Originaltitel: The Pig Did It (2008)
Aufbau Verlag 2010, 234 S.
Über den Inhalt:
Ein liebeswunder Amerikaner erscheint in Begleitung eines Schweins bei seiner Tante Kitty an der irischen Steilküste. Über Nacht gräbt das Schwein in Kittys Garten eine Leiche aus. Der Fund bringt drei Tatverdächtige, viele verfahrene Beziehungskisten und alte Geschichten ans Licht. Doch zur Polizei gehen will niemand. Liebe, Eifersucht und Mord in einem skurrilen, sehr irischen Kriminalroman.
Über den Autor:
Joseph Caldwell wurde in Milwaukee, Wisconsin, geboren und lebt heute in New York. Er ist Autor mehrerer Theaterstücke und Romane und wurde von der American Academy of Arts and Letters mit dem „Rome Prize in Literature“ ausgezeichnet.
Meine Meinung:
Ich würde dieses Buch nicht als Kriminalroman bezeichnen. Es handelt sich eher um die skurrile Geschichte um eine Handvoll Leute, die durch Zufall auf die Überreste einer seit Jahren verbuddelten Leiche stoßen und sich nun gegenseitig verdächtigen, der Mörder zu sein. Schuld daran ist das Schwein, dem dieses Buch seinen Titel verdankt. Es hat allerdings keinesfalls detektivischen Spürsinn oder auch nur irgendeine Ähnlichkeit mit den munteren Schafen aus „Glennkill“, es benimmt sich schlicht wie ein Schwein: es wühlt in der Erde.
Irgendwie sind sie schon alle etwas seltsam in dem kleinen Dorf an der irischen Westküste. Ich kam mir vor wie in eine andere Welt versetzt. In diesem Vierpersonenstück kommen weitere Figuren kaum vor, das Schwein spielt nur eine kleine Nebenrolle.
Aaron, ein Tagträumer mit reger Phantasie, besucht seine nur um wenige Jahre ältere Tante Kitty, um sich in der rauen irischen Natur in Selbstmitleid zu ergehen. Kitty ist sehr erfolgreich damit, die Klassiker der englischen Literatur nach ihrem Gutdünken umzuschreiben. (Zur Zeit schreibt sie an einer neuen Fassung von „Jane Eyre“, in der Mr. Rochester vom Turm stürzt und nicht seine Frau. Deren Geisteskrankheit wird von Jane mit Güte und schwesterlicher Zuneigung geheilt.)
Das Auffinden eines in Tante Kittys Garten vergrabenen Skeletts läßt Aaron seinen Weltschmerz zeitweise vergessen. Zwei weitere Tatverdächtige bereichern die Szene und keinesfalls pietätlos sind von nun an alle damit beschäftigt, dem Skelett auf möglichst unauffällige Weise ein angemessenes Begräbnis zu verschaffen. Nebenbei verdächtigt jeder den anderen des Mordes. Das schräge und aberwitzige Ende beweist dann endgültig, dass es sich hier um keinen Kriminalroman handelt.
Joseph Caldwells Bandwurmsätze sind manchmal etwas anstrengend zu lesen. Es ist eine sehr irische Geschichte, mit so vielen Wörtern wie möglich wird so wenig wie nötig gesagt.
Freunde des schrägen Humors kommen hier auf ihre Kosten. Ich fand die Geschichte skurril, aberwitzig und absurd, gelegentlich makaber, auch slapstickartig, nur in der Wiederholung mancher Szene war sie etwas langatmig. Wie es dem ungeschickten Aaron praktisch jedesmal, wenn er sich körperlich betätigt, gelingt, völlig durchnässt zu werden, ist schon amüsant zu lesen. Die Personen hätte der Autor ein wenig vertiefen können, ein paar Seiten mehr hätten dem Roman keinesfalls geschadet.
Ich möchte in das Buch nicht zuviel hinein interpretieren. Insgesamt ist es eine sehr unterhaltsame Lektüre ohne großen Tiefgang.
Ärgerlich ist die Qualität des Bucheinbands. Bereits nach einmaligem Lesen sieht das Buch sehr mitgenommen aus, der Buchrücken weist an mehreren Stellen Knicke auf.
Ach ja: "Das Schwein war’s" ist der erste Teil einer Schweine-Trilogie. Zu den Nachfolgern „A Pig comes to Dinner“ und “The Pig Enters Hog Heaven” gibt es noch keine deutschen Titel.