Der Autor:
Journalist und Buchautor, gehörte lange Zeit zur Redaktion der Zeitschrift „Nature“, ehe er zu „The Atlantic Monthly“ überwechselte. Er lebt in Leesburg, Virginia. Seine bekanntesten Buchveröffentlichungen sind „Covenant of the Wild“, „Nature´s Keepers“, „The Nature of Horses“ und „The Truth about Dogs“.
Das Buch:
(Buchrücken)
Wer hat nicht schon einmal einem Tier in die Augen geschaut und sich gefragt: Welche Gedanken liegen wohl hinter diesen Augen? Können Tiere überhaupt „denken“? Haben sie ein Bewusstsein? Oder ist bei ihnen alles nur Instinkt und reaktion auf Reize? Sind Katzen intelligenter als Hunde und Papageien klüger als beide? Das sind Fragen, so alt wie die Menschheit, die ja in aller Welt mythische Tiere kannte, von denen manche sogar sprechen konnten.
Heute führen Verhaltensforscher raffinierte Experimente durch, um herauszufinden, ob Tiere – seien es Kraken, Tauben oder Schimpansen – miteinander kommunizieren können, ob sie logisch schließen, rechnen, ja sogar lügen können. Heißt das etwa, die moderne Naturwissenschaft bestätigt nur, was wir sowieso schon zu wissen meinen – das nämlich Tiere ziemlich genau so sind wie wir Menschen, wenn auch nicht ganz so gescheit? Nein, das ist schlicht falsch. In diesem Buch untersucht Stephen Budiansky die grundlegende Frage: Was ist eigentlich Intelligenz? Er nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Entdeckungsreise in die geistige Welt der Tiere
(Klappentext)
Was wissen wir eigentlich darüber, wie Tiere empfinden und handeln? Wie finden zum Beispiel Graugänse ihren Weg nach Afrika und wieder zurück nach Lappland? Wie finden Lachse ihre Laichplätze? Eichhörnchen ihre versteckten Wintervorräte? Hunde ihre vor Wochen verbuddelten Knochen?
Tiere vollbringen die erstaunlichsten geistigen Leistungen, ob wir sie nun „Denken“ nennen oder nicht. Der Wissenschaftsreporter Stephen Budianksy geht den eindrucksvollen Phänomenen tierlicher Intelligenz auf den Grund. Er räumt auf mit allen Verniedlichungen und Vermenschlichungen und präsentiert uns die faszinierenden Experimente und Resultate der modernen Kognitionspsychologen. Unser Staunen nimmt kein Ende. Plötzlich können wir uns in die Universen einer Fledermaus oder eines Delfins hineinversetzen – und beweisen damit die einzigartige Fähigkeit des Homo sapiens, nämlich, sich Gedanken zu machen über das, was andere Lebewesen denken.
Was die neueste Forschung über die Intelligenz und das Bewusstsein vin Tieren heraus fand, wird in diesem Buch vorgestellt, auf ebenso fachkundige wie unterhaltsame Weise.
Meine Meinung:
Hach, das wird schwierig.
Ich hatte das Buch nach einer geistig recht anspruchsvollen Leseaktion von meinem SuB gezogen, weil das Buch aufgrund des Titels für mich eine eher seichte Lektüre und damit etwas Entspannung versprach mit Wiederholungen von Bekanntem und vielleicht dem ein oder anderen neuen Wissensfetzen.
Diesem Anspruch wird das Buch in keiner Weise gerecht. Der recht oberflächlich anmutende Titel täuscht über die Tatsache hinweg, dass es hier sehr, sehr kritisch, sprachlich sehr anspruchsvoll und ziemlich tiefgründig vorgeht. Das alles sind im Prinzip erstmal keine schlechten Eigenschaften für ein sachliches Buch, aber dadurch, dass ich etwas anderes erwartet hatte, fiel es mir zunächst schwer, die Konzentrationsfähigkeit aufzubringen, die dieses Buch definitiv erfordert.
Es ist kein typisch populärwissenschaftliches Buch, das nur an der Oberfläche kratzt, aber für ein echtes Sachbuch bleibt es wohl doch zu unspeziell und es sind auch immer wieder populärwissenschaftliche Metaphern zum besseren Verständnis zu finden.
Der Autor geht hier sehr eindringlich der Frage nach, ob der Mensch überhaupt in der Lage ist, tierliche Intelligenz unabhängig einzuschätzen.
Ziemlich schnell wird deutlich, dass zwangsläufige Vermenschlichung uns allzuoft im Wege steht. Und mit "uns" ist nicht allein der interessierte Laie gemeint, sondern insbesondere auch die Wissenschaftler, die sich bemühen ein experimentelles Design zu entwickeln, um der Intelligenz der Tiere möglichst sachlich auf die Schliche zu kommen.
Zahlreich zerpflückt der Autor teils bekannte teils für mich auch neue Experimente diesen Kalibers und führt immer wieder vor Augen, dass selbst die sterilste, objektivste Versuchsanordnung oft noch zu sehr auf menschlichen Grundannahmen basiert und wirft immer wieder die Frage auf, ob die wirklich gerechtfertigt sind.
Selbst eindeutige Versuchsergebnisse, bei denen man schnell geneigt ist den Tieren Ähnlichkeiten zu unserem Denken und Handeln zu bescheinigen werden von Budianksy in neues Licht gerückt.
Mich spaltet diese Buch etwas. Zum einen ist die Logik Budianskys in vielen Fällen sehr bestechend, und man kommt an dem "Aha"-Effekt fast nicht vorbei. An anderen Stellen, in denen der Autor mit seiner ihm ganz eigenen Logik bestimmtes Tierverhalten zerpflückt, geht er mir aber zu weit und ein "Ach komm schon...?!!" entfuhr mir das ein oder andere mal tatsächlich lauthals. Das heißt nicht, dass seine Gedankengänge auch in diesen Fällen nicht theoretisch möglich wären, aber manches mal sind sie mir schlicht viel zu weit hergeholt, und es ist doch die einfachere Variante, dem Tier etwas menschliche Regung zuzugestehen (bzw die tierliche Regung im Menschen entsprechend vorzufinden). Und im Endeffek beruft er sich mit einer Logik auch darauf, was für die Wissenschaft ein eine bedeutende Grundregel ist: im Zweifelsfall hat die Theorie vorrang, für die weniger Extraannahmen gemacht werdne müssen..also die einfachere Theorie.
Insgesamt ist die Thematik, die Budiansky hier anschneidet aber äußerst interessant. Auch wenn ich nicht den ganzen Weg mit ihm gehen kann, so begründet er doch seine Überzeugungen immer sehr einleuchtend, so dass man schon verstehen kann, warum jemand so denkt. Im Endeffekt ist die Thematik der Intelligenz der Tiere nunmal auch in weiten Teilen eine Glaubensfrage, die nicht eindeutig geklärt ist, und unterschiedliche Ansichten sind durchaus gerechtfertigt, insbesondere wenn sie so vernünftig und sachlich vorgetragen werden wie hier.
Ich werde aus dem Buch jedenfalls eine Menge mitnehmen, mögliche Fehlerquellen im Experimentdesign, die mir vorher nicht so bewusst gewesen sind, wurden hier sehr deutlich dargestellt.
Vond er wissenschaftlichen Thematik her bin ich geneigt dem Buch eine sehr hohe Punktzahl zu geben. Leider ist es sprachlich ein wenig überzogen, was den Lesefluß unnötig erschwert. Das bezieht sich nicht auf den unnötigen Gebrauch von wissenschaftlichen Fachbegriffen, aber stellenweise hat der Text den verwirrenden Lesecharme von philosophischen Abhandlungen.. mir persönlich liegt diese Ausdrucksweise nicht so besonders. Aber vermutlich ist das einfach auch ein recht philosophisches Thema zum Teil...
Ich gebe dem Buch 7 von 10 Punkten. Wer sich ernsthaft mit dieser Thematik auseinandersetzt, der wird hier sicherlich auch den ein oder anderen neuen Gedankengang finden, ob man ihn nun selbst weiterdenken mag oder nicht. Aber es zum Teil wegen der Thematik, zum guten Teil aber auch aufgrund der hochtrabenden Sprachweise sicherlich kein buch zum zwischndurchlesen. Man muss schon geistig dabei bleiben.