Jo Kyung Ran - Feine Kost
ISBN: 3630621856
Verlag: Sammlung Luchterhand Literaturverlag
Erscheingstermin:November 2010
Seitenzahl: 288
Übersetzer: Kyong-Hae Flügel
Über die Autorin:
Ko Kyung Ran wurde 1969 in Seoul geboren.Ran gehört zu den bekanntesten Autorinnen Südkoreas und erhielt zahlreiche Auszeichnungen,
u.a. den Dongin-Preis für "Feine Kost".
Über den Inhalt:
Die leidenschaftliche Köchin Ji-won, die gerade ein Kochstudio eröffnet hat, muss auf schmerzliche Art erfahren, was es bedeutet, verlassen zu werden.
Ihr perfekter Freund, der erfolgreiche Architekt Sok-ju, für den Ji-won so manches Liebesmahl gekocht hat, hat sich in das Ex-Model Sae-jon verliebt.
Nach und nach gerät das Leben der Köchin aus dem Gleichgewicht,
sie gibt ihr Kochstudio auf und beginnt bei ihrem alten Küchenmeister im Feinschmeckerrestaurant Nove zu arbeiten. Nachdem der anfängliche Schmerz verflogen ist, beschließt die außerordentliche Köchin ihrem ehemaligen Geliebten ein letztes Menü zu kochen, um ihn zurückzuerobern.
Meine Meinung:
Jo Kyung Ran hat mit "Feine Kost" einen außergewöhnlichen, abstrakt-distanzierten, kulinarischen Roman über eine ungewöhnliche Frau und das Essen geschrieben. Die leidenschaftliche Köchin Ji-won und ihr Seelenleben stehen im Mittelpunkt dieser Geschichte vom anderen Ende der Welt und
erzählen vom Verlust des Geliebten und dem eigentlich Lebensinhalt der Köchin Ji-won: dem leidenschaftlichen Zubereiten von Speisen für einen geliebten Menschen. Und so verwundern Sätze wie Wenn man mit einem Menschen zusammen essen kann, kann man mit ihm auch Sex haben. Umgekehrt kann man mit einem Bettgefährten auch essen. nicht.
Doch hinter dieser zentralen Aussage steckt vielmehr. Essen ist für die Protagonistin nicht Synonym für Nahrungsaufnahme, sondern für Qualität im Leben und den Anspruch, geliebte Menschen nur mit dem Besten zu verwöhnen.
Als Sok-ju die Vorzüge dieser Liebe nicht mehr zu schätzen weiß, verliert die Köchin nicht nur ihren Lebenssinn, sondern auch ihre Geschmacksknospen.
Meisterlich versteht es Ran, die Leere und Hoffnungslosigkeit der Köchin in anspruchsvollem Stil zu skizzieren, die aufgrund ihres Arbeitspensums keine Zeit zu trauern und bei ihrer Arbeit unaufhörlich jedes Lebensmittel mit einem Gericht für ihren Geliebten in Verbindung bringt.
Erst die zurückhaltende Fürsorge und gleichzeitige Strenge ihres Küchenchefs lassen Ji-won zu dem Entschluss kommen, es darauf ankommen zu lassen.
Alle Gefühle sollen in ein letztes Mahl fließen, das den Geliebten zurückbringen wird. Fast sechs Monate lässt Ran Ji-won unermüdlich arbeiten und den Leser kenntnisreich erfahren, wie beste Zutaten entstehen und zubereitet werden.
Das Ende trifft den Leser unerwartet, überrascht ihn erst auf den zweiten Blick und lässt ihn das Cover in neuem Licht betrachten.
Mit "Feine Kost" hat die koreanische Autorin Ran einem simplen Thema eine kulinarisch-erotische Ästhetik verliehen, die sich in ihrer Art wohlwollend von der Bearbeitung ähnlicher Stoffe durch britische/französische Schriftsteller abhebt.
Mein Fazit:
Unbedingt empfehlenswert für Feinschmecker zeitgenössischer Literatur!