Hier kann zum 3. Akt, 1. - 3. Szene geschrieben werden.
'Endstation Sehnsucht' - 3. Akt, 1. - 3. Szene
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Hallole!
Ich will niemanden schocken, aber ich habe gelesen Ja, auch zu dieser Uhrzeit...
Dritter Akt, 1. - 3. Szene
Stella bereitet den Tisch für eine Geburtstagsfeier für Blanche vor, die schon seit Stunden im Bad ist.
Stanley hat anscheinend herausgefunden, daß Blanche in ihrer Heimat dem waagrechten Gewerbe nachging. Er erzählt es Stella.
Die Geburtstagsfeier ist danach sehr öde, der eingeladene Mitch kommt nicht, Stanley hat ihm die Ergebnisse seiner Nachforschungen erzählt.
Stanley schenkt Blanche zum Geburtstag eine Busfahrkarte nach Hause, es kommt zum Streit, da sich Stanley nicht mehr herumkommandieren lassen will.
Dabei stößt er die schwangere Stella dermaßen, daß sie vor Schmerzen zusammenbricht und sich ins Krankenhaus bringen läßt.
Mitch kommt vorbei und redet mit Blanche.
Er will sie haben, aber nicht heiraten, dh er hat selber auch herausgefunden, wie Blanche ist. -
Für Blanches Geisteszustand, der schon die ganze Zeit auf der Klippe gestanden hat, sind diese 3 Szenen der letzte Anstoß um zu springen.
Die Geburtstagsfeier, zu der Mitch auf Grund von Stanleys Einflüsterungen nicht kommt und alle wie Puppen in einer grotesken Feier-Parodie um den Tisch sitzen, läutet Blanches Untergang ein. Schließlich betrinkt sie sich.
Als Mitch dann doch kommt und sie ins grelle Licht zwingt, in das der Wahrheit und das der Glühlampe, gleitet sie immer weiter hinab in ihre Phantasien. Sie hört wieder die Musik der Polka, bei der sich ihr Mann erschoss, hört auch den Schuss selbst und verliert sich in einem Monolog über all die sterbenden Verwandten in ihrem sterbenden Haus, während draußen die Blumenverkäuferin lauthals "Blumen für die Toten" anpreist .
Eine wirklich starke Szene! -
Die Szene, wo Mitch von Blanche verlangt, sie solle sich bei Licht zeigen. Er zwingt sie bei grellem Licht in den Spiegel zu schauen.
Sie ist Mitte 30 und verlebt. Um jünger zu erscheinen, zeigt sie sich nur im Halbdunkel.
Es ist aber auch hart, dass Mitch sinngemäß sagt, er könne sie nicht heiraten. Eine Frau mit ihrer Vergangenheit könne er nicht zu seiner Mutter ins Haus mitbringen! -
Zitat
Original von Lesebiene
Die Szene, wo Mitch von Blanche verlangt, sie solle sich bei Licht zeigen. Er zwingt sie bei grellem Licht in den Spiegel zu schauen.
Sie ist Mitte 30 und verlebt. Um jünger zu erscheinen, zeigt sie sich nur im Halbdunkel.
Es ist aber auch hart, dass Mitch sinngemäß sagt, er könne sie nicht heiraten. Eine Frau mit ihrer Vergangenheit könne er nicht zu seiner Mutter ins Haus mitbringen!Ja, heftig. Mitch ist eigentlich wohl ein recht anständiger Kerl, aber einfachen Gemüts, seiner Mutter verpflichtet. Liebe zu Blanche wird es wohl nicht gewesen sein, was ihn hat an Heirat denken lassen. Deshalb kommt auch eine Frau von zweifelhaftem Ruf nicht in Frage.
Mit ihrem Alter (steht "Mitte 30 irgendwo?) und noch unverheiartet (bzw. verwitwet) ist Blanche schon wirklich dringend auf Mann-Suche, um sich weiter versorgen zu lassen. Gut dass wir heute andere Zeiten haben...
Dass sich Blanche hat von Mitch nie bei Licht beschauen lassen, war mir vor der Szene nie so bewusst -
Irgendwo stand eine genau Zahl - und zwar in Verbindung damit, dass sie die Ältere ist. Beim Schreiben des obigen Postings war ich mir nicht mehr sicher, welche Zahl genau: deswegen "Mitte 30".
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Inzwischen glaube ich, dass Blanche selbst eigentlich schon genau weiss, dass es nicht gutgehen wird. Nicht mit Mitch und nicht mit ihrer Flucht zu Stella.
Die Szene, als Mitch sie quasi bloss stellt, ist sehr beeindruckend. Es spricht aber für Mitch, dass er ihren Verrat an ihm, ihre Lügereien, schlimmer empfindet als ihr wahres Alter.
Vielleicht, vielleicht hätte aus den Beiden doch was werden können..........wenn auch eigentlich alles dagegen sprach. -
Über die Dinge, die Stanley über Blanche herausgefunden hat, war ich erstmal erstaunt. Das hatte so dolle nicht erwartet.
Ich glaube nicht, daß sie eine Professionelle war, sondern sich auf der Suche nach Sicherheit mit den falschen Männern eingelassen hat. Auch wenn diese Suche sehr zahlreich war
Aber hier wird deutlich, wie sehr sie schon in ihrer eigenen Welt lebt. Vielleicht hat sie sich letztendlich von ihrer Schwester den nötigen Halt erhofft. Als das nicht klappt, denn dafür hat Stanley gesorgt, schmeißt sie sich auch noch an Mitch ran. Ich kann mir vorstellen, daß ihre vorangegangen Liebschaften genauso geendet haben.
Ich kann Stanley verstehen, warum er sie loswerden will, aber sein Verhalten?! Geht gar nicht! -
Zitat
Original von Tempe
Über die Dinge, die Stanley über Blanche herausgefunden hat, war ich erstmal erstaunt. Das hatte so dolle nicht erwartet.
Ich glaube nicht, daß sie eine Professionelle war, sondern sich auf der Suche nach Sicherheit mit den falschen Männern eingelassen hat. Auch wenn diese Suche sehr zahlreich war
Aber hier wird deutlich, wie sehr sie schon in ihrer eigenen Welt lebt. Vielleicht hat sie sich letztendlich von ihrer Schwester den nötigen Halt erhofft. Als das nicht klappt, denn dafür hat Stanley gesorgt, schmeißt sie sich auch noch an Mitch ran. Ich kann mir vorstellen, daß ihre vorangegangen Liebschaften genauso geendet haben.
Ich kann Stanley verstehen, warum er sie loswerden will, aber sein Verhalten?! Geht gar nicht!Ich ordne ihre vergangenen Aktivitäten auch eher unter der Kategorie "Die Suche nach dem Richtigen, nach Glück" ein. Wenn dann der Ruf erstmal ruiniert ist, in einer kleinen Stadt, dann ist wohl kaum noch etwas zu machen. Ich denke, irgendwann haben sich die Männer mit ihr eingelassen, weil diese wussten, dass sie "Leicht zu haben" ist, wobei sie, denke ich, viel länger gebraucht hat, um zu durchschauen, dass es keiner mehr ernst mit ihr meint. Das würde zu ihren perfekten Verdrängungsmechanismen passen.
Dass Stanley sie loswerden will, finde ich auch verständlich. Seine Mittel und Wege und seine Art und Weise entspricht seinem einfachen, brutalen Charakter.
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Zitat
Original von Rosenstolz
...
Die Szene, als Mitch sie quasi bloss stellt, ist sehr beeindruckend. Es spricht aber für Mitch, dass er ihren Verrat an ihm, ihre Lügereien, schlimmer empfindet als ihr wahres Alter.
Vielleicht, vielleicht hätte aus den Beiden doch was werden können..........wenn auch eigentlich alles dagegen sprach.Ich glaube, das Alter spielt schon eine große Rolle, primär nicht für ihn, denn drauf gebracht hat ihn erst seine Mutter, indem sie als erstes nach dem Alter der Dame fragte. Mitch ist unverheiratet und ohne Kinder, und seine kranke Mutter möchte ihn versorgt sehen. Da sollte nach ihren Vorstellungen die Frau schon jung, zupackend und gebährfähig sein. Blanche nähert sich der 40 und entspricht dadurch sicher nicht den Vorstellungen.
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Zitat
Original von Tempe
Über die Dinge, die Stanley über Blanche herausgefunden hat, war ich erstmal erstaunt. Das hatte so dolle nicht erwartet.
Ich glaube nicht, daß sie eine Professionelle war, sondern sich auf der Suche nach Sicherheit mit den falschen Männern eingelassen hat. Auch wenn diese Suche sehr zahlreich warAls Professionelle sehe ich Blanche auch nicht. Sie ist nach dem Tod ihres Mannes auf der Suche nach sicherheit und Halt immer wieder an die falschen Typen geraten, was bestimmt auch zu ihrer gesitigen Verwirrung beigetragen hat.
Regelrecht gruselig fand ich die Blumenverkäuferin "Blumen für die Toten" *schauder* passt aber richtig super in die Szene und verdeutlicht noch die düstere Stimmung die über allem liegt.
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Zitat
Original von Zwergin
...
Regelrecht gruselig fand ich die Blumenverkäuferin "Blumen für die Toten" *schauder* passt aber richtig super in die Szene und verdeutlicht noch die düstere Stimmung die über allem liegt.Mir schaudert es da auch jedes Mal. Kein Wunder, dass Blanche durchdreht.
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Zitat
Original von Clare
Mir schaudert es da auch jedes Mal. Kein Wunder, dass Blanche durchdreht.
Ja, die Szene ist heftig, aber auch sehr bezeichnend. So, als wollte sie Blanche zurufen, sich endlich ihrer Trauer zu stellen, und die Vergangenheit sein zu lassen.
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Zitat
Original von Tempe
Ja, die Szene ist heftig, aber auch sehr bezeichnend. So, als wollte sie Blanche zurufen, sich endlich ihrer Trauer zu stellen, und die Vergangenheit sein zu lassen.
...und was macht Blanche? Sie lässt die Toten ihrer Vergangenheit und deren Sterben auferstehen und wieder präsent werden, durchlebt alles gewissermaßen erneut und läßt sich immer tiefer in ihre Verwirrung sinken. Die Toten scheinen sie wirklich zu verfolgen...
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Ich weiß,ich wiederhole mich, aber ich finde diese Atmosphäre so toll rübergebracht. Auch wie Williams mit bestimmten Metaphern arbeitet, zum Beispiel der mit den Lilien oder wie Blanche vornehmlich weiß trägt, was im krassen Gegensatz zu ihrer tatsächlichen Persönlichkeit steht, denn dort ist nichts von Unschuld zu erkennen. Auch den Gegensatz zwischen Stanleys Informationen über Blanche und deren Gesang in der Badewanne fand ich recht eindrucksvoll.
In diesen Szenen kommt auch noch einmal sehr deutlich zu tragen, dass Blanche geistig zerüttet ist; sie hört die Musik bei der sich ihr Mann umgebracht hat, sie erträgt nicht, mit Licht oder ihrem Spiegelbild konfrontiert zu werden...Alles sehr starke und eindrucksvolle Szenen!
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Ich glaube, genau das war es, was mich an dieser Geschichte am Meisten beeindruckt hat: Das mit wenig Worten so starke Bilder und tiefe Charaktere geschaffen worden sind, über die man noch lange nachdenkt!
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Zitat
Original von Tempe
Ich glaube, genau das war es, was mich an dieser Geschichte am Meisten beeindruckt hat: Das mit wenig Worten so starke Bilder und tiefe Charaktere geschaffen worden sind, über die man noch lange nachdenkt!Dem stimme ich uneingeschränkt zu!
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Zitat
Original von Camero
Dem stimme ich uneingeschränkt zu!
Absolut!
ZitatOriginal von Camero
... wie Blanche vornehmlich weiß trägt, was im krassen Gegensatz zu ihrer tatsächlichen Persönlichkeit steht, denn dort ist nichts von Unschuld zu erkennen.Das ist mir beim Lesen so gar nicht aufgefallen, passt aber wirklich total gut.
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Zitat
Original von Tempe
Ich glaube, genau das war es, was mich an dieser Geschichte am Meisten beeindruckt hat: Das mit wenig Worten so starke Bilder und tiefe Charaktere geschaffen worden sind, über die man noch lange nachdenkt!Genau das beeindruckt mich auch immer wieder bei Williams. Selbst wenn man das Stück liest und nicht auf der Bühne sieht, werden die Charaktere deutlich bis in die dunkelsten Ecken.