Liu Heng - Bekenntnisse eines Hundertjährigen

  • Inhalt:
    Ein Hundertjähriger schaut zurück auf sein Leben und eine unerwiderte Liebe: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeitet Ohrwaschel als Diener in der traditionsreichen Familie Cao, deren Geschicke vom ältesten Sohn dirigiert werden. Als Ohrwaschel dessen zukünftige Frau erblickt, verliebt er sich für immer. Dem Ingenieur, den der junge Cao aus Frankreich mitgebracht hat, geht es nicht anders. Er soll eine Zündholzfabrik aufbauen, doch Cao experimentiert heimlich mit Sprengstoff. Vor dem Hintergrund gewalttätiger Aufstände kommt es zu unerhörten Ereignissen. Ein fulminanter Schelmenroman, der in China zum Ende der Qing-Dynastie spielt: In farbigen Details wird die Zeit des chinesischen Feudalismus lebendig.(Quelle: Hanser Verlag)


    Der Autor:
    Liu Heng wurde 1954 als Sohn von Landarbeitern geboren und lebt heute in Beijing. Seit 1977 schreibt und publiziert er Erzählungen, Romane und Drehbücher, von denen einige mit großem internationalen Erfolg verfilmt wurden. Liu Heng ist einer der renommiertesten chinesischen Autoren. Bekenntnisse eines Hundertjährigen (2009) ist sein erster Roman auf Deutsch.
    1954 geboren in der Nähe von Beijing. Liu Heng arbeitet als Bauer, Fabrikarbeiter und Funker bei der Marine.
    Seit 1979 Lektor der Zeitschrift pekinger Literatur, heute Chefredakteur
    Seit 1989 Drehbuchautor. Seine Filme wurden mit mehreren nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.
    Seit 2003 Vorsitzender des Pekinger Schriftstellerverbandes
    Liu Heng lebt als einer der renommiertesten chinesischen Gegenwartsautoren in Beijing.(Quelle: Hanser Verlag)


    Meine Meinung:
    Die Geschichte, die der nunmehr 100-jährige Diener Ohrwaschel erzählt, ist im China von 1908 angesiedelt. Es ist die Zeit des Umbruchs - die letzte Kaiserdynastie wird von Rebellen bekämpft, die traditionelle feudale Gesellschaft gerät ins Wanken.
    Ohrwaschel dient einer Familie von Großgrundbesitzern, er beobachtet die Familie,indem er ihnen buchstäblich auf das Dach steigt , verliebt sich in die Junge Herrin und hat seine Tagträume.
    Die "Junge Herrin" ist verheiratet mit dem "Zweiten Herrn", der jedoch mehr Interesse an seinen Experimenten mit Sprengstoff zeigt als an ihr.
    Der "Alte Herr", das Familienoberhaupt, verfällt immer seltsameren Essgewohnheiten, deren Zutaten Ohrwaschel zu besorgen hat. Seine Frau strebt duch Meditation und Fasten nach Unsterblichkeit.
    Als herauskommt, was der "Zweite Herr" so treibt und die "Junge Herrin" sich in den Ausländer verliebt, nimmt die Familientragödie ihren Lauf.
    Das politische Geschehen bleibt eher im Hintergrund; nur nebenher liest man von abgetrennten Köpfen, die zur Schau gestellt werden.


    Ohrwaschel erzählt in einer einfachen und stellenweise derben Sprache, die mich von Anfang an dennoch gefesselt hat.
    Beginnt der Roman anfangs noch ruhig und in beschaulichen Szenen , so endet er fulminant.
    Sicher sollte man, wenn man Genaueres über die chinesische Geschichte jener Zeit erfahren möchte, tiefgreifendere Bücher zur Hand nehmen - aber als interessante Geschichte lässt sich der Roman dennoch gut lesen.


    8/10 Eulen

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf