Grünkohl und Curry - Hasnain Kazim

  • Über den Autor
    Hasnain Kazim wurde 1974 im niedersächsischen Oldenburg geboren und wuchs in dem Dorf Hollern-Twielenfleth im Alten Land, vor den Toren Hamburgs, sowie in Karatschi, Pakistan, auf. Er studierte Politikwissenschaft und schrieb unter anderem für die Heilbronner Stimme und die Nachrichtenagentur dpa. Ab 2006 war er Redakteur von SPIEGEL ONLINE, seit Juli 2009 ist er Südasienkorrespondent von SPIEGEL ONLINE und SPIEGEL.


    Kurzbeschreibung
    Auf dem Dachboden seiner Eltern findet Hasnain Kazim, Sohn indisch-pakistanischer Einwanderer, eine Kiste mit Papieren, die ein Tor zu seiner Vergangenheit öffnen: Dokumente, die belegen, dass seine Familie in den 80er-Jahren mehrmals kurz davor stand, aus Deutschland ausgewiesen zu werden. Kazim geht dieser Familiengeschichte nach, erzählt, wie seine Eltern nach Deutschland kamen und warum sie ausgerechnet in einem Dorf bei Hamburg, das alles andere als ihr Traumziel war, heimisch werden.
    Den Schikanen der Ausländerbehörden steht die Hilfsbereitschaft der Dorfbewohner gegenüber, die der muslimischen Familie, wo immer möglich, den Rücken stärken. Was im täglichen Leben rasch gelingt – die Integration – wird erst nach 16 Jahren offiziell: Die Familie erhält die deutsche Staatsbürgerschaft.


    Es ist ein Bogen von Dorf zu Dorf, von Lakhimpur am Fuße des Himalaya nach Hollern-Twielenfleth im alten Land, von Indien nach Deutschland. Und es ist eine Geschichte von kulturellen Unterschieden und Gemeinsamkeiten, über geglückte Integration, Liebe und Freundschaft.


    Meine Rezension
    Als Hasnains Eltern Mitte der 70er Jahre heiraten, haben sie noch keine Ahnung, was ihnen alles bevorsteht, bis sie wirklich „zuhause“ angekommen sind. Sie sind jung, Hasnains Vater noch in der Ausbildung zum Seemann, doch für sie steht fest: in Pakistan wollen sie nicht bleiben. Zu sehr stört es sie, dort von der Familie in allen Dingen bevormundet zu werden. Sie wollen die Welt kennenlernen und sich am liebsten in England oder den USA niederlassen. Doch nicht zuletzt durch die Ausbildung und Arbeitsstelle von Hasnains Vater landen die beiden „zunächst“ in einem kleinen Ort in Norddeutschland.


    Trotz anfänglichen Zweifelns beginnen die beiden, sich gut einzuleben. Hasnain und seine Schwester kommen in Hollern-Twielenfleth zur Welt und die Eltern beschließen, in Deutschland zu bleiben. Sie lernen die Sprache und sie finden Freunde und Bekannte in der Nachbarschaft, die ihnen auch später noch wertvolle Dienste leisten.


    Eigentlich steht einer Einbürgerung nichts mehr im Wege, doch da haben die Kazims die Rechnung ohne die norddeutschen Behörden gemacht, die ihnen alle nur erdenklichen Steine in den Weg legen und aus unerfindlichen Gründen ihren Ermessensspielraum stets gegen die Kazims auszuspielen scheinen. Diese Zeit zwischen Ausweisung und Einbürgerung zieht sich über Jahre hin und erfordert alle Kräfte, sie ist auch das beherrschende Thema des Buches.


    Abgerundet wird die Rahmenhandlung durch den Einstieg ins Buch, der einen ausführlichen Einblick in die Geschichte der Familie Kazim, aber auch in die Geschichte Indiens und Pakistans gibt – vieles davon wusste ich gar nicht bzw. war mir nicht so bewusst.


    Was mir gut gefallen hat ist, dass der Autor – auch wenn er sicher manchmal allen Grund dazu gehabt hätte – nie jammerig rüberkommt. Gut gefallen hat mir auch das immer wieder vorkommende Zusammenprallen der Kulturen – so dass es eben neben den typisch pakistanischen Currys auch „Altländer Apfelkuchen“ etc. gibt. Man hat das Gefühl, Kazims Eltern nehmen das Beste aus beiden Kulturen mit und freuen sich über die neue Heimat, ohne die alte zu vergessen.


    Ein interessantes Buch und auch eine Geschichte über eine gelungene Integration – sicher kein Paradebeispiel, aber dennoch ein gut lesenswertes Buch und die bewegte und wahre Geschichte einer Familie in Deutschland…

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)