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'Die Medica von Bologna' - Seiten 001 - 106
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Der erste Teil hat sich ebenso fix wie intensiv lesen lassen.
Ich habe schon einige Romane von Wolf Serno gelesen, einige mochte ich sehr, andere waren immerhin noch alle sehr ordentlich.
Meine Favoriten unter seinen Romanen sind: Der Wanderchirurg, Die Hitzkammer und mit Abstrichen Tod im Apothekerhaus und Der Puppenkönig.
Wolf Serno verstehet es, seine Leser gut zu unterhalten un er besitzt einen guten Stil.Dennoch war ich vor Beginn dieses Buches vom Skeptizismus besessen (sant`lddio! :yikes)
In letzter Zeit bin ich im Umgang mit Stereotypen und Klischees empfindlicher geworden.
Deswegen war ich froh, so gut in den Roman reingekommen zu sein. Dabei hat die geschickt gewählte Erzählhaltung geholfen. Durch das zurückerinnern Carlas an ihre Kindheit und Jugend entstehen einige sehr ergreifende Szenen. Fast schade, dass es nicht noch mehr von den frühen Kinderszenen gibt, aber Wolf Serno wählt schon einen angemessenen Rahmen dafür.Auch der Schauplatz mit der italienischen Stadt Bologna dürfte einiges bieten. Da ist es schade, dass Carla so zurückgezogen leben (muss), weil sie und mit ihr der Leser wenig von der Stadt zu sehen bekommt. Immerhin war schon einmal der Neptunbrunnen erwähnt.
Auch Marcos Begeisterung für die alte Universität Archiginnasion und vom Beginn seines Studiums wirkt ansteckend.
Allerdings hält diese Begeisterung nicht in der entscheidenden Szene, als Carlas Mutter verunglückt ist und er sich nicht traut, ihre Wunde zu nähen. Für ihn ist es einfach noch zu früh dafür. Das Carla dann entschlossener als er zugeht dürfte wahrscheinlich zum Bruch zwischen ihnen führen. Ein schlechter Moment für Carla. Tragisch, das Carlas Mutter sterben muss. -
Die (noch-nicht) Medica hebt sich trotz des verkappten "Die ...in" Titels wohltuend von anderen Büchern ab, denn bisher wirkt die weibliche Hauptfigur auf mich nicht wie ein wandelnder Anachronismus. Flüssig geschrieben, hatte ich den ersten Abschnitt unerwartet schnell durch.
Carla hatte eine ziemlich schreckliche Kindheit, fast völlig isoliert, ohne gleichaltrige Freunde, weitgehend ohne Kontakt zu Erwachsenen und nur ihrer Mutter ausgesetzt, die unter geheimen Ereignissen in der Vergangenheit zu leiden scheint und panische Angst vor der Inquisition hat, gleichzeitig aber einem obskuren Hexenkult (?) anzuhängen scheint. Die bei ihrer Mutter erlernten Schneiderkünste scheinen Carla auf jeden Fall im Leben zu helfen, allerdings auf ganz andere Weise als von ihrer Mutter angedacht. Als Vollwaise wird Carla es mit dem Feuermal sicherlich schwer haben im Leben außerhalb der gewohnten vier Wände, da hat ihre Mutter auf jeden Fall Recht, zumal ihr bisher fast jegliche Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen und einem Leben "Draußen" fehlen.
Ihr Verlobter scheint ein verschwenderischer Hallodri zu sein, wenn ich die Andeutung richtig verstehe kommt er mit seinem Medizinstudium aufgrund ausgedehnter Feiern nicht weiter. Ein wenig seltsam kommt es mir schon vor, dass die beiden sich von Carlas Mutter immer wieder wegen der angedachten Hochzeit vertrösten lassen, andererseits frage ich mich aber auch, was Marco denn mit einer so gezeichneten Frau wie Carla will. Als angehender Arzt würde er wohl tatsächlich Probleme bekommen, war es vielleicht wirklich Liebe auf den ersten Blick?
Die Lebensumstände der Hauptfiguren sind plastisch beschrieben, die historischen Details interessant, die Figuren (außer Carla natürlich) bleiben mir bisher ein wenig zu blass, vor allem der Verlobte, dessen Motive ich noch nicht nachvollziehen kann. Was es bei ihm wirklich Liebe auf den ersten Blick?
Viel mehr interessiert mich aber, welches Geheimnis Carlas Mutter mit ins Grab genommen hat, wer der Vater von Carla ist und ob sie noch andere Verwandte hat. Wurde Carlas Mutter selbst von diesem Girolamo Menghi verfolgt und versteckt sich deshalb am Rande der Stadt? Dann würde sie aber wohl unter falschem Namen auftreten, oder? Woher kannte der Arzt das Blumenmotiv der Brosche? Irgendwie glaube ich nicht, dass Carla Marco heiraten wird, die zwei kennen sich kaum und für sie scheint es nicht (mehr) die große Liebe zu sein, auf der anderen Seite waren damals die Standards dafür anders als heute.
Hoffentlich taucht der fiese Geistliche Edoardo nicht mehr auf, aber diese Hoffnung ist vermutlich vergeblich...
Für die italienischen Begriffe hätte ich mir manchmal Fußnoten gewünscht, denn obwohl ich einigermaßen Italienisch kann, hätte ich einige Stellen doch gerne erklärt bekommen.
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Zitat
Original von Herr Palomar
Auch der Schauplatz mit der italienischen Stadt Bologna dürfte einiges bieten. Da ist es schade, dass Carla so zurückgezogen leben (muss), weil sie und mit ihr der Leser wenig von der Stadt zu sehen bekommt. Immerhin war schon einmal der Neptunbrunnen erwähnt.
Auch Marcos Begeisterung für die alte Universität Archiginnasion und vom Beginn seines Studiums wirkt ansteckend.Beim Lesen habe ich Bilder dieser Orte im Internet angeschaut und hatte Lust zu Verreisen. Ich denke, dass Carla jetzt nach dem Tod ihrer Mutter die bisher unbekannte Stadt besser kennenlernen wird.
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Ja, das ging mir auch so. Zu gerne würde ich Bologna mal besuchen!
Weitere Beschreibungen der Stadt sind mir jedenfalls sehr willkommen!ZitatIhr Verlobter scheint ein verschwenderischer Hallodri zu sein, wenn ich die Andeutung richtig verstehe kommt er mit seinem Medizinstudium aufgrund ausgedehnter Feiern nicht weiter. Ein wenig seltsam kommt es mir schon vor, dass die beiden sich von Carlas Mutter immer wieder wegen der angedachten Hochzeit vertrösten lassen, andererseits frage ich mich aber auch, was Marco denn mit einer so gezeichneten Frau wie Carla will. Als angehender Arzt würde er wohl tatsächlich Probleme bekommen, war es vielleicht wirklich Liebe auf den ersten Blick?
Ein wenig möchte ich Marco doch verteidigen. Ich glaube schon, dass er Carla ehrlich zugetan war. Dass er ihr Feuermal nicht wertet, spricht für ihn. Er sieht ihr inneres Wesen. Das zeigt, dass er einen guten Kern hat.Seine Begeisterung für das Studium kann vielleicht noch nicht ganz mit seinem Einsatz mithalten. Aber auch das drumherum gehört zu einem Studium.
Das Carla mit dem mutigen Nähgen der Wunde aber in seine (vorgebliche) Stärke eingreift, verletzt seinen Stolz.
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Ich habe die ersten Seiten gelesen und bin von dem flüssigen Schreibstil sehr angetan.
Die Covergestaltung gefällt mir ausgesprochen gut, das I-Tüpfelchen wäre ein Lesebändchen gewesen.Carla leidet also an der Parkinson-Krankheit ( im Buch Schüttellähmung ).
http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%BCttell%C3%A4hmungDie Rückblenden in die Kindheit von Carla sind sehr gut beschrieben ( aus der Sicht eines Kindes ) und man ahnt schon, dass noch viele Probleme auf Carla zukommen werden.
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Zitat
Original von Rosenstolz
Die Covergestaltung gefällt mir ausgesprochen gut,
Das Cover mag ich. Schön grün und die Kleidung der Frau ist beeindruckend.
Konsequenterweise hätte man aber ihr Feuermal zeigen müssen. Aber das wäre wohl nicht so werbewirksam, daher bin ich nur teilweise mit dem Cover einverstanden.Kann jemand das Gemälde in der Mitte identifizieren?
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Zitat
Original von Herr Palomar
Das Cover mag ich. Schön grün und die Kleidung der Frau ist beeindruckend.
Konsequenterweise hätte man aber ihr Feuermal zeigen müssen. Aber das wäre wohl nicht so werbewirksam, daher bin ich nur teilweise mit dem Cover einverstanden.Kann jemand das Gemälde in der Mitte identifizieren?
Vielleicht ist es auf der linken Gesichtshälfte?
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Danke für den Link, Rosenstolz!
Komplett ist es noch schöner. Aber wirklich, keine schlechte Wahl für das Cover. -
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Ich bin noch nicht sehr weit, aber dieser Roman liest sich schön und flüssig.
Die Schrift ist auch angenehm zu lesen.Mich erschüttert, wie einsam Carlas Kindheit war, aber zu der Zeit war ein Feuermal ein Mal der Sünde, wie der grässliche Pater Edoardo sagt.
Aber eine übliche Meinung.Gleich muss ich unbedingt weiterlesen.
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Sie scheint ihre Einsamkeit die meiste Zeit aber garnicht so sehr wahrzunehmen. Die hänselnden Jungen meidet sie instinktiv.
Aber es stimmt schon. Ihre Einsamkeit äußert sich z.B. darin, dass sie ihre Puppen behandelt, als wären sie lebendig. Carlas Pech ist, dass ihr mehr Familienmitglieder, vor allen Geschwister, fehlen.
Zum Glück hat sie ihre Mutter als liebevolle Bezugsperson. -
Hm, die Mutter versteckt sie auch. Carla bettelt ja öfter das die Mutter sie mitnehmen soll.
Erst als Carla sich im Spiegel sieht, versteht sie warum die Kinder sie hänseln. -
Ihre Mutter will ihr die Wahrheit über ihr Äusseres so lange wie möglich verschweigen und sie dadurch schützen.
Carla versteht natürlich nicht, weshalb sie ihre Mutter nicht begleiten darf. -
Zitat
Original von Herr Palomar
Ein wenig möchte ich Marco doch verteidigen. Ich glaube schon, dass er Carla ehrlich zugetan war. Dass er ihr Feuermal nicht wertet, spricht für ihn. Er sieht ihr inneres Wesen. Das zeigt, dass er einen guten Kern hat.Seine Begeisterung für das Studium kann vielleicht noch nicht ganz mit seinem Einsatz mithalten. Aber auch das drumherum gehört zu einem Studium.
Das Carla mit dem mutigen Nähgen der Wunde aber in seine (vorgebliche) Stärke eingreift, verletzt seinen Stolz.
Das hast Du Recht und sein beharrliches Werben hat ihr sehr gut getan. Mir fehlt ein wenig der Einblick in seine Gedanken, aber das kommt vielleicht im zweiten Abschnitt noch.
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So nun bin ich auch mit den ersten Abschnitt durch.
Also als Kind tat mir Carla richtig leid, denn so ohne Freunde und oft auch noch den ganzen Tag alleine zuhause, weil die Mutter in die Stadt muss um ihre Schneiderarbeiten abzugeben. Das ist nicht einfach für ein Kind, doch mit dem Makel will die Mutter sie einfach schützen oder sie hat vor irgendwas angst, vielleicht klärt sich das noch genauer in der weiteren Geschichte des Buches.
Was ich von Marco halten soll, da bin ich mir noch nicht so sicher, eigentlich ist er ein netter Kerl, aber mir kommt es so vor, als ob er Carla nur deshalb will, weil sie das Feuermal hat und sie so für jeden anderen Uninteressant wird. Da bin ich auch mal gespannt wie es weitergeht.
Die Bigotterie von der Mutter geht mir dagegen auf die Nerven auch wenn es früher so war, ich finde immer die verklären sich ihr Leben mit dem Glauben.
So nun werde ich mal weiterlesen. -
Marco gefiel mir eigentlich solange er Schuster war.
Bei Wolf Serno müssen alle Arzt werden.Das Marco sie jetzt in Stich lässt, kann ich noch nicht verstehen, hätte er mal nicht geerbt.
Die Mutter hatte also viel Angst um Clara, weil sie gezeichnet ist und darum mit dem Teufel im Bunde.
Darum hat sie so viel gebetet.Schade das die Mutter nicht mehr sagen kann, wär der Vater ist. Ob er auch Arzt ist?
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Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht, wenn ich auch zunächst enttäuscht über die Ich-Form war. Ich mag keine Bücher aus dieser Erzählperspektive, habe mich aber schnell damit arrangiert.
Carlas einsame Kindheit fand ich bedrückend, wie auch die Tatsache, dass sie sich mit ihren Puppen unterhält und diese rührend versorgt.
Als dann auch noch der Einstieg in das Schneiderhandwerk erfolgte, war sozusagen schon der Grundstein für eine Medizintätigkeit gelegtInteressant finde ich die Ausführungen über die damalige Mode und wie diese entstanden ist.
Was ich von Marco halte, weiß ich noch nicht so genau. Sympathisch kam er zunächst rüber, als er sich immer wieder mit einer Rose um Clara bemühte. Aber inzwischen ist mir sein Verhalten suspekt. Studiert er überhaupt Medizin? Warum kann er Carlas Fragen nicht beantworten und lässt sie mit ihrer sterbenskranken Mutter allein?
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Was mich wunderte ist, warum die Mutter Carla, nachdem sie sie schon so aufwendig ausgebildet hat, nicht mehr eigene Entwürfe machen lässt. Carla bleibt bei einfachen Schneiderarbeiten, obwohl sie auch Kleider skizziert.
Ihre Intelligenz zeigt sich dabei aus ihren Schlüssen, z.B. dass nichts in der Mode neu ist, sondern alles schon einmal an anderer Stelle dagewesen ist. -
Zitat
Original von Herr Palomar
Was mich wunderte ist, warum die Mutter Carla, nachdem sie sie schon so aufwendig ausgebildet hat, nicht mehr eigene Entwürfe machen lässt. Carla bleibt bei einfachen Schneiderarbeiten, obwohl sie auch Kleider skizziert.
.Ja, das hat mich auch gewundert, zumal ja Carlas Arbeit zusätzliche Einnahmen versprochen hätten.