Suhrkamp Verlag, 2008
Gebunden, 198 Seiten
Kurzbeschreibung:
"Paloma": Das Buch trägt den Namen der Tauben im Flieder, der geflügelten Boten im Azur. 99 Briefe auf der Kreisbahn eines Jahres, von Mai 2006 bis April 2007: "lieber Freund, die weiszen Lilien, die du mir zur Tür gelegt hast, sind eine grosze Lust mein Schreibzimmer voll Glanz und Duft : das wird mich anfeuern zu schreiben", hebt der erste von ihnen an, in den Frühling geschrieben, den dichtenden Vögeln nach. "Fern Schreiben" sind es, an den Freund, den Leser und an ihn, den abwesenden Verbündeten, der dahin ist und doch nie gegangen. Während draußen die Gegenstände wie Bühnenkulissen wechseln und das Leben sich im Fenster vis-a-vis spiegelt, hält Friederike Mayröcker Zwiesprache mit sich selbst: "bin den ganzen Tag am Lauschen : Worte, Wortbilder, Sätze, (…) fliege immer wieder auf und nieder, hierhin und dahin."
Zur Autorin:
Friederike Mayröcker, Jahrgang 1924, ist eine besessene Vielschreiberin und Sprach-Experimentiererin, die mit den Methoden der freien Assoziation und der surrealistischen Collage arbeitet und deren dichterisches Werk über 80 Bände umfasst. 2009 wurde sie mit dem Hermann-Lenz-Preis geehrt.
Meine Meinung:
Ein Buch nur mit Briefen von Frederike Mayröcker aus 2006, immer an einen „lieber Freund“ gerichtet. Als Leser fühlt man sich angesprochen.
In den literarisch ansprechenden Briefen schildert Mayröcker ihre jeweilige Gefühlslage, Träume, Erinnerungen, verbindet das mit einer assoziativen Bildsprache und methodischen Verweisen, es wird z.B. immer wieder Derrida erwähnt. Auch auf Kunst, Musik und Literatur gibt es Verweise, die beim Leser Gedanken und Bilderfluten auslösen können. Zu vielen fehlt auf den ersten Blick aber auch der Schlüssel, dann kann man die Textstellen nur so hinnehmen.
Mayröcker arbeitet in den Briefen mit Wortwiederholungen, wobei sich die Sätze zum Teil verdichten. Oft gibt es auch Erinnerungen an IHN (vermutlich Ernst Jandl).
Ein ungewöhnliches Buch, schwierig, aber interessant!
Das weckt auch das Interesse an den neuesten Roman der Autorin: „Ich bin in der Anstalt. Fusznoten zu einem nichtgeschriebenen Werk“, für das sie den Bremer Literaturpreis 2011 erhalten wird!