Englischer Originaltitel: "Testimony"
Klappentext
Mike Bordwin, Leiter der gepriesenen Avery Academy, blickt starr vor Schreck auf seinen Fernseher: Fassungslos sieht er Bilder von Rob, J.Dot und Silas, den Stars des Schulbasketballteams, die sich mit einem Mädchen amüsieren. Nur Kids, die über die Stränge schlagen und dabei viel zu weit gehen? Doch selbst wenn es nur »Spaß« war - was tun mit diesen Schülern? Dass Silas dabei war, trifft Mike besonders tief. Denn seit er dem Jungen aus einfachen Verhältnissen mit einem Stipendium Zugang zu der Eliteschule verschafft hat, fühlt er sich persönlich für ihn verantwortlich. Und doch kann er nicht verhindern, dass Rob und J.Dot verhaftet und der vermisste Silas gesucht werden ... Anita Shreve erzählt von dem fragilen Band der Liebe und des Vertrauens, welches, einmal gerissen, das Glück und die Zukunft ganzer Familien zu zerstören vermag.
Die Autorin
Anita Shreve, geboren 1947, gehört zu den erfolgreichsten Schriftstellerinnen der USA. Sie lebt mit ihrem Mann in Boston/ Massachusetts. Mit ihren Romanen, die von der Kritik für ihre kühle Eleganz gefeiert werden, erreicht sie weltweit ein Millionepublikum. Zu ihren größten Erfolgen gehören »Das Gewicht des Wassers«, »Die Frau des Piloten« und »Olympia« sowie »Eine Hochzeit im Dezember«. Zuletzt erschien von ihr »Die Nacht am Strand«.
Der Klappentext beschreibt die Handlung schon ganz gut. Mike Bordwin, Schulleiter der Avery Academy, bekommt eines Morgens einen kleinen Film von seiner Sekretärin überreicht, in dem er sieht, wie 3 seiner Schüler Sex mit einer -durchaus willigen-
14jährigen Schülerin haben. Mike versucht, das ganze intern zu behandeln, aber natürlich bleibt die Geschichte nicht geheim und das Drama nimmt seinen Lauf.
Doch eigentlich nimmt das Drama nur den Endspurt auf. Denn begonnen hat alles schon viel früher. Das Buch erzählt seine Geschichte durch diverse Erzähler. Mal in der Ich-Form, mal in der Du-Form, oft in der Dritten Person erzählen wechselnde Personen von dem Geschehen. D.h. nicht von dem Geschehen, das auf dem Band zu sehen ist, sondern von Begebenheiten davor oder danach. Es ist etwas verwirrend, jedesmal einer anderen Stimme zu folgen. Jedes Kapitel trägt den Namen der erzählenden Person, aber manche Personen kommen nur 1-2 mal vor. Plötzlich steht da ein Name als Überschrift, den man noch nicht kennt. Oder man muss schwer überlegen, wer bei all den Personen das nun war. Und man muss sich überraschen lassen, was die Person erzählt. Etwas privates, etwas das vor dem Geschehen war oder gar danach. Das hindert etwas den Lesefluss. Ich empfand diese Erzählweise sehr abgehackt. Man bekommt keinen stringende Geschichte erzählt. Zu Anfang passiert noch nicht so viel, erst nach und nach zeigt sich die Komplexität des Themas und sein Ursprung. Die Autorin holt weit aus, Mike Verhältnis zu seiner Frau wird z.B. beleuchtet, oder ein Unfall, der erst zu seiner Bekanntschaft von Silas' Eltern führte und ihnen so die Idee kam, Silas nach Avery zu schicken. Oder Silas Liebe zur Mitschülerin Noelle. Es gab viele Handlungen vor den Geschehnissen auf dem Band, die diese erst mit Verursacht haben. Die Autorin liegt viel Wert darauf, diese aufzuzeigen.
Ich hatte im ersten Viertel des Buches überlegt, abzubrechen, weil ich mich doch etwas schwertat mit dem Schreibstil. Aber im Nachhinein bin ich froh, durchgehalten zu haben. Belohnt wurde meine Mühe mit einer komplex gewebten Geschichte um Liebe und Schuld. Zwar auf verschlungenen Wegen,aber doch fein säuberlich zeigt uns die Autorin, wie ein Schritt zum nächsten führt und schließlich in einer Tragödie endet.
"Weil sie sich liebten" war mein erstes Buch von Anita Shreve und ich weiss nicht, ob ich noch ein weiteres von ihr lesen werde. Ich fand die erste Hälfte des Buches doch recht dröge. Ich kann im Nachhinein ihr schriftstellerisches Können erkennen, wie sie über die Stimmen der beteiligten Personen (der englische Originaltitel Testimony-Zeugenaussage trifft es viel besser als der seltsame deutsche Titel) ihre Geschichte erzählt. Insgesamt war es mir über weite Strecken aber zu mühsam und ich kann auch nicht sagen, das mir ihr distanzierter Schreibstil gut gefallen hätte.
Mein Fazit also: eine komplexe und tragische Geschichte, ungewöhnlich aufgebaut und erzählt aber auch etwas mühsam zu lesen.