Versenkung verschwinden zu lassen; außerdem wollte ich ihr gern den Herzenswunsch von der Rückkehr nach Penang erfüllen. Dabei konnte sie dann auch gleich noch ihren Beitrag zur Romanze zwischen Samad und Alma leisten, indem sie die beiden auf ihrem Fest unbewusst wieder zueinander führt.


    Oh ja, grossartig ist sie natürlich und dass sie dann gleich noch so eine schicksalshafte Rolle bekommt..... :-]


    Zitat

    Stimmt, wir haben diesen Punkt weiter oben schon diskutiert, aber ich wiederhole gern meine Einschätzung.


    Danke!! :knuddel

  • Bevor ich es vergesse:
    Gibt es die Liebesgasse in Penan wirklich? Wollte ich die ganze Zeit schon fragen...
    Lieber harimau: O.k., deine Protas rauchen so gut wie gar nicht im Buch, dafür hast du aber den Whisky-Konsum drastisch erhöht. Die Lunge atmet auf, die Leber beginnt zu zittern... :rofl


    Es passiert wieder so viel in diesem Kapitel, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. :gruebel


    Francis trauert um Mabel. Hoffentlich bleibt er stark genug. Ich gönne ihm von Herzen nach einer Trauerzeit eine passende Partnerin. Erst dachte ich übrigens, er kommt, um Alma auf die Gloria zu holen, als Hausfrau sozusagen.


    Liz bietet mit der Party die Gelegenheit, dass Alma und Samad sich nach über einem Jahr wiedersehen. Es knistert und endlich erfährt der Leser auch Samads Gefühle. Bewundernswert, wie kontrolliert die beiden sind.


    Der Ausflug Raymonds und Almas in die Cameron Highlands vertieft die Freundschaft der beiden. Es offenbart aber auch wieder einmal, wie impulsiv und grob Raymond sein kann. Almas Reaktion auf den Scherben-Angriff finde ich befremdlich. Aber wahrscheinlich ist sie weider einmal sehr klug und weiß, dass sie mit Vorwürfen bei Raymond nichts erreichen würde.


    Die Szene in dem Fischerdorf Ikan Emas ist eine meiner liebsten Szenen bis jetzt. Die harte Schale um Raymond öffnet sich und er erzählt Alma von seiner verstorbenen Frau. Er fühlt sich schuldig und es wird klar, warum er Alma so sehr beschützt.


    Auf die Begegnung Almas mit Florence habe ich mich ja schon vor ein paar Kapiteln gefreut. :anbet


    Raymond hilft Alma zur Flucht. Mal gespannt, welchen Plan er sich ausdenkt. :lesend

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Gibt es die Liebesgasse in Penan wirklich? Wollte ich die ganze Zeit schon fragen...


    Ja, die Love Lane, oder Lebuh Cintra, wie sie im Malaiischen heißt, gibt es bis heute. Wie Raymond es im Roman erzählt, unterhielten einige der reichen Chinesen dort Haushalte für ihre mehr oder weniger geheimen Geliebten.



    Zitat

    Lieber harimau: O.k., deine Protas rauchen so gut wie gar nicht im Buch, dafür hast du aber den Whisky-Konsum drastisch erhöht. Die Lunge atmet auf, die Leber beginnt zu zittern... :rofl


    Na ja, es soll doch realistisch geschildert werden, oder? :grin


    Zitat

    Francis trauert um Mabel. Hoffentlich bleibt er stark genug. Ich gönne ihm von Herzen nach einer Trauerzeit eine passende Partnerin. Erst dachte ich übrigens, er kommt, um Alma auf die Gloria zu holen, als Hausfrau sozusagen.


    In der ersten Fassung war es tatsächlich so, dass Francis ihr einige Zeit nach Mabels Tod aus rein praktischen Erwägungen heraus vorschlägt, ihn zu heiraten. Später habe ich dies dann herausgenommen.


    Zitat

    Auf die Begegnung Almas mit Florence habe ich mich ja schon vor ein paar Kapiteln gefreut. :anbet


    Und? Hat dir der Verlauf der Begegnung gefallen?


    LG harimau :wave


  • Ja, das hat sie. Und wieder hast du mich überrascht. Ich denke schon, dass Florence Raymond doch liebt. Die Ehrlichkeit und Direktheit, mit der die beiden sich begegnen, finde ich klasse. Auch dass sie sich selbst zum Gesprächsthema wählen und nicht Raymond passt zu den Charakteren.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von harimau
    Inspiriert durch Herrn Palomars Erwähnung würde ich euch gern fragen, wie ihr als LeserIn zur Person Florence steht. Welche Gedanken und Emotionen weckt sie in euch - so dies der Fall ist? DAS würde mich als Autor wirklich sehr interessieren!


    LG harimau


    Florence ist eine starke Frau, die statt zu klagen ihr Schicksal in die Hand nimmt. Ihr blieben nicht viele Möglichkeiten, ihr Leben unabhängig zu bestreiten. Dass sie ihren Stolz nicht verloren hat, zeigen mehrere Szenen. Zum einen weist sie Raymonds Ohrringe zurück. Seine Liebe kann sie nicht haben, materielle Zuwendung möchte sie von ihm nicht. Auch dass sie Alma kennenlernen möchte, zeigt ihre Größe. Sie hätte auch eine Szene machen können, doch darin sieht sie keinen Sinn. Sie wirkt auf mich ziemlich reflektiert in ihren Handlungen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass sie Raymond liebt und ich hätte ihn ihr von Herzen gegönnt.
    Der Besuch bei Alma hat mir gut getan. Die beiden können sich endlich mal wie zwei Freundinnen benehmen, die Spaß haben und Fotos machen. Einfach just for fun!
    Mal gespannt, wie die anderern sie einschätzen. Lese jetzt mal den Thread zu diesem Abschnitt durch. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • :gruebel Ich habe mir jetzt die Posts durchgelesen und bin verwundert, dass Almas Affäre mit Samad so negativ bewertet wird.
    Also, ich war eigentlich beim Lesen erleichtert, dass sie ein Stück menschlicher wird. Bis dahin hat sie doch äußerst kontrolliert gelebt, sich keinen großen Ausrutscher erlaubt. Und die hat ja wirklich einiges mitgemacht.
    O.k., wenn sie sich meinen Mann geschnappt hätte, dann :hau :schlaeger :peitsch :fetch :keule :boxer hätte ihr das geblüht.
    Sie hat sich in Samad verliebt und er in sie. Liebe geschieht einfach und ist da und lässt sich eben nicht immer beherrschen.
    Ich hoffe eigentlich, dass sie sich nicht aus pragmatischen Gründen für Raymond entscheidet. Oder weil sie auf Ling hört. Die scheint ja irgendetwas im Schilde zu führen oder warum vereinbart sie das Treffen in dem Hotel... :gruebel
    Oder dass Alma meint, sie sei ihm etwas schuldig.


    Mir kam das auch nicht so vor, dass Alma Raymond ausgenutzt hat. Das hätte er auch nicht geduldet, dazu ist er viel zu sehr Mann. Auf mich hat diese Freundschaft sehr ehrlich gewirkt und ohne Erwartung von einer Gegenleistung. Ich kann Alma auch verstehen, dass sie sich in Raymonds Geborgenheit fallen lässt, musste sie doch in der Ehe mit Howard Stärke zeigen.
    Sie hat ja auch Raymond mit ihrer Zuwendung geholfen, sich endlich seiner Trauer zu stellen und sein Herz zu öffnen. Ohne Alma wäre er vieleicht gar nicht mehr fähig gewesen, Gefühle zu zeigen.


    Mariams Schwangerschaft verkompliziert dieses Beziehungsgeflecht natürlich. Auch, dass die Dorfbewohner und Mariam selbst Wind von der Affäre bekommen. Ich weiß im Moment keinen Ausweg, der für alle Beteiligten annehmbar ist. Irgendjemand wird verletzt werden.


    Als Raymond von Alma weggegangen ist, kullerten bei mir wieder die Tränen. So viel unerfüllte Liebe...


    Ich bin echt nicht zum Tiger in der Nacht geboren, etwas konfus meine Gedanken...Müde bin ich, geh zur Ruh, klappe meinen Laptop zu! :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Florence ist eine starke Frau, die statt zu klagen ihr Schicksal in die Hand nimmt. Ihr blieben nicht viele Möglichkeiten, ihr Leben unabhängig zu bestreiten. Dass sie ihren Stolz nicht verloren hat, zeigen mehrere Szenen. Zum einen weist sie Raymonds Ohrringe zurück. Seine Liebe kann sie nicht haben, materielle Zuwendung möchte sie von ihm nicht. Auch dass sie Alma kennenlernen möchte, zeigt ihre Größe. Sie hätte auch eine Szene machen können, doch darin sieht sie keinen Sinn. Sie wirkt auf mich ziemlich reflektiert in ihren Handlungen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass sie Raymond liebt und ich hätte ihn ihr von Herzen gegönnt.


    Das unterschreibe ich Wort für Wort. Auch und gerade den letzten Satz, aber das war einfach nicht möglich. Die Geschichte erforderte etwas anderes. Vielen Dank für deine Sichtweise. :knuddel1

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    :gruebel Ich habe mir jetzt die Posts durchgelesen und bin verwundert, dass Almas Affäre mit Samad so negativ bewertet wird.


    Tatsächlich? Ich hatte nach der LR zu den Blüten nichts anderes erwartet. Was mich auch überhaupt nicht stört, denn wenn die LeserInnen ihren jeweiligen moralischen Maßstab aus dem "richtigen Leben" auch auf meine Protagonisten anlegen, denke ich, dass sie ernst genommen werden. Das wiederum ist ein Kompliment.



    Zitat

    Also, ich war eigentlich beim Lesen erleichtert, dass sie ein Stück menschlicher wird. Bis dahin hat sie doch äußerst kontrolliert gelebt, sich keinen großen Ausrutscher erlaubt. Und die hat ja wirklich einiges mitgemacht.


    Genau das ist wohl der Grund, warum Alma ihr Verhalten auch sehr viel eher vergeben wurde als Paul aus den "Blüten".


    Zitat

    O.k., wenn sie sich meinen Mann geschnappt hätte, dann :hau :schlaeger :peitsch :fetch :keule :boxer hätte ihr das geblüht.


    Siehst du? :lache Ich denke, Mariam hat schon gute Gründe, ein wenig kiebig zu werden. Ich kann es ihr jedenfalls, bei allem Verständnis für Alma und Samad, nicht verübeln. Ihre Situation ist ziemlich undankbar.


    Zitat

    Ich hoffe eigentlich, dass sie sich nicht aus pragmatischen Gründen für Raymond entscheidet. Oder weil sie auf Ling hört. ... Oder dass Alma meint, sie sei ihm etwas schuldig.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Alma sich aus einem dieser Gründe für Raymond entscheiden würde. Es passte nicht zu ihrem Charakter.


    Zitat

    Mir kam das auch nicht so vor, dass Alma Raymond ausgenutzt hat. Das hätte er auch nicht geduldet, dazu ist er viel zu sehr Mann. Auf mich hat diese Freundschaft sehr ehrlich gewirkt und ohne Erwartung von einer Gegenleistung. Ich kann Alma auch verstehen, dass sie sich in Raymonds Geborgenheit fallen lässt, musste sie doch in der Ehe mit Howard Stärke zeigen.


    Ich denke auch, dass eine offene, ehrliche Freundschaft die Basis ihres Verhältnisses ist. Was immer sich ergeben wird oder nicht, beruht darauf. Nach einem langsamen Start haben sich großer Respekt und gegenseitiges Verständnis zwischen ihnen entwickelt - ein Ausnutzen kann ich da nicht entdecken.


    Zitat

    Mariams Schwangerschaft verkompliziert dieses Beziehungsgeflecht natürlich. Auch, dass die Dorfbewohner und Mariam selbst Wind von der Affäre bekommen. Ich weiß im Moment keinen Ausweg, der für alle Beteiligten annehmbar ist. Irgendjemand wird verletzt werden.


    Yep, so sieht es aus. Das ist ein bisschen wie im richtigen Leben. :grin

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Nicht zu hoffen hatte ich es gewagt, und doch wurde ein kleiner Wunsch erfüllt: Lady Swindon ist wieder da. Sie stellt Alma die naheliegende Frage, warum diese nicht nach Deutschland zurückgekehrt sei, was mich zu der Frage führt, ob Alma immer noch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Ich hatte ein wenig angenommen, sie sei durch die Heirat (auch?) Britin geworden (denn Howard war doch Brite, oder habe ich das etwas falsch verstanden?). Über die diesbezüglichen rechtlichen Dinge zu der Zeit weiß ich gar nichts.


    Raymond: anständig, zynisch hin und wieder, meistens ehrlich – und nun erzählt er uns die ganze Geschichte. „Gott war in jener Nacht nicht dort“ (Seite 285) – oh du liebe Güte, der arme Mann. In gewisser Weise kann ich seine Worte verstehen, aber … nun ja, ich hätte ihm gerne etwas gesagt, aber lieber ins Ohr, solche Dinge beredet man nicht in aller Öffentlichkeit. Jedenfalls: Was mir zu dem Bild, das ich mir von ihm mache, fehlte, ist jetzt zusammen.


    Florence scheint mir in manchem ihm gleich zu sein. Ich bewundere sie dafür, dass sie ihre Selbstachtung immer noch bewahrt. Einerseits finde ich es überaus schade, dass sie den Beruf ergreifen musste, den sie nun einmal ausübt, andererseits wäre sie vielleicht nicht die Frau geworden, als die sie sich hier präsentiert. Ich denke ein wenig darüber nach, was wäre, wenn Mariam ein wenig von ihrer zupackenden Art und Weise hätte, von ihrer Entschlossenheit und auch Interessiertheit.


    Alma verändert sich – irgendwie: Sie wird immer selbständiger, aber auch immer dickköpfiger ... oder sollte ich lieber sagen, sie kann sich nicht mehr so konsequent entscheiden wie am Anfang des Buches. Ich kann das nur sehr schwer ausdrücken, aber mir scheint es manchmal, als wenn sie selber in den Fokus ihrer Gedanken, Wünsche und Sehnsüchte gerückt ist, nicht mehr die, die ihr am wichtigsten sind. Es ist nicht so, dass ich dafür kein Verständnis hätte, aber … ehrlich, ganz ehrlich?: In meinen Augen steht es ihr nicht besonders gut, aber – nun ja, meine Lieblingsfigur ist sie nicht und wird sie nicht mehr werden. Und einmal schütteln könnte ich sie dafür, dass sie nicht erkannt hat, wie es um Raymond steht – aber da geht es ihr wie in ihrer Rolle als betrogene Ehefrau: Manchmal merken es die Betroffenen als letzte.


    So, und jetzt wird es schwierig; ich überlegte, mich vor meiner diesbezüglichen Meinung zu drücken, wohl wissend, dass mir die Worte fehlen, um auszudrücken, was ich eigentlich ausdrücken will:
    Ich weiß, eine Unzahl von Büchern würde es so, wie es sie gibt, eben nicht geben, wenn Ehebruch nicht Ehebruch genannt werden würde; Myriaden von Leserinnen und Lesern würden nicht mit den Annas, den Effis, den Emmas mitleiden und -lieben, wären nicht hingerissen von dem verbotenen Abenteuer, würden sich nicht auch verliebt haben und mit dem Feuer spielen wollen;
    … Almas und Samads Verhalten ist zutiefst menschlich, es ist ja auch nicht so, dass ich es nicht verstehen könnte;
    … dass ich Samad oder am besten beiden trotzdem am liebsten eine Ohrfeige und eine kalte Dusche verpasst würde, aber so was von eiskalt!
    … dass ich nicht verstehen kann, dass Alma die Erfahrung, die sie machen musste, einer anderen Frau zumutet, dazu noch einer, die sie zu schätzen gelernt hat;
    … dass ich bei allem Verständnis ihr Verhalten missbillige, denn das, was sie „Liebe“ nennen, baut auf Lug und Betrug (zumal Samad ja irgendwo behauptet, seine Frau – jetzt sag ich es vorsichtig – zu schätzen und zu respektieren) auf, es fügt denen, deren Wohl ihnen am Herzen liegt, Schmerz zu und ist bestens dazu geeignet, Vertrauen zu zerstören.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Samad und Alma alles Glück der Erde wünschen würde, wenn er nicht - in gewisser Weise glücklich - verheiratet wäre, auch wenn ich auf anderes hoffte.


    Ich weiß, meine Ansicht gilt heute bei manchem als altmodisch, meine Definition von Liebe steht dem Verhalten von Alma und Samad völlig entgegen, und da ich weiß, dass diese heutzutage manchmal als lächerlich, ja gar als peinlich empfunden wird, setz ich mich jetzt auf meine Finger und bin doch lieber still.

  • Zitat

    Original von Lipperin
    ....


    Ich weiß, meine Ansicht gilt heute bei manchem als altmodisch, meine Definition von Liebe steht dem Verhalten von Alma und Samad völlig entgegen, und da ich weiß, dass diese heutzutage manchmal als lächerlich, ja gar als peinlich empfunden wird, setz ich mich jetzt auf meine Finger und bin doch lieber still.


    Das finde ich schade! Ich habe sehr interessiert deine posts verfolgt und finde es spannend, wie unterschiedlich ein und dasselbe Buch gelesen und wahrgenommen wird.
    Für manche mag deine Ansicht von Ehe und Treue altmodisch erscheinen, aber es ist deine Meinung und was sollte daran verkehrt sein? Ich freue mich über deine Beiträge und lese sie gerne. :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Regenfisch :


    „Altmodisch“ und „peinlich“ war noch mit die harmlosesten Worte anlässlich einer sehr emotional geführten Diskussion in meinem Lesekreis über das Thema „Liebe“, als ich meine Ansicht zum Besten gab. Ich habe lernen müssen, dass es Menschen gibt, die sich dadurch angegriffen fühlen, ja beleidigt reagierten.
    Mich daran erinnernd, hieß ich mich selber schweigen, denn es sei ferne von mir, anderen durch meine Worte zu verletzen.


    Meine Definition von Liebe hat vor nunmehr fast 2000 Jahren in einem anderen Teil dieser Erde ein Mann viel schöner, treffender und poetischer formuliert, als ich es jemals könnte:
    "Klick mich"
    Ein Ideal auch das, sicherlich, aber wenn nicht einem Ideal nacheifern, wem dann?

  • Zitat

    Original von Lipperin
    ... was mich zu der Frage führt, ob Alma immer noch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Ich hatte ein wenig angenommen, sie sei durch die Heirat (auch?) Britin geworden (denn Howard war doch Brite, oder habe ich das etwas falsch verstanden?). Über die diesbezüglichen rechtlichen Dinge zu der Zeit weiß ich gar nichts.


    Ich bin auch kein Experte, gehe aber davon aus, dass Alma als Howards Frau in England leben durfte, ohne die Staatsbürgerschaft anzunehmen. Da sie nicht geflüchtet ist und ihr Vater weiter in Deutschland lebte, sehe ich keinen zwingenden Grund für diesen Schritt.


    Zitat

    Jedenfalls: Was mir zu dem Bild, das ich mir von ihm mache, fehlte, ist jetzt zusammen.


    Das freut mich.


    Zitat

    Florence scheint mir in manchem ihm gleich zu sein. Ich bewundere sie dafür, dass sie ihre Selbstachtung immer noch bewahrt. Einerseits finde ich es überaus schade, dass sie den Beruf ergreifen musste, den sie nun einmal ausübt, andererseits wäre sie vielleicht nicht die Frau geworden, als die sie sich hier präsentiert. Ich denke ein wenig darüber nach, was wäre, wenn Mariam ein wenig von ihrer zupackenden Art und Weise hätte, von ihrer Entschlossenheit und auch Interessiertheit.


    Mariams Aufwachsen an der konservativen Ostküste, der Verlauf ihrer Sozialisation, arbeitet dem stark entgegen. Auch Florence konnte sich vermutlich nur innerhalb ihres jetzigen Lebensstiles so entwickeln.


    Zitat

    Alma verändert sich – irgendwie: Sie wird immer selbständiger, aber auch immer dickköpfiger ... oder sollte ich lieber sagen, sie kann sich nicht mehr so konsequent entscheiden wie am Anfang des Buches. Ich kann das nur sehr schwer ausdrücken, aber mir scheint es manchmal, als wenn sie selber in den Fokus ihrer Gedanken, Wünsche und Sehnsüchte gerückt ist, nicht mehr die, die ihr am wichtigsten sind. Es ist nicht so, dass ich dafür kein Verständnis hätte, aber … ehrlich, ganz ehrlich?: In meinen Augen steht es ihr nicht besonders gut, aber – nun ja, meine Lieblingsfigur ist sie nicht und wird sie nicht mehr werden.


    Das muss sie auch nicht sein. Ich persönlich habe durchaus Verständnis für Alma und ihre zunehmende Verwirrung - ihr ganzes Leben gerät aus den Fugen und gestaltet sich zunehmend verworrener. Mir ging es nicht darum sie als immer korrekt handelndes Vorbild, sondern als Mensch mit Stärken und Schwächen darzustellen.



    Ich freue mich, dass du eine so starke Meinung zu Alma und ihrem Verhalten hast, weil es mir zeigt, dass du sie ernst nimmst und die Geschichte dich beschäftigt. :-) Romane brauchen Konflikte, sonst wären sie sterbenslangweilig (für mich jedenfalls). Dazu tragen oft Verfehlungen wie z.B. Untreue, regelmäßig sogar Gewaltverbechen wie Morde bei - ohne sie würde es das Genre der Kriminalliteratur nicht geben. Man muss natürlich die Tat nicht mögen, dennoch entwickeln sich Geschichten durch sie weiter (oder wie beim Krimi überhaupt erst aus ihr heraus).

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Das finde ich schade! Ich habe sehr interessiert deine posts verfolgt und finde es spannend, wie unterschiedlich ein und dasselbe Buch gelesen und wahrgenommen wird.
    Für manche mag deine Ansicht von Ehe und Treue altmodisch erscheinen, aber es ist deine Meinung und was sollte daran verkehrt sein? Ich freue mich über deine Beiträge und lese sie gerne. :knuddel1


    :write


    Ich finde es erstaunlich und erschütternd, was du in deinem Lesekreis erfahren musstest. Mir ist schleierhaft, wie ich mich durch deine Meinung angegriffen fühlen sollte, selbst wenn ich sie nicht teilte. Was soll an deinen Ansichten peinlich oder altmodisch sein, mich gar beleidigen oder verletzen? Kapiere ich nicht. :pille


    LG harimau :wave

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    Andreas Altmann

  • Bei Florence würde ich gerne Mal hinter die Fassade schauen... nur in den kurzen Augenblicken mit Raymond lässt sie ein wenig ihre Maske sinken. Ich glaube ihr fehlt eine weibliche Bezugsperson und generell gesagt Freunde, sie ist ein sehr einsamer Mensch. Ihr "Beruf" hat sie materiell unabhängig gemacht bzw. ihr zu Wohlstand verholfen aber sie auch menschlich isoliert. Beim Treffen mit Alma habe ich mich gewundert das die beiden so gut miteinander klar kommen aber ich glaube bei Florence ist einfach der Wunsch vorhanden endlich eine weibliche Bezugsperson zu finden und zu haben.


    Die Liaison zwischen Alma und Samad fand ich jetzt nicht so prickelnd und es fühlte sich irgendwie falsch an. Alma war ja selbst eine gehörnte Ehefrau und irgendwie hätte ich erwartet das sie sich deshalb nicht darauf einlässt. Aber wir haben ja einige Zeitsprünge hinter uns und das Verlangen nach Zweisamkeit war wohl letztendlich stärker. So wie Alma geschildert wird ist es irgendwie verständlich das die Männer, also auch Samad, von Alma angezogen fühlen. Sie verkörpert nicht zuletzt etwas europäisches von dem sich Samad, bedingt durch seine Studienjahre in Europa, zusätzlich angesprochen fühlt und ihn reizt.

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Ihr "Beruf" hat sie materiell unabhängig gemacht bzw. ihr zu Wohlstand verholfen aber sie auch menschlich isoliert. Beim Treffen mit Alma habe ich mich gewundert das die beiden so gut miteinander klar kommen aber ich glaube bei Florence ist einfach der Wunsch vorhanden endlich eine weibliche Bezugsperson zu finden und zu haben.


    Alma ist wohl die einzige geachtete Frau der Penanger Gesellschaft (Zu Chinesen, Indern und Malaien dürfte es aufgrund ihrer Herkunft ohnehin kaum Kontakt geben), die Florence nicht von vornherein verurteilt. Dem Charme dieser Offenheit, gepaart mit ihrer Sympathie für Alma, zu widerstehen, muss ihr schwer fallen. Und warum sollte sie auch widerstehen?


    Zitat

    Die Liaison zwischen Alma und Samad fand ich jetzt nicht so prickelnd und es fühlte sich irgendwie falsch an.


    Ich nehme an, dass sie sich für Alma gut und ziemlich prickelnd anfühlt. Naturgemäß hat sie bei der Beurteilung nicht deine Distanz. :grin


    Zitat

    Alma war ja selbst eine gehörnte Ehefrau und irgendwie hätte ich erwartet das sie sich deshalb nicht darauf einlässt.


    Ich sehe Alma nicht als Engel an, und Menschen sind nicht immer konsequent, geschweige denn moralisch einwandfrei in ihren Gefühlen und Handlungen. Obwohl sie sich bewusst ist, was sie tut, und Mariam gegenüber Schuld empfindet, kann sie es nicht lassen. Gerade dieser Fehltritt, und um einen solchen handelt es sich zweifellos, macht Alma in meinen Augen noch interessanter - und glaubwürdiger.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann