Radioropa, 3 CDs
Kurzbeschreibung:
Nach dem Friedensschluss zwischen den Bürgerkriegsparteien in El Salvador Anfang der 1990er-Jahre wird der Ich-Erzähler, ein Unteroffizier der Eliteeinheit Acahuapa mit dem Übernamen Robocop, aus der Armee entlassen, die Einheit wird aufgelöst, aus den »Terroristen«, die es bis anhin zu vernichten galt, werden Abgeordnete, Geschäftsleute, geachtete Personen. Die Welt sieht düster aus für Robocop, die Zukunft erst recht, denn er hat nur eines gelernt - das dafür gründlich: töten. Bald stellt sich jedoch heraus, dass dieses Know-how weiterhin gefragt ist. Robocop führt nun Aufträge des militärischen Geheimdienstes aus, bis er für diesen zum Sicherheitsrisiko wird. Dann beseitigt er die auf ihn angesetzten Killer und schlägt sich zu einem Drogenring im guatemaltekischen Dschungel durch. »Gewaltrecycling« hat der Autor diesen Vorgang genannt. Eine unendliche Geschichte. Um die allgegenwärtige Gewalt im »Nachkriegs«-Zentralamerika geht es in diesem Hörbuch. Sie wird gewissermaßen naiv dargestellt vom Täter selber, für den das alles nichts Besonderes, sondern normaler und notwendiger Überlebenskampf ist. Erzählt wird in einer knappen, konzentrierten Sprache und mit hohem Erzähltempo.
Über den Autor:
Horacio Castellanos Moya, geboren 1957 in Honduras, aufgewachsen in El Salvador. Heute lebt er in Mexiko-Stadt. 1991 musste er sein Land fluchtartig verlassen, nachdem seine Thomas-Bernhard-Paraphrase "El asco" (Der Ekel) – eine Schimpftirade auf El Salvador – massive Empörung ausgelöst hatte. Bekannt wurde er mit dem 2000 in Spanien erschienenen Roman "La diabla en el espejo" (Die Teufelin im Spiegel)
Über den Sprecher:
Ronny Great hat schon Geschichten von Arthur Conan Doyle gelesen sowie August Strindberg, Annette von Droste-Hülshoff, Hanns Kneifel, Michael Maar du Kindergeschichten.
Meine Meinung:
Mit 3 CDs handelt es sich um ein relativ kurzes, dafür aber intensives Hörbuch. Nach Ende des Bürgerkriegs in El Salvador 1991 beginnt für die Leute vom Militär ein neues Leben.
Anhand des Protagonisten Robocop wird aber gezeigt, dass der Unterschied nicht so groß ist. Er wird zum Söldner und führt so weiterhin einen Krieg.
Das zu zeigen, ist die Intention des Autors.
Robocop geht auftragsgemäß sogar nach Guatamala und Mexiko. Dort tötet er gnadenlos Feinde wie harmlose Passanten oder seine Geliebt die er zufällig trifft.
Das komplette Hörbuch ist von einer unterschwelligen Gewalt unterlegt, mit Ausnahme von den Szenen, in denen die Gewalt eskaliert. Und von denen gibt es viele, oft mit drastischer Detailgenauigkeit, so dass der Protagonist zwischendurch gezwungen ist, sich die Hirnmasse seiner Opfer unter den Fingernägeln zu entfernen.
Deswegen ist es nicht einfach, dieses Hörbuch zu genießen, aber die Absicht des Autors vollzieht sich. Wie Horacio Castellanos Moya im Interview erzählt, ist sein Protagonist intellektuell und emotional völlig unterentwickelt. Für ihn zählt nur das Überleben, Gewalt und Töten wird zum Normalfall, Werte sind weitgehend verfallen.
Das ist das Erbe von Ereignissen wie blutigen Bürgerkriegen.
Vom Sprecher war ich nicht durchgängig begeistert, obwohl ihm eigentlich wenig anzulasten ist. Kann sein, dass er bei Kindergeschichten oder Klassikern besser zur Geltung kommt.
Obwohl der Stil des Hörbuches relativ einfach wie in einem Thriller gehalten ist, erhöht die Intention des Autors den Text und es lohnt sich doch, den Waffengänger zu hören. Von mir gibt es 6-7 Punktte.