Die Übersetzung von Pablo de Santis

  • Die Übersetzung - Pablo de Santis


    ISBN: 329320225X
    Verlag: Unionsverlag
    Erscheinungsjahr: 2000 (als Hardcover in Deutschland)
    Seitenzahl: 156
    Übersetzer: Gisbert Haefs


    Über den Autor:
    Pablo de Santis wurde 1963 in Buenos Aires, Argentinien geboren und arbeitete zunächst als Drehbuchautor und später als Schriftsteller.
    Seien Arbeiten umfassen sowohl Kinder- und Jugend- als auch zeitgenössische Literatur.
    Mit seinem Roman "Die Übersetzung" wurde Pablo de Santis weltweit bekannt.
    Im Unionsverlag wurden neben diesem Roman veröffentlicht: Die Fakultät, Voltaires Kalligraph, Die sechste Laterne, Das Rätsel von Paris.


    Über den Inhalt:
    In Puerto Esfinde, einem Ort an der argentinischen Atlantikküste findet ein Kongress für Kryptologie, geheime und ausgestorbene Sprachen statt.
    Auf dieser Tagung wird sehnsüchtig der Auftritt des inzwischen zu Berühmtheit gelangten Schriftstellers Naum erwartet.
    Zu diesem Kongress fährt auch Miguel de Blast, dessen Motivation geringerer Natur ist: Er erwartet dort Ana, seine einstige Geliebte, wieder zu treffen,
    die Naum ihm vor langer Zeit abspenstig gemacht hat.
    Doch bevor Naum Puerto Esfinde erreicht, werden tote Seehunde aufgefunden, dann versterben mehrere Kongressteilnehmer.


    Meine Meinung:
    Pablo de Santis hat mit seinem Roman "Die Übersetzung" einen außergewöhnlichen Stoff mit einem besonderen Protagonisten umgesetzt.
    Überlicherweise wird einer menschlichen Figur die Hauptrolle zugeordnet, doch in diesem Roman ist Hauptakteur eindeutig die Sprache.
    Sie ist es auch, die Menschen unterschiedlichsten Naturells in einem halbfertigen Hotel eines kleinen Ortes an der argentinischen Atlantikküste
    versammeln lässt. Nicht nur der (Tat-)Ort, sondern auch seine Darsteller und ihr Umfeld werden von de Santis in klarem, reduziertem Stil beschrieben, der nichts der Zufälligkeit überlässt. Und so verwundert es nicht, dass der Schriftsteller innnerhalb des ersten Abschnitts den Leser langsam in eine Zeitmaschine setzt, die eine Reise in die Gegenwart antritt.
    Diese Zeitreise, die geprägt von einem Vexierspiel, mythologischen Anspielungen und fantastischen Elementen ist, bleibt überraschend übersichtlich und zeugt vom handwerklichen Können dieses Schriftstellers, der nach und nach seine Figuren anhand von Vorträgen auf dem Kongress einführt und von denen jeder Einzelne trotz bescheidenen Auftretens perfekt in Szene gesetzt wird.
    Diese Konstellation nutzt de Santis, um mit psychologischem Gespür eine Kriminalhandlung aufzubauen, deren Waffe die Sprache ist.
    Nach und nach spitzt sich die Handlung zu, um am Ende zu beweisen, was die Macht der Sprache zu leisten im Stande ist und was passiert, wenn sie entgleist.


    Pablo de Santis hat mit "Die Übersetzung" keinen einfach zu erfassenden Roman vorgelegt, der voller Anspielungen ist und zurecht den Vergleich mit Kafka und Borges nicht zu scheuen braucht.


    Mein Fazit:
    Nicht nur für Linguisten, sondern auch für Freunde experimenteller, zeitgenössischer Literatur empfehlenswert!

  • Das hört sich sehr interessant an. Herzlichen Dank für diese Buchvorstellung. Literatur außerhalb vom Mainstream kann immer wieder eine spannende Angelegenheit werden.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Pablo de Santis hat mit "Die Übersetzung" keinen einfach zu erfassenden Roman vorgelegt, der voller Anspielungen ist und zurecht den Vergleich mit Kafka und Borges nicht zu scheuen braucht.


    wir hatten das mal als Hörspiel im Bett und vielleicht lag es daran, dass wir doch das eine oder andere Mal weggenickt sind, aber alle beide haben wir nicht so recht verstanden, um was es in dieser Geschichte eigentlich ging. Und wir haben es wirklich mehrmals versucht.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hallo DD,


    Zitat

    wir hatten das mal als Hörspiel im Bett und vielleicht lag es daran, dass wir doch das eine oder andere Mal weggenickt sind, aber alle beide haben wir nicht so recht verstanden, um was es in dieser Geschichte eigentlich ging. Und wir haben es wirklich mehrmals versucht.


    Großer Fehler, den Roman im Bett zu hören oder zu lesen, wenn man nicht ganz wach ist. So habe ich dieses Buch begonnen und den Einstieg verpasst, insbesondere wenn auf Seite 38 die Zeitreise explizit erwähnt wird.
    Deshalb habe ich den Anfang auch zweimal gelesen, wobei deutlich erwähnt werden muss, dass die Geschichte ab Seite 100 deutlich gewinnt und der Leser zu der Erkenntnis gelangt, das anfängliche Aufmerksamkeit am Ende belohnt wird.