Schattengesicht - Antje Wagner

  • Schattengesicht
    Antje Wagner


    Taschenbuch, 200 Seiten (inkl. einer weiteren Leseprobe)
    erschienen: September 2010 im Querverlag
    (Quer Criminal)
    12,90€



    Kurzbeschreibung von Amazon


    Mila ist sechsundzwanzig und eigentlich Lehrerin. Doch dann begeht ihre Freundin Polly einen Mord für sie und die beiden flüchten vor der Polizei. Auf ihrer Odyssee geraten Mila und Polly immer wieder an gefährliche Menschen und in lebensbedrohliche Situationen, der Tod scheint sie zu verfolgen. Mit dem wenigen Geld, das Mila mit schlecht bezahlter Schwarzarbeit verdient, halten sie sich über Wasser. Sie leben in Abrisshäusern und brechen oft über Nacht alle Zelte ab, nur um in einer neuen Stadt wieder auf Pollys Fahndungsfotos zu stoßen. Das einzig sichere Versteck und mögliche Endstation ihrer Flucht scheint ein leerstehendes Haus in Schweden zu sein, von dem nur sie beide wissen. Doch nicht allein das Sterben umgibt die Freundinnen wie eine Aura. Etwas Ungreifbares, Rätselhaftes schwebt über den doch so unterschiedlichen Frauen: Ist wirklich allein ihre Freundschaft der Grund für den Zusammenhalt? Der Blick zurück in die gemeinsame Kindheit lüftet ein dunkles Geheimnis, das Mila und Polly untrennbar, auf beinahe obsessive Art, miteinander verbindet.



    Über den Autor


    Antje Wagner, geboren 1974 in Wittenberg, Studium der deutschen und amerikanischen Literatur und Kulturwissenschaften in Potsdam und Manchester, Arbeit als Kellnerin und Sprecherin und lebt seit 1999 als freischaffende Autorin in Potsdam. Buchveröffentlichungen, zahlreiche Stipendien.



    Meine Meinung:


    Dieses Buch kam unerwartet als liebes Geschenk in meine Hände, daher habe ich es trotz meterhohem SuB nicht liegen gelassen und bei erster Gelegenheit sofort einen ersten Blick reingeworfen. Und einen zweiten. Und am Ende des Buchs … war die Nacht vorbei.


    Ich möchte kaum etwas zum Inhalt sagen, nur dass der Zusatz „Kriminalroman“ etwas ungünstig gewählt ist. Ein Krimi ist es überhaupt nicht, obwohl es eine kriminelle Handlung im Buch gibt. Ich würde es als Psycho(logischen)thriller bezeichnen. Keinen dieser Action-Thriller, sondern ganz auf emotionaler und psychologischer Ebene wirkend. Subtil schaurig, traurig und still dramatisch.


    Die Besonderheiten an der Geschichte sind zum einen der wunderschöne Schreibstil der Autorin. Ganz flüssig und unkompliziert zu lesen, aber dabei baut sie Metaphern und Vergleiche ein, die ich noch nie zuvor gelesen habe - worüber ich mich dann gewundert habe, weil sie so klar und naheliegend sind. Wenn man denn mal stockt, dann weil man ein Sprach-Nerd ist, und den schönen Satz ein zweites und drittes Mal lesen möchte (c;
    Zum Anderen erzählt Antje Wagner die Geschichte rückwärts. Was meist auf Kosten der Spannung geht, weil man „ohnehin weiß, wie’s ausgeht“, funktioniert hier ganz wunderbar, weil die entscheidende, spannende, das Buch beherrschende Frage eben lautet, wie und warum es soweit kommen konnte.



    Fazit:


    Ein zauberhaft erzähltes Buch. Tolle Figuren. Spannend, ein wenig unheimlich, voller kleiner, im Raum hängender Rätselhaftigkeiten, die sich zum Schluss wie von allein zu einem stimmigen Ganzen verweben.
    Zum Glück, muss man sagen, ist das Buch nicht besonders dick - sodass ich es in einem Rutsch aufsaugen konnte. Das Weglegen wäre mir wirklich schwer gefallen.
    Ganz klare Leseempfehlung!

  • Vielen Dank, Mulle, für die sehr animierende Rezi.


    Klingt, als wäre das Buch genau die Art Psychothriller, die ich besonders gern lese.
    Deshalb wird es auch sicher bald von der WL zu "Ich lese gerade...." wechseln.

    lg butterfly49

    "Sapere aude" "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
    (Quintus Horatio Flaccus)

  • Produktinformation lt. Amazon
    Broschiert: 192 Seiten
    Verlag: Quer Verlag Gmbh; Auflage: 1 (1. September 2010)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3896561804
    ISBN-13: 978-3896561800
    Größe und/oder Gewicht: 18,2 x 11,2 x 1,8 cm


    Inhalt - mit eigenen Worten:
    Die 26-jährige Milana Helmholz muss wegen Mordes ins Gefängnis. Vom Pech verfolgt, schildert Mila in Rückblenden, ihr bisheriges Leben. Mila und Polly befinden sich auf der Flucht, denn ein Unglück jagt das andere und die beiden Frauen bleiben nie lange in einer Stadt. Die Leser begleiten Mila und Polly auf ihrer spannenden Reise bis hin in ihre Kindheit, wo ein dunkles Geheimnis seinen Ursprung hat...



    Meine Meinung:
    Was für ein tolles, außergewöhnliches Buch!


    Die Geschichte beginnt damit, dass sich Milana in der Gefängniszelle 13 wiederfindet und uns in insgesamt 6 Kapiteln einen Großteils ihres Lebens schildert. Es beginnt mit der 26-jährigen Mila im Gefängnis - danach erzählt uns Mila, wie sie sich 1 1/2 Jahre zuvor ihre Brötchen als Zimmermädchen im Starlight-Hotel verdient und gemeinsam mit Polly und ihrem Haustier Vincent in einem Abrisshaus wohnt. Das nächste Kapitel findet nochmals 5 Jahre zuvor in Schweden statt und berichtet davon, wie Milana und Polly in den Sommermonaten das Haus von Tove Jansson hüten. Danach reisen wir nochmals 11 Jahre rückwärts und erfahren mehr über Milas Kindheit und wie sie Polly am Dorfweiher kennenlernt. Der Epilog führt uns wieder in die Gegenwart zurück. Und immer wieder geschieht ein Unglück und es scheint so, als ob sie den Tod mit im Gepäck hätten.


    Von den fantastisch ausgearbeiteten Protagonisten lernen wir eigentlich nur Milana näher kennen. Die junge, eher schüchterne, Frau ist ursprünglich Klavierlehrerin und schlägt sich die letzten Jahre nur mehr mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs durch. Immer die Furcht im Nacken und auf der Flucht vor der Polizei, leben die jungen Frau nie lang an einem Ort.
    Polly ist das Gegenteil von Mila: furchtlos, starrsinnig und mit einer lauten Stimme ausgestattet, die die Menschen abschreckt. Die zwei Frauen verbindet eine langjährige Freundschaft, die in eine gewisse Abhängigkeit ausartet. Auch die Nebencharaktere sind hervorragend gezeichnet und fügen sich nahtlos in das Geschehen ein.


    Der Leser weiß lange nicht, woran er bei Milana und Polly ist und enthüllt Schicht für Schicht das Geheimnis der beiden jungen Frauen. Immer wieder fragt man sich, welches Mysterium die Freundinnen umgibt und warum sie sich in solche Situationen bringen.


    Atmosphärisch dicht spinnt Antje Wagner ein Netz aus Fragen, Rätseln & Heimlichkeiten und lässt uns verschlungene Wege und überraschende Wendungen miterleben, bis wir schließlich die erstaunliche Lösung vor uns sehen. Erzählt werden die rasanten und gefühlsbetonten Ereignisse aus der Perspektive von Mila.


    Als Kriminalroman würde ich dieses Buch nicht bezeichnen, eher als "leisen Psychothriller", der zu fesseln vermag. Auch der packende Schreibstil und die interessanten Dialoge haben großen Anteil daran, dass sich "Schattengesicht" flüssig und schnell lesen lässt. Für meinen Geschmack hätte die Geschichte ruhig noch länger sein dürfen. ;)


    FAZIT:
    "Schattengesicht" hat mich anfangs mit der etwas ungewöhnlichen Rückwärts-Erzählmethode überrascht, allerdings findet man sich leicht in die faszinierende Handlung ein und fiebert zusammen mit Mila & Polly den Ereignissen entgegegen.
    Für diesen Psychothriller vergebe ich leichten Herzens spannungsgeladene 10 PUNKTE und freue mich auf weitere Bücher von Antje Wagner.

  • :-)
    "Schattengesicht" ist ein echter Thriller, der beim Lesen nur so dahinrast. Die Protagonisten durchleben eine spannende Situation nach der anderen. Das Buch hat mich beim Lesen gefesselt.
    Auch die Personen Mila und Polly, beides großartige Charaktere, werden von der Autorin intensiv beschrieben.


    Meine Meinung: Spitzenliteratur. :lesend

  • „Schattengesicht“ ist der erste Kriminalroman der Autorin Antje Wagner, der von der ersten Zeile an ungemein fesselt und den Leser auch nach dem Ende der Geschichte nicht wieder loslässt. Bereits die ersten Worte entfachen einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann und der einen die zu kurzen 190 Seiten in Windeseile verschlingen lässt. Die Geschichte gewinnt rasant an Fahrt und behält die ganze Zeit ein schier atemberaubendes Tempo bei, so dass man nach dem Lesen beinahe das Gefühl hat, einen Marathon gelaufen statt ein Buch gelesen zu haben.


    Milanas Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: in der Gegenwart, in der sie sich nach dem Tötungsdelikt durch Polly mit dieser auf der Flucht befindet, und in der Vergangenheit. Hier werden überwiegend Ausschnitte aus Milanas Kindheit beleuchtet. Und auch in „Schattengesicht“ gibt es einen großen Unterschied zwischen dem, was die Autorin schreibt, und dem, was sie eigentlich sagen will. Das Zusammenspiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die Bröckchen an Informationen, die Antje Wagner dem Leser immer wieder hinwirft, lassen viel Raum für Spekulationen, denn dass in Milanas Leben nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, ist spätestens nach den ersten gelesenen Seiten klar.


    Antje Wagners Talent, mit Worten umzugehen, macht auch „Schattengesicht“ wieder zu einem unvergleichlichen Lesegenuss. Aus schlichten Sätzen werden wahre Kunstwerke, ohne hochgestochen oder übertrieben zu wirken. Eine Geschichte, die alles andere als leichte Kost ist, wird einfach zu lesen, denn die Wortwahl der Autorin verleiht ihr trotz allen Tiefgangs eine angenehme Leichtigkeit.


    Einziger Kritikpunkt an diesem Wahnsinnsbuch ist seine Länge. 190 Seiten sind wirklich sehr kurz für ein Buch, das so sehr begeistert und in dem man noch ewig weiterlesen könnte.

  • „Ich habe mich an ihren Tisch gesetzt, mich den anderen vorstellen lassen. Und wieder haben sie es mir leicht gemacht. Ich musste nur nicken und hin und wieder lächeln.
    „Warum bist du hier?“, fragt Ilka plötzlich, als wir nach den Abendessen durch den Gang gehen. Vor Nummer 13 bleibe ich stehen. […]
    „Mila?“
    Ich schrecke zusammen. Sehe sie an. „Ich habe jemanden umgebracht.“

    (S. 11)


    Mila ist eine ruhige, durchweg sympathische junge Lehrerin. Kaum zu glauben, dass sie jemanden umgebracht haben soll. Polly hingegen ist da schon anders: Sie ist aufbrausend und recht impulsiv. Außerdem umgibt sie etwas Geheimnisvolles. Was verbindet die beiden und warum schrecken so viele Leute vor Polly zurück?


    Antje Wagner nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit der beiden jungen Frauen. Immer weiter geht die Erzählung in der Zeit zurück und damit auch in die Tiefe der Charaktere. Die Autorin baut hierbei eine Spannung bis zum Schluss auf und weiß mit ihren Worten den Leser an die Seiten zu binden.


    Doch leider war es ausgerechnet der Schluss, der mich etwas enttäuscht hat. Ich hatte schon früh eine Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln könnte und habe während des Lesens auf etwas Bestimmtes gewartet. Doch dann war das Buch einfach zu Ende und ließ mich etwas irritiert zurück.


    Schon bei „Unland“ war es so, dass das Ende die Leser gespalten hat: die einen haben es – so wie ich – geliebt, die anderen konnten damit nicht so viel anfangen. Antje Wagner scheint Bücher zu schreiben, die viel Eigenleben besitzen und auf jeden Leser anders wirken. Dieses Mal hatte ich „Pech“, aber das wird mich nicht davon abhalten, weitere Bücher der Autorin zu lesen.


    „Schattengesicht“ glänzt durch einen fesselnden Schreibstil und die durchdringende Schreibe der sympathischen Autorin. Leider konnte mich das Ende der Geschichte nicht überzeugen, es war für mich ein wenig wie ein Spannungsbogen ohne den entscheidenden Höhepunkt. Trotzdem kann ich guten Gewissens 6 von 10 Sternen für eine interessante Geschichte vergeben.

  • Titel: Schattengesicht
    Autorin: Antje Wagner
    Verlag: Bloomsbury
    Erschienen als TB: April 2012
    Seitenzahl: 206
    ISBN-10: 383335089X
    ISBN-13: 978-3833350894
    Preis: 7.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    So harmlos sie auch wirken - irgendetwas stimmt mit Milana und Polly nicht. Etwas Ungreifbares, Rätselhaftes umgibt sie. Warum schrecken die Menschen vor Pollys Stimme zurück? Weshalb ist der Tod ihr ständiger Begleiter? Sicher ist nur, die beiden fliehen vor einem unaussprechlichen Geheimnis.


    Die Autorin:
    Antje Wagner, geboren 1974 in Wittenberg, studierte deutsche und amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften. Sie schreibt Romane und Erzählungen und übersetzt auch aus dem Englischen. Antje Wagner hat bereits zahlreiche Stipendien und Literaturpreise erhalten. Bei Bloomsbury K&J erschien zuletzt ihr Roman Unland, der 2010 mit dem ver.di Literaturpreis ausgezeichnet wurde.


    Meine Meinung:
    Ein Buch das den Leser geradezu zwingt es vor dem Ende nicht aus der Hand zu legen. Antje Wagner schafft es ein ganz besonderes Spannungsflair zu erzeugen. An einigen Stellen ist das Buch auch unterschwellig leicht unheimlich. Die Autorin bietet beste Spannungsunterhaltung - gerade auch für die Leser die einfach einmal die eingefahrenen Wege verlassen möchten. Denn alltäglich ist diese Geschichte ganz gewiss nicht. Da wird eine Geschichte erzählt die manchmal sehr rätselhaft ist, die aber immer wieder auch interessante Wendungen erfährt - und wenn man dann als Leser denkt, nun wisse man wie der Hase läuft, dann ist es doch wieder ein wenig anders.
    Die Geschichte entwickelt sich von der heutigen Zeit zurück in die Kindheit der beiden Freundinnen. Und sehr geschickt baut die Autorin hier einen Spannungsbogen der nicht einen Moment in sich zusammenfällt. Da stimmt die Spannungsstatik.
    Ein wirklich lesenswertes Buch. 8 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • KLAPPENTEXT:



    So harmlos sie auch wirken — irgendetwas stimmt mit Milana und Polly nicht. Etwas Ungreifbares, Rätselhaftes umgibt sie. Warum schrecken die Menschen vor Pollys Stimme zurück? Weshalb ist der Tod ihr ständiger Begleiter? Sicher ist nur, die beiden fliehen vor einem unaussprechlichen Geheimnis.



    AUTORIN:
    (Quelle: Bloomsbury)



    Antje Wagner wurde am 3. Februar 1974 Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt) geboren und wuchs in einem kleinen Elbdorf im Fläming auf. Sie studierte deutsche und amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften in Potsdam und Manchester. Ihre Magisterarbeit schrieb sie über Arbeiten von Gertrude Stein und Ernst Jandl und deren „aktivierende“ Wirkung auf den Leser. Später arbeitete sie als Kellnerin und als Sprecherin fürs Bildungsfernsehen und sprach Sprachlernführer für Deutschlernende ein. Als Sprecherin arbeitet sie auch heute noch hin und wieder. So spricht sie u.a. Audio-Guides für verschiedene Museen und Ausstellungen ein.
    Sie schreibt Romane und Erzählungen für Erwachsene und Jugendliche und übersetzt aus dem Englischen. Sie lebt und arbeitet in Potsdam.



    EIGENE MEINUNG:


    Die Bücher der Autorin Antje Wagner stehen schon seit längerem auf meiner Wunschliste, denn zwei Freundinnen sind ganz begeistert von ihren Werken und haben sie mir schon mehrmals empfohlen. Nun hatte ich endlich die Möglichkeit „Schattengesicht“, ihren im April 2012 erschienenen Thriller, zu lesen.


    Der Roman beginnt in der Gegenwart. Protagonistin Milana sitzt im Gefängnis. Ganz beiläufig kommt es dazu, dass sie darüber reden muss, warum sie inhaftiert wurde. Der Schock fährt den Lesern in die Glieder, denn Mila ist eine Mörderin.


    Im nächsten Abschnitt führt uns Autorin Antje Wagner zum ersten Mal zurück in die Vergangenheit. Der erste Zeitsprung ist nur zwei Monate groß, es folgen weitere bis hin in Milanas Kindheit, in der wir Spuren dessen entdecken, was später einmal aus ihr werden wird. In jeder Zeit lauern Geheimnisse, die uns Milas Gegenwart im Gefängnis, ihre Gründe für ihr handeln, näher bringen. Doch der Ursprung allen Übels liegt wohl in ihrer Kindheit. Ein Aspekt, der sicherlich aus der Psychologie aufgegriffen und gekonnt im Geschehen verknüpft wurde.


    Die Schreibe der Autorin hat mir richtig gut gefallen. Sie setzt viele Stilmittel ein, um den Leser zu fesseln und erschafft eine unglaublich dichte Atmosphäre, die mir schier greifbar erschien. Gefühle und Emotionen gingen so auf mich über, dass ich das Gefühl hatte, nicht ich habe das Buch verschlungen, sondern das Buch mich. Ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust, das sicher unter anderem von Milanas Verzweiflung herrührte, ließ mich einfach nicht mehr los.
    Die Gestaltung des Ablaufs ist sehr komplex. Antje Wagner spielt mit der Psyche des Lesers. Wirft ihm immer wieder Häppchen zu, lockt ihn mal auf die eine, mal auf die andere Fährte und lässt dennoch kleine Teile offen, über die der Leser selbst nachdenken muss. Diese Art mag ich sehr gerne, denn dadurch werden Buch und Leser im Fluss gehalten und die Geschichte bleibt häufig länger im Gedächtnis haften, da man sich so ausgiebig damit beschäftigt hat. Außerdem bleibt dadurch ein kleiner Interpretationsspielraum, in dem man das Ende oder Teile der Geschichte so auslegen kann, wie man es möchte bzw. wie das eigene Gefühl es zulässt.


    FAZIT:


    „Schattengesicht“ war mein erstes, aber ganz bestimmt nicht letztes Buch der überaus sympathischen Autorin Antje Wagner, der es gelungen ist mich genau am richtigen Punkt zu erwischen und für ihre Geschichte einzunehmen. Eine sehr gut durchdachte, komplexe Handlung, die beabsichtigt an Edgar Allan Poe erinnert, ohne diesen zu kopieren, konnte mich dank einer atmosphärischen Dichte und mit Hilfe psychologischer Verästelungen begeistern.

  • Zum Inhalt von "Schattengesicht" wurde ja bereits viel gesagt, daher nur kurz mein Eindruck.
    Ich habe vor diesem buch bereits ein anderes von Antje Wagner gelesen, und dieses war auch ausschlaggebend dieses hier zu lesen. Den der Stil von Antje Wagner gefällt mir, gefällt mir sogar richtig gut!
    Ebenso hat mir auch diese Geschichte hier gut gefallen, sie hatte von allem irgendwie etwas. Dennoch ahnt man, worauf es hinaus laufen wird. Auch wenn am Ende alles klar ist, war es für mich trotzdem ein anderes, als ich wohl erwartet hatte. Aber hier war wohl auch die Genrebezeichnung irreführend, denn ich hatte eigentlich ein komplett anderes Buch erwartet.
    Obwohl der Schluss nicht ganz meins war, hat mir das Buch gefallen. Allerdings konnte ich es ohne Probleme zwischenzeitlich weg legen, die Spannung hielt sich für mich eher in Grenzen.
    Alles in Allem gebe ich 7 Eulenpunkte.

  • Ich habe mir "Schattengesicht" aus der Bücherei mitgenommen, da mir "Unland" schon sehr gut gefallen hatte und ich gern noch ein weiteres Buch der Autorin lesen wollte - und ich wurde nicht enttäuscht! :-]


    Für mich ist "Schattengesicht" auch kein Kriminalroman, auch nicht wirklich ein Psychothriller, eher eine unheimlich packende Lebensgeschichte. Gleich zu Beginn wird man damit konfrontiert, dass Milana, genannt Mila, ins Gefängnis kommt, weil sie jemanden umgebracht hat. Kapitel für Kapitel wird der Leser dann in der Zeit zurückgeführt, Mila erzählt ihre Geschichte und so langsam setzen sich die Puzzle-Teilchen zusammen und man erfährt, wie eins zum anderen kam und wie überhaupt alles anfing. Zwar zeichnet sich dabei allmählich eine Richtung ab, in die es gehen könnte (die ich aber zunächst kaum glauben mochte), aber es kommt immer wieder zu überraschenden Wendungen, sodass man das Buch wirklich kaum aus der Hand legen mag.


    Dabei schreibt Antje Wagner einen ganz tollen Stil. Sie hat eine leise Art zu erzählen, die einen trotzdem sofort fesselt und schafft es auf ganz wunderbare Weise, Menschen, Orte, aber auch Stimmungen lebendig werden zu lassen. Mir ging es dabei wie Mulle, manche Sätze habe ich zweimal gelesen, weil ich sie mir einfach nochmal auf der Zunge zergehen lassen wollte... :-)


    Das Ende war für mich nur halb überraschend, irgendwie hatte ich sowas in der Richtung schon erwartet, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, aber es hat mir sehr gut gefallen. Ich mag diese Enden, die einen ins Grübeln bringen, weil sie alles nochmal in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen...


    Von mir gibt es volle Punktzahl und eine ganz klare Lese-Empfehlung! :-]


    LG, Bella