Die stolze Rebellin - Fatou Keïta

  • Originaltitel: La Rebelle


    Kurzbeschreibung
    Malimouna hat Glück: Aufgewachsen in einem afrikanischen Dorf, gelingt es ihr als kleines Mädchen, der traditionellen Beschneidung zu entgehen. Doch als man sie mit vierzehn an einen 50jährigen verheiratet, wird in der Hochzeitsnacht das Geheimnis entdeckt. Malimouna muss in die nächstgelegene Stadt fliehen. Dort findet sie eine Anstellung bei einer französischen Familie, über die sie nach Europa kommt. Allein und mittellos in Paris, schlägt sie sich mit Gelegenheitsjobs durch, wird Sozialarbeiterin und macht es sich zur Lebensaufgabe, Frauen zu helfen, die Opfer männlicher Gewalt geworden sind. Schließlich kehrt Malimouna in ihre Heimat Afrika zurück, wo sie ihren vermeintlichen Traummann kennenlernt und heiratet. Mit ihm hat sie zwei Kinder. Doch schließlich muss sie entdecken, dass er heimlich eine Zweitfamilie gegründet hat ...


    Über die Autorin:
    Fatou Keïta wurde in Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) geboren. Sie studierte in Frankreich, Großbritannien und den USA und unterrichtete an der Abidjaner Universität englische Literatur. In ihrer Heimat ist sie als Autorin erfolgreicher, mehrfach ausgezeichneter Kinderbücher bekannt. "Die stolze Rebellin" ist ihr erster Roman.


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    Meine Meinung:
    Malimouna wächst in einem kleinen afrikanischen Dorf auf. Dort lebt man nach festen Regeln, die niemand in Frage stellt. Sie hat eine Freundin, die in den Ferien ins Dorf kommt und ein Stück der großen weiten Welt mitbringt, denn ihre Eltern haben einige Jahre in Paris verbracht. Diese Freundschaft ist es, die Malimouna den Mut schenkt, sich mit einem Trick der Beschneidung zu entziehen. Doch als Malimouna vierzehn Jahre alt ist, wird sie von ihrem Vater an einen dicken, alten Mann verheiratet. Er nimmt sich seine vermeintlichen ehelichen Rechte mit Gewalt und entdeckt, dass Malimouna nicht beschnitten ist. Ein Skandal! Betrug! Denn nur eine beschnittene Frau ist eine wahre Frau. Das Mädchen kann flüchten; sie hat ihren Hochzeitsschmuck und etwas Geld.


    Malimouna findet einen Job als Kindermädchen und geht mit einer Familie nach Frankreich. Später wohnt sie in einem afrikanischen Wohnheim in Paris, hat verschiedene Nebenjobs, geht zur Schule. Sie erkennt, dass die afrikanischen Frauen Unterstützung brauchen und beschließt, Sozialwesen zu studieren und sich für Frauenrechte einzusetzen. Auf ihrem Weg lernt sie einen Weißen kennen und lieben und überwindet das Trauma ihrer Vergewaltigung. Das Leben an Philippes Seite ist ganz anders als das Leben einer afrikanischen Frau. Gemeinsam gehen sie nach Afrika, doch ihre Liebe überdauert die geänderten Lebensbedingungen nicht. Malimouna stürzt sich in die Arbeit und nimmt den Kampf für Frauenrechte auf. Dann trifft sie den Afrikaner Karim. Er ist lustig, aufmerksam, tolerant und beweist ihr seine Liebe, indem er ihre Mutter - die nach Malimounas Fluch Konflikten und Demütigungen ausgesetzt war - aufspürt und die beiden wieder zusammenbringt. Doch auch diese Beziehung ist nicht unproblematisch - Karims Toleranz hat Grenzen.


    Die Geschichte ist sicherlich kein literarisches Meisterwerk. Es gibt einen einzigen Handlungsstrang, der bis auf eine kleine Rahmenhandlung linear verläuft; bis auf einige wenige (vielleicht versehentliche) Perspektivwechsel ist alles aus Malimounas Sicht erzählt. Ihr Handeln ist nachvollziehbar und schlüssig. Obwohl ihre Gedanken und Gefühle erzählt werden, bleibt immer eine gewisse Distanz zum Leser - erstaunlich angesichts des Themas und doch nachvollziehbar, denn Malimouna verschließt ihre Geheimnisse in ihrem Inneren, verschließt sich vor der Welt, vor Männern und vielleicht auch ein wenig vor sich selbst. Die Probleme der Frauen in der traditionellen afrikanischen Gesellschaft, das fehlende Recht auf Selbstbestimmung und vor allem die Unmenschlichkeit und Unsinnigkeit des Beschneidens werden sachlich und ausführlich thematisiert.


    Ich hatte den Eindruck, dass es sich um eine Autobiographie handelt; nach dem, was ich über die Autorin gefunden habe, ist dies wohl nicht der Fall. Aufgrund der Art des Erzählens würde ich das Buch trotzdem als eine Art Erfahrungsbericht einordnen - lesenswert für diejenigen, die sich für die Thematik interessieren, weniger für diejenigen, die einen hohen literarischen Anspruch haben.