'Endstation Sehnsucht' - 1. Akt, 1. - 2. Szene

  • Hallole!


    Ich habe pünktlich um Mitternacht angefangen :lache


    Es ist ein Theaterstück. Und Theaterstücke sind eigentlich dazu da, daß man sie sich auf der Bühne anschaut und nicht, daß man sie liest...


    Was mir gleich am Anfang aufgefallen ist, sind diese seitenlangen, sehr detaillierten Regieanweisungen. Incl aus welchem Material der Hintergrund zu bestehen hat :rolleyes


    Vorteil von kurzen Regieanweisungen ist, daß sich der Regisseur, bzw der Zuschauer/Leser selber seine Gedanken machen kann.
    Wenn ich zB bei Shakespeare nur den Hinweis: Schloß Helsingör habe, ist es meiner Fantasie überlassen, wie das Schloß aussieht.
    Hier bekomme ich die Szene bis ins Kleinste beschrieben, ist nicht so mein Fall.
    (Bücher sind mir lieber als Filme, damit ich mir die Szene und die Personen selber vorstellen kann)


    T. Williams arbeitet bei den Personen mit Stereotypen.
    Die "Negerfrau" wird gleich als faul beschrieben.
    Die Vermieterin ist neugierig und geht erst dann, als sie direkt dazu aufgefordert wird.
    Stanley ist ein geldgieriger Pole
    Stella eine unterwürfige Ehefrau
    Blanche eine hysterische, überkandidelte, (ehemals) reiche Frau.



    Stella scheint mir sehr jung zu sein. Welche erwachsene Frau ließe sich vom Ehemann so behandeln (Fleisch zuwerfen) und würde alles tun, nur um in seiner Nähe zu sein (Mitgehen zum Kegeln, um zuzuschauen)
    Kommt mir vor wie ein Teenager mit der ersten großen Liebe. Wenn sie zB keinerlei Interesse an Fußball hat, aber ihn zu allen Spielen begleitet...
    Einziger Vorteil, sie benimmt sich gut, gerade in Beziehung zu ihrer Schwester.


    Kowalski ist ein Macho, nur auf Geld aus und auf sein Vergnügen. Benehmen nicht für 5 Pfennig. Es mag ja sein, daß ihm der Besitz seiner Frau auch gehört. Aber weder die Bekleidung noch der Schmuck seiner Schwägerin gehören ihm. Er will den Schmuck aber schätzen lassen und reißt die Bekleidung aus dem Schrankkoffer und Blanche die Papiere aus der Hand.
    Kurz: Idiot!


    Blanche:
    Scheint wohl die ältere der Schwestern zu sein. Beklagt sich bei Stella, daß die einfach abgehauen ist und sie mit allen Problemen alleine ließ. Sie ist Lehrerin und hat Urlaub bekommen. Da sie mit einem Schrankkoffer kommt, plant sie wohl einen längeren Aufenthalt.
    Sie ist wohl ein besseres Leben gewohnt (schickt ihre Schwester auf Besorgungen, geht essen, usw) und reagiert total hysterisch, Grund ist wohl der Verlust des Anwesens.

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von HeikeArizona ()

  • ZU Anfang: Ich mag dieses Stück, überhaupt Tennessee Williams.
    Ich stehe auf diese Stücke, die in menschliche Abgründe leuchten wie in die finsteren Ecken eines seit langem nicht gelüfteten Keller, wo Verzweiflung und Enttäuschung wie Spinnweben von der Decke hängen und uns streifen, wenn wir hindurchgehen...



    @ HeikeArizona


    Wusstest du nicht, dass es ein Theaterstück ist?
    Die Sachen, die ich von Williams zu Hause habe, sind alles Theaterstücke. Er hat bis auf 2 Romane soviel ich weiß nur für's Theater geschrieben.


    Zitat

    Es ist ein Theaterstück. Und Theaterstücke sind eigentlich dazu da, daß man sie sich auf der Bühne anschaut und nicht, daß man sie liest...


    Das sehe ich überhaupt nicht so. Ich erinnere mich noch mit Freude an die Shakespeare-LR.
    Nicht jedes Stück läuft in jedem Theater. Soll ich es mir dann entgehen lassen? Ich selber lese gute Theaterstücke immer mit viel Genuss.


    Zitat

    Was mir gleich am Anfang aufgefallen ist, sind diese seitenlangen, sehr detaillierten Regieanweisungen. Incl aus welchem Material der Hintergrund zu bestehen hat Augen rollen


    Mir geht es da anders als dir. Ich finde es interessant zu lesen, wie genau der Autor sich die Szenerie vorgestellt hat.


    Was deine Anmerkung zu den beschriebenen Personen und ihrer Charakterisierung betrifft:
    Bei Williams gibt es selten wirklich starke Personen, zumindest nicht von Anfang an. Meist entdecken sie ihre Stärke erst im Laufe des Stückes, manchmal auch nie. Er bedient auch gerne mal Klischees. manche der Akteure überraschen aber noch im Laufe der Stücke.


    Zu den Personen möchte ich nicht so viel sagen, denn ich kenne das Stück bereits und könnte Blanche und Stella z.B. nicht charakterisieren, ohne dem Verlauf vorzugreifen.


    Nochmal@ Heike
    Gib' dem Stück eine Chance, vielleicht überzeugt es dich noch :wave

  • Ich bin etwas schockiert über den Lesebeginn 1:16. Für gewöhnlich schlafe ich zu dieser Zeit. Mein erster Eindruck von diesem Drama war: Oh, in welches unterirdische Millieu bin ich da geraten. Ein unmögliches Benehmen von Stanley, Fleisch in Zeitungspapier wird zugeworfen in der Art:Friss oder stirb. Gut beschrieben und vorstellbar,aber mir gefällt es dort nicht! Eine richtige Unterhaltung der Schwestern kommt nicht zu stande.

  • Zitat

    Original von Clare
    ZU Anfang: Ich mag dieses Stück, überhaupt Tennessee Williams.


    Das einzige, was ich von T. Williams kenne ist eine Verfilmung von "Cat on a hot tin roof" mit E. Taylor. Hat mir sogar sehr gut gefallen :-]


    Zitat

    Original von Clare
    Wusstest du nicht, dass es ein Theaterstück ist?
    Die Sachen, die ich von Williams zu Hause habe, sind alles Theaterstücke. Er hat bis auf 2 Romane soviel ich weiß nur für's Theater geschrieben.


    Das habe ich erst beim Aufschlagen des Buches bemerkt.


    Zitat

    Original von Clare
    Das sehe ich überhaupt nicht so. Ich erinnere mich noch mit Freude an die Shakespeare-LR.
    Nicht jedes Stück läuft in jedem Theater. Soll ich es mir dann entgehen lassen? Ich selber lese gute Theaterstücke immer mit viel Genuss.


    :knuddel1 Wenn ich ein Stück auf der Bühne sehen kann, oder verfilmt, ist mir das lieber. Wenn es so aber nicht zu haben ist, lese ich es sehr gerne. Ich möchte es mir auch nicht entgehen lassen :-]


    Zitat

    Original von Clare
    Was deine Anmerkung zu den beschriebenen Personen und ihrer Charakterisierung betrifft:
    Bei Williams gibt es selten wirklich starke Personen, zumindest nicht von Anfang an. Meist entdecken sie ihre Stärke erst im Laufe des Stückes, manchmal auch nie. Er bedient auch gerne mal Klischees. manche der Akteure überraschen aber noch im Laufe der Stücke.
    Zu den Personen möchte ich nicht so viel sagen, denn ich kenne das Stück bereits und könnte Blanche und Stella z.B. nicht charakterisieren, ohne dem Verlauf vorzugreifen.


    *seufz* Ich habe gerne zumindest einen Helden schon zu Anfang des Stückes.


    Zitat

    Original von Clare
    Nochmal@ Heike
    Gib' dem Stück eine Chance, vielleicht überzeugt es dich noch :wave


    Überzeugen? wohl nicht. Aber ich bin schon neugierig, was jetzt passiert...
    Also werde ich gleich weiterlesen. :lesend

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von Zuckelliese
    Ich bin etwas schockiert über den Lesebeginn 1:16. Für gewöhnlich schlafe ich zu dieser Zeit.


    Es gibt Nächte, da wirken die Schmerzmittel nicht, dann kann ich gar nicht schlafen... Und bevor ich mich stundenlang hin- und herdrehe lese ich lieber. Irgendwie muß ich ja auf mein Ein-Buch-pro-Tag kommen :wave


    Zitat

    Original von Zuckelliese
    Ein unmögliches Benehmen, aber mir gefällt es dort nicht!


    Du sprichst, äh schreibst mir aus der Seele.

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Heike Arizona
    "Die Katze auf dem heißen Blechdach" habe ich als Buch, den Film auch. Ich habe im Regal von Williams:
    - Die Katze auf dem heißen Blechdach
    - Die Glasmenagerie
    - Endstation Sehnsucht
    - Süßer Vogel Jugend
    - Glasporträt eines Mädchens (Erzählungen)
    Die Stücke mag ich alle! Mich reizt die manchmal fast abstoßende Nacktheit, mit der die Personen in ihren Schwächen dargestellt sind. Held brauche ich keinen.
    Mich reizt die nervöse Überspanntheit der Blanche, die schicksalszufriedene Ergebenheit der Stella, die brutale Kraft ihres Ehemannes und die Umstände, die solche Charaktere geformt haben, auch die Entwicklung, die sie nehmen.


    Zuckelliese
    Es gibt bei Leserunden immer Schnellstarter wie HeikeA. und mich. Andere kommen später, manche gar nicht. Wir werden sehen, wie sich diese LR entwickelt!

  • Auch ich habe natürlich pünktlich angefangen (überpünktlich denn bereits gesten Abend). :lache


    Ich könnte mich in den Allerwertesten beißen, dass ich nicht "A Streetcar named Desire" lese. Leider lese ich die Übersetzung.
    Was mir da aufstlößt, ist dass Blanche ihren Schwager siezt. :yikes Dort gibt es ja nur ein you und unter Verwandten ist es eigentlich üblich das you auch Du bedeutet. Und Stella stellt die Kumpel als Mr. Hubbel und Mr. ? vor.
    Das ist eigentlich auch unüblich. Normal sagt man das ist Stella Kowalski und so weiter.


    Zu den Regieanweisungen: Dies ist ein Bühnenstück, nicht das Filmdrehbuch. Ich weiß es nicht, aber ich glaube bei Bühnenstücke wird das Umfeld deutlicher beschrieben.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    ...
    Was mir da aufstlößt, ist dass Blanche ihren Schwager siezt. :yikes Dort gibt es ja nur ein you und unter Verwandten ist es eigentlich üblich das you auch Du bedeutet. Und Stella stellt die Kumpel als Mr. Hubbel und Mr. ? vor.
    Das ist eigentlich auch unüblich. Normal sagt man das ist Stella Kowalski und so weiter. ...


    Blanche und ihr Schwager siezen einander, und ich finde, dass das passt. Blanche fängt damit an, schafft damit von vorn herein eine Distanz zu dem Mann, seiner Wohnung, seinen gesamten Lebensumständen, die Blanche ablehnt, verachtet und die sie auch in großem Maße ängstigen.
    Denke ich!

  • Zitat

    Original von Iszlá
    Ich kann es mir kaum verkneifen, das Buch aus dem Regal zu holen und das Parallellesen anzufangen, Clare. Da muss ich wenigstens in die Leserunde schnuppern. :lache


    Gut, jetzt bin ich aber weg und komme nicht eher wieder, bis ich den ersten Teil gelesen habe. :chen


    Im Allgemeinen werden Bücher vorn angefangen, meine Liebe :nono
    Ich muss doch sehr bitten :fetch
    Ab auf Seite 1 :chen

  • Das ist mein erstes Stück von Williams und bisher gefällt es mir sehr gut.
    Einen Helden brauche ich auch nicht umbedingt, solange die Personen interessant sind, und das sind sie hier auf jeden Fall!


    Der guten Blanche unterstelle ich jetzt mal ein Alkoholproblem. Fällt unangemeldet bei ihrer Schwester ein und so ziemlich der erste Griff geht zur Whiskyflasche :nono


    Dass Blanche und Stanley sich siezen ist mir gar nicht aufgefallen :wow, aber ich finde es auch passend.


    Die ewig langen und ausführlichen Regieanweisungen stören mich etwas und sie mir so auch noch in keinem anderen Stück begegnet.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Der guten Blanche unterstelle ich jetzt mal ein Alkoholproblem. Fällt unangemeldet bei ihrer Schwester ein und so ziemlich der erste Griff geht zur Whiskyflasche :nono


    Eindeutig ein Alkoholprobelm. Und die "normale" Reaktion eines Alkoholikers:
    Ich doch nicht, ich trinke doch kaum mal was...


    :rofl

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von Zwergin
    ...
    Die ewig langen und ausführlichen Regieanweisungen stören mich etwas und sie mir so auch noch in keinem anderen Stück begegnet.


    Der Autor wollte scheinbar recht genau bestimmen, wie sein Stück aufgeführt werden soll und auch in welcher Kulisse. Wenn ich mir anschaue, was heute aus manchen Stücken, gerade was das Bühnenbild betrifft, gemacht wird, dann kann ich das sogar nachvollziehen :grin


    Auch bei seinen anderen Stücken hat Williams das gemacht. Bei "Die Katze auf dem heißen Blechdach" gibt es sogar vor Beginn 2 Seiten unter der Überschrift "Notizen für den Bühnenbildner"...


    Mich stört das nicht ;-)

  • So, ich habe den 1. Akt, 1. Szene, heute früh in der Bahn gelesen. Gefällt mir sehr gut. Und es ist bis jetzt mein erstes Theaterstück, welches ich lesen. Die detaillierten Beschreibungen des Bühnenbildes etc. finde ich sehr passend. Einen Helden brauche ich auch nicht.
    Aber ich bin mir jetz schon sicher, dass hier noch einiges zu Tage kommen wird ( falls ich den Film je gesehen haben sollte, kann ich mich nicht mehr daran erinnern - ich denke, ich werde ihn mir nach der Lektüre auf jeden Fall anschauen ).

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    So, ich habe den 1. Akt, 1. Szene, heute früh in der Bahn gelesen. Gefällt mir sehr gut. Und es ist bis jetzt mein erstes Theaterstück, welches ich lesen. Die detaillierten Beschreibungen des Bühnenbildes etc. finde ich sehr passend. Einen Helden brauche ich auch nicht.
    Aber ich bin mir jetz schon sicher, dass hier noch einiges zu Tage kommen wird ( falls ich den Film je gesehen haben sollte, kann ich mich nicht mehr daran erinnern - ich denke, ich werde ihn mir nach der Lektüre auf jeden Fall anschauen ).


    Die Verfilmung mit Marlon Brando und Vivien Leigh (gibt's noch eine andere?) ist sehr zu empfehlen und stückgetreu, grandios gespielt (Blanche), hat immerhin auch 4 Oskars bekommen .


    Allerdings werde ich ihn mir erst wieder ansehen, wenn ich das Stück gelesen habe, denn auch das Lesen ist schon eine Freude ( Für mich jedenfalls :-]).