Die Ursitory - Matéo Maximoff

  • Originaltitel: Les Ursitory


    Klappentext:
    Arniko wird mitten im Winter in einem Zelt am Waldrand irgendwo in Südrumänien geboren. Zwar geben ihm die Ursitory, die drei Schicksalsengel, nur wenige Stunden zu leben. Aber Arnikos Großmutter, eine weise Frau mit Zauberkräften, versteht es, den scheinbar endgültigen Beschluss der Ursitory abzuwenden. Es sind die Frauen, die fortan sein Schicksal hüten - zuerst die Großmutter, dann seine Mutter, schließlich seine Frau Orka. Arniko gilt als unverwundbar. Erst als er seine Familie und seinen Stamm verlassen will, wird ihm der Schicksalsspruch zum Verhängnis.
    Matéo Maximoff verwebt Erlebtes und Gehörtes, Legenden und Märchen und schöpft dabei aus der reichen Erzähltradition der Roma.


    Über den Autor:
    Matéo Maximoff, 1917 in Barcelona geboren, kam mit drei Jahren mit seinen Eltern nach Frankreich. Er wuchs vielsprachig auf und lernte als Einziger seiner Familie Lesen und Schreiben. Im Zweiten Weltkrieg war er während einiger Jahre unter anderem in Gurs interniert. Nach dem Krieg ließ er sich in Romainville bei Paris nieder, wo er bis zu seinem Tod 1999 zunächst als Kupferschmied, dann als Schriftsteller, Übersetzer, Fotograf, Filmer und evangelischer Prediger tätig war. 1985 wurde er für sein Lebenswerk mit der Auszeichnung "Chevalier des Arts et des Lettres" geehrt; er gilt als der erste Schriftsteller der Roma.


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    Meine Meinung:
    Arnikos Großmutter ist eine Zauberin der Roma, manche Menschen aus ihrem Stamm halten sie für eine Hexe. In der dritten Nacht nach Arnikos Geburt erscheinen die Ursitory, die drei Engel, die über das Schicksal des Neugeborenen entscheiden. Sie beschließen, dass Arniko nur eine kurze Lebensspanne zustehen soll: Die Zeit, bis ein Holzscheit im Feuer verbrannt ist. Die Großmutter überlistet die Ursitory, holt das Scheit aus den Flammen und übergibt es Arnikos Mutter zur Aufbewahrung. Solange das Holzscheit unversehrt ist, ist Arniko unsterblich. Doch der Zigeunerstamm glaubt, dass die Großmutter den Tod einiger Menschen herbeigeführt hat, und ermordet sie grausam. Arnikos Mutter flüchtet mit dem Neugeborenen und dem Holzscheit.


    Arniko wächst zu einem starken, mutigen Helden heran, der es mit jedem Feind aufnimmt und sich bemüht, verfeindete Stämme wieder zusammenzuführen. Er ist unbesiegbar - bis das Holzscheit in die falschen Hände gerät.


    Matéo Maximoff schrieb diesen Roman als Zwanzigjähriger im Gefängnis. Zwei Familien waren in Streit geraten, es kam zu einem blutigen Kampf. Die Überlebenden wurden vor Gericht gestellt. Maximoff war der jüngste Angeklagte und der Einzige, der lesen und schreiben konnte. Sein Verteidiger war von den farbigen Schilderungen Maximoffs beeindruckt und schlug ihm vor, Aufzeichnungen über das Leben der Roma zu machen, um so Hinweise für das Plädoyer zu erhalten. Statt der erwarteten Notizen erhielt er den spontan geschriebenen Roman "Die Ursitory".


    Und genau so liest sich dieses Buch: spontan geschrieben von einem unerfahrenen Autor. Die Handlung ist äußerst einfach, die Sprache ebenso, die Figuren bleiben blass. Schade, denn die Idee mit dem Holzscheit bietet viel Potenzial für eine wunderbare Geschichte. Die Lebenswirklichkeit der Roma blieb mir verschlossen. Die Einblicke in die sozialen Strukturen, die Denkweise und den (Aber)Glauben dieses Volkes waren interessant und für mich der einzige Grund, das glücklicherweise schmale Büchlein bis zum Ende durchzuhalten.