Ich stelle mir auch vor, das gerade die ersten Autoren mit Herzblut und unkonventionell originell vertreten werden. Das ist mehr, als man - zumindest als Anfänger - von den großen Verlagen erwarten kann. Es wird mich nicht betreffen, aber stellvertretend für die Bewerber würde ich mir vom Verlag wünschen, dass er eine richtig, richtig gute LektorIn einstellt.
Autoren gesucht!
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Das mag ja durchaus sein, dass hier ein Kleinverlag ambitioniert versucht, sich zu positionieren. Aber wenn die Suche schon mal in einem Leserforum beginnt, dann kann was in Fachwissen nicht stimmen. Und Fachwissen ist das Einzige, das einen Kleinverlag über die Runden bringt. Gerade habe ich gehört, dass der Vive!Verlag aufgibt, dabei hatten die mit Ikos "Och nö" tatsächlich einen Rohdiamanten gefunden. Diese Autorensuche hier ist, ich bitte um Verzeihung, komplett dilettantisch. Sogar wenn man neu im Geschäft ist, sollte man sich erst über das Geschäft informieren ehe man einsteigt. Aber gut, jetzt ist es halt so.
Was richtig, richtig gute Lektoren betrifft: Keine Chance. Die kosten Geld. Viel Geld. Die können als freie die große Kohle machen oder in Publikumsverlagen die Karriereleiter raufklettern. Kleinstverlage finden auch hier höchstens Anfänger. Perlen nicht ausgeschlossen, aber ziemlich unwahrscheinlich. Für ein Debüt wiederum ist ein richtig gutes Lektorat ebenso wie Buchhandelspräsenz und PR alles, wirklich alles.
Ich überlasse es jedem selbst, jetzt weiterzudenken. Ich sage: Wenn man es über einen Kleinverlag versucht, dann sollte man schauen, welche Kleinverlage auch in Buchhandlungen zumindest in den Regalen vertreten sind und darauf achten, dass sie durch eine hervorragende Branchenkenntnis glänzen, sonst ist das alles von Anfang an verkorkst.
lg Claudia
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Zitat
Original von Amalia Verlag
dass ihnen außer einer Absage oder eine*n* üblichen Autorenvertrag nichts passieren kann. Von größeren Verlagen unterscheidet sich Amalia lediglich darin, dass wir aufgrund unseres geringeren Etats andere Vertriebs- und Werbemöglichkeiten ergreifen müssen. Auch werden wir hinsichtlich der Buchaustattung andere Wege gehen (zu sehen ab Mitte 2011).Viele liebe Grüße
ZitatOriginal von Amalia Verlag
Aktuell liegt uns ein Expose und eine Leseprobe einer Büchereule vor, das*s* wir beabsichtigen zu verlegen. Wir warten lediglich noch auf das "GO" der Autorin.Ja, ein guter Lektor wäre nicht schlecht!
Nix für ungut, wie es so schön heißt, auch ich verschreibe mich manchmal -
Filen herztligen Dank für den Hinnweiß. Irgendetwas findet sich immer...
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Ich wünsche diesem Kleinverlag alles Gute.
Selbst wenn sie ein wenig dilettantisch an die Sache herangehen, so kann echter Idealismus doch auch eine Menge zum Gelingen beitragen. Sicher wird man dort nicht mit den riesigen Auflagen und Erlösen rechnen, aber wenn man anfangs mit Plus/Minus-Null rauskommt, dann ist das in meinen Augen schon ein erster Erfolg.Und warum sollte nicht ein "Anfänger-Lektor" sich in diesem Verlag die ersten Sporen verdienen? Über eines sollte man sich im Klaren sein: Die Zeiten der wirklich großen Lektorate ist vorbei. Wo früher in der Regel Germanisten saßen, sitzen heute sehr oft nur "Angelernte" - was man sehr oft an Büchern auch der bekannten Verlage sieht und wo man sich als Leser nur kopfschüttelnd fragt, welcher Vollpfosten dort denn das Lektorat verbummfidelt hat.
Alles liebe Leute vom Amalia-Verlag. Bin mal gespannt auf Eure Veröffentlichungen. Bin gern bereit, Euer Erstlingswerk käuflich zu erstehen.
Wer nicht wagt und nur zaudert und sich von Negativismen beeinflussen lässt, aus dem wird eh nie was Gescheites.
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Vielen lieben Dank, Voltaire. Ich werde mich Deiner Worte entsinnen und Dich in die (Kauf-)Pflicht nehmen
Im Übrigen haben wir für Lektoratsarbeiten zwei Dipl. Journalisten und eine (Beinahe-)Germanistin im Hause.
Ganz liebe Grüße
P.S.: t vergessen, sorry
ü klein geschrieben, nochmals sorry -
Zitat
Ich hoffe sehr darauf, dass viele Büchereulen es einfach auf einen Versuch ankommen lassen, dabei versichernd, dass ihnen außer einer Absage oder einem üblichen Autorenvertrag nichts passieren kann.
Na ja. Dieses "nichts passieren" kann sehr im Wortsinn ausfallen. Es gibt so unglaublich viele kleine Verlage, beinahe täglich kommen neue hinzu, und mit viel (oder auch wenig) Aufwand werden Bücher produziert (oft einfach nur: hergestellt), die in den allermeisten Fällen definitiv nicht in den Auslagen der Buchhändler landen. Weil es keine Vertreter gibt, oder höchstens regional, weil man sich auf den Online-Buchhandel verlässt. Auf Guerilla-Marketing, das, mit Verlaub, auch kaum mehr jemanden interessiert. Man erreicht zwar möglicherweise mit 500 verkauften Exemplaren den hausinternen Break-Even, aber 300 davon hat der Autor direkt verscherbelt und die anderen 200 sind über die Leser von Kaninchenzüchterblättern weggegangen.
Was ich damit sagen will: Es ist eine Mordsarbeit, einen guten Roman zu schreiben, und wenn man es damit dann zu einem Verlagsvertrag schafft, aber in den folgenden sieben bis zehn Jahren der Rechteabtretung so gut wie nichts mit dem Buch geschieht, könnte man das schon als Arschkarte kategorisieren.
Das könnte man nun auch als Argument gegen jeden Kleinverlag und vor allem jedes Startup in diesem Bereich werten. So aber ist es nicht gemeint. Der "Sieben Verlag" etwa hat sich in relativ kurzer Zeit vergleichsweise gut positioniert. Sie haben zwar keine echten Bestseller im Portfolio, aber das Programm ist einheitlich, sie haben Autoren über die richtigen Wege akquiriert (viele Montségur-Autoren haben bei SV veröffentlicht) - und sie sind tatsächlich hier und da im Präsenzbuchhandel vorzufinden. Und die beiden Schreibratgeber von HP Röntgen, die sie im Sortiment haben, sind in durchaus veritabler Zahl über die Ladentische gegangen.
Ein neuer Verlag muss ein Profil haben und nicht einfach das publizieren, was ihm angeboten wird. Er muss die Vertriebswege kennen und über Möglichkeiten verfügen, Bücher auch tatsächlich zu verkaufen. Alles andere scheitert regelmäßig. Aus Autorensicht besteht der Schaden dann zwar vordergründig nur darin, einen Vertrag unterschrieben zu haben, aber tatsächlich hat er viel Arbeit investiert, die sich nicht ausgezahlt hat. Und davor sollte man fairerweise zumindest warnen dürfen.
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Tom, ich glaube nicht, dass sich bei Amalia ein gestandener Bestseller-Autor bewerben wird, sondern dass hier Autoren ihr Glück versuchen können, die ihr erstes Werk verfasst haben. Das wird genauso wenig perfekt sein wie das erste Verlagsjahr, aber beide Seiten haben zumindest die Chance, weiterzukommen. Wenn ich bedenke, wie viele Absagen wir uns normalerweise (von Ausnahmen wie bei dir abgesehen) zu Beginn von den großen und inzwischen auch von den kleineren Publikumsverlagen abholen, wie viele Manuskripte nach dem vierten oder fünften "Nein" verschämt in Schubladen verschwinden, finde ich das hier in Ordnung, und es wird mit offenen Karten gespielt. Im schlechtesten Fall wissen die jungen Kollegen hinterher mehr über das Verlagswesen und über vermeidbare Fehler, und hoffentlich hat ein Lektor ihnen auch inhaltlich ein wenig den rechten Weg für ihr zweites Buch aufgewiesen. Besser, als entmutigt aufzugeben ist es allemal, und besser als DKZ oder BoD auch.
Und wenn Amalia nicht den gewünschten Erfolg bringt, wird der geschätzte Kollege hoffentlich so schlau sein und mit dem nächsten Buch zu einem anderen Verlag wechseln. -
Ich finde Tom hat einen wichtigen Punkt aufgezeigt: Wie viel ist mir meine eigene Arbeit wert? Wenn man es nach dieser oft jahrelangen Arbeit an einem Manuskript ok findet, mal einfach zu schauen ob sich ein paar hundert Käufer finden, dann kann man da unterschreiben. Besser als DKZV oder BoD wird es schon sein. Wenn man der Meinung ist, dass das, was man da unter Schweiß und Tränen produziert hat, mehr wert ist, dann muss man wohl erst den steinigen Weg gehen, Agenturen, Publikumsverlage, muss sich Absagen holen (die Rowling hatte auch ein paar, um ein abgelutschtes Beispiel zu nennen), es neu versuchen und so weiter. Weil man fest davon überzeugt ist, eine Auflage im fünfstelligen Bereich verdient zu haben. Viele Autoren gehen in die DKZV Falle oder unterschreiben bei Verlagen, deren Visitenkarten noch feucht sind, weil es leicht ist. Weil es schnell geht. Weil man schon in ein, zwei Monaten sein Werk in Händen hält. An danach denkt keiner. Daran, dass der Buchmarkt allein durch die "Großen" völlig überschwemmt ist und die Buchhandlungen keine Bücher aus Kleinstverlagen einkaufen.
Ich wünsche sowohl den Autoren als auch dem Verlag alles Gute, aber das Beispiel Vive! ist mir grade so frisch vor Augen, darum finde ich auch, dass man all die Einwände bringen muss.
lg Claudia
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Hallo, Rita.
Du verkaufst das ein bisschen so, als wären kleinere Verlage Resteverwerter, als hätte man dort auch mit nicht soooo guten Manuskripten Chancen. Es mag zwar kleine Verlage geben, für die das tatsächlich gilt, aber prinzipiell wäre es eine ziemlich dumme Idee, einen Verlag zu gründen, der schlechte Bücher publiziert - oder? Und es stimmt auch nicht. Kleinere Verlage müssen noch mehr aufs Geld schauen als größere, das Risiko ist höher. Deshalb beackern sie wohldefinierte Nischen (regionale Publikationen, Hardcore-Subgenres usw.) - oder sie bemühen sich tatsächlich, richtig gute Bücher zu machen, um irgendwann zu einem größeren Verlag zu werden.
Dahinter steckt eine Denke, die es kleinen Firmen grundsätzlich schwer macht. Nämlich die Auffassung, Produkte von kleineren Firmen wären automatisch irgendwie schlechter als die von großen Unternehmen. Oft gilt das genaue Gegenteil, weil die kleinen Buden näher am Kunden sind, sich stärker um jeden Kunden bemühen, ein anderes Verhältnis zu ihren Produkten haben. Das heißt nun wieder auch nicht, dass klein automatisch besser ist. Aber es ist ein Trugschluss, davon auszugehen, dass kleine Verlage das verwerten, was bei Publikumsverlagen nicht angenommen wurde.
Will sagen: Wenn der kleine Verlag ein richtiger Verlag ist, also von Leuten betrieben wird, die Bücher an Leser verkaufen wollen, die von der Branche Ahnung haben und sich mit dem Buchmarkt auskennen, dann kann es eine gute Entscheidung sein, zu einem kleineren Verlag zu gehen. Vor allem, wenn man eben keine Massenware anzubieten hat, also einen Partner sucht, der dabei hilft, die überschaubare Zielgruppe für das Buch auch zu finden. Aber ein kleiner Verlag, der erstmal alles publiziert, das wenigstens orthografisch korrekt ist, um dann später herauszufinden, welchen Teil des Marktes man erreichen kann, dürfte kein sehr potenter Partner sein.
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Zitat
Original von Voltaire
Über eines sollte man sich im Klaren sein: Die Zeiten der wirklich großen Lektorate ist vorbei. Wo früher in der Regel Germanisten saßen, sitzen heute sehr oft nur "Angelernte" - was man sehr oft an Büchern auch der bekannten Verlage sieht und wo man sich als Leser nur kopfschüttelnd fragt, welcher Vollpfosten dort denn das Lektorat verbummfidelt hat.Es muss nicht ungbedingt sein, dass der Lektor ein Vollpfosten ist. Es kann auch daran liegen, dass dem - immer öfter freien - Lektor so wenig bezahlt wird, dass er das Manuskript enorm schnell bearbeiten muss um irgendwie von seinem Job leben zu können.
Die Verlage können oder wollen oft so wenig bezahlen, dass eine wirklich gründliche Bearbeitung immer öfter nicht möglich ist. Außer von verzweifelten (Anfängern) oder Studenten, die davon nicht leben und ihre Steuern und Rente bezahlen müssen.
Wo die "Vollpfosten" sitzen kann man sich dann denken. (Vielleicht auch zu Hause im Sessel. Der Leser, der den Preis einer ordentlichen Bearbeitung nicht zu zahlen bereit ist?)
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Tom, ich glaube, da haben wir uns missverstanden. Ich wollte den Verlag vor dir in Schutz nehmen.
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Stimmt schon: Klein ist okay, Newcomer ist okay, Nischenmärkte bedienen ist okay ... aber professionell muss es sein.
Wenn's die Bücher nicht in den Handel schaffen und auch keine alternativen Vertriebswege zur Verfügung stehen (brauchbare Listen plus Direct Mail), kann man die Gschicht den Hasen geben.
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Nachdem ich dem Amalia-Verlag zunächst ein paar sehr kritische und darauf ein paar sehr neugierige Fragen per Mail gestellt habe, hat sich der etwas unprofessionelle Eindruck des Postings für mich gelegt.
Ich ordne den mal unter Spagatversuche zwischen "professionell" und "Foren-üblich-leger"Ja, es ist ein neuer Kleinverlag, und ja, das *ist* ein Risiko. Immer. Die wenigsten Kleinverlage, die im ersten Jahr wieder dichtmachen, klingen zunächst nicht enthusiastisch und engagiert.
Auf mich machte das, was Juliane Scherz über die Planungen erzählte, aber einen guten und (aus Leser- wie Autorensicht) attraktiven Eindruck. Ohne ins Detail gehen zu wollen: Wenn das alles so umgesetzt werden kann, dann wird das ein sehr interessanter Verlag. Da der Verlag mit den Corporatet Books ja schon eine gewisse Erfahrung hat, kann man ja auch nicht von totalen Neueinsteigern sprechen.Ob für den Kleinverlag schreiben nun Sinn macht, oder ob Autoren sich zu schade dafür sein sollten, ihre Arbeit unter Wert und ohne fünfstellige Vorschüsse zu verkaufen, darüber muss man mMn nicht diskutieren. Nein, man kann vom Verlegen im Kleinverlag keine Miete bezahlen, das macht es für mich nicht weniger wert.
Ich schreibe GERNE im kleinen Verlag und ich schreibe 10mal lieber MEIN Buch für einen kleinen Verlag, als vom Großen zu hören: "Das machen wir Markt- und Genretauglich - also mal die Heldin ausstauschen, das Ende happy machen und dem Helden die Muskeln aufpumpen, dann wird das'n Hit."
Äh. Nö? DANN nicht. Soviel Geld könnt ihr mir gar nicht bezahlen.Aber damit schweife ich ab, sorry.
Nach den vielen kritischen Stimmen wollte ich einfach mal erwähnen, dass ich einen positiven Eindruck vom Verlag bekommen habe. Dass dieser sich erst beweisen muss, ist klar, aber das ist bei allem "Neuen" so und kein Argument dagegen.Tom, was du über den Siebenverlag sagst, stimmt übrigens nur zur Hälfte. Wenn du mal die Backlist ansiehst, wirst du feststellen, dass der Siebenverlag auch mit einem sehr breiten Angebot begonnen hat und das Portfolia dann eingedampft und verschlankt hat, nachdem sich herausstellte, worauf die Nachfrage am Größten war. = Was sie am besten können.
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Zitat
Ich schreibe GERNE im kleinen Verlag und ich schreibe 10mal lieber MEIN Buch für einen kleinen Verlag, als vom Großen zu hören: "Das machen wir Markt- und Genretauglich - also mal die Heldin ausstauschen, das Ende happy machen und dem Helden die Muskeln aufpumpen, dann wird das'n Hit."
Äh. Nö? DANN nicht. Soviel Geld könnt ihr mir gar nicht bezahlen.Auch wenn es OT ist, muss ich kurz sagen: Das ist ein riesiges Vorurteil! Inhaltlich wurde zB bei meinen Romanen überhaupt nichts verändert, um es markt- oder genretauglich zu machen. Die Verpackung vielleicht, aber das muss im Kleinverlag nicht besser laufen. Das ist genauso ein Vorurteil wie "Kleinverlage machen schlechtere Bücher". Große Verlage mit guten Lektoren machen gute Arbeit. Die Bücher werden gekauft, weil die Leser solche Bücher lesen wolle, nicht wegen der Marketingmaschinerie dahinter. Punkt. Und darum sage ich als Autor: Ja, ich möchte Geld für meine Arbeit bezahlt bekommen. Ich möchte auch die Miete zahlen können, weil ich sonst einen weit weniger erfreulichen Job machen muss, der mich 40h die Woche vom schreiben abhält. Ist das verwerflich? Das bedeutet, ich betone es nochmals NICHT, dass man sich prostituiert oder weichgespült wird. Ich weiß, wovon ich rede, ich bin sicher nicht der Inbegriff von "markttauglich" und durfte trotzdem ich bleiben. Für Geld. Das sollte man ausdrücklich betonen, wenn man so etwas liest. Sorry, Mulle, aber da hast du entweder schlechte Erfahrungen oder jemand hat dir was ganz Falsches erzählt.
lg Claudia
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@ Claudia, ja, ich bezog das ja genau auf *meine* Erfahrungen mit *meinem* (einem ganz bestimmten) Skript, daher habe ich das "MEIN Buch" groß gesetzt.
Ich wollte das auch nicht verallgemeinern. Es ist schließlich auch nicht wahr, dass Kleinverlage keine Konventionen und Regeln haben, nach denen sie vorgehen. Teils sind diese sogar noch enger gesetzt, weil die Zielgruppe kleiner ist und besser gekannt wird.
Es ist überhaupt nicht verwerflich, Geld mit seiner Arbeit machen zu wollen. Ich strebe es auch an, in überschaubarer Zeit meine Brötchen mit dem Schreiben zu verdienen und natürlich ist das nur bei den großen Verlagen möglich. Die bekommen ein markttaugliches MS von mir, keine Frage.
Mein bestes ist ihnen zu riskant. Kann man nichts machen. (Außer warten, dass es möglicherweise irgendwann man auf einer Erfolgswelle mitschwimmen darf - und dafür ist es mir zu schade.)Es nervt mich immer ein wenig, wenn so ... ja fast schon herablassend über Kleinverlage und deren Autoren gesprochen wird.
Das war hier ja auch gar nicht die Frage; der Amalia Verlag hat ja nicht gefragt: Wer will mit uns reich und berühmt werden!Was ist mir meine Arbeit wert?, fragst du unten.
Nicht weniger als dir die deine, auch wenn ich weniger Geld damit verdiene.
Sie ist mir wert, auch mal Risiken einzugehen. -
@ Mulle + Claudia...
Ich finde es super interessant, Eure Beiträge zu lesen! Sie beleuchten von unterschiedlichen Seiten das gleiche Ding - Bücher schreiben und verlegen lassen - zeigen dabei aber völlig unterschiedliche Facetten und Herangehensweisen auf, die in ihrer Summe einen wunderbaren Einblick in Buchgeschäft bieten.
Meine eigenen Erfahrungen sind irgendwo in der Schnittmenge zwischen Euch: Großer Verlag, trotzdem alle Freiheiten, dafür kaum inhaltliches Lektorat, und Miete bezahlen von Romanen? Da braucht es noch ein halbes Dutzend, bevor ich meine Drehbücher an den Nagel hängen darf...
Jeder macht eigene Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Ecken. Je mehr und je kontroverser die einzelnen Details sind, von denen Ihr berichtet, desto besser wird die Gesamtsicht der Dinge - und desto informativer wird es auch für diejenigen Autoren, die noch nach der richtigen Lösung für sich suchen... Oder auch für alle mitlesenden "Nur-Lese-Eulen".
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Hallo Jan!
Ich glaube, so unterschiedliche Dinge meinen wir gar nicht. Ich wollte nur Mulles Beitrag etwas mildern, weil es sich da leicht so liest, als wären nur Kleinverlage idealistisch und Publikumsverlage reine Geldmacherei. Ich glaube ganz ehrlich, dass kein Autor ablehnen wird wenn Randomhouse anklopft und sagt: Einen fünfstelligen Vorschuss, eine fünfstellige Auflage, dafür den einen oder anderen Kompromiss mit dem Lektorat (wobei ich noch einmal betone: keine gravierenden Einschnitte!), Spitzentitel, PR in Zeitschriften, Lesereise bei Thalia. Denn davon träumen wir: Viele Leser, vom Schreiben leben. Sonst würden wir es nicht tun. Und trotzdem ist das keine Idealismusfrage, denn ich schreibe nicht "für Geld" oder "für den Markt", sondern weil ich gerne schreibe und es als meinen Beruf und eine Berufung sehe. Dennoch ist es, wie jeder Beruf, eine Arbeit, die entlohnt sein will, und da stehe ich auf dem Standpunkt: So gut wie möglich. Daher suche ich mir, wie in jedem Beruf, denjenigen Partner, der mir die besten Chancen bietet. Und, um zum Thema zurückzukommen, man sollte als Autor wissen, dass einem Bezahlung zusteht. Ein Vorschuss, der es einem ermöglicht, eine gewisse Zeit für das Schreiben aufzuwenden. Und so einen Vorschuss sollte man verlangen. Wenn einem der zugesagt wird, dann bitte, unterschreiben. Wenn nicht: Weitersuchen.
lg Claudia
PS: Honorarempfehlung des Verbandes deutscher Schriftsteller
Anspruch auf ein angemessenes Honorar -
Zitat
Original von claudiatoman
Ich glaube, so unterschiedliche Dinge meinen wir gar nicht. Ich wollte nur Mulles Beitrag etwas mildern, weil es sich da leicht so liest, als wären nur Kleinverlage idealistisch und Publikumsverlage reine Geldmacherei. Ich glaube ganz ehrlich, dass kein Autor ablehnen wird wenn Randomhouse anklopft und sagt: Einen fünfstelligen Vorschuss, eine fünfstellige Auflage, dafür den einen oder anderen Kompromiss mit dem Lektorat (wobei ich noch einmal betone: keine gravierenden Einschnitte!), Spitzentitel, PR in Zeitschriften, Lesereise bei Thalia. Denn davon träumen wir: Viele Leser, vom Schreiben leben. Sonst würden wir es nicht tun. Und trotzdem ist das keine Idealismusfrage, denn ich schreibe nicht "für Geld" oder "für den Markt", sondern weil ich gerne schreibe und es als meinen Beruf und eine Berufung sehe.
Da möchte ein klein wenig widersprechen. Ich denke schon, dass die Großverlage in erster Linie an den wirtschaftlichen Profit denken, was ja auch völlig legitim ist. Sie werden also nur die Sachen verlegen, die auch Gewinn versprechen - Exoten dürften da in der Regel wenig oder gar keine Chancen haben.
Es ist doch wie in der Musikbranche. Man kann noch so gut sein, wenn man nicht in die Zeit passt oder wenn man nicht den Mainstream-Musikgeschmack bedient, dann wird man kaum Chancen haben, bei einem der großen Label unter Vertrag genommen zu werden.
Es ist nun einmal so: In der kapitalistischen Welt zählt in erster Linie der materielle Gewinn. Wenn dieser auch mit einem "idealistischen" Werk erreicht werden kann, dann ist das ein ganz netter Nebeneffekt, die Regel ist es aber nicht. Literaturexperimente oder Dinge so neben dem aktuellen Mainstream findet man kaum bei den Großverlagen, es sei denn, es ließe sich damit Geld verdienen. Und es lässt sich wohl auch kaum abstreiten, dass viele Künstler (egal jetzt in welchem Bereich) ihre "Seele verkaufen" mussten um ins Rampenlicht zu kommen, um ein Stück vom großen Kuchen abzubekommen.
Ich kann mir vorstellen, dass es sehr viele großartige Bücher gibt, die in irgendwelchen Schubladen vor sich hinmodern, weil sich niemand findet, der sie verlegt und die dann leider nie gelesen werden.
Auch die Welt der Literaturschaffenden ist keine eigene Welt, sie ist genauso in die normalen Markabläufe eingebunden wie alle anderen Wirtschaftsbereiche auch. Man muss sich eben auch eingestehen, dass die Zeit eines Rowohlt, eines Beermann-Fischer oder auch eines Suhrkamp wohl endgültig vorbei sind. Heute steht eben nicht mehr die Literatur sondern schlichtweg nur der wirtschaftliche Profit im Vordergrund. Auch eine Claudia Toman und ein Tom Liehr (jetzt mal als Beispiel genannt) hätten sicher für ihre Bücher keine Verlage gefunden, wenn von ihnen (den Büchern) bereits im Vorwege festgestanden hätte, dass diese Bücher zwar künstlerisch und literarisch wertvoll gewesen wären, Geld mit ihnen aber nicht zu verdienen sei.
Es führt nun einmal kein Weg daran vorbei: Wir bedienen den Mainstream; wenn etwas gerade dazu passt - Glück gehabt, wenn es nicht passt, dann muss halt gewartet werden, bis der Meanstream mal wieder seine Richtung ändert.
Wer beispielsweise spricht heute noch von Heinz Konsalik oder Harold Robbins? Das waren Bestsellerautoren in den Siebzigern. Die haben ihre Sachen verkauft wie doof. Und ich wette, dass man sich in 20 Jahren kaum noch an viele Bestsellerautoren von heute erinnern wird.
Das Künstlerische, das literarisch Wertvolle ist ein wenig oder ein wenig mehr vom materiellen Gewinngedanken beiseite geschoben worden. Und es sind die Großverlage die daran einen sehr großen Anteil haben.
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Zitat
Original von Voltaire
Und es lässt sich wohl auch kaum abstreiten, dass viele Künstler (egal jetzt in welchem Bereich) ihre "Seele verkaufen" mussten um ins Rampenlicht zu kommen, um ein Stück vom großen Kuchen abzubekommen....
Es führt nun einmal kein Weg daran vorbei: Wir bedienen den Mainstream, wenn etwas gerade dazu passt - Glück gehabt, wenn es nicht passt, dann muss halt gewartet werden, bis der Meanstream mal wieder seine Richtung ändert.
Moin Voltaire,
ich glaube, dass Ding mit der verkauften Seele wird gemeinhin etwas überdramatisiert.
Es ist doch so: Ein erfahrener Lektor oder Verlagsvertriebler sagt dem Künstler doch hauptsächlich, wie dieser "Mainstream" gerade aussieht (Wie sie ihn aus der aktuellen Marktlage herauslesen). Dann sagt er: Wenn du das und das beachtest, und ein bisschen mehr so schreibst, dann hat dein Buch viel bessere Chancen am Markt - sprich: Wird von mehr Leuten gelesen und bringt Verlag und Autor mehr Geld (und Reputation) ein. Das ist m.E. völlig legitim, und die allermeisten Autoren dürften für derlei sachdienliche Hinweise auch ziemlich dankbar sein, weil sie ja in der Regel nicht über die Insiderkenntnisse der Verlagsbranche verfügen, sonder höchstens als normale "Leser" mitreden können.
Ebenso steht es mit der vermeintlichen "Drohung" gerade bei größeren Verlagen, die dem Autor sagen, wenn du NICHT so oder so schreibst (inhaltlich oder stilistisch), passt dein Buch leider nicht in unser Programm - das wird auch gerne hochgespielt. Warum sollte ein Verlag etwas auf den Markt bringen, von dem er vorher weiß (mit großer Sicherheit, Ausnahmen bestätigen die Regel), dass er es nicht verkaufen kann.Und das ist dann der Punkt, wo kleine, wendige Verlage ins Spiel kommen. Die haben kein exorbitantes Vertriebsnetz (das ja durch Mehr-Umsatz finanziert werden muss). Mit einem kleinen Segelboot kann ich eben viel schneller auf eine Winddrehung reagieren als mit einem großen Supertanker.
Kleine Verlage können gemeinsam mit ihren Autoren mehr ausprobieren und wagen, gerade in einer Phase wo sie noch nicht auf ein bestimmtes Programm oder eine Nische festgelegt sind. Sollten sie dann aber tatsächlich einen ungeschliffenen Diamanten gefunden haben ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der nächste Großverlag ihnen das gute Stück abluchst - und dem Mainstream einverleibt.@ Mulle + Claudia... Es ist einfach eine Frage, was man schreibt und wie "mainstreamig" man sein will. Ich persönlich hätte gerne so viele Leser wie möglich, und bin - bis zu einem gewissen Grad - auch bereit, mich auf den mir vom Lektor erläuterten Massengeschmack einzustellen. Allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn der Lektor mir sagen würde: So, nun lass mal die doofen Segelboote weg, von denen du da immer schreibst, dann kaufen noch mehr Leute deine Bücher, da würde ich ihm und vermutlich auch nach einem anderen (dann mutmaßlich kleineren) Verlag suchen.