Brutale Fiktion vs. Brutale Realität - ein Diskussionsanstoss

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    Original von JanvonderBank
    Rosenstolz und Gummibärchen...


    Also bei mir steht der Name auf der Gebrurtsurkunde ;-)
    Wenn der Name von einer Bank abstammen sollte, dann sicher nicht von einer, in der es Geld gibt. (Das würde ich an meinem Kontostand sehen) Vermutlich ist es also eher verarmter Seefahreradel... "Das ist der, der sein Schiff auf Grund gesetzt hat, also der von der Sandbank... oder so.. :grin


    Bei meinem Ex kam es aus dem Niederländischen und war wohl mal ein van der Bank...

    Zitat


    @ Streifli...
    Komisch, ich kann mich gar nicht an Dich erinnern :gruebel :lache


    :lache ist ja auch schon über 10 Jahre her und damals war der Vorname auch anders ;-)

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    Original von JanvonderBank
    - Warum, denkt ihr, lesen (oder schreiben) wir als gebildete, vielleicht sogar philanthropisch veranlagte Menschen eigentlich Bücher mit bisweilen blutigem, brutalem oder schlicht auch menschenverachtendem Inhalt?


    Ich weiß nur, dass ich solche Bücher nicht lesen will. Ich würde es bevorzugen wenn auf solchen Büchern eine Warnung wäre damit ich gleich weiß, dass ich es nicht lesen will.


    Zitat

    Original von JanvonderBank
    - Ist es ein Ventil? Oder macht gelesene Gewalt uns stumpfer?


    Stumpfer gegenüber realer Gewalt oder stumpfer gegenüber anderer fiktiver Gewalt? Gegenüber letzterer wohl schon wenn man genug davon ließt, aber vielleicht ist das dann auch ein Selbstschutz? :gruebel ?(


    Zitat

    Original von JanvonderBank
    - Wo ist Eure "Schmerzgrenze"?


    Details. Alles was versucht genau und möglichst blutig/eklig zu beschreiben. Leichen können vorkommen, aber ich brauche keine Abhandlung darüber wie sie zugerichtet sind. Auch bei Gewalt kommt es darauf an wie detailliert sie beschrieben ist und um was für Gewalt es sich handelt. Alles was zu detailliert ist will ich nicht lesen.

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    Original von JanvonderBank
    Vermutlich ist das moderne Haustier zu einer Art Fetisch geworden, etwas, das man in Anspielung auf Harry Potter vielleicht als Heiligtum bezeichnen könnte, ein Schrein, in den Herrchen und Frauchen den menschlichen, verletzlichen Teil ihrer Seele schließen? (Hmm... Klingt zugegeben etwas schwurbelig :pille)


    Ich denke eher, dass unsere modernen Haustiere heutzutage Familienmitglieder sind, das hat nichts mit Heiligtum etc. zu tun. Und alles was unsere Familie betrifft, ist schlichtweg tabu für irgendwelche Gewaltszenen.
    Wer kennt das nicht, wenn in irgendwelchen Reportagen oder Serien zur Aufklärung von Verbrechen, besonders blutige und gewalttätige Fälle geschildert werden, dass man sich denkt: Mir oder einem mir nahestehenden Menschen oder auch Haustier (wenn es Misshandlungen dieser betrifft) kann so etwas nicht passieren ?


    Aber zu der eigentlichen Frage wo die Schmerzgrenze ist: Bei mir ganz klar bei jeglichen Arten der Tierquälerei und der Kindesmisshandlung. Sofern in
    der Beschreibung eines Buches davon nichts genannt ist, während des Lesens aber solche Umstände zu Tage kommen, lege ich das Buch als ungelesen ab.
    Wir als Leser in funktionierenden sozialen Strukturen können auch sicherlich zwischen Realität und Fiktion unterscheiden, während bei Menschen, die nur eine niedrige bis gar nicht vorhandene Sozialkompetenz haben, diese Grenze verschwimmt, bzw. gar nicht existiert.


  • Mir stehen Tiere zudem emotional wesentlich näher als Menschen. Alleine deswegen könnte ich jeden Tierquäler oder Autor, der sowas erfindet, erschlagen :schlaeger .


    Und ich will keine detallierten Beschreibungen von Leichen oder Gewalt, da bin ich zu empfindlich zu. Ich will auch gar nicht abstumpfen ;-).

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    Original von woelfchen


    Mir stehen Tiere zudem emotional wesentlich näher als Menschen. Alleine deswegen könnte ich jeden Tierquäler oder Autor, der sowas erfindet, erschlagen :schlaeger .


    Ist das dann fiktive oder reale Brutalität?? :gruebel

    lg butterfly49

    "Sapere aude" "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
    (Quintus Horatio Flaccus)

  • Mir fällt auf, wie viele unterschiedliche "Schmerzgrenzen" es gibt. Ich glaube, dass das oft mit den eigenen Erfahrungen zu tun hat. Etwas, was man selbst schon erlebt oder gesehen hat, kann man sich besser vorstellen, wenn man darüber liest, und deshalb wirkt die Beschreibung intensiver.


    Daher kommt es vielleicht auch, dass manche bei Tieren empfindlicher sind als bei Menschen. Das geht mir selbst auch so. In meinem Leben ist noch kein Mensch gestorben, der mir wirklich nahe stand, und ich verkrafte es auch besser, wenn in einem Buch ein Mensch stirbt. Aber ich hatte schon einige Haustiere und deren Leben ist nunmal meistens viel kürzer als ein Menschenleben, und ich weiß genau, wie es sich anfühlt, ein geliebtes Haustier zu verlieren. Wenn in einem Buch (oder Film) z. B. ein Hund eingeschläfert werden muss, nimmt mich das ziemlich mit. Und Tierquälerei kann ich überhaupt nicht ertragen.
    Obwohl es sich eigentlich genauso anfühlen dürfte, wenn ein Mensch stirbt, macht es für mich aus irgendeinem Grund einen Unterschied.


    Das Gleiche ist es meiner Meinung nach auch bei kleinen Kindern und Märchen. Sie stecken es problemlos weg, dass im Märchen die böse Hexe im Ofen verbrannt wird oder ähnliches. In dem Alter hat man noch keine rechte Vorstellung von sowas.

    Warum gibt es nicht nur die Berge, sondern auch Wälder und Flüsse und Seen? Alles hat seinen Wert für die Welt - nur ist es manchmal schwer, ihn zu erkennen. (Kai Meyer: Seide und Schwert)


    SuB: 8

  • Ich frage mich oft auch, warum schreibt ein Autor bestimmte Szenen, bzw. warum baut er sie dermaßen aus? Überschreitet er nicht vielleicht auch eigene Schmerzgrenzen?
    Wenn man bis ins letzte Detail z.B. einen brutalen Mord oder eine Tierquälerei schildern kann - wie nahe muss man dem, was man selbst schreibt, kommen, um es realistisch auszudrücken? :gruebel

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    Original von woelfchen


    Mir stehen Tiere zudem emotional wesentlich näher als Menschen. Alleine deswegen könnte ich jeden Tierquäler oder Autor, der sowas erfindet, erschlagen :schlaeger .


    Und ich will keine detallierten Beschreibungen von Leichen oder Gewalt, da bin ich zu empfindlich zu. Ich will auch gar nicht abstumpfen ;-).


    Ja, das geht mir genauso, vermutlich kommt es daher, dass Tiere immer ehrlich sind, in ihrer Zuneigung, Freude und auch in ihrem Leiden, sie verstellen sich nicht, wie wir Menschen es oft tun. Wenn Tiere töten, dann dient es dem Überleben. Wenn Menschen töten, dient es ihrer Lust am Töten und Quälen, oder dem Erreichen ihrer ganz eigenen Ziele. Ausgenommen natürlich diejenigen, die sich in einer Gefahrensituation selbst verteidigen müssen.

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    Original von butterfly49


    Ist das dann fiktive oder reale Brutalität?? :gruebel


    Bis jetzt blieb es fiktiv, nur einmal bin ich handgreiflich geworden, als jemand eine Maus gequält hat, indem er immer wieder auf sie getreten ist und ihr so die Beine brach.
    Sowas ist nämlich dann die Folge, wenn Menschen sich an die Brutalität über TV / Bucher gewöhnen.


    Einmal habe ich einen Film, der im Zweiten Weltkrieg spielte auseschaltet, weil Soldaten dort einen Hund erschossen, der fröhlich hinter ihrem Lastwagen herlief. Ich weiß von dem ganzen Film nichts mehr, bis auf diese Szene.

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    Original von butterfly49


    Ist das dann fiktive oder reale Brutalität?? :gruebel


    Das ist gar keine Brutalität, sondern ein ganz reales Bedürfnis:grin

  • Hallo Eskalina,


    "Ich frage mich oft auch, warum schreibt ein Autor bestimmte Szenen, bzw. warum baut er sie dermaßen aus? Überschreitet er nicht vielleicht auch eigene Schmerzgrenzen?
    Wenn man bis ins letzte Detail z.B. einen brutalen Mord oder eine Tierquälerei schildern kann - wie nahe muss man dem, was man selbst schreibt, kommen, um es realistisch auszudrücken? "


    ich glaube, das liegt auch ein bisschen daran, wie ein Autor beim Schreiben technisch zu Werke geht.
    Es ist ja schon ein Unterschied, ob Du als Leser einen Absatz liest - das dauert ca. 10 Sekunden, und Du hast ihn völlig und komplett verstanden und mit aller potentiellen Grausamkeit verinnerlicht.


    Für den selben Absatz hat der Autor u.U. eine oder auch zwei Stunden oder ncoh länger gebraucht, gerade wenn es eine heikle oder wichtige Passage ist. Er ist wieder und wieder "drüber gegangen", hat umformuliert, ausgeschmückt, zugespitzt. Alles schieres, sauberes Handwerk. Auch wenn dabei Begriffe wie Blut, Gedärme, Ekel und Todesqual verwendet werden...


    Der Autor hat sich also durch seine rationale Arbeitsweise erstmal emotional distanziert, und dann hatte er noch erheblich mehr Zeit, die eigene Grausamkeit rational zu verarbeiten, als der Leser.


    Ausserdem darf man getrost Absicht unterstellen. Es soll ja - gerade im Thriller, erst recht im Psychothriller - ordentlich die Post abgehen! Das will der Leser! Soll er also kriegen, denkt sich der Autor, und am besten noch ein bisschen mehr als erwartet! Also setzt er noch einen drauf!

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    Original von JanvonderBank




    Ausserdem darf man getrost Absicht unterstellen. Es soll ja - gerade im Thriller, erst recht im Psychothriller - ordentlich die Post abgehen! Das will der Leser! Soll er also kriegen, denkt sich der Autor, und am besten noch ein bisschen mehr als erwartet! Also setzt er noch einen drauf!


    Wenn es wie in dem von mir erwähnten Krimi darum geht, dass kleine Jungen ermordet und ihr bestes Teil in den Mund gestopft bekommen, dann ist für mich eine Grenze erreicht, die nie überschritten werden darf. Leser, die sich an sowas ergözen können, sind für mich pervers.


    Schlimm genug, wenn sowas Erwachsenen passiert, aber nicht den Hilflosesten unserer Gesellschaft, den Kindern.


  • Hoffentlich hat's demjenigen wehgetan !


    Aber man sieht doch, dass ein gewisses Gewaltpotenzial in jedem von uns steckt, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

  • Zitat

    Original von Bücherfreund



    Wenn Tiere töten, dann dient es dem Überleben. Wenn Menschen töten, dient es ihrer Lust am Töten und Quälen, oder dem Erreichen ihrer ganz eigenen Ziele.


    Nur noch was dazu: Mein Hund hatte sich auch mal eine Hummel gefangen und aus lauter Interesse mit ihr gespielt bzw. gequält. Den vorwurfsvollen Blick, als ich sie rettete, werde ich nie vergessen :chen.

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    Original von JanvonderBank
    Ausserdem darf man getrost Absicht unterstellen. Es soll ja - gerade im Thriller, erst recht im Psychothriller - ordentlich die Post abgehen! Das will der Leser! Soll er also kriegen, denkt sich der Autor, und am besten noch ein bisschen mehr als erwartet! Also setzt er noch einen drauf!


    Ja, so denken einige Autoren. Ich weiß nicht, wer der oder die erste war, die diese Welle begründet hat - Mo Hayder, Tess Gerritsen, Karin Slaughter,Kathy Reichs, oder Jiliane Hoffmann - sie alle haben es weniger durch Spannung geschafft, den Leser zu fesseln, als mit "wunderbar" genau beschriebenen bluttriefenden Szenen...Klar hat das die Leser am Anfang fasziniert. Es war ja etwas Neues, doch heute gehören diese Art Thriller schon zur Normalität.
    Ich bevorzuge trotzdem die Thriller und Krimis, die ohne Brutalität auskommen und allein durch ihren Schreibstil überzeugen. Dass das möglich ist, wird zum Glück immer wieder bewiesen. :wave

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    Original von Eskalina


    Ja, so denken einige Autoren. Ich weiß nicht, wer der oder die erste war, die diese Welle begründet hat - Mo Hayder, Tess Gerritsen, Karin Slaughter,Kathy Reichs, oder Jiliane Hoffmann - sie alle haben es weniger durch Spannung geschafft, den Leser zu fesseln, als mit "wunderbar" genau beschriebenen bluttriefenden Szenen...Klar hat das die Leser am Anfang fasziniert. Es war ja etwas Neues, doch heute gehören diese Art Thriller schon zur Normalität.
    Ich bevorzuge trotzdem die Thriller und Krimis, die ohne Brutalität auskommen und allein durch ihren Schreibstil überzeugen. Dass das möglich ist, wird zum Glück immer wieder bewiesen. :wave


    Mein bevorzugtes Genre sind Krimis und Thriller, aber ich bevorzuge eher die leisen Töne, obwohl ich auch Tess Gerritsen, Jilliane Hoffman oder Jo Nesbo lese,
    aber wie schon gesagt sind für mich jegliche Bücher die Misshandlungen von Tieren und Kindern detailliert beschreiben tabu.


    woelfchen


    Dein Hund hat aber nicht aus purer Lust am Quälen mit der Hummel gespielt, sondern aus Interesse und Spieltrieb, das ist doch was ganz anderes, oder ?


  • Aber ist das am Ende wirklich so was anderes oder hat der Mensch einfach nur eine zivilsiertere Art der Triebabfuhr gefunden?

  • Salonlöwin - "Stadt der Diebe" war heftig, aber ich habe keine so furchtbar und bis ins Detail ausgearbeitete Gewaltszenen in Erinnerung. Wie gesagt, es geht mir immer um das Detail. Allerdings ist es auch so, dass ich, wenn mich ein Buch insgesamt interessiert (zum Beispiel die Stadt der Diebe) und sich diese Szenen nicht auf jeder Seite finden, sie einfach überblättere. Vielleicht habe ich das bei diesem Buch also auch getan, daran kann ich mich leider schon nicht mehr erinnern... :wave


    Bei "Wir Ertrunkenen" weiß ich noch, dass ich diese Quälerei des Hundes nicht lesen wollte und deshalb so lange weiter geblättert habe, bis das vorbei war. Wäre es nun immer so weiter gegangen, dann hätte ich das Buch abgebrochen, aber das war zum Glück nicht der Fall.