Nicole C. Vosseler las am 20. November 2010 in Bammental aus "Sterne über Sansibar"

Auf diesen Abend hatte ich mich schon lange gefreut, denn da Nicole leider nicht nach Hannover kommen konnte, wollte ich zumindest die Gelegenheit nutzen, sie im Rahmen ihrer Lesung in Bammental, das in der Nähe von Heidelberg liegt, zu treffen. So machte ich mich bereits Samstag Mittag per Zug auf den Weg, damit ich vor der Lesung noch Zeit hatte, eine Runde mit Nicole zu quatschen. Wir trafen uns dann schon vor der Lesung, verbrachten einen schönen Nachmittag zusammen und fuhren dann vom Hotel aus gemeinsam zum Pfarrsaal der evangelischen Kirchengemeinde Bammental, in dem die Lesung stattfinden sollte. Da ich im Schlepptau der Autorin anreiste, bekam ich einen Sitzplatz an einem Tisch direkt vor der stilecht afrikanisch dekorierten Bühne. Ja, vor der Bühne, denn es stellte sich heraus, dass dort an diesem Abend nicht einfach nur eine Lesung stattfinden sollte, sondern ein richtiges Event mit musikalischer Untermalung, Diashow und abschließend einem original afrikanischem Buffet.

Während der Mikrofonprobe füllte sich der Saal recht schnell und so war ich über meinen recht präsenten Platz in der ersten Reihe, den ich mit Tasche auf dem Stuhl und Weinglas auf dem Tisch verteidigte, wirklich froh. Zum Beginn der Lesung war dann auch wirklich jeder Platz besetzt und damit befanden sich gut 75 Zuhörer im Saal (die Männerquote war erstaunlich hoch). Nach einer kurzen Einführung durch die Organisatorin begann Nicole Ihre Lesung mit einer kurzen Vorstellung, um wen es sich bei der Protagonistin ihres Buches handelt. Um die komplizierten Verwandschaftsverhältnisse des Sultanshauses darzustellen (der Sultan hatte immerhin über 40 Kinder), zeigte Nicole den Stammbaum, den sie sich während ihrer Recherche zum Buch erstellt hat und der zusammengeklebt 7 DIN A4 Seiten umfasst. Diese große Familie sorgte im Publikum dann auch prompt für Ausrufe des Erstaunens.

Nicole hatte sich für diesen Abend vier einschneidende Erlebnisse aus Prinzessin Salimas Leben ausgesucht, an denen sie die Zuhöhrer durch ihre sehr eindringlich und gefühlvoll vorgetragenen Lesungen teilhaben lies. Es waren viele Zuhörer darunter, die das Buch nicht kannten, und sich über diesen Weg ein Bild machen konnten von Prinzessin Salima als Kind mit ihrem Bruder Majid am Strand, ihrem unbändigen Wunsch, gegen alle Verbote Schreiben zu lernen, die Begegnung mit Heinrich, als aus der Freundschaft Liebe wird und ihre Flucht aus Sansibar. Gerade bei den Passagen mit Heinrich ging ein tiefes Seufzen durchs Publikum. Auf mich hatte diese erneute Begegnung mit Emily/Salima die gleiche Wirkung wie in der Leserunde und ich war froh, dass der Saal während der Lesung abgedunkelt war. Nicole hatte sich genau die Stellen ausgesucht, die mir schon beim Lesen besonders nahe gegangen waren.

Jeder der gelesenen Abschnitte wurde von Nicole mit weitrführenden Erläuterungen zu dem, was man gleich hören würde, eingeleitet und seitens der Organisatorin mit Fotos vom heutigen Sansibar sowie passender musikalischer Untermalung ausklingen lassen. Es war sehr berührend auf der einen Seite die Stimme der Vergangenheit in Form von Salimas Geschichte zu hören, andererseits die Bilder des heutigen Sansibar zu sehen, auf denen genau diese Geschichte auch nach so vielen Jahren noch immer präsent ist. Für mich war es das erste Mal, dass ich dazu auch die passende Musik hören durfte und ich war überrascht, wie viele musikalische Elemente aus den verschiedensten Ländern in der Musik Sansibars zu finden sind. Arabisch, Indisch und auch das Tscherkessische Erbe hat sich dort niedergeschlagen. Diese Kombination aus Musik, Bildern und Lesung war wirklich ein einzigartiges Erlebnis, das die von Nicole vorgetragenen Textstellen perfekt unterstrichen und sie noch intensiver gemacht hat. Jeder im Saal konnte nachempfinden, wie sehr Prinzessin Salima ihr Sansibar geliebt hat und wie schwer es ihr gefallen sein muss, ihre Heimat zu verlassen.

Nach dieser emotional sehr intensiven Reise in eine vergangene Zeit und in ein exotisches Land hatten die Zuhörer abschließend die Möglichkeit, an einem echten Afrikanischen Buffet neue Kräfte zu tanken. Bei CousCous, Hühnchen in Zitronen-Oliven-Sauce, Kartoffeln in Erdnusssauce, Rindfleisch mit Gemüse und diversen anderen Leckereien haben wir den offiziellen Teil des Abends gemeinsam mit Juliette, die extra den langen Weg nach Bammental gefahren war, gemütlich ausklingen lassen.