Titel: Unvollständige Erinnerungen
Autorin: Inge Jens
Verlag: Rowohlt
Erschienen: November 2010
Seitenzahl: 320
ISBN-10: 3499626101
ISBN-13: 978-3499626104
Preis: 9.95 EUR
Inge Jens wurde 1927 in Hamburg geboren. Sie studierte Germanistik, Anglistik und Pädagogik. 1953 promovierte sie.
Es wäre unfair und auch unredlich, würde man Inge Jens jeweils nur auf ihre Stellung als „die Ehefrau von Walter Jens“ versuchen zu definieren. Inge Jens ist weitaus mehr, eine selbständige und emanzipierte Frau, die nur zufällig mit Walter Jens verheiratet ist. Schließlich war es Inge Jens, die die Tagebücher von Thomas Mann herausbrachte – es war nicht Walter Jens der sich dieser gewaltigen Arbeit unterzog.
In dieser Autobiographie schaut Inge Jens auf ein langes und interessantes Leben zurück. Anfangs geschieht dieses sehr distanziert, fast schon kühl. Am Ende aber, als sie sich intensiv mit der Demenzerkrankung ihres Mannes befasst, da öffnet sie sich, da schildert sie wie es ist mit einem Partner zu leben, der schwer demenzkrank ist. Hervorzuheben ist, dass sie sich hier nicht als die Ehefrau gibt, die sich ohne Ende grenzenlos aufopfert; ganz im Gegenteil. Sie macht deutlich, wie schwer es ihr fällt, ihr eigenes Leben aufgrund dieser Krankheit stark zu beschneiden, sie schildert ihre Gereiztheit, ihre Ungeduld – aber gerade auch aus diesen sehr menschlichen und sehr persönlichen Schilderungen vermag man zwischen den Zeilen die große Hingabe zu lesen, die sie mit ihrem Mann verbindet. Gerade der letzte Teil dieser Autobiographie berührt.
Inge Jens ist ohne Frage eine der ExpertenInnen für in Bezug auf Katia Mann und auf deren Mutter. Ihre Bücher „Frau Thomas Mann“ und „Katias Mutter“ gehören in meinen Augen in die oberste Klasse der Biographieliteratur.
Inge Jens hat den Spagat geschafft. Den Spagat zwischen Mutter und Ehefrau auf der einen Seite und der Arbeit als Biographin und Schriftstellerin auf der anderen Seite.
Eine faszinierende Autobiographie die uneingeschränkt empfohlen werden kann.