'Die Medica von Bologna' - Seiten 514 - Ende

  • Nun hab ich den Roman auch durch. Der letzte Abschnitt gefiel mir dann wieder besser, denn es gab hier viel Neues und viel Informationen und Aufklärungen. Fast schon zuviel für diesen Abschnitt.


    Zwei Jahre trauern, nur weil Gaspare ihr Bruder ist? Nicht nachvollziehbar. Aber bei Carla scheint alles möglich. Es freut mich, dass sie nun ihren Fehler eingesehen hat, dass es nicht der Ruhm ist der zählt, sondern die Hilfe, die sie nun auch endlich leistet.


    Dann folgt wieder die Kehrseite. Sie arbeitet wie besessen und leiden muss darunter – wie meistens - Latif. Es folgt die Flucht und die Suche nach einer Bleibe. Warum nimmt sie hier eine Höhle und nicht eins der verlassenen Häuser?


    Der letzte Abschnitt ist sehr spannend geschrieben und war daher auch schnell gelesen. Warum nun aber noch die Liebesgeschichte mit dem Priester eingebaut werden musste? Und warum wieder ein Priester? Für mich sind hier am Ende viele Fragen offen.


    Mein Fazit: „Die Medica von Bologna“ ließ sich sehr gut und fließend lesen und hatte einen angenehmen Unterhaltungswert. Die Hauptperson war mir am Anfang sehr sympathisch, aber zum Ende hin einfach zu speziell und ich kam nicht mehr mit ihr klar. Ob es daran liegt, dass der Roman von einem Mann geschrieben wurde :gruebel. Latif dagegen hat gewonnen. Man hat eine Menge über die Chirurgie der damaligen Zeit erfahren und das medizinische Wissen. Dank der Tafeln im Anhang über die Rekonstruktion der Nase, wurde einiges verständlicher. Dafür vielen Dank.


    Zum Teil war es mir allerdings zu langatmig, auch die medizinischen Ausführungen. Zudem fehlte mir ein Glossar für die ganzen italienischen und lateinischen Fachbegriffe und Ausdrücke.

    :lesend Sven Koch - Dünensturm

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Idylle

    Hörbuch: Judith Lennox - Die Jahre unserer Freundschaft

    SuB: 321

  • So heut Nachmittag hab ich das buch auch endlich beendet.


    Mir hats ganz gut gefallen. Die Story wurde zum ende nochmal richtig interessant.


    Carla konnte der Inquisitation entkommen und Latif aus den Fängen dieser fliehen. Das sie ihr bescheidenes Leben so gut in den bergen meistern konnten, fand ich ganz interessant. Nur die Wendung vom Diener zum "Bauer" von latif, war dann doch etwas eigenartig.


    Rezi und Leserstimme hab ich soeben auch abgegeben.

  • Zitat

    Original von Motte


    Nachdem ich dieses Bild gesehen habe, verstehe ich noch weniger, was die gute Carla an diesem Mann findet. :grin


    EDIT: Die Herren Aldrovandi und Aranzi haben auch tatsächlich existiert. Und dass Tagliacozzi nach seinem Tod von der Inquisition verurteilt wurde, stimmt auch. Anscheinend entsprechen wirklich viele Fakten der Wahrheit... als Autor hätte ich sicher auch Skrupel, den Personen dann irgendetwas "anzudichten".


    Heute Nacht bin ich auch mit dem Roman fertig geworden und habe mich gerade 'mal daran gemacht, ein wenig zu googeln.
    Zwar sind wohl einige Details wirklich passiert, aber letztendlich bleibt doch viel Negatives, was Tagliacozzi in dieser Geschichte "angedichtet" wurde. Nach allem, was er im Buch Carla angetan hat, wirkt Gaspare auf mich wie ein absoluter Unsympath, was er im wirklichen Leben ja nicht unbedingt gewesen sein musste. :gruebel


    Carlas Entschluss, den Armen als Ärztin zu helfen, das fand ich sehr positiv, auch wenn sie Latif dabei sehr vernachlässigt hat. Er sah anscheinend von Anfang an mehr in dieser Beziehung. Dass er nach seiner Verhaftung so einfach wieder entkommen konnte, war zwar schön, aber so ganz glaubwürdig hat diese Szene nicht auf mich gewirkt, was sicher mit meinen bisherigen "Lese-Erfahrungen"in diversen Romanen bezüglich der Inquisition zusammenhängt. In den meisten Geschichten ist jemand, der einmal in den Fängen der Inquisition ist, auf immer verloren, egal ob als schuldig oder unschuldig befunden.
    Carla und Latif können fliehen und finden nach einer langen Reise eine neue Heimat in der Abgeschiedenheit der Berge. Wie sich die beiden dort in einer Höhle einrichten und leben, das war für mein Empfinden nicht so ganz realistisch. Auch als Latif Carla verlässt und sie lange Zeit ganz auf sich gestellt ist, wo sie ja krank ist, da so alleine zu überleben erscheint mir nahezu unmöglich.
    Schade finde ich auch, dass man von den Bettlern gar nichts mehr hört. So wie sie in Carlas Leben getreten sind, so verschwinden sie auch sang- und klanglos wieder. Der Ausgang der Story ist nicht gerade spektakulär, da kann ich mich einigen Vorschreibern nur anschließen. Tagliacozzis Tod und sein hinterlassenes Werk sind eher beiläufig abgehandelt, und wieder einmal ärgert sich Carla, dass sie gar nicht in seinen Büchern erwähnt wird, wo sie doch einiges zu seinem Ruhm beigetragen hat. Wenn man die damalige Situation betrachtet, war Gaspares Handlung wohl eher normal :rolleyes, denn wie hätte er denn diese Ideen als Carlas geistiges Eigentum rechtfertigen können, wo Frauen doch nicht zum Studium zugelassen waren. Genau genommen hätte er sie doch verraten, wenn er ihre Ideen öffentlich als ihr geistiges Eigentum bekanntgegeben hätte. Carlas Wunsch nach Geltung und Anerkennung ist zwar verständlich, aber für die damalige Zeit fast utopisch.

  • Zitat

    Original von Paradise Lost


    Das seh ich auch so. Ich hätte es für einige Wochen verstanden, vielleicht auch 2-3 Monate. Aber zwei Jahre lang rumliegen?


    Warum sollte etwas, dass man sich selbst nicht vorstellen kann, deshalb nicht möglich sein? ;-)
    Diese Verständnislosigkeit ist gerade bei psychischen Krankheiten leider weit verbreitet.

  • Zitat

    Original von Roma


    Manchmal glaube ich, eine sehr unkritische Leserin zu sein :gruebel
    Das ist mir gar nicht aufgefallen, aber du hast vollkommen recht! :-)


    Vielleicht ist es auch so gedacht, dass der Unterscheidung sich auf "selbstgemachten" oder "gekauften" Käse bezieht? :gruebel
    ( Allerdings bin ich noch nicht an der Stelle angelangt, mal schauen, wie ich es nach dem Lesen sehen werde ).


    Edit: Genau so wie Motte es dann schreibt.
    So sehe ich das auch.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Warum sollte etwas, dass man sich selbst nicht vorstellen kann, deshalb nicht möglich sein? ;-)
    Diese Verständnislosigkeit ist gerade bei psychischen Krankheiten leider weit verbreitet.


    Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass solche psychischen Erkrankungen / Depressionen einen fertig machen und das über mehrere Jahre. Wofür ich KEIN Verständnis habe ist, dass der Tod ihres Kindes sie nur ein paar Wochen oder Monate mitnimmt und das Wissen um die Verwandtschaft mit Gaspare sie dann 2 Jahre unaufheiterbar darniederstreckt. Seltsame Prioritäten hat die Frau, muss ich schon sagen. Das ist der Teil den ich unglaubwürdig finde.
    Für mich wirkte es eigentlich auch eher so, als versuchte der Autor möglichst schnell möglichst viel Zeit irgendwie rumzubringen: da mal 2 Jahre im Bett, da mal ein paar Jahre Zeitsprung in der Höhle. Hauptsache rum, egal wie.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ich denke, dass diese neuen Erkenntnisse einfach der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war. Und dass dies alles in seiner gesamten Tragweite ( Verhältnis mit Stiefbruder und auch noch ein Kind von ihm etc. ) sie quasi "umgehauen" hat. Ein ( zusätzliches Ereignis ) reicht oft, um einen Menschen aus der Bahn zu werfen. Und dass muss dann für Aussenstehende nicht unbedingt logisch erscheinen.
    Wie gesagt, für mich nicht an den Haaren herbeigezogen und auch nachvollziehbar. :-)

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Da hatte ich auch gestutzt, aber ich interpretiere es so, dass sie ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen hat, weil sie in dieser Phase ihres Lebens so wenig häuslich ist.


    Diese Stelle habe ich eben gelesen.
    Ich sehe es auch so, dass sie einerseits weiteren Gesprächen mit Latif über ihre häufige Abwesenheit aus dem Weg gehen möchte und natürlich auch, dass sie doch irgendwie ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber hat.

  • So, ich bin durch. :-)
    Der letzte Abschnitt hat mir gut gefallen, Carla findet ihren Frieden und sie und Latif werden wohl bis zum Ende zusammen bleiben.


    Die beiden sind doch ein wirklich aussergewöhnliches Paar, ich habe sie richtig in mein Herz geschlossen.


    Den meisten der hier aufgeführten Negativpunkte des Buches kann ich mich nur sehr bedingt oder gar nicht anschliessen. Carla war keine 08/15 Persönlichkeit, sie handelte nicht unbedingt nach den üblichen Regeln oder Verhaltensmustern. Sie war eine sperrige, oft halsstarrige Person, die ihren Lebenstraum verwirklichen wollte. Dass sie dabei öfters Dinge tat, die vielleicht nicht ganz logisch oder nachvollziehbar erschienen, machte sie mir nur sympathischer.


    Zudem fand ich die Beschreibung der medizinischen Teile des Buches sehr gelungen.


    Ich habe mich nicht gelangweilt :-] oder genervt gefühlt. ;-)

  • Zitat

    Original von Klusi
    Dass er nach seiner Verhaftung so einfach wieder entkommen konnte, war zwar schön, aber so ganz glaubwürdig hat diese Szene nicht auf mich gewirkt, was sicher mit meinen bisherigen "Lese-Erfahrungen"in diversen Romanen bezüglich der Inquisition zusammenhängt. In den meisten Geschichten ist jemand, der einmal in den Fängen der Inquisition ist, auf immer verloren, egal ob als schuldig oder unschuldig befunden.


    Na ja, er hat ja quasi "nur" die Wächter überlistet und k.o. geschlagen und konnte dann fliehen ( s. S. 559 oben ).

  • Na Latif hatte ja mehr Glück als Verstand, dass er aus dem Kerker fliehen konnte.


    Carla und Latif fliehen vor der Inquisition .......... bis sie eine Höhle als zufluchtsort finden.


    Carla findet noch einmal jemanden, der Ihr interessante Bücher zum lesen gibt und vielleicht noch mehr.......


    Doch warum sind auch einmal beide weg? Latif und Bruder Sebastiano?


    Und als Carla sehr Krank ist kommt aufeinmal Latif zurück........ ist das wahre Liebe........... oder musste er kommen um das Buch zu schreiben, weil Carla nicht mehr schreiben kann...............


    Das Buch war in einem guten Lesefluss geschrieben. Manches Mal hätte es spannender sein können aber alles in allem recht gut.


    Viel Interessantes gab es zu Lesen über die Medizin im Mittelalter, das mich persönlich immer sehr interessiert und fasziniert.



    Danke für dieses Buch.

    Gruß Koala :wave


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    :lesend Das Licht der Welt von Daniel Wolf
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