Die unrühmliche Geschichte der Frankie Landau-Banks - E. Lockhart

  • Meine Kurzbeschreibung:


    Frankie Landau-Banks entwickelt sich in einem Sommer vom eher unscheinbaren 14-jährigen Mädchen zu einer Schönheit. Ihre Familie nennt sie Puschelhäschen - für Frankie unmöglich. Einen Jungen würde man ja wohl kaum so nennen!
    Plötzlich ist sie im neuen Schuljahr Teil der coolsten Bande der Schule und Freundin des Anführers Matthew. Andere Mädchen würden sich jetzt am Zenit wähnen, Frankie aber fängt an, die Vorherrschaft der Jungen, vornehmlich des Geheimbundes der Eliteschule, zu hinterfragen.
    Und dabei bleibt es nicht: sie beginnt, eigene Pläne zu spinnen und umzusetzen.


    Meine Meinung:
    E. Lockhart ist hiermit ein interessantes Jugendbuch gelungen, das mit einer gehörigen Portion Girlpower gewürzt ist. Das gängige Mädchenbuch lebt von Schwärmereien für starke Typen, die einen an der Hand nehmen (siehe Twilight und co.). Frankie aber hat ihren eigenen Kopf und will sich nicht damit zufrieden geben, dass Jungs mehr dürfen als Mädchen.
    Noch nie habe ich in einem Jugendbuch über Foucaults Panopticon der Macht gelesen, und noch nie so differenziert über Sexismus und seine einzige Konsequenz: Feminismus. Zudem geht es um das Thema gesellschaftliche Zwänge und die Suche nach Freiheit davon.
    Das mag trocken klingen, E. Lockhart ist damit aber eine humorige Geschichte über ein Mädchen gelungen, die sich nicht mit Althergebrachtem abgeben will, sondern über den eigenen Tellerrand blickt und sich zu einer selbstbewussten, mutigen jungen Frau macht.


    Das Minus:
    Ich fand die Erzählperspektive nicht so gelungen: das Buch wird in einer Art Chronik erzählt, die eine Distanz zwischen der Geschichte und vor allem den Protagonisten und dem Leser aufbaut.
    Zudem (ich habe die englische Originalausgabe gelesen) gab es einige Wortspiele, die ich mir schwer übersetzbar vorstelle.


    Das Plus:
    Ich fand es sehr erfrischend, aus dem Einheitsbrei aus "Starker Typ rettet junge Frau aus brenzligen Situationen", der die Jugendliteratur bevölkert, einmal etwas ganz anderes zu lesen. Frankie ist eine sehr sympathische, intelligente Protagonistin und ihre Streiche sind sehr klug und unterhaltsam - politisch motiviert, aber lustig umgesetzt.
    Ich hätte dieses Buch sehr gerne mit 14 gelesen, da es sehr zum Nachdenken bringt - über das, was es bedeutet, heute ein Mädchen zu sein, in einer Gesellschaft, die leider immer noch grösstenteils von Männern bestimmt wird.
    Dennoch entsteht nicht der Eindruck, dass das Buch versucht, zu missionieren. Es ist einfach eine interessante Geschichte, die einen noch lange nach Zuklappen des Buchdeckels beschäftigt.


    Fazit:
    Wer noch ein Geschenk für seine aufgeweckte Tochter/Schwester/Freundin sucht, wird hier garantiert fündig. Aber dann nicht wundern, wenn sie nicht mehr "Puschelhäschen" gerufen werden will.


    8 von 10 Punkten (aus Erwachsenensicht).

  • Von diesem intelligenten und überraschenden Buch bin ich sehr begeistert. Ein wunderbarer Coming of age-Roman mit einer großartigen, konsequenten und besonderen Protagonistin. Wie die 15-jährige Frankie die Strukturen der Macht an ihrer teuren Privatschule (und einer exklusiven, nur für Jungs zugänglichen Geheimgesellschaft) analysiert und durchschaut und sich schließlich selber darin verstrickt, ist spannend und unterhaltend zu lesen, und es kommt mit viel weniger Klischees aus, als man anfangs denkt. Kein klassisches Mädchenbuch mit einer klassischen Liebesgeschichte also, auch nicht so witzig, wie der Klappentext es ankündigt, obwohl durchaus einige witzige oder auch aberwitzige Szenen enthalten sind und der Schreibstil von Emily Lockhardt locker und humorvoll ist.
    Von mir gibt es 9 von 10 Punkten