Für Weihnachtsbäcker...

  • Knusper- Knusper- Häuschen


    In den vergangenen Jahren konnte ich sie überall bestaunen, beim Bäcker, im Kindergarten, bei Freunden in Gümmer und Dedensen. Inspiriert durch so viel Kreativität wollte ich es in diesem Jahr auch endlich einmal schaffen und ein „Knusperhäuschen“ backen.


    Irgendwie dachte ich mir, passt es noch rein in die vorweihnachtlichen Aktivitäten und Veranstaltungen. Weihnachtsfeier im Kindergarten, im Sportverein, Weihnachtsessen mit der allerbesten Freundin, mit den früheren Kollegen, mit den Eltern des Kindergartens, Veranstaltungen vom Kindergottesdienst, der offene Adventskalender, Geschenke kaufen, Kekse backen, hin und her, rauf und runter organisieren. Da musste doch noch eine Lücke zu finden sein!?


    Ich fragte mich so durch, wer hat denn letztes Jahr so ein „Teil“ gebacken, alles selbst oder halb fertig gekauft? Holte mir Rezepte, Tipps und Anregungen. Irgendwie hörte sich das alles gar nicht so schwer an. Backe ich zwei, für jedes Kind eins, oder lieber ein großes, pompöses das ich vielleicht noch beleuchten kann? Meine Fantasie kannte keine Grenzen und ich freute mich schon auf die leuchtenden Kinderaugen.....


    Die Schmetterlinge im Bauch standen schon in Startposition und die ersten Schlafstörungen stellten sich ein. Tausend Dinge im Kopf – nur nichts vergessen. Der Tag X kam, die Zutaten waren gekauft, die Kinder schliefen und ich stürzte mich auf mein großes Projekt. Gegen 1.30 Uhr ging ich ins Bett, die Lebkuchen waren zu weich, hielten den Zuckerguss nicht aus und klappten zusammen. Ich auch fast – aber nur fast.


    Am nächsten Tag der nächste Versuch! Noch ein paar Zutaten nachgekauft, Eier beim Bauern geholt – da konnte ich dann auch gleich noch erzählen, was ich Tolles vorhatte, denn sie wussten es noch nicht!? Beim zweiten Versuch klappte es hervorragend, der Zuckerguss war vielleicht etwas zu heftig, das Knusperhäuschen sah aus, als sei es unter eine mittelschwere Lawine geraten. Na ja, die Dekoration rettete alles. Lakritzschnecken, Harribo-Konfekt reichlich, aber der Hit waren die von mir kreierten Fliegenpilze im Knusperhäuschengarten: aus Marzipanrohmasse die Stiele, der Kopf ein roter Smarties mit einer Nadel betupft mit Zuckerguss – nein wie schön! Das Knusperhäuschen stand übrigens auf einem Backblech! Gegen 2.30 Uhr kam mein Mann in die Küche: „Backst du immer noch?“ Mit Blick auf mein großes Werk: „Meine Güte – der Zahnarzt wird sich freuen“. „Was hat der denn damit zu tun?“ sagte ich nicht ganz so freundlich und er zog sich, wohlwissend was dieser Ton im meiner Stimme zu bedeuten hat, aus dem Schlachtfeld Küche zurück.. Ich dekorierte noch ein wenig und freute mich auf die Kinder am nächsten Tag. Die Schmetterlinge starteten ab.


    Die Kinder waren begeistert. Vor dem Frühstück waren die Fliegenpilze schon verzehrt, das Haus hatte keinen Schornstein mehr und nur noch wenige Fenster. Mensch Meier, das kann doch gar nicht wahr sein. „Kinder“, sage ich, „so etwas lässt man doch erst mal stehen, das ist doch für die Adventszeit.“ Der Große heulte los, das findet er doof, er will nicht auf diese Zeit warten, sondern jetzt schnökern und der Kleine heulte mit und schrie: „Ich aun“. Das sagt er vorsichtshalber immer, heißt „ich auch“ und damit kann man erst mal nichts verkehrt machen.
    „Gut“, schlage ich vor, „ich kaufe heute eine Bunte Tüte und dekoriere alles um das Haus herum und das – nur das - dürft ihr essen.“ Gesagt getan. Um das Knusperhäuschen herum stapelten sich Lakritzschnecken und Smarties, die das Haus vor dem frühzeitigem Verfall retten sollten. Aber mit Kindern ist das ja bekanntlich immer so eine Sache, denn es schmeckte ihnen nicht ohne Zuckerguss.


    Kein Problem Jungs, eure Mutter ist die Kreativste. War doch selbstverständlich, dass ich alles aus der Bunten Tüte mit Zuckerguss bestrich – oder etwa nicht? Die Lakritzschnecken sahen aus wie zugeschneite Autoreifen und mancher Smarties war ganz in der Zuckergussmasse verschwunden. Meine Kinder waren einigermaßen zufrieden, obwohl ....der Lebkuchengeschmack fehlte.


    Das Haus hatte den zweiten Tag überlebt und hatte den Standort schon mehrmals gewechselt. War nicht so einfach einen Platz zu finden, wo es so richtig zur Geltung kam. Ich hatte auch tatsächlich noch eine 5er-Lichter-Kette eingebaut. Kein Mensch hat mich vorgewarnt, erst als mein Mann am Abend das zweite Mal zu mir sagte: „Auf dem Haus schmilzt der Schnee“ , sprang ich endlich vom Sofa. „Kann ja mal passieren“, murmelte ich still vor mich hin, „Tauwetter kommt meist unverhofft“.


    Der Grosse sagte am nächsten Morgen nur: „Sieht ja blöd aus, da hätten wir’s gleich essen können“. Das „Finde ich aun“ von dem Kleinen hörte ich kaum noch, denn ich ging in die Küche und versuchte meine Tränen zurückzuhalten. So’n Mist! Ist ja wieder ‚ne tolle Adventszeit, wo es doch in diesem Jahr so schön besinnlich werden sollte. Mutlos schaute ich zum Fenster hinaus, es fing gerade an zu regnen......


    So oder so ähnlich hätte es kommen können, wenn ich es geschafft hätte zu backen. Hab‘ ich aber nicht, diese Geschichte ist frei erfunden. Solltet ihr es euch in diesem Jahr vorgenommen haben, dann wünsche ich viel Spaß und vor allem gutes Gelingen beim: Knusper- Knusper-Häuschen