Vampire sind die beste Medizin - Lynsay Sands

  • Lynsay Sands
    Vampire sind die beste Medizin


    Originaltitel Vampires Interrupted
    Lyx
    ISBN 978-3802583735
    Romantic-Fantasy, Vampire
    Dt. Erstausgabe 2010
    Aus dem Amerikanischen von Ralph Sander
    Taschenbuch, 364 Seiten
    € 9,95 [D]


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    Zur Autorin


    Die in der kanadischen Provinz Ontario geborene Autorin Lynsay Sands studierte Psychologie. Ihr erster Roman wurde nach Beendigung ihres Studiums veröffentlicht. Sie verfasste mehrere zeitgenössische und historische Romane und liest selbst gerne Horror- oder Liebesromane. Ihre Serie über die Familie Argeneau ist einer der erfolgreichsten Vampirserien der USA und erfreut sich auch bei uns großer Beliebtheit. Die Autorin lebt und arbeitet heute im Norden Englands.


    Zum Buch


    Für alle, die noch nie etwas von Sands oder den Argeneaus gelesen oder gehört haben sollten: Mit einem an Philipps oder McAlister erinnernden und doch auch ganz eigenen Schreibstil hat die Autorin die Welt einer Vampirfamilie geschaffen, die (zumindest teilweise) in Atlantis geboren wurde und durch nanotechnologische, medizinische Fortschritte vor dem Untergang dieser mystischen Welt zu (Fast-)Unsterblichen wurden. Zum Überleben brauchen sie Blut. Sie können sich durch Geburten vermehren und sie können Menschen durch Bisse wandeln. Doch die Vampire von Sands entsprechen dem modernen Vampirtyp. Was bedeutet, dass sie ihre Opfer nicht töten und Sonnenlicht ihnen zwar nicht unbedingt gut tut, sie aber auch nicht in Rauch aufgehen lässt. Sie gehen normalen Berufen nach, leben unter und teilweise mit Menschen, und haben im Laufe der Zeit die eine oder andere Eigenart angenommen und/oder (emotionale) Verletzung davon getragen. Die Vampire dürfen nur einen Menschen in ihrem Leben wandeln, wenn sie sich nicht von vornherein mit einem anderen Vampir zusammentun. Aufgrund ihrer langen Lebensdauer ist eine genaue Wahl des Partners sehr wichtig, allerdings gibt es eine Eigenheit unter Menschen wie Vampiren, die quasi von selbst für den richtigen Partner sorgt. Jedenfalls für denjenigen, der die Ausdauer besitzt, auf den richtigen zu warten. Die Überzeugung der Autorin, dass etwas Humor in allen Lebenslagen hilft, kommt in der Serie zum Tragen. Denn neben der Fantasy-Romance-Thematik kommen humorige Szenen nicht zu kurz.


    Marguerite Argeneau, die kuppelfreudige Mutter/Tante/demnächst-Oma der Argeneau-Familie, will eigentlich nur alle glücklich sehen. Nachdem sie in den vorangegangenen acht Bänden der Vampirserie für die Anbahnung der Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder gesorgt hat, schwimmt sie sich 75 Jahre nach dem Tod ihres Mannes aus ihrer 700jährigen katastrophalen Ehe auch selbst langsam frei.


    Der neunte Band Vampire sind die beste Medizin ist ihr gewidmet. Sie arbeitet als Detektivin und ihr Job führt sie nach England, wo sie die Mutter eines Vampirs ausfindig machen soll. Dessen Vater sträubt sich allerdings mit aller Macht dagegen. Die Frau, auf die Marguerite und ihr Partner angesetzt sind, wollte vor mehreren Jahrhunderten genau den Sohn töten lassen, der sie jetzt suchen lässt. Zwischen Julius (dem Vater ihres Auftraggebers) und ihr funkt es quasi sofort, denn beide merken, dass sie besagte Eigenheit besitzen, die sie zum Seelengefährten des anderen machen könnte. Allerdings gestehen sie sich das erst einmal nicht ein und der Umstand, dass beide reichlich eingerostet sind, was zwischenmenschliche bzw. zwischenvampirische Beziehungen betrifft, reizt bisweilen zum Lachen. Die angeblich verschollene Mutter ist eigentlich zum Greifen nah und behindert gleichzeitig in gewisser Weise eine Annäherung der beiden. Es kommt zu einigen Verwicklungen und jemand trachtet Marguerite nach dem Leben. Ein Umstand, der Julius dazu bringt, sich auf ihre Seite zu schlagen und ihr dabei zu helfen, Licht in die vertrackte Familiengeschichte zu bringen. Und sie ganz nebenbei und wirklich für sich zu beginnen.


    Meine Meinung:


    Wie auch die übrigen Bände lässt sich die Geschichte Marguerites, obwohl alle miteinander verwoben sind, völlig für sich lesen. Auch hier wird auf die Lebensgefährtenthematik eingegangen und die Entstehungsgeschichte der Vampire mit wenigen Worten umrissen. Vielleicht liegt es daran, dass ich es in den vorangegangenen Büchern bereits zu oft gelesen habe. Doch obwohl es, liest man Marguerites Geschichte separiert, sicher ganz praktisch ist, alles nochmals in Vampire sind die beste Medizin nachlesen zu können, störte mich die Sache mit den Lebensgefährten dieses Mal etwas.


    Abgesehen davon führt die Autorin ihre Leser aber gewohnt kurzweilig an Marguerites Seite durch die Geschichte und lässt sie an dem Dilemma teilhaben, das sich aus einer Ehe mit jemandem ergibt, der einen völlig kontrollieren kann. Selbst wenn man über 700 Jahre alt ist, können sich da enorme Minderwertigkeitskomplexe halten, die in eine neue Beziehung hineinspielen. Vor allem, wenn sich herausstellt, dass besagter Ehemann sogar über den Tod hinaus noch Macht auf sie auszuüben scheint und womöglich gar nicht tot ist. Oder auch an Julius Problemen, die sich aus seinem Wissen um die Mutter seines Sohnes ergeben, als er feststellt, dass damals nicht alles so war, wie es den Anschein hatte. Dass diese Mutter eher Opfer als Täterin war. Und er sie weder vergessen kann noch wirklich will.


    Sands Vampire sind nach wie vor trotz ihrer körperlichen Besonderheiten menschlich. Machen Fehler oder begehen Dummheiten. Sie müssen nicht gegen etwas übernatürlich Böses kämpfen oder abgehobene Abenteuer bestehen. Vielmehr quälen sie sich mit den gleichen Problemen herum wie wir. Eifersüchteleien, Neid, Missachtung bis hin zu Hass. Ansonsten machen Marguerite und Julius einfach das, was Vampire in Fantasy-Romance-Romanen tun: Sie verlieben sich und müssen auf dem Weg zum Happy End einige Unwägbarkeiten meistern.


    Die Lösung des Rätsels kommt etwas zu kurz und war bereits beim ersten Gespräch zwischen Marguerite und der Person, die sie töten will, für mich vorhersehbar. Dieser Teil hätte mehr ausgebaut werden können, lässt er doch den Teil der Geschichte, der für Spannung sorgen sollte, zu flach ausklingen.


    Fazit:


    Fortsetzung mit kleinen Schwächen. Dank Sands Schreibstil jedoch gewohnt lustig und kurzweilig. Ein Buch zum Entspannen. Da die Reihe noch ein paar Bände weitergehen soll (zumindest die amerikanischen Originalausgaben, in Deutsch ist bislang nur ein Folgeband für nächstes Jahr angekündigt) bleibt die Hoffnung, dass die Autorin wieder die Spritzigkeit und Spannung der ersten Bände erreicht.


    Copyright © 2010 by Antje Jürgens

    Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen.
    Mark Twain

  • Lynsay Sands hat mit den Argeneau Vampiren einen netten, sympathischen Familienclan geschaffen. Immer wieder verblüffend, welche Abenteuer die einzelnen Familienmitglieder erleben, und unter welchen Umständen sie ihren wahren Seelenpartner finden. Denn die Unsterblichen haben nur einen wahren Seelengefährten in ihrem Leben. Sie erkennen ihren Gefährten daran, dass sie nicht in seine Gedanken eindringen können, ihn also nicht lesen können. Bei allen anderen funktioniert es, wobei es für Ältere leichter ist, die Jüngeren zu lesen als umgekehrt. Außerdem verspüren sie in Gegenwart des anderen wieder Hunger, sie essen, was sie sonst nie machen. Denn außer Blut braucht ihr Körper nichts an Nahrung. Das Blut allerdings ist sehr wichtig, denn die Nanos in ihrem Körper, die Wunden und Verletzungen sofort wieder heilen, verbrauchen eine Menge davon. Deshalb reisen sie auch möglichst immer mit genügend Konserven herum. Zum Glück gibt es eine weit verzweigte Blutbank extra für die Unsterblichen, sonst müssten sie wie früher sich vom lebenden Objekt ernähren. Da einige der älteren Unsterblichen direkte Nachfahren von dem sagenhaften Atlantis sind, sind sie alt – sehr alt.


    Marguerite hat vier Kinder, die in vorherigen Bänden alle ihre Seelengefährten gefunden haben. Da sie die Kinder nun versorgt weiß, fokussiert sich ihr Interesse erstmalig auf ihr eigenes Leben. Jean-Claude, ihr Mann, ist endlich endgültig gestorben, somit ist sie befreit von all dem Leid, was er ihr zugefügt hat. Merkwürdigerweise konnte er sie kontrollieren, ihr Leben lang, was sonst nicht möglich ist, je älter die Unsterblichen werden. Die beiden waren keine Lebensgefährten und Jean-Claude kein liebevoller Ehemann. Jetzt genießt Marguerite ihr Leben und will sich nie wieder etwas vorschreiben lassen. Als Christian Notte sie als Privatdetektivin engagiert, um seine Mutter zu finden, stürzt sie sich mit Feuereifer in die Arbeit, obwohl sie keine Erfahrung als Detektivin hat. Wie schwer kann es schon sein, eine Frau aufzuspüren? Irgendwo muss Christians Geburt doch verzeichnet sein. Und warum schweigt Julius, Christians Vater so beharrlich über die Identität? Als er durchsickern lässt, dass Christians Mutter ihn nach der Geburt umbringen wollte, ist klar, dass er lediglich seinen Sohn zu schützen versucht. Aber der will nun endlich Gewissheit haben und das Geheimnis um seine Mutter lüften.


    Schon bei ihrer ersten Begegnung wird Marguerite und Julius klar, dass sie Seelengefährten sind. Zuerst versucht Marguerite es zu ignorieren, aber die Anziehungskraft ist zu groß. Julius beschützt sie, als sie angegriffen wird – nicht nur einmal. Irgendjemand versucht ihr zu schaden, nirgendwo sind sie sicher. Auch nicht in York, wo Christian geboren wurde. Angeblich hat Marguerite auch einmal dort gewohnt, nur kann sie sich daran nicht mehr erinnern. Immer mehr kleine Häppchen kommen ans Tageslicht, bis sie ein großes Ganzes ergeben. Erstaunliche Wendungen präsentiert uns Lynsay Sands, der Leser lernt eine völlig neue Marguerite kennen. Ihre Vergangenheit war nicht immer so schmerzvoll, wie sie es in Erinnerung hatte. Ein großes Unrecht wurde ihr zugefügt, die Aufdeckung eines Geheimnisses macht sie nur noch sympathischer. Dazu noch die Situationskomik und der unterschwellige Witz, die sympathischen Charaktere, die in überraschenden Situationen ständig unerwartet reagieren lassen die Seiten regelrecht an einem vorbeirauschen. Umgeben von wiederkehrenden Charakteren lernt man mit großem Vergnügen neue Unsterbliche kennen, diese gelungene Mischung machen die Bücher um die Familie so reizvoll. Sie kümmern sich umeinander, sind intelligent und liebenswert, eine Familie, wie sie sich jeder wünscht. Dazu sind sie noch steinalt und beleben die Geschichte mit Anekdoten aus früheren Zeiten. Obwohl es der neunte Band einer Serie ist, kann man ihn durchaus ohne Vorkenntnisse lesen, alles Wichtige wird kurz im Verlauf der Geschichte erklärt. Hilfreich ist auch der Stammbaum am Ende des Buches, dort sind alle Familienmitglieder und ihr Verhältnis untereinander aufgeführt. Zusätzlich sogar noch die Buchtitel, welche ihre Geschichte enthalten. Damit, mit dem stimmigen Coverbild und mit ihrer gewohnt guten Qualität hat Lyx ein schmeichelhaftes Buch herausgebracht, was man gerne in die Hand nimmt, um sich darin zu verlieren.


    Fazit


    Mitreißend, charmant, humorvoll, spritzig und absolut bezaubernd, Lynsay Sands hat sich wieder einmal so richtig ins Zeug gelegt. Julius und Marguerite sind zwei selbstlose, sehr sympathische Charaktere, die sich ihr Glück redlich verdient haben. Dabei spart die Autorin auch nicht mit heißen Liebesszenen, die aber nie überhand nehmen oder aufdringlich wirken. Spannend von Anfang an fiebert man mit Marguerite und Christian mit, welche Geheimnisse sich ihnen offenbaren werden. Die starken Familienbande und die humorvollen und selbstironischen Familienmitglieder machen die Serie fast zu einem Selbstläufer, denn immer wieder findet man liebenswerte und sympathische Charaktere, von denen man nie genug bekommen kann.