'Endstation Sehnsucht' - 1. Akt, 1. - 2. Szene

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Und es gibt noch eine Neuverfilmung die mich, schon allein wegen den Schauspielern, auch sehr interessieren würde.


    Das wusste ich nicht. Wie ich soeben gelesen habe, braucht sich diese 2. Verfilmung nicht zu verstecken und soll sich noch besser an das Original-Stück halten als die 1.
    Ein Kauf wäre da wirklich zu überlegen :gruebel
    Oder wenn du sie kaufen solltest, dann melde ich mich schon mal beim wandern an :grin

  • Was mir vom früheren Lesen nicht mehr so präsent war, ist dass schon so früh klar wird, wie zerrüttet der Verstand von Blanche ist. Deutlich wird das unter anderem als sie von ihrer verlorenen Liebe spricht, auch als die alten Liebesbriefe in der Hand hält, und in ihrem Kopf die Musik hört wie einen Nachklang aus einer längst verlorenen Zeit.
    Als Stanley ihr die Briefe entreißt, wird sie richtig hysterisch. Sie meint sogar, dass sie die Briefe verbrennen müsste, weil er diese berührt hat...
    Und das, obwohl sie kurz vorher noch mit ihm kokettiert hat...

  • Mir kommt Blanche sehr snobistisch vor, und in Stanley hat sie damit ein echtes Gegenüber gefunden ;-) Ist schon sehr interessant zu lesen, wie sich die Egos aneinander reiben.
    Stella scheint mir ein dankbares Opfer für die Beiden. Blache schiebt ihr sofort dir Schuld für ihr Scheitern (den Verlust der Plantage) in die Schuhe, und für Stanley ist sie nur ein Anhängsel. In der Zeit, in der der Roman spielt, waren Frauen das wohl immer, da ist Stella keine Ausnahme.
    Bis jetzt ist noch nicht klar, wie lange Blache bei ihrer Schwester zu wohnen gedenkt. Ich bin davon ausgegangen, daß es für immer sein sollte, weil sie doch jetzt heimatlos ist? :gruebel Aber zweifellos hat sie sich unter ihrer gewählten Bleibe ganz etwas anderes vorgestellt...
    Ich finde die Romanform als Theaterstück auch ein bißchen nüchtern, aber die Dialoge haben es in sich :-] Bin gespannt, wie es weitergeht....

  • Zitat

    Original von Tempe
    ...
    Stella scheint mir ein dankbares Opfer für die Beiden. Blache schiebt ihr sofort dir Schuld für ihr Scheitern (den Verlust der Plantage) in die Schuhe, und für Stanley ist sie nur ein Anhängsel. In der Zeit, in der der Roman spielt, waren Frauen das wohl immer, da ist Stella keine Ausnahme.


    Stella versucht, es allen recht zu machen, auch Blanches Verrücktheiten abzufangen, damit Stanley sich nicht allzu sehr gestört fühlt von ihrer Schwester. In ihrer Gleichmut und Duldsamkeit hat sie für mich etwas von dem Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird.

    Zitat

    Bis jetzt ist noch nicht klar, wie lange Blache bei ihrer Schwester zu wohnen gedenkt. Ich bin davon ausgegangen, daß es für immer sein sollte, weil sie doch jetzt heimatlos ist? :gruebel Aber zweifellos hat sie sich unter ihrer gewählten Bleibe ganz etwas anderes vorgestellt....


    Ich denke auch, dass sie sich die Wohnung viel größer, das Leben bei ihrer Schwester komfortabler vorgestellt hatte. Da die Umstände aber nun sind wie sie sind, wird Blanche versuchen, auf die eine oder andere Weise aus ihrem Elend herauszuzkommen...

  • Zitat

    Original von Clare
    Da die Umstände aber nun sind wie sie sind, wird Blanche versuchen, auf die eine oder andere Weise aus ihrem Elend herauszuzkommen...


    Ob sie soviel Kraft noch aufbringt? :gruebel Bis jetzt scheint sie mir sehr in ihrem Selbstmitleid gefangen. Von einer Plantage in die Zwei-Zimmer-Bude ihrer Schwester. Sie muß glauben, sie sei in einem schlechten Film?!

  • Zitat

    Original von Clare
    Was mir vom früheren Lesen nicht mehr so präsent war, ist dass schon so früh klar wird, wie zerrüttet der Verstand von Blanche ist. Deutlich wird das unter anderem als sie von ihrer verlorenen Liebe spricht, auch als die alten Liebesbriefe in der Hand hält, und in ihrem Kopf die Musik hört wie einen Nachklang aus einer längst verlorenen Zeit.
    Als Stanley ihr die Briefe entreißt, wird sie richtig hysterisch. Sie meint sogar, dass sie die Briefe verbrennen müsste, weil er diese berührt hat...
    Und das, obwohl sie kurz vorher noch mit ihm kokettiert hat...


    Die Stelle musste ich mir grade noch einmal durchlesen, so extrem kam sie mir beim ersten Lesen gar nicht vor, aber du hast Recht, die Musik im Kopf und dass sie meint die Briefe verbrennen zu müssen lässt doch stark an ihrer geistigen Verfassung zweifeln.


    Irgendwie kann ich Blanches Schock über die Lebensverhältnisse ihrer Schwester nicht ganz nachvollziehen. Hatten die Schwestern vor ihrem Wiedersehen keinen Kontakt oder hat Stella ihre Schwester aus Scham belogen, wenn es darum ging, wie sie lebt?

  • Ich glaube letzteres.
    Irgendwo stand doch auch, daß Stella sehr undeutlich bei ihrer Lebensbeschreibung war.


    Ich guck gleich mal nach.


    Nee, ich finde es nicht mehr, jetzt habe ich den Text schon mehrfach gelesen.


    Sorry!

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • Zitat

    Original von Tempe


    Ob sie soviel Kraft noch aufbringt? :gruebel Bis jetzt scheint sie mir sehr in ihrem Selbstmitleid gefangen. Von einer Plantage in die Zwei-Zimmer-Bude ihrer Schwester. Sie muß glauben, sie sei in einem schlechten Film?!


    Ich denke auch, dass Blanches Kräfte, körperlich und geistig, aufgebraucht sind.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    ...
    Irgendwie kann ich Blanches Schock über die Lebensverhältnisse ihrer Schwester nicht ganz nachvollziehen. Hatten die Schwestern vor ihrem Wiedersehen keinen Kontakt oder hat Stella ihre Schwester aus Scham belogen, wenn es darum ging, wie sie lebt?


    Stella hat Blanche tatsächlich über ihre Lebensumstände im Unklaren gelassen.


    erster Akt, erste Szene:
    Blanche:
    "Oh, ich will nicht heucheln, ich will aufrichtig sein und mit meiner Kritik nicht zurückhalten1 Nie, nie, nie, auch nicht in meinen schlimmsten Träumen, hätte ich mir DAS vorstellen können... Im Ernst, Scherz beiseite, warum hast du mir nichts gesagt, mir nichts darüber geschrieben, Liebling?...Dass du unter solchen Bedingungen leben musst!..."


    Stella hat das alte Leben wirklich hinter sich gelassen und nicht zurückgeblickt. Sie war scheinbar auch nie wieder auf dem gut, wie aus Blanches Worten hervorgeht.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    @ Clare
    Danke, die Stelle ist mir irgendwie entgangen :wave


    Zitat

    [i]Original von HeikeArizona[i]
    @ Clare:
    Genau diese Stelle habe ich gesucht, aber auf die Schnelle nicht gefunden...
    Danke!


    Gerne doch, dafür bin ich da :wave

  • So,endlich konnte ich auch mal den ersten Abschnitt lesen, der mir sehr gut gefallen hat. New Orleans finde ich generell als setting ziemlich toll und dass meine Ausgabe eine Karte im Anhang hat, die die Innenstadt darstellt, ist auch recht hilfreich für die Visualisierung.


    Was einige ja schon angesprochen haben, sind die auffällig langen und detaillierten Regieanweisungen, die kaum Platz für eigene Vorstellungen lassen: mir gefällt das trotzdem. Ich habe mich dabei auch gefragt,ob diese umfangreichen Regieanweisungen entweder etwas typisch "Amerikanisches" sind oder ob es wohl mit der Zeit zu tun hat, aus der das Stück stammt. Vielleicht braucht es es bei moderneren Stücken eindeutigere Regieanweisungen als zum Beispiel bei Shakespeare, weil man zu Shakespeares Zeiten ja viel noch nicht umsetzen konnte...


    Ich finde auch,dass die Regieanweisungen sehr zur Atmosphäre beitragen, ebenso wie das ständig präsente und unvermeidliche "blue piano", was für mich so richtig typisch New Orleans ist. Auffällig finde ich auch die Namen des Viertels und der Straßenbahnen die dorthin führen; für mich klingt das sehr nach „telling names“ und ich bin gespannt, ob sich diese Vermutung später noch bewahrheitet.


    Die erste Szene beginnt recht normal, bis Blanche auftritt, ab da wirkt es auf mich ein wenig seltsam, insbesondere, dass es scheinbar normal ist, dass Eunice den Schlüssel zu Stellas Apartment hat und Blanche( eine völlig Fremde!) einfach so rein lässt.


    Seltsam auch, dass Blanche sich quasi als erstes am Whiskey bedient, nachdem sie so unfreundlich zu Eunice war und dass Stella als sie Blanche den Whiskey anbietet es nicht befremdlich findet, dass Blanche schon weiß, wo er steht. Auch die ganze Beziehung zwischen Blanche und Stella ist komisch: Blanche lässt Stella kaum zu Wort kommen und beschuldigt sie sofort, sie allein gelassen zu haben, nachdem die Eltern verstorben sind. Und Stella lässt sich das Gefallen und versucht nicht mal, sich zu verteidigen, ein Charakterzug, der scheinbar bezeichnend für sie ist, denn auch im Umgang mit Stanley versucht sie sich zwar durchzusetzen, gibt aber eben auch sehr schnell nach.


    Die Beschreibung von Stanley finde ich sehr passend, man erwartet keinen sympathischen Charakter und man bekommt auch keinen: er ist so ein wenig machohaft und offenbar ziemlich geldgeil und er tut zumindest so als sei er gebildet, auch wenn es so wirkt als beziehe sich das nur auf „Wie bekomme ich den meisten Gewinn“^^


    Ich finde,dass Blanche und Stella/Stanley so ein wenig die,zugegeben stereotypen, Rollen tauschen: Blanche passt meiner Meinung nach besser nach New Orleans(also in die Stadt) anstatt aufs Land in Mississippi, während ich mir Stella und Stanley sehr gut dort vorstellen könnte mit ihrem Bowling und Poker und was nicht alles :lache

  • Zitat

    Original von Camero
    Die Beschreibung von Stanley finde ich sehr passend, man erwartet keinen sympathischen Charakter und man bekommt auch keinen: er ist so ein wenig machohaft und offenbar ziemlich geldgeil und er tut zumindest so als sei er gebildet, auch wenn es so wirkt als beziehe sich das nur auf „Wie bekomme ich den meisten Gewinn“^^


    Und ihm ist sofort klar, dass das Auftauchen von Blanche eine Gefahr für seine Ehe darstellt.

  • Zitat

    Original von Clare
    Was mir vom früheren Lesen nicht mehr so präsent war, ist dass schon so früh klar wird, wie zerrüttet der Verstand von Blanche ist. Deutlich wird das unter anderem als sie von ihrer verlorenen Liebe spricht, auch als die alten Liebesbriefe in der Hand hält, und in ihrem Kopf die Musik hört wie einen Nachklang aus einer längst verlorenen Zeit.
    Als Stanley ihr die Briefe entreißt, wird sie richtig hysterisch. Sie meint sogar, dass sie die Briefe verbrennen müsste, weil er diese berührt hat...
    Und das, obwohl sie kurz vorher noch mit ihm kokettiert hat...


    Das fand ich eine recht eindrucksvolle Szene, vorallem diesen Satz: "Everyone has something he won't let others touch because of their- intimate nature...." Es wirkt so als sei Blanche durch zuviele Schicksalsschläge einfach nur vollkommen fertig, vorallem geistig. Ich frage mich auch, ob noch erklärt wird, was mit dem Jungen passiert ist, Blanches Aussage "I hurt him the way that you would like to hurt me" macht mich doch recht neugierig :grin


    Ich bin übrigens sehr froh, dass ich auf Englisch lese, gerade weil die Figuren zuweilen auch Slang/bzw. Variaten sprechen, die durch die scheinbare multikulturelle Umgebung zustande kommen und ich meistens finde, dass das in der Übersetzung nicht so gut rüber kommt. Wie ist das denn hier, ist die Übersetzung gut?

  • @ Camero:


    Daß sich Stella alles von Blanche gefallen läßt, liegt wahrscheinlich am Altersunterschied.
    Bei Tante Wiki habe ich gelesen, daß Blanche so Mitte Dreißig ist, während Stella erst Mitte 20 ist.


    Die große Schwester hat wohl immer recht :grin

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)