Ich habe es gerade erst beendet und muss sagen, dass es mir wirklich gut gefallen hat, nachdem ich erst einmal drin war.
Frankreich ist nicht gerade mein Lieblingsland, was das Historische angeht. Und Paris mit einem Kraken zu vergleichen, das fand ich überzogen. Auch die philosophischen und religiösen Diskussionen konnten mich erst nicht begeistern, aber dann hat es mich gepackt.
Das Schicksal der Enzyklopädie, dieses Mammut-Werks, ist einfach großartig beschrieben. Wie aus einem kleinen Funken ein Feuer wurde, dass Schicksale bestimmte, zu Bücherverbrennungen und Verfolgungen führte und doch überlebte, weil es nicht nur ketzerische Inhalte, sondern auch einfache Wahrheiten (ich sage nur "Heiße Schokolade") enthält, das liest sich wirklich wunderbar und fesselnd.
Diderot war nun für mich nicht DER Mann, nach dem ich mich verzehrt hätte, aber es war Sophies große Liebe, auch weil er sie zum Denken anregte und ihr eine Gedankenwelt zeigte, von der sie keine Ahnung hatte. Und Sophie, wie sie sich ihrer Liebe beugt, ihr dann aber doch aus dem Weg geht, um zu überleben, das hat mich sehr berührt.
Viele kleine Geschichten rundeten das Gesamtbild des Paris im 18. Jahrhunderts ab, so wie die Episode, dass die Blinden die Sehenden durch das nebelverhangene Paris führen mussten.
Die Marquise de Pompadour war für mich die herausragende Persönlichkeit des Romans. Wie sie es von einer unwissenden jungen Frau zu der Strippenzieherin des Königs gebracht hat, fand ich wirklich spannend.
Peter Prange hat es geschafft, mich trotz meiner Vorurteile vor dem Buch zu begeistern und wenn ein Autor das schafft, hat er sein Ziel erfüllt. Ich freu mich auf die anderen beiden Bücher der Weltenbauer-Trilogie, die schon im RUB stehen.
Ich kann mich nur Voltaire anschließen: Schade, dass dieses Buch so lange ungelesen bei mir im Regal stand.
Von mir gibt es 9 Punkte.