Bumerang - Tatiana de Rosnay

  • Klappentext:


    Zu ihrem vierzigsten Geburtstag lädt Antoine seine Schwester Mélanie übers Wochenende auf die Insel Noirmoutier ein, wo sie als Kinder die Sommermonate verbrachten. Seit dem Tod der Mutter vor dreißig Jahren waren sie nicht mehr dort. Auf der Fahrt zurück nach Paris sitzt Mélanie am Steuer, sie ist schweigsam, angespannt. Als sie ansetzt, ihrem Bruder etwas zu erzählen, verliert sie die Kontrolle über den Wagen. Mélanie wird schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert, Antoine dagegen bleibt unversehrt. Entschlossen, herauszufinden, was seine Schwester so sehr erschüttert hat, spürt er einem Familiengeheimnis nach, das sich um seine Mutter zu ranken scheint. Und stößt auf ein Bündel Liebesbriefe ...


    Meine Meinung:


    Ich bin mir gar nicht so sicher, was ich eigentlich von dem Buch halten soll. Einerseits zog es mich schon in seinen Bann, andererseits bin ich mit den Charakteren überhaupt nicht warm geworden. Sie waren mir irgendwie zu gefühllos und zu sehr französisch *g*. Antoine ertränkte sich in der ersten Hälfte in Selbstmitleid über seine gescheiterte Ehe und trauerte seiner Frau hinterher. Er konnte rein gar nichts ohne sie erledigen, sein erster Gedanke war immer - Astrid anrufen. Dass er aber zwangsläufig ohne sie auskommen musste, hat ihn ziemlich niedergerissen. Auch zu seinen pubertierenden Kindern bekommt er nicht so wirklich Kontakt, hier ist dann wieder der schuldzerfressene Vater, der seine Kinder selten sieht und sich dann bloß nicht auf Konfrontationen einlassen will - seine Kinder sollen ihn doch lieben. Das alles ändert sich erst, als er Angele kennen lernt.


    Angele ist auch so eine zwiespältige Person, sie ist recht schnell mit dem, was sie will und Antoine ergibt sich ihr auch sofort. Trotzdem bekommt man keine Einblicke in ihren Charakter, außer dass sie sehr schön und umwerfend ist und immer das Richtige zur richtigen Zeit sagt und macht.


    Seine Schwester Melanie hat es mit ihren Beziehungen auch nicht wirklich weit gebracht, der Richtige war einfach noch nicht dabei. Auf der Erinnerungsfahrt fällt ihr dann ein wichtiges Detail aus ihrer Kindheit wieder ein, grade als sie es Antoine erzählen will, passiert der Unfall und er muss lange darauf warten, bis es ihr wieder einfällt. Als Antoine aber dann der Lösung immer näher kommt, will sie es gar nicht wissen und die permanent schimmernde Gefühlskälte in diesem Buch greift mal wieder.


    Natürlich passiert noch eine Menge mehr in dem Buch, Probleme mit den pubertierenden Kinder, das Zerbrechen einer Ehe und das Wegkehren der Scherben und schockierende Einblicke in die französische Oberschicht, ihre besondere Lebensweise. Über Probleme redet man einfach nicht, man kehrt sie unter den Teppich und legt den Mantel des Schweigens darüber. Antoines und Melanies Mutter starb, als Antoine zehn Jahre alt war, danach hat ihr Vater verlernt, sie zu mögen und zu realisieren. Diese Kälte zieht sich durch ihr ganzes Leben, immer sind sie auf der Suche nach Wärme und scheitern dann an der Angst, sie wieder zu verlieren. Das Geheimnis um ihre Mutter war vielleicht damals spektakulär, allerdings war es inakzeptabel und zog somit seine Kreise.


    Lediglich der Schreibstil hat mich gefesselt und ich wollte unbedingt die Lösung wissen, aber der Weg dahin war schon ziemlich lang und die Protagonisten einfach komisch, ihr Verhalten habe ich oft nicht verstanden und es hat mich teilweise abgestossen. Trotzdem hatte das Buch einfach etwas, immerhin habe ich es zuende gelesen :chen. Wer eine Familiengeschichte in Frankreich und ein bisschen Geschichte über den Ort Noirmoutir, dazu etwas verdrehte Charakter mag, der kann hier unbedenklich zugreifen, obwohl es einige Zeitsprünge enthält, wirkt es nicht langatmig.


    LG
    Patty