'Endstation Sehnsucht' - 2. Akt, 1. - 2. Szene

  • Huhu!


    Mitten beim Lesen vom 2. Akt mußte ich die Katzen reinholen, deshalb habe ich nochmal anfangen müssen.


    Blanche schreibt einen verlogenen Brief an einen reichen Bekannten, fürchtet sich vor Gewitter und fragt Stella Löcher in den Bauch, ob über sie geredet wird.


    Nebenher liest man noch über einen Ehekrach zwischen der Vermieterin und ihrem Mann, einem der Pokerfreunde.


    Blanche schmeißt sich (fast) einem jungen Mann in die Arme, der nur das Geld für ein Abo abholen möchte, geht dann mit Mitch aus.
    Die Frage von Mitch nach ihrem Alter beantwortet sie nicht, statt dessen erzählt sie ihm von ihrer ersten Ehe und daß ihr Mann Suizid begangen hat.


    *gähn*
    Der zweite Akt ist an mir vorbei geplätschert...

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Hallo Hieke, plätschert vor sich hin? :yikes Blanche sorgt doch ständig für Aktion! Und Eunice und Steve tun was sie können dazu. :lache
    Herrlich die Hubbels - sie wirft ihm vor zu Damen zu gehen und dann geht sie selbst in das Lokal (behauptet Stanley zumindest). :lache Die Nettigkeiten, die Steve ihr hinterherruft. :yikes Da hätte es bei mir sicherlich gleich wieder Krach gegeben. :lache

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich sehe das wie Lesebiene: Es passiert allerhand in diesen 2 Szenen!


    Man könnte als Überschrift darüber schreiben:
    - Blanche, ihre Vergangenheit und Zukunft -


    Stanley hat mit einem Bekannten gesprochen, der Blanche aus einem Etablissement zweifelhaften Rufes zu kennen scheint. Was hat sie da alles gemacht, in der Vergangenheit, als ihr das Geld des Gutes durch die Finger rann...Jedenfalls bröckelt der Schein der Ehrbarkeit, mit dem sie sich zu umgeben bemüht.


    In der 2. Szene versucht sie, an ihrer Zukunft zu bauen. Geschickt lenkt sie den harmlosen Mitch dahin, wo sie ihn haben will, in die Rolle ihres zukünftigen Versorgers - zieht ihn zu sich, verführt ihn mit Worten und stößt ihn aber immer wieder auch ein Stück zurück, ein Bild der Tugendhaftigkeit.


    Alles,was Blanche tut, geschieht in fieberhafter Betriebsamkeit, fast manisch.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz


    Vor allem nehme ich ihr ihre Naivität nicht mehr ab. Ich glaube so langsam, sie weiss ganz genau, wie sie mit jedem Wort, welches sie von sich gibt, anrichtet bzw. bezweckt.


    Worauf du dich verlassen kannst, zumindest zu diesem Zeitpunkt noch. Bei all ihrer Verrücktheit weiß sie ihre Bemerkungen, Gesten und weiblichen Reize genau einzusetzen, was wahrscheinlich an jahrelangem Training liegt. So etwas verlernt man nicht... :lache

  • Zitat

    Original von Rosenstolz


    Vor allem nehme ich ihr ihre Naivität nicht mehr ab. Ich glaube so langsam, sie weiss ganz genau, wie sie mit jedem Wort, welches sie von sich gibt, anrichtet bzw. bezweckt.


    Das habe ich ihr so von Anfang an zugetraut, und ihr die feine Dame auch vollkommen abgekauft. Diese Fassade bekommt nun langsam Risse. Warum will sie sich mit Mitch einlassen? Sie verurteilt Stella, weil sie doch angeblich so weit unter ihrem Stand geheiratet hat - und nun will sie es selbst? Auch wenn Mitch ein Netter ist, so ist er doch auch ,nur' ein einfacher Arbeiter, und sie fühlt sich eigentlich zu Höherem berufen...
    Der Szenenwechsel kam mir so plötzlich. Nach der Rede Blanches über Stanley hatte ich bei seinem aufbrausenden Temperament eine Art von Vergeltung erwartet und nicht, daß es nach einigen Wochen weitergeht, als wäre nichts gewesen. Naja, jedenfalls tun sie so, als ob...

  • Zitat

    Original von Tempe


    Das habe ich ihr so von Anfang an zugetraut, und ihr die feine Dame auch vollkommen abgekauft. Diese Fassade bekommt nun langsam Risse. Warum will sie sich mit Mitch einlassen? Sie verurteilt Stella, weil sie doch angeblich so weit unter ihrem Stand geheiratet hat - und nun will sie es selbst? Auch wenn Mitch ein Netter ist, so ist er doch auch ,nur' ein einfacher Arbeiter, und sie fühlt sich eigentlich zu Höherem berufen...
    Der Szenenwechsel kam mir so plötzlich. Nach der Rede Blanches über Stanley hatte ich bei seinem aufbrausenden Temperament eine Art von Vergeltung erwartet und nicht, daß es nach einigen Wochen weitergeht, als wäre nichts gewesen. Naja, jedenfalls tun sie so, als ob...


    Mitch ist da, ist verfügbar und im Moment ihre einzige Chance, schnell aus der Wohnung und dem Leben ihres Schwagers herauszukommen. Alles weitere ist Verdrängung, denke ich.

  • Was wollte Blanche bloß von dem armen Zeitungsjungen? In dieser Szene kam sie mir ziemlich verwirrt vor. Mitch hingegen manipuliert sie hingegen sehr geschickt. Er ist für sie eindeutig Mittel zum Zweck, um aus der Wohnung von Stanley und Stella raus zu kommen.


    Den Krach der Hubbels fand ich auch einfach herrlich :lache

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Was wollte Blanche bloß von dem armen Zeitungsjungen? In dieser Szene kam sie mir ziemlich verwirrt vor. ...


    Wirklich schockierend :yikes
    Frei nach dem Motto: Mal probieren, ob ich es noch kann!
    Ich denke nicht, dass sie zu irgendeinem Zeitpunkt ernsthaft etwas von ihm wollte. Vielleicht suchte sie einfach nur die Bestätigung, dass sie eine begehrenswerte Frau ist und diesen unbedarften Jüngling um den Finger wickeln kann.

  • Zitat

    Original von Clare


    Wirklich schockierend :yikes
    Frei nach dem Motto: Mal probieren, ob ich es noch kann!
    Ich denke nicht, dass sie zu irgendeinem Zeitpunkt ernsthaft etwas von ihm wollte. Vielleicht suchte sie einfach nur die Bestätigung, dass sie eine begehrenswerte Frau ist und diesen unbedarften Jüngling um den Finger wickeln kann.


    Obwohl sie ihn ja ziemlich "überrollt" hat. Der Ärmste wusste ja gar nicht, wie ihm geschieht. :grin
    Aber genau diese Art von Bestätigung braucht Blanche wie die Luft zum Atmen.

  • Zitat

    Original von Tempe
    Und diese Luft hat sie sich scheints von jedem verfügbaren männlichen Wesen geholt, dessen sie habhaft werden konnte! Da scheint sie genauso maßlos, wie mit dem Whiskey!


    Ich sehe Blanche nicht zwangsläufig als männerverschlingenden Vamp. Sicher, sie hat wahrscheinlich jede Gelegenheit, jeden Mann, beim Schopfe gepackt, wenn sie sich bot, aber immer auf der Suche nach dem großen Glück, der großen Liebe, die sie in ihrer Jugend verloren hat. Irgendwann hat sich das scheinbar verselbständigt und ist zwanghaft geworden.

  • Ich kann jetzt auch nicht sagen, dass diese beiden Szenen an mir vorbeigeplätschert sein,es passiert ja doch einiges :grin


    Zunächst mal fänd ich einige Szenen (unfreiwillig) komisch, zum Beispiel den Streit zwischen Eunice und Steve oder auch wie Blanche über die verschiedenen Sternzeichen philosophiert- und ganz unrecht hat sie damit im Bezug auf Stanley ja nicht :lache


    Recht beeindruckend fand ich in diesem Abschnitt den Gebrauch von Metaphern und Vergleichen, vorallem in der ersten Szene wo Blanche sagt, sie fühle sich wie im Zentrum eines Sturms: dort wo sie ist ist alles windstill und um sie herum tobt das Chaos. Es hat, zumindest für mich, auch ein wenig den Beigeschmack von Gefangenschaft, worin auch immer, bei Blanche gibt es ja genug Möglichkeiten :rolleyes


    Ziemlich toll finde ich auch wie Musik im Stück eingesetzt wird, das fand ich besonders auffällig als Blanche vom Selbstmord ihres Mannes spricht; ich stelle mir das bei einer Aufführung ziemlich genial vor, das kreiert eine ganz besondere Atmosphäre, finde ich.


    Übrigens emfinde ich Blanche immer noch als einen fürchterlich anstrengenden Charakter und sie geht mir ziemlich auf den Zeiger mit ihrer Einstellung und dem was sie tut. Wie sie sich an den Zeitungsjungen ranmacht,obwohl Mitch jeden Moment auf der Matte stehen könnte :rolleyes Ganz ehrlich, da wundert es mich nicht, dass sie nicht "das große Glück" findet, wenn sie sich immer selbst im Weg steht.

  • Zitat

    Original von Camero
    ...
    Ziemlich toll finde ich auch wie Musik im Stück eingesetzt wird, das fand ich besonders auffällig als Blanche vom Selbstmord ihres Mannes spricht; ich stelle mir das bei einer Aufführung ziemlich genial vor, das kreiert eine ganz besondere Atmosphäre, finde ich.
    ...


    Ja, das finde ich auch genial gelöst. So ist schon relativ am Anfang klar, als man noch gar nichts von Blanches Hintergründen weiß und ihre Reaktionen und Ausbrüche schwer einordnen kann, dass in ihrem Kopf etwas nicht stimmen kann.
    Es ist wie ein Tausch, bei dem Blanche die Realität aufgibt zu Gunsten von Hirngespinsten.

  • Zitat

    Original von Camero


    Übrigens emfinde ich Blanche immer noch als einen fürchterlich anstrengenden Charakter und sie geht mir ziemlich auf den Zeiger mit ihrer Einstellung und dem was sie tut. Wie sie sich an den Zeitungsjungen ranmacht,obwohl Mitch jeden Moment auf der Matte stehen könnte :rolleyes Ganz ehrlich, da wundert es mich nicht, dass sie nicht "das große Glück" findet, wenn sie sich immer selbst im Weg steht.


    Ich sehe Blanche auch als furchtbar anstrengenden Charakter, mit der wollte ich acuh nicht unter einem Dach wohnen, aber genau das macht für mich den Reiz dieser Person und auch des ganzen Stückes aus.

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Ich sehe Blanche auch als furchtbar anstrengenden Charakter, mit der wollte ich acuh nicht unter einem Dach wohnen, aber genau das macht für mich den Reiz dieser Person und auch des ganzen Stückes aus.


    Genau! Wer Harmonie oder Happy End erwartet, der wird enttäuscht sein. Spot an auf die Abgründe des Geistes und die menschlichen Schwächen.