• Guckt hier eigentlich jemand Breaking Bad? Bisher war ja "Amerikanische Kultserie" absolutes No-Go für mich, aber zu dieser Serie haben wir uns hinreißen lassen (zumal auf arte und deshalb werbefrei) und hocken jetzt jeden Samstagabend vor der Glotze :wow

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ja. Zieht mich zwar jedes mal dermaßen runter, dass ich Ausschau nach einem Strick halte, aber der Serie entziehen kann ich mich auch nicht. Ziemlich düster, und nicht besonders angenehm aber in der weiten Serienlandschaft ziemlich außergewöhnlich. Der Hauptdarsteller ist fantastisch!

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

  • Was zieht dich denn daran runter?
    Mir geht es ähnlich, aber eigentlich ist es weniger Walts tödliche Krankheit, noch sein "Abrutschen" ins Drogenmilieu, was mich erschüttert, als die gesellschaftlichen Zwänge, in die diese arme Sau eingebunden ist. Seine Frau, die ihn aus weitestgehend egoistischen Gründen zwingt, eine Chemotherapie zu machen (die Szene mit dem Kissen auf dem Sofa war gruselig :wow). Das gesellschaftliche Umfeld, das ihn nötigt, einen einigermaßen repräsentativen Lifestyle zu pflegen, was ihn ja erst in diese finanzielle Sackgasse getrieben hat. Sein Schwager Hank mit seiner weitestgehend unreflektierten Vorstellung von Gut und Böse. Grauenhaft.


    Trotzdem muss ich sagen: ich finde die Serie wirklich witzig und der Hauptdarsteller ist tatsächlich fantastisch!

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Im Prinzip hast du deine Frage selbst beantwortet :grin


    Walts Entschluss, mehr oder weniger ins Drogengeschäft einzusteigen, und die daraus resultierenden zahlreichen Lügen, die er um sich herum auftürmt erzeugen eine Abwärtsspirale, und auch wenn er versucht, alles hinzubekommen, wirds letzlich immer nur noch schlimmer. Sein ganzes bisheriges Leben gerät ins Wanken, die Familie bricht auseinander. Er hält beharrlich an seinem Schweigen fest, und muss dementsprechend mit den Konsequenzen leben. Und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, finde ich relativ realistisch umgesetzt und demzufolge bedrückend.


    Also man könnte sagen, die Serie ist nicht weichgezeichnet, enthält nur wenige Hoffnungsschimmer und zugegeben mitunter gelungen schwarzen Humor. Aber diese gesamte Mischung und die Tatsache, dass der gute Walt an sich ein sympathischer Kauz ist dem man das Beste wünscht, empfinde ich schon als bedrückend. Und zugleich wünscht man sich fast, dass sich die Wogen eben nicht glätten, und Walt bei sich zu Hause (Stichwort ätzende Ehefrau) und in der Stadt noch weiter aufräumt und es krachen lässt. Auch dieser Zwiespalt trägt zur großen Qualität der Serie bei.

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

  • Da sich "Breaking Bad" für mich interessant anhörte, habe ich mir die DVD gekauft, allerdings habe ich nicht nur einen SUB sondern auch einen SUF und SUS (stapelweise ungesehene Filme und Serien).


    Bei ARTE habe ich kurz mal reingeschaut, da lief "Breaking Bad" aber schon einige Folgen bis ich das mitbekommen hatte. Grundsätzlich mag ich inzwischen aber auch nicht mehr gerne an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit an eine Fernsehausstrahlung gebunden sein, sondern schaue lieber direkt als DVD.


    Und so geht es auch den "Mad Men", die darauf warten, gesehen zu werden.



    .

  • Wir haben die Serie auf DVD und gucken gerade die 2. Staffel. Interessant finde ich die Entwicklung, die Walt durchmacht. Ganz langsam wird aus dem harmlosen braven Highschoollehrer ein abgekochter Drogenproduzent und man glaubt kaum, dass er in der Lage ist, mexikanische Drogendealer auszutricksen. Ich bin neugierig, wie lange ihm der Spagat zwischen seiner bürgerlichen und seiner kriminellen Existenz gelingt.

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Ich habe dieses Kleinod erst in der vergangenen Woche entdeckt und freue mich schon auf beiden heutigen Folgen. Inzwischen habe ich die erste Staffel per iTunes nachgekauft. Bryan Cranston sieht zwar (im Vergleich zu seiner Rolle als Hal, der Vater von Mittendrin-Malcolm) grausig aus, aber das gehört wohl auch dazu. Großartige Serie!

  • Ich finde ja Jesse auch sehr überzeugend, eigentlich ein lieber Kerl, aber so drogentechnisch ganz schön gaga.


    Was Walts Entwicklung angeht, habe ich eher den Eindruck, dass er sich vom Wesen her gar nicht so sehr verändert, sondern seine Qualitäten (z.B. als Lehrer und Chemiker) einfach auf einem neuen Gebiet einsetzt, das eben nur leider illegal ist. Etwa die Geduld, mit dem er Jesse das Drogenkochen erklärt, als sei das auch nichts anderes als die Produktion von Ammoniak mittels Haber-Bosch-Verfahren.


    Ich freue mich auch schon auf heute abend, die Vorschau sah ja schon wieder sehr vielversprechend aus :-]

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  • Na ja, ich glaub schon, dass man eine Wesensänderung durchmacht, wenn man vom braven Chemielehrer zum Methkoch mutiert und nebenbei ein paar Probleme wie das Auflösen von Leichen löst.
    Es sei denn, Walt war auch früher schon etwas härter gestrickt und seine Lehrerrolle ist nur gespielt. Er scheint ja ein brillanter Chemiker zu sein, der eigentlich nicht an eine Highschool gehört. Die Serie fesselt mich auf jeden Fall.

    Lieben Gruß Idgie



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  • Naja, zunächst einmal macht es ja keinen Unterschied, was man synthetisiert, als gewissenhafter Mensch scheint er einfach den Ehrgeiz zu haben, was er macht auch richtig gut zu machen. Mit dem eigentlichen kriminellen Akt, nämlich das Zeug unter die Leute zu bringen, hat er ja erstmal nichts zu tun.


    Und was das Auflösen der Leiche angeht, war dies in erster Linie auch ein handwerliches Problem, dass er perfekt gelöst hätte, wenn dieser Dussel Jesse ihm nicht dazwischengefunkt hätte. Die Leiche selbst (was hat er eigentlich mit der zweiten Leiche gemacht, habe ich da was verpasst?) war ja zu Lebzeiten ein ganz übler Bösewicht, um den es eigentlich keinem leid tun muss. Schwager Hank feiert denn die beiden anderen toten Schergen Tucos ganz offen wie Jagdtrophäen.


    Ich würde also sagen, sein Wesen ändert sich gar nicht so sehr, sondern er verlässt nur zeitweise ein Wertesystem, welches ja auch durch seine beknackte Familie unterschwellig in Frage gestellt wird.


    Ich fürchte, ich überinterpretiere und sollte mir wohl einfach angucken, wie er es heute mal wieder schafft, Hank zu entwischen :grin

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  • "Breaking Bad" ist ein Beispiel von vielen wie gut amerikanisches Fernsehen ist (oder sein kann).


    Momentan meine absolute Lieblingsserie, weil einfach alle stimmt - tolle Schauspieler, tolle Dialoge, packende Handlung, die dennoch nie hecktisch, sondern eher langsam erzählt wirkt.
    Staffel 2 ist mE sogar noch mal besser als S1, Staffel 3 soll sogar noch besser werden - da warte ich aber noch sehnlichst auf die DVD.
    Und in meinen Augen eine kleine Schande, dass ein Juwel wie BB samstag abends bei Arte versendet wird. Deutsches Fernsehen hätte mal wieder ein paar richtig gute Serien nötig.

  • wieso versendet? Wenn Breaking Bad auf den Privaten, 20.15 Uhr käme, würde ich es definitiv nicht angucken, erstens, weil mich die Werbung fertig macht, zweitens, weil samstägliche Erledigungen bei uns erst gegen neun durch sind, Samstagabend um zehn ist also perfekt.

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  • Bezweifle auch, dass eine Serie wie Breaking Bad auf einem privaten Sender und einem günstigeren Sendeplatz gute Quoten einfahren würde. Gab ja immer mal wieder Versuche der Sendeanstalten, hochwertige und erfolgreiche US-Serien auch hierzulande zu etablieren, was in den meisten Fällen aber schief ging und wieder einmal die Frage aufwirft, warum selbst Ausnahmeserien nur selten Fuß fassen können. Aber das ist ein anderes Thema!


    Was Walt angeht, ist es ja so, dass man (zumindest in den ersten beiden Staffeln) relativ wenig über seine Vergangenheit erfährt. Alle erzählen sich, was für ein anständiger, guter Vater er war, aber hinter die Fassade können wir als Zuschauer nicht sehen und demzufolge ist es auch schwierig zu entscheiden, ob er sich denn nun nach seiner Krebserkrankung verändert oder nicht vielmehr seine wahre Persönlichkeit sich mehr und mehr entfalten kann.

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    - Wittgenstein -

  • ein interessanter Aspekt, zumal er hauptsächlich deshalb so ein biederer Familienvater zu sein scheint, weil er ganz schön unter dem Pantoffel seiner Frau steht.


    Trotzdem, etwas richtig Böses hat er bisher ja noch nicht getan, selbst diesen Drogenfuzzi hat er doch mehr oder weniger aus Notwehr abgemurkst.

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  • Ich find's großartig, dass die öffentlich-rechtlichen (in diesem Fall übrigens gemeinsam mit dem Franzosen) diese Serie gekauft haben. Werbefrei und in HD! (Und wer schon schläft oder unterwegs ist, kann's ja aufzeichnen.) Da habe ich als Gebührenzahler das Gefühl, dass mit meiner Kohle mal was Sinnvolles passiert. Wie zuvor schon z.B. bei "In Treatment" (lief auf 3Sat). Solche Serien werden m.M.n. eher bei den Privaten "versendet". Wie z.B. mit "Six Feet Under" geschehen, das bei VOX (also RTL) letztlich am späten Samstagabend irgendwo zwischen der Schmuddelwerbung landete. Eigentlich wollten sie die letzte Staffel schon nicht mehr einkaufen, weil die Senderzielgruppe offenbar mit der Serie überfordert war. :grin

  • Ja, gut, "versendet" ist wohl das falsche Wort. Letztendlich kann man wohl eh froh sein, wenn so eine düstere und anspruchsvolle Serie den Sprung ins Free-TV schafft. Wirklich gute Serien wie BB - oder das angesprochene Six Feet Under - aber auch Dexter, Lost, Sopranos, Damages haben bei uns in Deutschland keine Chance.
    Hauptsache die DVDs werden weiterhin veröffentlicht, dann schlägt mein Serienherz munter weiter.

  • Zitat

    Original von Idgie
    Stimmt, wir schaffen es auch nicht, nach einer Folge aufzuhören. :grin


    Zum Glück kommen ja auf arte immer zwei Folgen :grin


    Wenn wir aber die DVDs hätten, wie ich aus leidvoller Erfahrung weiß, würden wir die Serie an wenigen Abenden wegknauspern ("ok, ein Folge gucken wir noch, oder höchstens zwei").


    Da wir eigentlich nur sehr wenig fernsehgucken, weil das meiste uns nicht anspricht, sind wir, wenn uns dann mal etwas gefällt, ohne einen Funken Selbstdisziplin :cry

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)