Fragen an Jan von der Bank

  • Nun nutz ich doch mal aus, daß wir einen Fachmann ab Bord haben.
    Damit oute ich mich zwar als absolute Segelbegriffsnichtkennerin, aber das hab ich ja eh schon :grin


    Dummerweise bin ich erst ab Seite 100 auf die Idee gekommen, mir die "rätselhaften" Begriffe auszuschreiben, aber ich fürchte, meine Frageliste wird trotzdem lang werden :schaem



    • raumschot
    • schwoien
    • Fender
    • Vorschot
    • Vorspiek
    • kreuzen
    • want




    bei "kreuzen" weiß ich zwar daß das irgendwie gegen den Wind segeln bedeutet - war schließlich Fan der ersten Stunde der gleichnamigen Serie vor ewigen Jahren mit Ralf Bauer und Hardy junior :grin - aber so konkret vorstellen kann ich es mir halt nicht.
    Ein Schiff segelt doch, indem der Wind die Segel aufbläht, hineinbläst und es damit vorwärts treibt.
    Wie macht man das dann eben bei Wind, der in die falsche Richtung geht.
    Das ist mir leicht unvorstellbar :schaem
    Einfach immer hin und herfahren? Sozusagen ein Stück vor und wieder ein kleineres zurück um dann wiederein Stück vorwärts zu kommen?


    Ok, ich dank Dir jetzt schon für Deine Antworten und ich schätze, mein Fragenkatalog wird sich noch immens verlängern :grin

  • Na denn man tau! :grin



    raumschot = der Wind kommt schräg von hinten (nicht genau von hinten, das wäre dann "achterlich", oder "vor dem Wind"...)


    schwoien = wenn das Schiff sich um seine Ankerkette dreht, sozusagen hin und her pendelt


    Fender = Sonst auch mal verballhornt "Bumsbüdel" genannt... Heutzutage ein mit Luft gefüllter Gummiball (oder längliche Form), damals eher aus massiv geknüpftem Sisalgewebe, wie ein dicker Knoten. Dient dazu, den Schiffsrumpf am Kai oder beim liegen mit anderen Schiffen vor Druckschäden oder Kratzern zu bewahren.


    Vorschot = Eine Schot ist ein Tau, mit dem die Stellung eines Segels zum Wind kontrolliert wird (dichtziehen=härter am Wind, Fieren=lösen), Vor-Schot gehört folglich zu einem Vor-Segel, vorne am Schiff.


    Vorspiek = Vorderster Raum in einem Schiff, meist nur ein Lagerraum, da spitz und eng...


    kreuzen = wundersame Technik, mittels derer Segelschiffe quasi im Zick Zack Richtung Wind segeln können... das nennt man dann auch bildlich "aufkreuzen". (Direkt gegen den Wind fahren geht nicht, aber eine gute Segelyacht schafft zwischen 45 und 40 Grad "höhe" (also Winkel) zum Wind)


    want = Stahlseil (bei Hornblower auch noch aus Sisal) das den Mast seitlich stabilisiert und am Umkippen hindert. Auf einer Yacht wie der Skagerrak gibt es mindestens drei oder vier pro Seite und Mast, dazu je eines nach vorne, das dann aber "Vorstag" heißt.


    Nochmal zur Wirkungsweise eines Segels... Das musst du dir vorstellen wie einen Flugzeug-Flügel: Ein Flugzeug fliegt nur deswegen, weil an der (gewölbteren, also längeren) Oberseite des Flügels die Luft schneller strömen muss, um um den Flügel herum zu kommen, als an der (geraderen, also kürzeren) Unterseite. Irre oder? :pille
    Wegen dieses Druckunterschiedes kann eine Segelyacht auch schräg (also ca. 45 Grad) gegen den Wind fahren. Das mit dem "in die Segel" hineinblasen des Windes sorgt nur für Vortrieb, wenn der Wind von hinten kommt... Ansonsten ist es diese so genannte laminare Strömung auf der Segeloberfläche... Toll gell!
    (Tröste Dir, das kriegen die Salonlöwin und Du dann in Eurem Segelkurs! :grin)



    Was noch? Hardy Krüger und Ralf Bauer - ach du jeh... Für die habe ich in grauer Vorzeit mal ein paar Drehbücher geschrieben... Am Set sprangen immer ein paar hysterische kleine Mädchen herum, die Autogramme haben wollten (von denen, nicht von mir!)... Die Mädchen waren meist unter 10, waren blond und hatten Zöpfe - so wie dein Avatar, Johanna :lache

  • Zitat

    Original von Jan von der Bank: (Tröste Dir, das kriegen die Salonlöwin und Du dann in Eurem Segelkurs! Grinsen )


    Vorsicht, ich lese mit ;-).


    Um Johannas Liste zu vervollständigen schiebe ich gleich eine Frage hinterher.
    An einer Stelle im Buch ist Ole froh darüber, schnell ablegen zu können, weil das Schiff nach schwedischer Art vertäut ist. Was darf man sich darunter vorstellen?

  • Zitat

    Original von JanvonderBank



    Was noch? Hardy Krüger und Ralf Bauer - ach du jeh... Für die habe ich in grauer Vorzeit mal ein paar Drehbücher geschrieben... Am Set sprangen immer ein paar hysterische kleine Mädchen herum, die Autogramme haben wollten (von denen, nicht von mir!)... Die Mädchen waren meist unter 10, waren blond und hatten Zöpfe - so wie dein Avatar, Johanna :lache


    Hätt ich das geahnt, dann wär ich damals auch mal eben um die Ecke gen St. Peter Ording gefahren und hätte mich in die Schlange der Autogrammjägerinnen eingereiht - natürlcih dann bei Dir :grin
    Auf die Zöpfe hätt ich aber verzichtet, da ich schon damals über 10 war. :lache


    Irgendwo hab ich auch bestimmt noch einge Folgen der Serie auf Video - muß ich doch glatt mal raussuchen und ansehen.


    Aufgehört zu gucken hab ich irgendwann als die Mutter von - oh wie hieß er noch in der Serie - Ralf Bauers Mutter so plötzlich verschwand und das nie aufgeklärt wurde.
    Das hat mich ewig beschäftigt, was aus der wurde :grin


    Danke für die Erklärungen, so kann ich es mir echt besser bildlich vorstellen.
    Ich werd mir demnächst mal genauer ein paar Piratenfilme angucken und genau auf die Schiffe achten, wie sie fahren, wie sich dabei die Segel bewegen.

  • War mir klar!
    Aber sag mal... schwedisches Festmachen? :yikes, da bist Du ja schon fast ganz durch!?!


    Also, das mit dem schwedischen Festmachen (Anker im Heck, Bug an einer Schäre bzw. Felsen) ist auf S. 319 erstmals erklärt... Als sie in der einsamen Bucht festmachen, bevor sie nach Smögen gehen.


    Aber keine Sorge, dass wird bei einer deutschen Segelprüfung nicht abgefragt! :chen

  • Gibt es eventuell noch eine Fortsetzung?
    Ole und Lena im Auftrag der britischen Regierung oder dergl.? :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Gibt es eventuell noch eine Fortsetzung?
    Ole und Lena im Auftrag der britischen Regierung oder dergl.? :gruebel


    Müsste ich vielleicht dann doch mal drüber nachdenken... :gruebel
    (Bis jetzt sollten sie in Ruhe und Frieden weiter leben und viele viele Kinder machen... :grin Wobei das mit dem Frieden mitten im Krieg so eine Sache ist?!?)


    Falls es weiter geht, hole ich Deinen Rat ein, bzgl. Uniformen, militärisch korrekter Ausdrucksweise und erweitertem Beamtentum! ;-)


    EDIT: Da könnte man dann auch noch mal glatt dem guten Nils Storm aus der Patsche helfen, der ja, wie wir inzwischen auspaldowert haben, durch Oles Seitenwechsel in ziemliche Schwierigkeiten geraten ist!

  • Ja, die Idee ist genial. :grin


    Sie schlagen sich auf die britische Seite, spionieren die Deutschen aus und tragen entscheidend dazu bei, daß bwstimmt Seemanöver der Deutschen nicht zustande kommen und retten damit viele Menschen.


    Und natürlich - da kommt halt mein Romantic Sinn durch - sollen sie überleben, dabei auch glücklcih und unversehrt bleiben und auf einem Boot haben sie dann auch zwischendurch immer mal wieder Zeit und Gelegenheit Kinder zu machen :grin



    Und das mit NIls ist auch perfekt, dem suchst Du dann eine nette Engländerin oder ganz gewiefte deutsche Spionin, oder so :lache

  • Habe noch ca. 50 Seiten und so langsam stellt sich mir eine grundsätzliche Frage an Jan


    Du schilderst die Küsten mit Schären, Riffs usw. so plastisch - kennst Du die Örtlichkeiten und bist Du dort gesegelt ?
    Und ist Dir auch schon einmal der Mast gebrochen und Du musstest ihn provisiorisch wieder aufbauen?


    Es klingt alles wie selbst erfahren !!!

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Hallo Dyke!


    ... ja, die meisten Plätze dort oben habe ich selber "abgesegelt" (und noch ein paar mehr, die es leider nicht ins Buch geschafft haben, weil die Handlung irgendwann keine weiteren "Kinken" (Seemansausdruck für verdrehte Schnüre :-)) vertragen hätte.
    Außerdem war ich nicht dort oben, weil ich für das Buch recherchiert habe, sondern ein paar Jahre früher... Allerdings hilft es sehr, die Plätze zu kennen. Und für die zwei drei, wo ich nicht war, oder an die ich mich nicht erinnern konnte, gibt es amtliche Seekarten und Google Earth :grin ...


    Das mit dem Mast ist allerdings frei erfunden. Ich habe auch noch von keinem gehört, der es geschafft hätte, einen gebrochenen Mast "mit Bordmitteln" zu reparieren... Weswegen ich mir nicht sicher war, ob das nicht zu albern wird, wenn ichs schreibe... Aber ich habe ja was Hübsches zur Ablenkung drumherum erfunden! ;-)


    Du hast schon recht, man erlebt so einiges, wenn man "zur See fährt"... Aber ganz so wüst wie Ole Storms Erlebnisse sind meine eigenen dann zum Glück nicht... Das passiert nur, wenn der Autor seine Phantasie von der Kette läßt! :brain


  • Wir haben heute abend unsere ganzen Überredungskünste dahingehend angewendet. :grin
    Nu brauchts nur noch einen Regisseur und Sender, der mal endlich den Stoff entdeckt und rausbringt.
    Norfalls - ich hab da noch irgendwo ne Videocamera....... :chen


  • Hallo Schnatterinchen!
    Also, wenn irgendein Hollywood-Boss mit mindestens 20 Mio auf Tasche um die Ecke kommt, kann das Buch gerne verfilmt werden...
    Aber für normale deutsche Filmbudgets, Kino, aber erst recht TV, ist das zu teuer. (Wasseraufnahmen, Segelyachten, Schnellboot, Uniformen, etc. ist eher Kinoniveu als TV) Natürlich hat es auch schon deutsche Filme in diesem Millieu gegeben... Das Boot... Das Rätsel der Sandbank... aber das sind die absoluten Ausnahmen und werden auch nur für Mega-MEGA-Bestseller angepackt. (Faustregel: 1 Million verkaufter Bücher = 500.000 Kinobesucher... ab dieser Größenordnung "rechnet" sich ein normaler Film.)


    Ob ich ein Boot habe?
    Nein, ich habe zwei! :grin
    Eine 10-m-Kielyacht zum gemütlichen Segeln mit der Family auf der Ostsee, und einen Contender, was eine Einhand-REgattajolle ist. Zum Rumtoben, und natürlich, zum Regattasegeln.


    @ Johanna: Wie war das noch beim fünften Bier? Du führst Kamera, Voltaire macht die Regie und Alex Milberg spielt Ole Storm?!? :gruebel

  • Zitat

    Original vom Drehbuchchef: @ Johanna: Wie war das noch beim fünften Bier? Du führst Kamera, Voltaire macht die Regie und Alex Milberg spielt Ole Storm?!? Grübeln


    Für die Rolle muss Milberg dann 25 kg abspecken, ein Facelifting absolvieren und sich schwarze Locken wachsen lassen. Okay, ich übernehm den Job als Star Visagist ;-).

  • Darf ich noch etwas fragen?



    Wie kommst Du dazu jetzt unter die "normalen"Autoren zu kommen?


    Schreibst Du immer noch Drehbücher ? Und hat dir das Schreiben für ein Buch mehr Spaß gemacht? Oder ist es auch cool zu sehen die Szene oder den Film
    habe ich geschrieben? Bist Du der Erfinder der Küstenwache?


    Sorry sind ein paar mehr Fragen geworden ;-)

  • Liebe Schnatterine,


    das mit dem Drehbuchschreiben (Hauptsächlich Küstenwache) ist weiter mein Haupt-Job, der auch die Brötchen auf den Familientisch bringt. :grin
    Vom Romanschreiben kann man erst leben, wenn man so mindestens 10 gute Bücher am Start hat, die sich auch immer weiter verkaufen. (Also: Kai Mayer kann, Stefanie Baumm alias Alex Berg kann nicht...)


    Von daher werde ich auf absehbare Zeit weiter zweigleisig fahren.


    Aber es hat auch beides seinen eigenen Reiz.
    Beim Buch ist es offensichtlich. Ich kann MEINE Lieblings-Geschichten erzählen, und muss nicht auf Produktionsbudgets Rücksicht nehmen.


    Beim Drehbuch ist der Reiz, dass eine Idee, die meinem Kopf entstammt, von ca. 40 Leuten aufgenommen und kreativ weiter entwickelt wird (Regie, Kamera, Schauspieler, Kostüm, Ausstattung... etc.), und der fertige Film tatsächlich von 4 oder 5 Millionen Menschen gesehen wird! Insofern hast Du recht - es ist verdammt cool!
    (Nicht, dass die meinen Namen im Vorspann großartig wahrnehmen würden... Aber immerhin, die Reichweite ist schon enorm!)
    Was beim Film aber ganz stark da ist sind Sachzwänge: Produktionskosten, die immer weiter runtergefahren werden, Zielgruppen und Einschaltquoten, die erreicht werden müssen, etc.
    Man ist zu keinem Augenblick wirklich frei. Immer quatscht einer rein und weiß es besser/will es anders.


    Die Küstenwache habe ich nicht erfunden. Aber sie liegt mir sehr, weil ich die Figuren inzwischen "blind" kenne, und das Thema Seefahrt und Segeln ansonsten nirgendwo im TV zum Zuge kommt.


    Außerdem muss ich zugeben.... Drehbuchschreiben (gerade professionell fürs Fernsehen) ist ein ziemlich hartes Geschäft - und eine gute Schule! Wer spannende Drehbücher schreiben kann, hat in der Regel keine Schwierigkeiten mit einem guten Roman...
    Andersherum hat sich schon mancher bekannte Romanautor an der Verfilmung seines Buches (oder an irgendeinem anderen Drehbuch) verhoben.
    (Sogar Meister Follet hat davon Abstand genommen Die Säulen der Erde selber als Drehbuch zu adaptieren!)


    Schriftstellerische Gesetze wie Spannungsbogen, Turning-points, Charakterzeichnungen etc. sind beim Film viel eher notwendig, und trennen schneller die Autoren-Spreu vom Weizen. Im Buch kann sich manch einer so durchmogeln... Kein Wunder: 90 Minuten Lesevergnügen kosten den Verlag in Kleiner Auflage sagen wir mal 5000 €... 90 Minuten Hauptabend-Film kosten einen TV- Sender so um und bei 1 Mio € !


    Drehbuch vs. Roman... noch so ein weites, sehr interessantes Feld!

  • Danke für die Antwort ist schon interessant und ich als Laie habe ja so gar keine Ahnung lese das Buch und bin fertig. Schaue den Film und bin fertig also je nachdem wie gut ein Buch oder ein Film ist hängt er noch nach und trotzdem habe ich 90 minuten "Unterhaltung" während Du ganz anders heran gehst.


    Kann mich jemand verstehen :rolleyes



    Ich muss ja gestehen ich habe noch nie eine Folge Küstenwache gesehen isch habe Kinder :grin und da ist High Time hier und KIKA läuft manchmal zu dieser Zeit eben auch noch. Da müssen sich die Sender nicht wundern, wenn die Einschaltquoten runter gehen (nicht im Fall der Wache aber allgemein) Früher hat man sich eben gemeinsam vor den Fernseher gesetzt und die Hitparade geschaut heute geht das nicht mehr. Der eine will seine Soap auf SAT der andere auf RTL und der nächste will nochmal was anderes.


    Wir haben gottseidank nur einen Fernseher ;-)