'Die Detektivin' - Kapitel 07 - 12

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Was ich mich frage ist, wie ein Lehrbuch sowohl für die Beamten als auch für ein Publikum gut geeignet sein kann. Ist es in der Gesamtheit wirklich so ausgewogen?


    Hallo Palomar,


    die haben das früher anders gesehen als heute. Solche "Vorsätze" und Leseansprachen habe ich auch in anderen Büchern gefunden. Man hat damals insgesamt "komplizierter" geschrieben - aus heutiger Sicht zum Teil auch deftig, aber oft auch plastisch und bildhaft.
    Ich habe - insbesondere für den zweiten Roman, der 1904 spielt - auch jede Menge Zeitungen aus der Zeit gelesen. Was da alles drinsteht, ist unglaublich. Da wird auch der politische Gegner mal kurz und lang geheißen. Und Datenschutz kannte man auch nicht.
    Dass ich so tief in die damalige Zeit eintauchen konnte, dabei halfen mir vor allem diese "Leseausflüge" : Zeitungen, Lehrbücher, aber auch Romane aus der Zeit. Natürlich habe ich auch die Abenteuer von Auguste Dupin und Sherlock Holmes noch mal gelesen ...


    Viele Grüße
    Nikola

  • Zitat

    Original von dyke
    [Es muss jetzt einmal heraus, nachdem ich das schon öfters gelesen habe:


    Habt Ihr den keine Ahnung von der Geschichte der Frau ?


    dyke : Doch haben wir, aber darf man darüber nicht trotzdem mal "ungläubig den Kopf schütteln", wenn man einen Histo-Krimi liest??
    Schließlich ist die Stellung der Frau unweigerlich auch Thema dieser LR

  • Zitat

    Original von Nikola_Hahn Natürlich habe ich auch die Abenteuer von Auguste Dupin und Sherlock Holmes noch mal gelesen ...


    .. da möchte ich doch mal erwähnen, dass mir beim lesen immer gefällt wenn sich Victoria selbst Detektiv Vctoria Dupin nennt. :grin

  • @ Nikola


    Es ist wunderbar, wie du mit einer gelungenen Mischung aus Lehrbuch und Romanerzählung du die Stimmung dieser Zeit rüber bringst. Natürlich gespickt mit historischen Fakten, daß der, wo den Geschichtsunterricht nicht verschlafen hat, sich zurecht findet! :wave

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Hallo Hoffis,


    das Fach "Geschichte" stand früher auf meiner "Antiliste" ganz weit oben (direkt hinter Physik), und ich könnte heute noch meine Geschichtslehrer schütteln, dass sie es nicht fertiggebracht haben, die Faszination dieses Faches rüberzubringen. Wir haben stur nur irgendwelche Zahlen auswendig gelernt und/oder staubtrockene Texte gelesen. Wie bunt und interessant (vor allem auch als Ursprung und Erklärung für die heutige Welt) Geschichte sein kann, ist mir erst klargeworden, als ich selbst anfing, zu recherchieren.
    Ganz besonders deutlich ist es mir geworden, als ich für das (in Planung stehende) neue Buch anfing zu recherchieren. Das Thema "1. Weltkrieg" und "Weimarer Republik" war ja Thema in der Schule. Aber was für eine interessante, aufschlussreiche und bewegende Zeit das tatsächlich war, habe ich erst durch meine privaten "Geschichtsstunden" erfahren.
    So war ich mit meinem Mann im Sommer 2007 drei Tage in Flandern, und wir haben u.a. Soldatenfriedhöfe und (rekonstruierte) Schlachtgräben angeschaut. Dort ist die Geschichte fast mit Händen greifbar. Danach habe ich "Im Westen nichts Neues" noch mal und mit ganz anderen Augen gelesen.
    Doch zurück ins Kaiserreich - und weiterhin viel Spaß beim Lesen!


    Nikola

  • Das 19. Jahrhundert war in Geschichte nie meine Stärke.
    Da hat mich hauptsächlich die technische Revolution interessiert, und weniger die Politische und die Soziale...

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Zitat

    Original von Hoffis
    Das 19. Jahrhundert war in Geschichte nie meine Stärke.
    Da hat mich hauptsächlich die technische Revolution interessiert, und weniger die Politische und die Soziale...


    ... und ich habe schon bei "Issos Keilerei" mit Tintenpatronenkügelchen auf dem Tisch rumgespielt. Schade, schade ... Dabei ist Geschichte sooo interessant!
    Ich habe vor einiger Zeit mit einem Darmstädter Lehrer zusammen eine Fortbildung für Lehrer gemacht, in der es darum ging, über (fiktives) Briefe- und Tagebuchschreiben Geschichte zu erschließen. Die Schüler waren, so hörte ich später, ganz angetan von der Idee und haben super mitgemacht.


    Sowas hätte ich mir in meiner Schule auch mal gewünscht.
    Ich erinnere mich jedoch nur an meinen tollen Deutschlehrer, der uns die Märchen von Andersen nähergebracht hat ...


    Herzlichst
    Nikola

  • Biddling beschäftigt sich auch nach Feierabend sehr intensiv mit den Stadtwaldwürgefällen. Mir kam der Gedanke, daß er vielleicht eines der Opfer kannte ? Aber nein .... der ermittelnde Beamte Dickert war sein Vater ! Darauf wäre ich natürlich nie gekommen. Nachdem er sich Heiner gegenüber offenbart hat, scheint er etwas zugänglicher und weniger cholerisch zu sein und ist mir nicht mehr so unsympathisch wie am Anfang. Scheint ihm irgendwie eine Last von den Schultern genommen zu haben. Aber wehe, wenn das Victoria erfährt .... da kann er sich warm anziehen. :lache


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Heiner Braun ist meine absolute Lieblingsfigur im Roman! Neben witzigen Bemerkungen steht er für mich auch für Toleranz und Lebenserfahrung. Seine Art zu ermitteln, also auch mal mit Zeugen plaudern, führt ihn manchmal weiter als es scharfe Verhöre vermögen würden!


    :write
    Ich mag ihn auch so was von gerne :grin, vor allem seinen trockenen Humor und seine Respektlosigkeit lassen mich immer wieder schmunzeln. Wobei, respektlos ist er ja nur Ignoranten gegenüber.


    Das Victoria Hannes ist ..... da mußte ich erst mal lachen. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich hatte sogar ihren Bruder David im Verdacht Hannes zu sein. :lache


    Victoria bekommt einen Streit ihrer Eltern mit. Ihr Vater wirft der Mutter vor, eifersüchtig auf Sophie ( ? ) zu sein. Da scheint ein tiefer Groll bei Henriette zu schlummern ....

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Ich hatte sogar ihren Bruder David im Verdacht Hannes zu sein. :lache


    Ich zwischenzeitlich auch, denn es musste ja jemand aus der Familie oder ein der Familie Nahestehender sein. Aber dann war ich mir nicht mehr sicher, ob das Alter stimmt und ob in dem frechen Bruder tatsächlich solche Talente stecken...

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Das es jemand ist, der der Familie Könitz nahe steht, dachte ich mir, als Heiner Hannes sagte, er sollte Victoria Grüße ausrichten. Das sie sich aber so gut verkleiden könnte, daß sie als Manmn durchgeht, darauf wäre ich nie gekommen.


    Hallo Christine (und alle anderen, die das Thema "Verkleidung" hier auch thematisiert haben),


    ich habe in der Tat lange überlegt, wie ich das hinkriege, dass die "Hannes-Rolle" von Victoria einigermaßen authentisch wirkt. Wie hier auch schon richtig angemerkt wurde, ist es ja nicht damit getan, dass man sich einfach nur andere Kleider anzieht - man muss auch in die "soziale" Rolle schlüpfen können. Und das geht nur, wenn man die Lebensweise dieser Menschen, in deren Welt man eintaucht, kennt. Ohne Victorias Vergangenheit - ihre "Streiche" als Kind, wäre das sicherlich gar nicht möglich gewesen. Aber generell ist so eine "Verkleidungsaktion" immer etwas Heikles und man sollte es nicht überstrapazieren. Inspriert dazu hat mich übrigens wieder ein Beispiel aus einem kriminalistischen Lehrbuch, in dem ein Foto abgedruckt war, auf dem "lauter ehrbare Kriminalbeamte" in verlottertem Outfit, wie wir heute sagen würden, auf "Verbrecherjagd" gingen.


    Man muss dazu wissen, dass die Beamten der Kriminalpolizei damals oft "ehrenwerte Herren von" waren, also (teils auch verarmte) Adelige, die gute Bildung, aber wenig Bares hatten. "Die Herren von K (=Kriminalpolizei)" hat sich übrigens sehr, sehr lange als ironische Bezeichnung der Kripo gehalten und ist auf diesen Ursprung zurückzuführen. Diese Herren "von" verkleideten sich also als Handwerksburschen, Tagelöhner oder was weiß ich und sind dann in die entsprechenden Quartiere zum "Ermitteln" gegangen. Über Erfolgsquoten ist mir da allerdings nix bekannt :lache


    Auch das Vigilantentum stammt aus dieser Zeit. Heute würde man dazu sagen: Informant oder V-Person, je nachdem, wie sich die Zusammenarbeit mit der Polizei gestaltet.


    Viele Grüße
    Nikola

  • Doch, ich fand es durchaus authentisch. Victoria beschäftigt sich sehr viel mit dem Thema Geschlechter und gerade ihr traue ich zu, daß sie einen Mann sehr gut imitieren kann. Ich kann mir gut vorstellen, daß sie sich in dieser Rolle auch sehr wohl gefühlt hat. Endlich einmal tun und lassen können, was ihr sonst als Frau verwehrt wird.


  • Ja, ich mir auch.... Bei uns war das auch nur ein endloses Pauken von Geschichtsdaten... wann war die und wann war das.... :pille

    Gruss Hoffis :taenzchen
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  • Mit Victoria als Hannes hätte ich auch nicht gerechnet. Da ist dir, Nikola, eine Überraschung gelungen.


    Victoria ist eine ungewöhnliche Frau ihrer Zeit. Allerdings hätte es die heutige Emanzipation nicht gegeben, wenn es nicht immer auch Frauen gegeben hätte, die die Unterordnung nicht akzeptieren wollten. Ich frage mich, wie es überhaupt zu solch einer im Gesetz verankerten Haltung kommen konnte. :pille


    Genial war der Trick, den ungewollten Hochzeitskandidaten an die Schwester abzutreten. Eine freie Wahl hatten wohl alle nicht.


    Dennoch mag ich die Zeit, in der dieser Krimi spielt. Es ist mir sehr viel greifbarer als Mittelalter.

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Mit Victoria als Hannes hätte ich auch nicht gerechnet. Da ist dir, Nikola, eine Überraschung gelungen.


    *freu*



    Zitat

    Original von Büchersally
    Dennoch mag ich die Zeit, in der dieser Krimi spielt. Es ist mir sehr viel greifbarer als Mittelalter.


    Ich mag eigentlich alle Zeiten - sofern es mir gelingt, mich in die Geschichte, die erzählt wird, einzufühlen. Natürlich ist das immer ein Kompromiss für den Autor, denn ganz authentisch könnte man aus einer so weit zurückliegenden Epoche wohl nicht erzählen: Zum einen, weil man nicht bis ins Letzte herausbekommen wird, wie es tatsächlich im Alltag war und was die Leute wirklich fühlten und dachten, zum anderen, weil es uns heute schwer fallen würde, gewisse Dinge zu akzeptieren, die damals aber selbstverständlich waren. Die Geschlechterrolle ist da nur ein Beispiel. Ich habe mir auch sehr viele Gedanken darüber gemacht, inwieweit ich mit der Sprache "authentisch" bin. Schreibt man zu "damalig", wird der heutige Leser nicht mehr folgen können - außerdem behindert eine zu fremde Sprache das Eintauchen in die erzählte Welt, weil man sich ständig an den Begriffen reibt und damit die Atmosphäre zerstört wird.
    Allein über all das nachzudenken, hat mich viele Stunden (Vor-)Arbeit gekostet :gruebel


    Viel Spaß beim Weiterlesen
    wünscht Dir und allen anderen hier
    Nikola

  • Zitat

    Original von Nikola_Hahn


    Ich habe mir auch sehr viele Gedanken darüber gemacht, inwieweit ich mit der Sprache "authentisch" bin. Schreibt man zu "damalig", wird der heutige Leser nicht mehr folgen können - außerdem behindert eine zu fremde Sprache das Eintauchen in die erzählte Welt, weil man sich ständig an den Begriffen reibt und damit die Atmosphäre zerstört wird.
    Allein über all das nachzudenken, hat mich viele Stunden (Vor-)Arbeit gekostet :gruebel


    Das habe ich beim Lesen der Kapitelüberschriften aus dem Polizeihandbuch gemerkt. Die haben zur Authenzität vollkommen gereicht, und als Nordlicht fällt mir das Schwäbische auch etwas schwer. Die Mischung, die du gebraucht hast, war schon gelungen!

  • Zitat

    Original von Tempe
    Das habe ich beim Lesen der Kapitelüberschriften aus dem Polizeihandbuch gemerkt. Die haben zur Authenzität vollkommen gereicht, und als Nordlicht fällt mir das Schwäbische auch etwas schwer. Die Mischung, die du gebraucht hast, war schon gelungen!


    i glaub, du hasch di in dr Region girrt..... dees isch koi schwäbisch gwä...... :grin dees häd i gmerkt.....


    Probiers mol mit Hessisch....

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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