Die Philosophin – Peter Prange

  • Ich habe es gerade erst beendet und muss sagen, dass es mir wirklich gut gefallen hat, nachdem ich erst einmal drin war.


    Frankreich ist nicht gerade mein Lieblingsland, was das Historische angeht. Und Paris mit einem Kraken zu vergleichen, das fand ich überzogen. Auch die philosophischen und religiösen Diskussionen konnten mich erst nicht begeistern, aber dann hat es mich gepackt.


    Das Schicksal der Enzyklopädie, dieses Mammut-Werks, ist einfach großartig beschrieben. Wie aus einem kleinen Funken ein Feuer wurde, dass Schicksale bestimmte, zu Bücherverbrennungen und Verfolgungen führte und doch überlebte, weil es nicht nur ketzerische Inhalte, sondern auch einfache Wahrheiten (ich sage nur "Heiße Schokolade") enthält, das liest sich wirklich wunderbar und fesselnd.


    Diderot war nun für mich nicht DER Mann, nach dem ich mich verzehrt hätte, aber es war Sophies große Liebe, auch weil er sie zum Denken anregte und ihr eine Gedankenwelt zeigte, von der sie keine Ahnung hatte. Und Sophie, wie sie sich ihrer Liebe beugt, ihr dann aber doch aus dem Weg geht, um zu überleben, das hat mich sehr berührt.


    Viele kleine Geschichten rundeten das Gesamtbild des Paris im 18. Jahrhunderts ab, so wie die Episode, dass die Blinden die Sehenden durch das nebelverhangene Paris führen mussten.


    Die Marquise de Pompadour war für mich die herausragende Persönlichkeit des Romans. Wie sie es von einer unwissenden jungen Frau zu der Strippenzieherin des Königs gebracht hat, fand ich wirklich spannend.


    Peter Prange hat es geschafft, mich trotz meiner Vorurteile vor dem Buch zu begeistern und wenn ein Autor das schafft, hat er sein Ziel erfüllt. Ich freu mich auf die anderen beiden Bücher der Weltenbauer-Trilogie, die schon im RUB stehen.


    Ich kann mich nur Voltaire anschließen: Schade, dass dieses Buch so lange ungelesen bei mir im Regal stand.


    Von mir gibt es 9 Punkte.

  • Abgesehen davon, dass Frankreich für mich schon zu den bevorzugten Schauplätzen historischer Romane zählt (wobei der Schauplatz per se nicht unbedingt eine Hauptrolle bei der Kaufentscheidung spielt), und davon, dass mir nach der doch recht langen Zeit beim "Schokoladenstichwort" nichts mehr einfallen will, stimmt mein Eindruck von diesem Buch mit Deinem gut überein:
    Ich habe die Geschichte um Sophie Volland und Diderot gern gelesen!
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Dieses Buch war für mich ein "Notkauf", als ich im Ausland unbedingt einen deutschen historischen Roman lesen wollte und nichts anderes im Angebot war.


    Ich habe das Buch vor ein paar Jahren gelesen, weshalb meine Erinnerung daran nicht mehr allzu frisch ist, fand es jedoch sehr langweilig. Keine der Figuren war für mich richtig greifbar und auch das Thema "Encyclopaedia" hat mich nicht sonderlich angesprochen.


    Der Geschichte fehlte es für meinen Geschmack an Spannung und dem für diese Zeit charakteristischem Esprit. Diderot erschien mir als alles andere als ein interessanter Protagonist und die Pompadour wurde zwar als schillernde Persönlichkeit eingebaut, ohne mich in der Art, wie der Autor sie zeichnete, überzeugen zu können. Sophie (der Name wohl in Hinblick auf Philo-Sophie gewählt?) blieb für mich blass und die Vorgeschichte mit der als Hexe verbrannten Mutter arg konstruiert. Historischer Hintergrund, Zeitkolorit oder gar Romantik waren auch mehr als dürftig.


    Dieser Roman hat mich wieder einmal in meiner Überzeugung bestätigt, die Finger von "Die xxx-in"-Geschichten zu lassen.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Der S. Fischer Verlag bringt offensichtlich ein paar ältere Werke von Erfolgsautor Peter Prange als Taschenbuch neu auf den Markt. Aber was heisst hier ältere Werke? Dieser Roman wurde im Jahre 2003 erstmals veröffentlicht gehört aber in der schnelllebigen Buchbranche wohl zum alten Eisen bzw. alten Papier. Ein Roman der vor genau einem Dutzend Jahren die Leserschaft zu begeistern wusste ist nicht schlechter geworden nur weil ein paar Jahre in Land gezogen sind. Das Umschlagbild ist aufgefrischt und in einer tiptop gedruckten Taschenbuchausgabe wird es in neuer Auflage in den Buchhandel gebracht wo es auf beflissene, wissensdurstige Leser/-innen wartet.


    Was sich in den letzten Jahren stark verändert hat ist die Beschaffung und das Nachschlagen von Wissen. Als doch etwas älterer Leser kenne ich noch die mehrbändigen Werke in Buchform, den Brockhaus beispielsweise oder andere Lexika. Heutzutage genügen ein paar Mausklicks im Internet um an die gewünschten Informationen zu gelangen. Aber was war der geschichtliche Ursprung der modernen Enzyklopädie? Diese entwickelte sich im 18. Jahrhundert erst in England und dann in Frankreich. Es ist das Zeitalter der Aufklärung und ein paar Freidenker und Philosophen treffen sich in Paris in Lokal "Procope". Zu den Stammgästen gehören unter anderem Menschen wie Dennis Diderot oder Jean-Jacques Rousseau und sie diskutierten und streiten den lieben langen Tag so inbrünstig als müssten sie Frankreich regieren. Dem Verleger d’Alembert bleibe die klugen Köpfe nicht verborgen und es wird die Idee geboren ein umfassendes Nachschlagewerk zu schaffen. Nicht eines für den gehobenen Adel sondern eines für das Volk, geschrieben von den Gelehrten. Ein wissenschaftliches Kompendium das aufzeigt, wie das Leben sein soll und aufräumt mit all dem Aberglauben und Vorurteilen. Ein Buch angemessen für das neue Zeitalter der Aufklärung und eines das die Welt aus den Angeln hebt! Die herrschende Monarchie hätte es lieber wenn das gemeine Volk ohne Wissen ist, so ist die Machterhaltung einfacher und gesichert. Die katholische Kirche sieht dieses Vorhaben natürlich äusserst kritisch. Schliesslich behauptet sie selbst ein solches Buch zu haben … :wow :gruebel


    Dies ist erst mein zweiter Roman von Peter Prange aber ich bin von seinem geschmeidigen Erzählstil angetan. Von der ersten Seite an hat mich die Geschichte gepackt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Vielleicht gibt es im letzten Drittel ein paar Längen die sind aber dem echten historischen Geschichtsverlauf geschuldet. Die zahlreichen Exkurse in Philosophische Bereiche sind interessant und regen zum Nachdenken an. Die Lebensanschauungen bzw. fortschrittlichen Denkweisen werden angesprochen gehen aber nicht in Tiefe und bleiben Antworten schuldig. Da ist es jedem Leser selbst überlassen, ob er bei einer Tasse heisser Schokolade mit viel Vanille und Zimt ein Streitgespräch mit sich selbst suchen möchte oder es lassen will um einfach weiterzulesen. Ich jedenfalls fand viele höchst interessante Zitate und Gedankengänge vor die ich im Buch markiert habe. Natürlich sind auch kluge Köpfe nur Menschen mit Gefühlen und so spielen Liebeleien und Affären eine wesentliche Rolle in diesem Roman. Es ist schliesslich auch die Zeit von Madame de Pompadour … :schweinkram


    Bemerkenswert finde ich, dass ausschliesslich echte historische Figuren tragende Rollen in diesem Werk übernehmen. Dabei spielt dem Autor in die Karten, dass die intelligente Sophie Volland lange Zeit mit Diderot lebte und Kontakt hatte aber man bis heute nur wenig von ihr weiss. Ein komfortabler Umstand den sich Peter Prange zu Nutzen macht und sie zu einer wichtigen Protagonistin erhebt und sie so einsetzt, dass er den Erwartungen Historischer Roman Leser/-innen gerecht wird. Die Eulenmeinungen zu diesem Buch gehen doch recht weit auseinander. :rolleyes Aus meiner Sicht eines der sehr guten Bücher in diesem Genre und in jedem Fall lesenswert. Wertung: 8 oder 9 Eulenpunkte.


    Edit: Ein paar Schreibfehler korrigiert

  • Da ich nach den ersten hundert Seiten etwas gelangweilt bin und nciht weiß ob ich weiter lesen soll, musste ich erstmal die Rezis hervorholen. Die Meinungen gehen ja sehr auseinander. Ich muss mich entscheiden, wenn mich das Buch weiter so belanglos unterhält breche ich ab.

  • Na jetzt aber :grin die Signale hast Du doch auch abgesetzt.



    Du bist vielleicht lediglich mit den Punkten höher gegangen, wie das Deine schriftliche Beurteilung hergibt. Das ist mir garantiert auch schon öfter passiert und sicher auch der ein oder anderen weiteren Eule.

  • Zitat

    Original von Delphin
    Holy Shit, hab ich da eine positive Rezi zu geschrieben. Ich hab das als eines der langweiligsten Bücher in Erinnerung, die ich jemals gelesen habe.


    :konfus



    :rofl


    Ja, so kommt es mir auch vor. Da ich noch diverse andere Kandidaten in petto habe, lass ich das mal lieber.

  • Ich bin da wohl auch in die Prangefalle getappt nachdem er so gelobt wird, hab ich bei medimops mal das Dingens mitbestellt. Zum Glück kein großer Verlust.


    Bestätigt mal wieder meine Meinung, dass ich nicht dem landläufigen Geschmack entspreche was Bücher anbelangt.

  • Zitat

    Original von Findus
    Ich bin da wohl auch in die Prangefalle getappt nachdem er so gelobt wird, hab ich bei medimops mal das Dingens mitbestellt. Zum Glück kein großer Verlust.


    Bestätigt mal wieder meine Meinung, dass ich nicht dem landläufigen Geschmack entspreche was Bücher anbelangt.


    Prangefalle? ?(
    Du selbst hast mir "Der letzte Harem" von ihm empfohlen. :lache

  • Zitat

    Original von Saiya


    Prangefalle? ?(
    Du selbst hast mir "Der letzte Harem" von ihm empfohlen. :lache


    Den fand ich auch gut Saiya, man kann eben nicht von einem auf alle schließen und wenn Du die Rezis hier liest, sind sie auch überwiegend positiv. Also, erstmal lesen, dann mäkeln. ;-)


    guckst Du Der letzte Harem - Peter Prange

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Zitat

    Original von Knoermel
    Ich habe ein paar Bücher von Prange gelesen und die fand ich gut.


    Und nein, ich gehöre nicht zum Prange Fanclub und bin auch nicht gekauft.


    :rofl


    Das liegt an der Schunddiskussion, man stellt sich dann schon mal die Frage, oder??


    Falle war eben so gemeint, dass man eben auf den Autor fixiert ist und meint alle Bücher wären dann gut, wenn man ein oder zwei für gut befunden hat. Passiert sicher auch mit anderen Autoren.

  • Hallo? Wie bitte? :wow :gruebel Ich hab mir nach der Lektüre dieses Buches Pranges "Die Principessa" gekauft ... und so geschmeidig wie Prange schreibt kann das Buch doch gar nicht langweilig sein. :unverstanden

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Hallo? Wie bitte? :wow :gruebel Ich hab mir nach der Lektüre dieses Buches Pranges "Die Principessa" gekauft ... und so geschmeidig wie Prange schreibt, kann das Buch doch gar nicht langweilig sein. :unverstanden


    Was meinst du damit eigentlich: ... und so geschmeidig wie Prange schreibt ...


    Davon abgesehen, stellt sich für mich da eine weitere Frage:
    Warum ist für Dich ein "geschmeidiger" Schreibstil eine Garantie dafür, dass das Buch nicht langweilig sein kann?

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)